Studie: Sollte man bei Diabetes Typ-2 auf Kartoffeln verzichten oder nicht?

Diabetes-Forschung 2024

Torsten Lorenz, aktualisiert am 07.10.2023, Lesezeit: 6 Minuten

Diabetes Typ 2 Ernährung und Kartoffeln: Menschen, die an Diabetes Typ-2 leiden wird häufig geraten, den Verzehr von Kartoffeln und anderen kohlenhydratreichen Lebensmitteln mit hohem glykämischen Index zu vermeiden, da angenommen, dass diese Lebensmittel die Kontrolle des Blutzuckerspiegels erschweren.

Diabetes: Kartoffeln oder Basmatireis?

Warum keine Kartoffeln bei Diabetes? Als besonders problematisch wird dies während der Nacht angesehen, wenn der Blutzuckerspiegel übermäßig ansteigt – ein Phänomen, das mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und endothelialen Störungen in Verbindung gebracht wird.

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Eine streng kontrollierte klinische Studie, an der 24 Erwachsene mit Diabetes Typ-2 teilnahmen, konnte nun zeigen, dass der Glykämische Index kein präziser Ersatzwert für die glykämische Reaktion (GR) einer Person auf ein Lebensmittel ist, das als Teil einer Abendmahlzeit gegessen wird.

Insbesondere zeigen die in Fachzeitschrift Clinical Nutrition veröffentlichten Forschungsergebnisse, dass die Studienteilnehmer eine bessere nächtliche glykämische Reaktion hatten, wenn sie eine kombinierte Mahlzeit mit schalenlosen weißen Kartoffeln aßen, im Vergleich zu einer isoenergetischen und mit Makronährstoffen abgestimmten kombinierten Mahlzeit, die eine kohlenhydratarme Mahlzeit mit niedrigem glykämischen Index (Basmatireis) enthielt.

Diabetes, Blutzuckereinstellung und der glykämische Index

Trotz seiner häufigen Verwendung unter Ernährungsforschern ist der Glykämische Index nach Meinung von Dr. Brooke Devlin, leitende Forscherin an der Australian Catholic University in Melbourne, kein geeignetes Instrument, um zu verstehen, wie eine Mahlzeit die Blutzuckereinstellung beeinflusst.

  • Vielmehr handelt es sich um eine sehr spezifische Messung für isoliert verzehrte Lebensmittel, die typischerweise unter kontrollierten Laborbedingungen durchgeführt wird, so die Wissenschaftlerin.

Ihrer Meinung nach kommt es selten vor, dass Menschen isoliert Lebensmittel zu sich nehmen. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass andere Faktoren, wie die Tageszeit oder die Kombination von Lebensmitteln, bei der Untersuchung der glykämischen Reaktion von kombinierten Mahlzeiten bei Menschen mit Diabetes Typ 2 berücksichtigt werden müssen.

Die Versuchsteilnehmer erhielten das gleiche Frühstück und Mittagessen, aber ihnen wurde nach dem Zufallsprinzip eines von vier Abendessen zugeteilt, die jeweils entweder weiße Kartoffeln ohne Schale (Testmahlzeit), die auf drei verschiedene Arten zubereitet wurden (gekocht, gebraten oder gekocht, abgekühlt und wieder erhitzt) oder Basmatireis (Kontrollmahlzeit) enthielten.

Die Studienteilnehmer wiederholten den Versuch mit einer 9-tägigen Pause zwischen den einzelnen Versuchen, um alle Testmahlzeiten und die Kontrollmahlzeit zu durchlaufen.

  • Zusätzlich zur regelmäßigen Entnahme von Blutproben (sowohl unmittelbar nach der Mahlzeit als auch alle 30 Minuten, 2 Stunden lang) trugen die Probanden über Nacht ein kontinuierliches Glukosemessgerät, um Veränderungen des Blutzuckerspiegels im Schlaf zu verfolgen.

Sind Kartoffeln schlecht für Diabetiker?

Das Ergebnis: Es gab keine Unterschiede zwischen den Mahlzeiten in der Glukosereaktion nach dem Abendessen, die eines der Kartoffelgerichte oder Basmatireis enthielten. Darüber hinaus war die glykämische Reaktion der Studienteilnehmer nach dem Abendessen, das eine der Kartoffelbeilagen mit hohem GI enthielt, günstiger als der Basmatireis mit niedrigem glykämischen Index.

Kann man als Diabetiker Kartoffeln essen?

Im Vergleich zu einer Reismahlzeit waren gekochte, gebratene oder gekochte und anschließend gekühlte Mahlzeiten auf Kartoffelbasis nicht mit einer ungünstigen Wirkung auf den Blutzuckerspiegel nach dem Essen oder die nächtliche Blutzuckerkontrolle verbunden.

Demnach können Kartoffeln den Wissenschaftlern zufolge als Teil einer abwechslungsreichen Abendmahlzeit für Diabetiker mit Diabetes Typ 2 als geeignet angesehen werden.

Die vorliegenden Ergebnisse stehen nach Meinung der Studienautoren im Widerspruch zu den Ergebnissen von Beobachtungsstudien und traditionellen Ernährungsempfehlungen, wonach Kartoffeln keine geeignete Wahl für die Ernährung von Menschen mit Diabetes Typ 2 sind.

Diabetes, Kartoffeln und der glykämische Index

Die Studie zeigt, dass Lebensmittel mit hohem glykämischen Index, wie Kartoffeln, als Teil einer gesunden abendlichen Mahlzeit gegessen werden können, ohne den glykämischen Index negativ zu beeinflussen und gleichzeitig wichtige Nährstoffe mit relativ wenigen Kalorien liefern, so die Forscher.

  • Die Studie folgte einer stringenten Methodik. Es wurde ein randomisiertes Crossover-Design verwendet. Der Glukosespiegel wurde sowohl unmittelbar nach der Mahlzeit als auch über Nacht gemessen, um ein besseres Bild der Auswirkungen der Kartoffeln auf die glykämische Reaktion zu erhalten.

Die Forschenden stellten jedoch einige Einschränkungen fest: Die Basis-GR der Studienteilnehmer wurde nur für eine Abendmahlzeit ermittelt, das angebotene Abendessen war reichhaltiger als das, was normalerweise für Menschen mit Diabetes Typ 2 empfohlen wird (entspricht jedoch den australischen Essgewohnheiten mit 40 Prozent der gesamten Energiezufuhr einer Person), und der Einfluss der Kartoffeln auf die langfristige glykämische Kontrolle wurde nicht bewertet.

Trotz dieser Einschränkungen kamen die Forscher zu dem Schluss, dass Kartoffeln ein Lebensmittel ist, das nachhaltig, erschwinglich und nährstoffdicht ist und daher unabhängig vom metabolischen Gesundheitszustand eine wichtige Rolle in der modernen Ernährung spielen kann.

Welche Nährstoffe enthalten Kartoffeln?

Kartoffeln sind kalorienarm enthalten Stärke (Kohlenhydrate), Ballaststoffe, Eiweiß (Proteine), Flavonoide, Anthocyane, Vitamine und Mineralstoffe (anorganische Nährstoffe) wie Kalium, Magnesium und Eisen sowie sekundäre Pflanzenstoffe.

Die Kartoffel besteht zu 80 Prozent aus Wasser und ist mithin kalorienarm. Besonders reich sind Kartoffeln an den Vitaminen B1, B2 und Vitamin C.

  • Pellkartoffeln enthalten mehr Kalium als zum Beispiel gekochte Möhren.
  • Auch bei Vitamin C und Folsäure schneiden Pellkartoffeln gut ab. Folsäure fördert die Zellerneuerung.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Kartoffeln eine sehr günstige Nährstoffzusammensetzung aufweisen und daher in einer ausgewogenen Ernährung nicht fehlen sollten.

Pommes frites, Kartoffelchips und Co. schaden der Gesundheit

Zu beachten ist jedoch, dass beispielsweise Produkte wie Pommes frites oder Kartoffelchips hohe Mengen an ungesunden gesättigten Fettsäuren und Transfetten enthalten.

Bei einem hohen Verzehr von gesättigten Fettsäuren und Transfetten besteht unter anderem die Gefahr eines zu hohen LDL-Cholesterinspiegels, der die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigt.

Quellen

Ein Beitrag der Medizin Doc-Redaktion. Dieser Beitrag beschäftigt sich mit einem medizinischen Thema, einem Gesundheitsthema oder einem oder mehreren Krankheitsbildern. Dieser Artikel dient nicht der Selbst-Diagnose und ersetzt auch keine Diagnose durch einen Arzt oder Facharzt. Bitte lesen und beachten Sie hier auch den Hinweis zu Gesundheitsthemen!

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