Diabetes Typ 2 vorbeugen: Studie zeigt, wie sich das Diabetesrisiko einfach senken lässt

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Torsten Lorenz, aktualisiert am 27. Juni 2023, Lesezeit: 5 Minuten

Wie sich das Diabetesrisiko senken lässt:

Eine überwiegend bewegungsarme Lebensweise (Sitzen ist das neue Rauchen) kann zu Stoffwechselkomplikationen wie Herzerkrankungen, Diabetes mellitus und Fettleibigkeit (Adipositas) führen und ist nach dem Rauchen die zweithäufigste vermeidbare Ursache für einen vorzeitigen Tod.

Was bereits 30 Minuten leicht körperliche Aktivität bewirken können

Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass körperliche Aktivität, unabhängig von ihrer Intensität, die Gesundheit verbessert und die Lebensdauer verlängert.

Eine Studie von Forscherinnen und Forschern der Universität Kopenhagen zeigt, dass moderate tägliche körperliche Aktivität mit positiven Werten eines Hormons einhergeht, das den Blutzuckerspiegel senkt und das Diabetesrisiko senken kann.

  • Männer, die sich täglich 30 Minuten lang mit mäßiger Intensität bewegten, setzten den Wissenschaftlern zufolge größere Mengen eines Hormons frei, das den Appetit und den Blutzuckerspiegel senkt.

Diese Ergebnisse legen nahe, dass selbst moderate tägliche körperliche Aktivitäten zur Vorbeugung von Stoffwechsel-Krankheiten wie Diabetes mellitus beitragen könnten.

Rolle des Peptidhormons GLP-1

Das Peptidhormon Glucagon-like Peptide 1 (GLP-1) ist ein appetitzügelndes Hormon, das die Insulinausschüttung stimuliert und den Blutzuckerspiegel senkt.

  • Peptidhormone sind lipidunlösliche Hormone mit einer Proteinstruktur, das heißt, sie bestehen aus miteinander verknüpften Aminosäuren und werden durch Proteinbiosynthese gebildet.

Aus früheren Studien geht hervor, dass körperliche Aktivität die GLP-1-Sekretion (Abgabe, Freisetzung) beeinflussen kann, aber die Forschungsergebnisse waren nicht eindeutig, und die Wirkung von täglicher körperlicher Aktivität mit niedriger Intensität, einschließlich regelmäßiger Bewegung wie Gehen, blieb unklar.

In der vorliegenden Studie untersuchten Charlotte Janus und Prof. Signe Torekov von der Universität Kopenhagen in Zusammenarbeit mit Forschern des Steno Diabetes Center den Zusammenhang zwischen normaler täglicher körperlicher Aktivität und der GLP-1-Sekretion bei übergewichtigen Menschen (703 Männer und 623 Frauen).

Die Herzfrequenzen der teilnehmenden Personen wurden während ihres normalen Tagesablaufs überwacht, um ihre tägliche Aktivitätsintensität zu bestimmen, die von sitzend bis intensiv reichte.

  • Der GLP-1-Wert im Blut wurde vor und nach dem Verzehr von Glukose gemessen, um den Einfluss der körperlichen Aktivität auf die Ausschüttung des Hormons zu untersuchen.

Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass eine moderate Trainingsintensität von nur 30 Minuten pro Tag den GLP-1-Spiegel bei Männern erhöhte, nicht aber bei Frauen, die sich durchschnittlich höchstens 20 Minuten pro Tag bewegten.

Diabetes-Risiko durch mehr Bewegung senken

Die Ergebnisse der Studie sind ermutigend, denn sie lassen darauf schließen, dass tägliche Bewegung, auch wenn sie relativ wenig anstrengend ist und nur für eine relativ kurze Zeit ausgeübt wird, wie zügiges Gehen, Gartenarbeit oder Spielen mit den Enkelkindern, den Blutzuckerspiegel und den Essverhalten verbessern kann, sagt Charlotte Janus von der Universität Kopenhagen.

Ein höherer Spiegel des Hormons GLP-1 verringert nach Aussagen der Forscher sowohl das Hungergefühl als auch den Blutzuckerspiegel und kann somit das Risiko für Fettleibigkeit (Adipositas) und Diabetes Typ 2 senken.

Der Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und GLP-1-Sekretion (Ausschüttung) wurde nur bei Männern festgestellt, da es in dieser Studie physiologische Unterschiede und ein generell niedrigeres Aktivitätsniveau bei Frauen gab.

Dies könnte nach Ansicht von Professorin Signe Torekov von der Universität Kopenhagen auch darauf hindeuten, dass ein gewisses Mindestmaß an körperlicher Aktivität erforderlich ist, damit sich die positiven Auswirkungen auf den GLP-1-Spiegel bemerkbar machen, aber weitere Studien sind erforderlich, um dies zu bestätigen.

Aus diesen Forschungsergebnissen lässt sich ableiten, dass eine Steigerung der täglichen körperlichen Aktivität auf mindestens 30 Minuten pro Tag, wie beispielsweise Gehen statt Busfahren, das Diabetesrisiko senken und die allgemeine Stoffwechselgesundheit verbessern könnte.

Leichte körperliche Aktivität lässt sich leichter erreichen als intensive körperliche Betätigung, die für manche Menschen zeitaufwändig oder körperlich zu anstrengend sein kann.

Für diejenigen, die nicht die Zeit oder die Möglichkeit haben, intensiv Sport zu treiben, kann eine Steigerung der täglichen körperlichen Aktivität dennoch die Produktion von GLP-1 beeinflussen und sich positiv auf die Gesundheit auswirken, empfehlen die Wissenschaftler.

  • Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift Endocrine Connections (Society for Endocrinology) veröffentlicht.

Weitere Empfehlungen zur Diabetes-Vorbeugung

Neben ausreichender körperlicher Bewegung gehören eine ausgewogene Ernährung und ein gesundes Körpergewicht (ggf. Gewichtsreduktion) zu den wichtigsten Maßnahmen, um einem Typ-2-Diabetes vorzubeugen.

  • Von Ernährungsexperten wird eine salzarme und zuckerarme Ernährungsweise mit viel frischem Gemüse und wenig rotem Fleisch empfohlen.

Weitere Maßnahmen zur Vorbeugung von Typ-2-Diabetes sind mit dem Rauchen aufhören und Stress abbauen.

Schon kleine Anpassungen im Alltag können das Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken und Folgeschäden zu erleiden, deutlich senken. Eine Änderung des Lebensstils zahlt sich daher vor allem langfristig aus.

Quellen

  • Københavns Universitet (University of Copenhagen)
  • Endocrine Connections (Society for Endocrinology)
  • Janus C, Vistisen D, Amadid H, Witte DR, Lauritzen T, Brage S, Bjerregaard AL, Hansen T, Holst JJ, Jørgensen ME, Pedersen O, Færch K, Torekov SS. Habitual physical activity is associated with lower fasting and greater glucose-induced GLP-1 response in men. Endocr Connect. 2019 Dec;8(12):1607-1617. doi: 10.1530/EC-19-0408. PMID: 31804964; PMCID: PMC6933827.

vgt


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Eine Studie zeigt, dass körperlich anstrengende Arbeit mit einer höheren Fruchtbarkeit des Mannes verbunden ist. Laut einer neuen Studie des Brigham and Women's Hospital, einem Gründungsmitglied des Mass General Brigham-Gesundheitssystems, haben Männer, die bei der Arbeit häufig schwere Gegenstände heben, eine höhere Spermienzahl. Die Studie, die in der Zeitschrift Human Reproduction veröffentlicht wurde, ist Teil der Kohorte Environment and Reproductive Health (EARTH), einer klinischen Studie, die untersuchen soll, wie sich die Belastung durch Umweltchemikalien und die Wahl des Lebensstils auf die reproduktive Gesundheit auswirken. Nur wenige Studien haben untersucht, wie berufliche Faktoren zu diesen Vorteilen beitragen können, so die Wissenschaftler. Diesen neuen Erkenntnissen zufolge kann körperliche Aktivität am Arbeitsplatz auch mit einer deutlichen Verbesserung des Fortpflanzungspotenzials von Männern verbunden sein. Unfruchtbarkeit ist ein wachsendes Problem, das durch ein breites Spektrum komplizierter Faktoren verursacht werden kann. Dennoch sind etwa vierzig Prozent der Unfruchtbarkeitsfälle auf männliche Faktoren wie Spermienzahl, Spermienqualität und Sexualfunktion zurückzuführen. Vor allem die Spermienzahl und -qualität gelten als Hauptursache für die steigenden Unfruchtbarkeitsraten bei Männern. Eine frühere Analyse unter Leitung des EARTH-Studienteams ergab, dass die Spermienzahl und -qualität bei Männern, die eine Fruchtbarkeitsbehandlung in Anspruch nehmen, zwischen 2000 und 2017 um bis zu 42 % zurückgegangen ist. "Darüber hinaus gibt es immer mehr Belege dafür, dass männliche Unfruchtbarkeit mit häufigen chronischen Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Autoimmunerkrankungen zusammenhängt", sagte Lidia Mnguez-Alarcón, Reproduktions-Epidemiologin an der Brigham's Channing Division of Network Medicine und Co-Investigatorin der EARTH-Studie. Die EARTH-Studie ist eine Zusammenarbeit zwischen der Harvard T. Chan School of Public Health und dem Brigham and Women's Hospital zur Untersuchung der Auswirkungen von Lebensstil und Umweltfaktoren auf die Fruchtbarkeit. Im Rahmen der EARTH-Studie wurden Proben und Umfragedaten von mehr als 1 500 Männern und Frauen gesammelt; die aktuelle Studie konzentrierte sich auf eine Untergruppe dieser Teilnehmer, nämlich 377 männliche Partner von Paaren, die sich in einem Fertilitätszentrum behandeln lassen wollten. Die Forscher fanden heraus, dass Männer, die angaben, bei ihrer Arbeit häufig schwere Gegenstände zu heben oder zu bewegen, eine um 46 % höhere Spermienkonzentration und eine um 44 % höhere Gesamtspermienzahl aufwiesen als Männer mit körperlich weniger anstrengenden Tätigkeiten. Zusätzlich zu den höheren Spiegeln des männlichen Sexualhormons Osteron wiesen Männer, die über mehr körperliche Aktivität am Arbeitsplatz berichteten, auch höhere Spiegel des weiblichen Sexualhormons Östrogen auf. Laut Mnguez-Alarcón sind im Gegensatz zu dem, was einige vielleicht noch aus dem Biologieunterricht in Erinnerung haben, "männliche" und "weibliche" Hormone bei beiden Geschlechtern vorhanden, wenn auch in unterschiedlichen Mengen. In diesem Fall vermuten die Wissenschaftler, dass überschüssiges Osteron in Östrogen umgewandelt wird, ein bekannter Mechanismus zur Aufrechterhaltung eines normalen Spiegels beider Hormone im Körper. Während die aktuelle Studie einen Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und Fruchtbarkeit bei Männern, die sich einer Fruchtbarkeitsbehandlung unterziehen, feststellte, bedarf es weiterer Untersuchungen, um festzustellen, ob diese Ergebnisse auf Männer in der Allgemeinbevölkerung übertragbar sind oder nicht. Außerdem hoffen die Forscher, dass künftige Untersuchungen die biologischen Mechanismen aufdecken werden, die dabei eine Rolle spielen. Die reproduktive Gesundheit ist an sich schon wichtig, aber es gibt immer mehr Belege dafür, dass die männliche Unfruchtbarkeit Licht auf allgemeinere Gesundheitsprobleme werfen kann, wie etwa die häufigsten chronischen Krankheiten. Die Entdeckung von Maßnahmen, die Menschen ergreifen können, um ihre Fruchtbarkeit zu verbessern, kommt nicht nur Paaren zugute, die versuchen, schwanger zu werden, sondern uns allen.

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