Forschung: Wie sich Rauchen auf die Östrogenproduktion und das Gehirn bei Frauen auswirkt

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Medizin Doc Redaktion, aktualisiert am 17. Oktober 2022, Lesezeit: 6 Minuten

Östrogenmangel durch Rauchen? Wie Zigarettenkonsum Frauen schadet und welche Auswirkungen Rauchen mit sich bringt …

Rauchen (Nikotin) blockiert die Östrogenproduktion

Wie beeinflusst Rauchen das Gehirn? Bereits die Nikotindosis einer einzelnen Zigarette blockiert die Östrogenproduktion im Gehirn von Frauen, so das Ergebnis einer wissenschaftlichen Studie der Universität Uppsala in Schweden.

  • Mit dieser Erkenntnis lassen sich verschiedene Verhaltensunterschiede bei rauchenden Frauen erklären, unter anderem warum Frauen eher als Männer zu einem Rückfall neigen, wenn sie versuchen, mit dem Rauchen aufzuhören.

Laut der leitende Forscherin, Associate Professor Erika Comasco von der Universität Uppsala ist es das erste Mal, dass gezeigt wurde, dass Nikotin den Mechanismus der Östrogenproduktion im Gehirn von Frauen ausschaltet.

Die Wissenschaftler waren überrascht, dass dieser Effekt schon bei einer einzigen Nikotindosis auftritt, die einer einzigen Zigarette entspricht, was zeigt, wie stark die Auswirkungen des Rauchens auf das Gehirn einer Frau sind.

  • Nachgewiesen werden konnte die Wirkung des Nikotins im Thalamus, der Teil des limbischen Systems im Gehirn ist. Dieses System ist an Verhaltensweisen und emotionalen Reaktionen beteiligt.

Für die Studie arbeiteten die Forscher von der Universität Uppsala mit einer Gruppe von zehn gesunden weiblichen Testpersonen.

Die Frauen bekamen eine handelsübliche Nikotindosis intranasal verabreicht und gleichzeitig einen radioaktiven Tracer injiziert, der an ein Molekül gebunden ist, das sich an das Enzym Aromatase bindet: Aromatase, auch Östrogensynthase genannt, ist das Enzym, das für die Produktion von Östrogen verantwortlich ist.

Bei den sogenannten Tracern handelt es sich um künstliche Substanzen, die mit radioaktiven Stoffen gemischt sind und aus endogenen oder exogenen Stoffen bestehen.

Gehirnscans ermöglichten es den Forschenden, sowohl die Menge der Aromatase als auch ihre Position im Gehirn zu bestimmen.

Dabei stellten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fest, dass eine einzige Dosis die Menge der Aromatase im Gehirn mäßig reduzierte.

Frauen und Männer reagieren unterschiedlich auf Nikotin

Schon länger ist bekannt, dass Frauen und Männer unterschiedlich auf Nikotin reagieren.

  • Frauen sind immuner gegenüber einer Nikotinersatztherapie und neigen eher als Männer zu einem Rückfall, wenn sie versuchen, mit dem Rauchen aufzuhören.

Allerdings ist die biologische Grundlage für diese unterschiedlichen Reaktionen noch nicht geklärt.

In dieser Studie wurde diese hemmende Wirkung auf die Aromataseproduktion zum ersten Mal beim Menschen nachgewiesen. Die Wirkung auf Männer wurde nicht untersucht.

Aufgrund dieser Entdeckung ist den Studienautoren zufolge anzunehmen, dass die Wirkung von Nikotin auf die Östrogenproduktion erhebliche Auswirkungen auf das Gehirn hat, aber möglicherweise auch auf andere wichtige Funktionsbereiche, wie zum Beispiel das Fortpflanzungssystem.

Höheres Lungenkrebs- und Herzinfarkt-Risiko

Zwischen Männern und Frauen gibt es erhebliche Unterschiede in ihren Reaktionen auf das Rauchen.

Frauen scheinen auf eine Nikotinersatztherapie schlechter zu reagieren, sie erleiden mehr Rückfälle, sie sind anfälliger für die Vererbbarkeit des Rauchens und haben ein höheres Risiko, primär rauchbedingte Erkrankungen wie Lungenkrebs und Herzinfarkt zu entwickeln.

Als nächstes wollen die Forscher herausfinden, ob die Wirkung von Nikotin auf das Hormonsystem an einer dieser Reaktionen beteiligt ist.

Zwar handelt es in sich um eine vergleichsweise kleine Gruppe von Frauen und es bedarf einer größeren Stichprobe, um die Ergebnisse dieser Studie zu bestätigen.

  • Dennoch ist die Kernaussage, dass Nikotin sich auf verschiedene Weise auf das Gehirn auswirkt; unter anderem auf die Produktion von Sexualhormonen wie Östrogen.

Diese Studie wurde zum ersten Mal auf dem ECNP-Kongress der European College of Neuropsychopharmacology in Wien vorgestellt.

Forscher beleuchten Zusammenhang von Kaffee und Zigaretten am Morgen

Die erste Zigarette des Tages ist für manche Raucherinnen und Raucher ohne eine Tasse Kaffee einfach nicht so befriedigend.

  • Dabei könnte es sich um mehr als nur eine morgendliche Gewohnheit handeln: Chemische Verbindungen in gerösteten Kaffeebohnen können dazu beitragen, das morgendliche Verlangen nach Nikotin zu lindern, wie Forscher der University of Florida herausgefunden haben.

In einer Studie anhand von Zellen identifizierten die Forscher zwei Verbindungen im Kaffee, die direkt auf bestimmte hochempfindliche Nikotinrezeptoren im Gehirn wirken.

  • Bei Raucherinnen und Rauchern können diese Gehirnrezeptoren nach einer Nacht des Nikotinentzugs überempfindlich sein.

Diese Ergebnisse müssen noch an Menschen überprüft werden, aber sie sind ein wichtiger Schritt, um besser zu verstehen, wie Kaffee und Zigaretten die Nikotinrezeptoren im Gehirn beeinflussen, erklärt Dr. Roger L. Papke, Professor für Pharmakologie am UF College of Medicine.

Koffein ist für die meisten Menschen der Wachmacher im Kaffee, aber Raucherinnen und Raucher bekommen vielleicht eine andere Art von Auftrieb.

Für viele Menschen ist Koffein am Morgen eine Wohltat, aber es gibt noch andere Moleküle im Kaffee, die erklären könnten, warum Zigarettenraucher auf ihren Kaffee nicht verzichten wollen, so Papke.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben eine dunkel geröstete Kaffeelösung auf Zellen aufgebracht, die einen bestimmten menschlichen Nikotinrezeptor exprimieren.

Eine organische chemische Verbindung im Kaffee könnte dazu beitragen, die Fehlfunktion des Nikotinrezeptors wiederherzustellen, die bei Rauchern das Verlangen nach Nikotin auslöst, so die Schlussfolgerung der Forscher.

Die Forschungsergebnisse haben Papke zu einer weitergehenden Hypothese geführt: Eine der Verbindungen in gebrühtem Kaffee, bekannt als n-MP, könnte helfen, das morgendliche Verlangen nach Nikotin zu unterdrücken.

  • Während die Wirkung von Alkohol auf die Nikotinrezeptoren im Gehirn gründlich erforscht wurde, ist die Interaktion der Rezeptoren mit Kaffee weniger untersucht worden.

Diese Ergebnisse seien den Studienautoren zufolge eine gute Grundlage für Verhaltenswissenschaftler, die den Nikotinentzug in Tiermodellen weiter untersuchen könnten.

Die Forschungsarbeit wurde in der Zeitschrift Neuropharmacology veröffentlicht.

Quellen

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