Gallensteinen vorbeugen – Welche Ernährung hilft und was schadet

Krankheiten und Krankheitsbilder

Medizin Doc Redaktion, aktualisiert am 24. September 2023, Lesezeit: 11 Minuten

Gallensteine vorbeugen und vermeiden:

Die wichtigsten Risikofaktoren für Gallensteine und Gallenkoliken hängen mit der persönlichen Ernährungs- und Lebensweise zusammen.

  • Menschen mit Übergewicht entwickeln beispielsweise häufiger Gallensteine, vor allem übergewichtige Frauen.

Ernährungstipps gegen Gallensteine & gesunde Lebensweise

Um der Entstehung von Gallensteinen und Gallenkoliken vorzubeugen, sollten vor allem folgende Ernährungsgewohnheiten, Lebensmittel und Verhaltensweisen beachtet beziehungsweise vermieden werden:

1. Ausreichend trinken

Am besten Wasser und/oder Kräutertees (ungesüßt).

2. Mehr Ballaststoffe

Zu den ballaststoffreichen Lebensmitteln zählen:

Gemüse-Sorten wie Artischocken, Schwarzwurzeln, Kohlarten wie Brokkoli, Blumenkohl, Rosenkohl, Grünkohl, Weißkohl sowie Möhren und Kartoffeln, Hülsenfrüchte (Bohnen und Linsen);

Obst und Trockenfrüchte wie, schwarze Johannisbeeren, Brombeeren, Avocado, Äpfel, Birnen, Beeren und vor allem getrocknete Früchte wie Pflaumen oder Aprikosen;

Vollkornprodukte wie Haferflocken, Vollkornbrot, Roggenvollkornbrot, Vollkornnudeln, Vollkorn-Hartweizengrieß, Dinkel und Quinoa.

3. Mehr Omega-3-haltige Lebensmittel

Omega-3-Fettsäuren sind in Fischölen ebenso enthalten wie in pflanzlichen Ölen aus Raps, Oliven, Leinsamen, Algen oder Echium. Alle diese Öle haben einen hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren oder sind reich an Ölsäure.

Fachleute raten dazu, etwa doppelt so viele ungesättigte wie gesättigte Fettsäuren zu sich zu nehmen. Davon wiederum sollte mehr als ein Drittel aus einfach ungesättigten Fettsäuren wie Omega-9 ( zum Beispiel in Olivenöl) bestehen.

4. Weniger raffinierte Kohlenhydrate

Raffinierte Kohlenhydrate werden beispielsweise in Form von Weißmehl, Weißbrot, weißem Reis, Backwaren, kohlensäurehaltigen Getränken, Snacks, Teigwaren (Nudeln, paste, etc.), Süßigkeiten, Cornflakes und zugesetztem Zucker in der Nahrung aufgenommen.

Raffinierte Zucker werden auch vielen industriell verarbeiteten Lebensmitteln zugesetzt.

5. Ungesunde Fette, wie gesättigte Fettsäuren meiden

Gesättigte Fettsäuren werden oft als schlechte oder ungesunde Fette bezeichnet, da sie im Übermaß den Cholesterinspiegel und damit das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes erhöhen können.

Gesättigte Fettsäuren kommen in tierischen Lebensmitteln wie Fleisch, Eiern, Milchprodukten, Süßspeisen und frittierten Speisen (Transfette) usw. vor.

6. Gesundheitsschädliche Transfette meiden

Transfette (auch Transfettsäuren genannt) kommen vor allem in industriell stark verarbeiteten Produkten wie Pommes frites, frittierten Knabberartikeln wie Chips, Fertiggerichten, Fertigsuppen, Bratensaucen, Wurst oder Backwaren, hier insbesondere Siedegebäck wie Berliner, Pfannkuchen, Krapfen, Donuts, Spritzkuchen, Quarkkäulchen, Fasnachtskiechli, Polsterzipf oder Schneeballen vor.

Was sind Transfette? Als Transfette werden ungesättigte Fettsäuren bezeichnet. Transfette entstehen, wenn eigentlich gesundes Pflanzenöl industriell gehärtet wird.

Dadurch wird aus dem flüssigen Öl ein schmieriges Fett. Ebenso entstehen Transfette, wenn Öl über längere Zeit sehr stark oder mehrmals erhitzt wird, zum Beispiel in der Fritteuse.

7. Weniger raffinierter Zucker (Saccharose, Haushaltszucker)

Übermäßiger Konsum von raffinierten Zucker (Saccharose) macht krank und kann zu Übergewicht, Adipositas, Diabetes Typ 2, Karies, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Hautunreinheiten, Müdigkeit, Depressionen, Schlafstörungen und Konzentrationsschwäche führen.

Darüber hinaus kann übermäßiger Zuckerkonsum in Verbindung mit Bewegungsmangel langfristig zu schlechten Leberwerten oder einer Leberverfettung kommen.

Studien haben gezeigt, dass insbesondere zu viel konzentrierter Fruchtzucker (Fructose) die Bildung von ungesundem Fett fördert, das sich zwischen und um die Organe ablagert.

  • Haushaltszucker (Saccharose) ist ein Disaccharid (Zweifachzucker) aus Glukose und Fruktose und damit ein Kohlenhydrat.

8. Mehr körperliche Bewegung

Für Erwachsene ab 18 Jahren wird eine wöchentliche körperliche Aktivität von mindestens 150 Minuten mittlerer Intensität oder 75 Minuten hoher Intensität im Ausdauerbereich empfohlen.

Eine gleichwertige Kombination beider Bewegungsintensitäten ist ebenfalls möglich.

9. Eine gesundes Körpergewicht anstreben bzw. halten

Übergewicht und Fettleibigkeit können die Entstehung von Gallensteinen begünstigen, deshalb sollte man vorhandenes Übergewicht abbauen.

Gesund Abnehmen und Körpergewicht reduzieren: Wichtig ist jedoch, dies langsam und nicht durch eine radikale Diät zu tun. Denn schnelle Gewichtsabnahme und Hungerdiäten wirken sich ebenso negativ auf die Gallengesundheit aus wie Übergewicht und Fettleibigkeit.

  • Bei Erwachsenen liegen Werte zwischen 18,5 und 25 kg/m2 im gesunden Bereich des Body-Mass-Index (BMI).

9. Bauchfett reduzieren

Das Bauchfett ist ein wichtiger Faktor bei der Berechnung des Taille-Hüft-Verhältnisses. Je höher der Wert, desto mehr Fett sitzt am Bauch.

Aber auch für sich genommen kann das so genannte viszerale Körperfett Aufschluss über die Gesundheit eines Menschen geben.

Bauchfett ist stoffwechselaktiv und kann daher das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einige Krebsarten erhöhen. Bezogen auf den Taillenumfang sind sogenannte „Apfeltypen“ davon stärker betroffen als Birnentypen.

  • Ein gesundes Gewicht gilt als erreicht, wenn der Taillenumfang bei Frauen nicht mehr als 88 Zentimeter und bei Männern nicht mehr als 102 Zentimeter beträgt.

10. Waist-to-hip Ratio (Taillen-Hüft-Verhältnis)

Im Gegensatz zum Body Mass Index (BMI) berücksichtigt der Taillen-Hüft-Index (WHR) weder Gewicht noch Körpergröße von Mann und Frau, sondern die Fettverteilung im Körper.

Um den Taille-Hüft-Index (WHR) zu ermitteln, wird hierzu der Taillenumfang (Bauchumfang) durch den Hüftumfang geteilt.

Bei Männern sollte der Wert unter einem Wert von 1 liegen, bei Frauen unter 0,85. Das Taillen-Hüft-Verhältnis gibt auch einen Hinweis auf den Körperbau einer Person: Ein Wert unter 0,80 spricht bezogen auf das Taille-Hüft-Verhältnis für eine Birnenform, ein Wert über 1,0 für eine Apfelform.

Menschen mit einem runden Bauch gehören demnach zum Apfeltyp (Bierbauch).

Männer sind in der Regel eher Apfeltypen. Sitzt das Fett an Oberschenkeln, Po und Bauch, spricht man vom Birnentyp. Frauen mit dem so genannten Reithosenspeck gehören meist zum Birnentyp.

Durch eine gesunde Ernährung und regelmäßige körperliche Bewegung kann man das Risiko für Gallensteine verringern und ein gesundes Gewicht erreichen und halten.

  • Sehr kalorienarme Diäten und chirurgische Eingriffe zur Gewichtsreduktion können zu einem schnellen Gewichtsverlust führen und das Risiko für Gallensteine erhöhen.

Hinweis: Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin, bevor Sie Ihre Ernährung umstellen. Eine zu schnelle Gewichtsabnahme kann zu gesundheitlichen Problemen führen.

Häufigkeit von Gallensteine bei Frauen und Männern

Gallensteine sind beim Menschen sehr häufig.

Etwa 15 bis 20 Prozent der Deutschen (zwei Drittel davon Frauen) sind betroffen, meist ohne es zu wissen.

  • Bei einem Viertel (25 Prozent) von ihnen verursachen die Steine jedoch irgendwann schmerzhafte Beschwerden.

Risikogruppen und Risikofaktoren für Gallensteine

Bestimmte Personengruppen haben ein höheres Risiko, Gallensteine zu entwickeln, als andere:

Erkrankungen die das Risiko für Gallensteine erhöhen

Die Wahrscheinlichkeit, Gallensteine zu entwickeln, ist erhöht, wenn eine der folgenden Erkrankungen vorliegt:

  • Leberzirrhose, eine Erkrankung, bei der die Leber aufgrund chronischer oder lang anhaltender Schädigung langsam versagt und ihre Funktion einbüßt.
  • Infektionen der Gallenwege, die auch eine Komplikation von Gallensteinen sein können
  • hämolytische Anämien, das heißt Erkrankungen, bei denen die roten Blutkörperchen kontinuierlich abgebaut werden, wie zum Beispiel die Sichelzellenanämie
  • bestimmte Darmerkrankungen, die die normale Aufnahme von Nährstoffen beeinträchtigen, wie Morbus Crohn
  • hohe Triglyzeridwerte
  • niedriges HDL-Cholesterin
  • Metabolisches Syndrom, das auch das Risiko für Komplikationen durch Gallensteine erhöhen kann
  • Diabetes und Insulinresistenz

Menschen mit ernährungs- und gewichtsbedingten Gesundheitsproblemen

Die Wahrscheinlichkeit, Gallensteine zu entwickeln, ist erhöht bei:

  • Fettleibigkeit, insbesondere bei Frauen,
  • schneller Gewichtsverlust in kurzer Zeit, zum Beispiel durch einen chirurgischen Eingriff zur Gewichtsreduktion,
  • Eine Ernährung mit einem hohen Gehalt an Kalorien und raffinierten Kohlenhydraten und einem niedrigen Anteil an Ballaststoffen.

Gesundheitliche Komplikationen bei Gallensteinen

Komplikationen von Gallensteinen können sein:

  • Entzündung der Gallenblase,
  • schwere Schäden oder Infektionen der Gallenblase, der Gallengänge oder der Leber,
  • Gallenstein-Pankreatitis, also eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse aufgrund eines Gallensteinverschlusses.
  • Viele Menschen haben keine Beschwerden mit Gallensteinen, bis es zu Komplikationen kommt.

Unbehandelt können Gallensteine tödlich sein. Die Behandlung von Gallensteinen besteht in der Regel in einer Operation.

Diagnose von Gallensteinen

Die Diagnose von Gallensteinen wird anhand der Krankengeschichte, des Abtastens des Bauches und weiterer diagnostischer Tests wie Ultraschall oder Endoskopie gestellt.

Medizinische Untersuchungen zur Diagnose von Gallensteinen

Bildgebende Diagnostik

Mit bildgebenden Verfahren kann der Arzt Gallensteine erkennen. Für die meisten dieser Untersuchungen ist weder eine Narkose noch ein Beruhigungsmittel erforderlich.

Ultraschall

Die Ultraschalluntersuchung (Sonographie) ist das beste bildgebende Verfahren zur Erkennung von Gallensteinen.

Bei der Ultraschalluntersuchung wird ein so genannter Schallkopf verwendet, der ungefährliche und schmerzlose Schallwellen auf die Organe überträgt und so ein Bild von deren Struktur erzeugt.

Wenn der Patient Gallensteine hat, sind diese auf dem Bild zu sehen. Manchmal finden die Ärzte dabei auch stille Gallensteine, wenn die Betroffenen keine Beschwerden haben.

Computertomographie (CT)

Bei der Computertomographie werden Röntgenstrahlen und Computertechnologie kombiniert, um Bilder der Bauchspeicheldrüse, der Gallenblase und der Gallengänge zu erzeugen.

CT-Scans können Gallensteine oder gesundheitliche Komplikationen wie Infektionen und Verstopfungen der Gallenblase oder der Gallengänge sichtbar machen. Allerdings können bei CT-Scans auch Gallensteine übersehen werden, die bei manchen Menschen vorhanden sind.

Magnetresonanztomographie (MRT)

Mithilfe von Radiowellen und Magneten erzeugen MRT-Geräte detaillierte Bilder von Organen und Weichteilen, ohne dass Röntgenstrahlen zum Einsatz kommen. Mit einer Magnetresonanztomographie (MRT) können Gallensteine in den Gallengängen sichtbar gemacht werden.

Choleszintigraphie

Bei der Choleszintigraphie wird der Weg einer radioaktiven Substanz von der Leber durch die Gallengänge verfolgt.

Die Choleszintigraphie – auch Hydroxyl-Imino-Diessigsäure-Scan, HIDA-Scan oder hepatobiliärer Scan genannt – verwendet ein sicheres radioaktives Material, um Bilder der Gallengänge zu erzeugen.

Mit Hilfe der Choleszintigraphie können abnormale Kontraktionen der Gallenblase oder ein Verschluss der Gallengänge diagnostiziert werden.

Endoskopische retrograde Cholangiopankreatikographie (ERCP)

Bei der ERCP werden die obere Gastroendoskopie und Röntgenstrahlen kombiniert, um Probleme mit den Gallen- und Bauchspeicheldrüsengängen zu behandeln.

Die ERCP hilft dem Arzt, den betroffenen Gallengang und die Gallensteine zu lokalisieren. Dieser Test ist invasiver – d. h. es werden mehr Instrumente in den Körper eingeführt – als andere Tests.

Ärzte setzen sie selektiv ein, in der Regel, um einen Gallenstein zu entfernen, der im Hauptgallengang feststeckt.

Laboruntersuchungen

Blutuntersuchungen können Hinweise auf eine Infektion oder Entzündung der Gallengänge, der Gallenblase, der Bauchspeicheldrüse oder der Leber geben.

Quellen

  • MedizinDoc mit Material von National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases (NIDDK), NHS (UK)
  • Portincasa P, Wang DQ-H. Gallstones. In: Podolsky, DK, Camilleri M, Fitz JG, Kalloo, AN, Shanahan F, Wang, TC, eds. Yamada’s Textbook of Gastroenterology. Volume 2. 6th edition. Hoboken, NJ: Wiley-Blackwell; 2015:1808–1834.
  • Gallstones. American Gastroenterological Association website. http://www.gastro.org/patient-care/conditions-diseases/gallstones 
  • Portincasa P, Wang DQ-H. Gallstones. In: Podolsky, DK, Camilleri M, Fitz JG, Kalloo, AN, Shanahan F, Wang, TC, eds. Yamada’s Textbook of Gastroenterology. Volume 2. 6th edition. Hoboken, NJ: Wiley-Blackwell; 2015:1808–1834.
  • Jensen MD, Ryan DH, Apovian CM, et al. 2013 AHA/ACC/TOS guideline for the management of overweight and obesity in adults: a report of the American College of Cardiology/American Heart Association Task Force on Practice Guidelines and The Obesity Society. Circulation. 2014;129(25 Suppl 2):S102–S138.
  • U.S. Department of Health and Human Services, Office of Disease Prevention and Health Promotion. Physical Activity Guidelines for Americans, 2nd edition. Washington, DC: U.S. Department of Health and Human Services; 2018. https://health.gov/paguidelines/second-edition/

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⊕ Dieser Beitrag wurde auf der Grundlage wissenschaftlicher Fachliteratur und fundierter empirischer Studien und Quellen erstellt und in einem mehrstufigen Prozess überprüft.

Wichtiger Hinweis: Der Beitrag beschäftigt sich mit einem medizinischen Thema, einem Gesundheitsthema oder einem oder mehreren Krankheitsbildern. Dieser Artikel dient nicht der Selbst-Diagnose und ersetzt auch keine Diagnose durch einen Arzt oder Facharzt. Bitte lesen und beachten Sie hier auch den Hinweis zu Gesundheitsthemen!

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