Prädiabetes – Ursachen, Symptome, Diagnose, vorbeugen

Diabetes-Forschung 2024

Medizin Doc Redaktion, aktualisiert am 30.10.2023, Lesezeit: 6 Minuten

Prädiabetes entsteht, wenn der Körper nicht richtig auf das Hormon Insulin reagiert.

Was ist das Insulin?

Insulin ist ein Hormon, das von der Bauchspeicheldrüse produziert wird und dafür sorgt, dass Glukose aus dem Blut in die Muskelzellen, Fettzellen und Leberzellen gelangt, wo sie zur Energiegewinnung verwendet wird. Glukose stammt aus der Nahrung, die wir täglich zu uns nehmen. In Zeiten besonderen Bedarfs, zum Beispiel beim Fasten, produziert die Leber auch selbst Glukose.

Steigt der Blutzuckerspiegel nach dem Essen an, produziert die Bauchspeicheldrüse das Hormon Insulin, das ins Blut abgegeben wird. Dieses Hormon senkt dann den Blutzuckerspiegel, um ihn im Normalbereich zu halten.

Was ist Prädiabetes?

Prädiabetes bedeutet, dass der Blutzuckerspiegel höher ist als normal, aber nicht hoch genug, um als Diabetes diagnostiziert zu werden. Prädiabetes tritt in der Regel bei Menschen auf, die bereits eine gewisse Insulinresistenz haben oder deren Betazellen in der Bauchspeicheldrüse nicht genügend Insulin produzieren, um den Blutzuckerspiegel im Normbereich zu halten.

  • Ohne genügend Insulin bleibt die überschüssige Glukose im Blutkreislauf und gelangt nicht in die Zellen. Mit der Zeit kann sich daraus ein Diabetes Typ 2 entwickeln.

Wer hat ein höheres Risiko, eine Insulinresistenz oder einen Prädiabetes zu entwickeln?

Menschen mit genetischen oder lebensstilbedingten Risikofaktoren haben ein höheres Risiko, eine Insulinresistenz oder einen Prädiabetes zu entwickeln. Risikofaktoren sind zum Beispiel:

Menschen mit metabolischem Syndrom – einer Kombination aus hohem Blutdruck, krankhaft hohen Cholesterinwerten und einem großen Taillenumfang – haben ein höheres Risiko, an Prädiabetes zu erkranken.

Neben diesen Risikofaktoren gibt es weitere Faktoren, die zu einer Insulinresistenz beitragen können:

Obwohl Risikofaktoren wie familiäre Vorbelastung, Alter oder ethnische Zugehörigkeit nicht verändert werden können, ist es möglich, Lebensstilfaktoren wie Ernährung, körperliche Aktivität und Gewicht zu beeinflussen. Diese Lebensstiländerungen können das Risiko einer Insulinresistenz oder eines Prädiabetes verringern.

Was verursacht Insulinresistenz und Prädiabetes?

Forscher verstehen noch nicht ganz, was Insulinresistenz und Prädiabetes verursacht, aber sie halten Übergewicht und Bewegungsmangel für die Hauptfaktoren.

Ursache: Übergewicht und Bewegungsmangel

Experten gehen davon aus, dass Übergewicht, insbesondere zu viel Fett im Bauchraum und um die Organe, das so genannte viszerale Fett, eine Hauptursache für die Insulinresistenz ist. Ein Taillenumfang von 94 Zentimetern oder mehr bei Männern und 80 Zentimetern oder mehr bei Frauen ist mit einer Insulinresistenz verbunden.

Früher gingen Forscher davon aus, dass Fettgewebe nur als Energiespeicher dient. Inzwischen haben Studien jedoch gezeigt, dass Bauchfett Hormone und andere Substanzen produziert, die zu chronischen oder lang anhaltenden Entzündungen im Körper beitragen können. Entzündungen können bei Insulinresistenz, Diabetes Typ 2 und Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine Rolle spielen.

Bewegungsmangel

Mangelnde körperliche Aktivität wird mit Insulinresistenz und Prädiabetes in Verbindung gebracht.

Regelmäßige und ausreichende körperliche Aktivität bewirkt Veränderungen im Körper, die ihn besser in die Lage versetzen können, den Blutzuckerspiegel im Gleichgewicht zu halten. Als Richtwert für ausreichende Bewegung gelten 6.000 bis 10.000 Schritte pro Tag, je mehr, desto besser.

Anzeichen und Symptome bei Insulinresistenz und Prädiabetes

Bei Insulinresistenz und Prädiabetes treten in der Regel keine Symptome auf. Bei manchen Menschen mit Prädiabetes kann sich die Haut in den Achselhöhlen oder am Rücken und an den Seiten des Halses dunkel verfärben. Dies nennt man Acanthosis nigricans. An diesen Stellen treten oft viele kleine Hautwucherungen auf.

Obwohl der Blutzuckerspiegel bei den meisten Menschen nicht so hoch ist, dass er Symptome verursacht, haben einige Studien gezeigt, dass einige Menschen mit Prädiabetes frühe Veränderungen an den Augen aufweisen, die zu einer Retinopathie führen können. Dieses Problem tritt häufiger bei Diabetikern auf.

Diagnose von Insulinresistenz und Prädiabetes

Ärztinnen und Ärzte verwenden Bluttests, um festzustellen, ob jemand an Prädiabetes leidet, aber sie testen normalerweise nicht auf Insulinresistenz. Der genaueste Test auf Insulinresistenz ist kompliziert und wird hauptsächlich in der Forschung eingesetzt.

Ärztinnen und Ärzte verwenden zum Beispiel den Nüchtern-Plasma-Glukose-Test (FPG) oder den Hämoglobin A1c-Test (HbA1c), um Prädiabetes zu diagnostizieren. Seltener verwenden Ärzte den oralen Glukosetoleranztest (oGTT), der teurer und schwieriger durchzuführen ist.

Der HbA1c-Test gibt den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel der letzten drei Monate an. Der Nüchtern-Plasma-Glukose-Test (FPG) und der OGTT (Oraler Glukosetoleranztest) zeigen den aktuellen Blutzuckerwert zum Zeitpunkt der Messung an. Der HbA1c-Test ist nicht so empfindlich wie die anderen Tests. Bei manchen Menschen kann er einen Prädiabetes übersehen, der durch den OGTT erkannt werden kann.

Der OGTT (oraler Glukosetoleranztest) kann zeigen, wie der Körper mit Glukose nach einer Mahlzeit umgeht – oft bevor der Nüchternblutzucker auffällig wird. Ärzte setzen den oralen Glukosetoleranztest häufig ein, um auf Schwangerschaftsdiabetes zu testen, eine Form von Diabetes, die sich während der Schwangerschaft entwickelt.

Menschen mit Prädiabetes haben eine bis zu 50-prozentige Wahrscheinlichkeit, in den nächsten 5 bis 10 Jahren an Diabetes zu erkranken. Es gibt jedoch Maßnahmen, mit denen man Prädiabetes in den Griff bekommen und Diabetes Typ-2 vorbeugen kann.

Übergewichtige oder fettleibige Personen mit einem oder mehreren Risikofaktoren für Diabetes oder Personen, deren Eltern, Geschwister oder Kinder an Diabetes Typ 2 erkrankt sind, sollten sich auf Prädiabetes testen lassen. Auch wenn keine Risikofaktoren vorliegen, empfiehlt es sich, mit dem Test zu beginnen, sobald man 45 Jahre alt ist.

  • Wenn die Ergebnisse normal sind, aber andere Risikofaktoren für Diabetes vorliegen, sollte der Test mindestens alle 3 Jahre wiederholt werden.

Wie kann man Insulinresistenz und Prädiabetes verhindern oder rückgängig machen?

Vorbeugende Maßnahmen: Körperliche Aktivität und gegebenenfalls Gewichtsabnahme können dem Körper helfen, besser auf Insulin zu reagieren. Kleine Schritte, wie eine gesündere Ernährung und mehr Bewegung, können helfen, die Insulinresistenz umzukehren und Diabetes Typ 2 bei Menschen mit Prädiabetes zu verhindern oder hinauszuzögern.

  • MedizinDoc mit Material von National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases (NIDDK), NHS (UK)
  • Stefan N. Prädiabetes – eine Krankheit? [Prediabetes—a disease?]. Diabetologie. 2023;19(2):215–22. German. doi: 10.1007/s11428-022-00971-9. Epub 2022 Nov 14. PMCID: PMC9664746.

Ein Videobeitrag des Helmholtz Zentrum München über die Vorstadien von Diabetes Typ-2: Insυlinhormonresistenz und das metabolische Syndrom:

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⊕ Dieser Beitrag wurde auf der Grundlage wissenschaftlicher Fachliteratur und fundierter empirischer Studien und Quellen erstellt und in einem mehrstufigen Prozess überprüft.

Wichtiger Hinweis: Der Beitrag beschäftigt sich mit einem medizinischen Thema, einem Gesundheitsthema oder einem oder mehreren Krankheitsbildern. Dieser Artikel dient nicht der Selbst-Diagnose und ersetzt auch keine Diagnose durch einen Arzt oder Facharzt. Bitte lesen und beachten Sie hier auch den Hinweis zu Gesundheitsthemen!

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