Von einer Pankreasinsuffizienz spricht man, wenn die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) nicht mehr optimal funktioniert.
Unter Normalbedingungen leitet die Bauchspeicheldrüse den Verdauungssaft über einen einzigen Gang in den Dünndarm. Im Dünndarm helfen die Enzyme der Bauchspeicheldrüse bei der Verdauung der Nahrung, indem sie Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße aufspalten.
- Der Dünndarm ist in etwa 5 bis 6 Meter lang und gliedert sich in drei Abschnitte, den Zwölffingerdarm (Duodenum), den Leerdarm (Jejunum) und den Krummdarm (Ileum).
Bei der exokrinen Pankreasinsuffizienz (EPI; auch Bauchspeicheldrüsenschwäche genannt) produziert die Bauchspeicheldrüse zu wenig verdauungsfördernde Enzyme.
- Der Dünndarm kann dadurch die Nahrung nicht mehr vollständig verdauen, weil die Verdauungsenzyme der Bauchspeicheldrüse fehlen.
- Die Folge sind Verdauungsstörungen mit Diarrhö (Durchfall).
- Das Problem: Die exokrine Pankreasinsuffizienz (EPI) entwickelt sich oft langsam über viele Jahre.
Bei der endokrinen Pankreasinsuffizienz hingegen ist die Bildung der Hormone, die den Blutzuckerspiegel regulieren, gestört. In der Folge kommt es zu Störungen des Blutzuckerspiegels.
- Die Behandlung und Therapie der Bauchspeicheldrüseninsuffizienz hängt davon ab, ob eine exokrine und/oder eine endokrine Pankreasinsuffizienz vorliegt.
ÜBERSICHT
Wie hoch ist die Lebenserwartung?
Mit der entsprechenden Behandlung, die eine ausgewogene Ernährung und eine ausreichende Zufuhr von Verdauungsenzymen beinhaltet, können die Betroffenen mit einer exokrinen Bauchspeicheldrüseninsuffizienz ein normales, unbeeinträchtigtes Leben führen.
Symptome einer exokrinen Pankreasinsuffizienz
Wie erkennt man eine exokrine Pankreasinsuffizienz (EPI)?
Symptome der exokrinen Pankreasinsuffizienz (EPI) können u.a. sein:
- Übelkeit, Erbrechen
- Krämpfe, Unwohlsein oder Schmerzen im Unterbauch
- starke gürtelförmige Oberbauchschmerzen, die ausstrahlen
- Durchfall oder Verstopfung
- lockere, fettige, übel riechende Stühle respektive: typisch ist zum Teil sehr heller, übelriechender, voluminöser Stuhl (sog. Fettstuhl, Steatorrhoe),
- übermäßige Blähungen.
- Mangelernährung, Gewichtsverlust, starker Gewichtsverlust.
In seltenen Fällen kann die exokrine Pankreasinsuffizienz zu nächtlichen Sehstörungen oder Knochenproblemen wie geringer Knochenmasse oder Osteoporose führen.
Ursachen der exokrinen Pankreasinsuffizienz (EPI)
Häufige Ursachen für eine exokrine Pankreasinsuffizienz sind:
- chronische und akute Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung)
- zystische Fibrose
- Bauchspeicheldrüsenkrebs
- Operation an der Bauchspeicheldrüse oder am oberen Magen-Darm-Trakt
Zu den weniger häufigen Ursachen der exokrinen Pankreasinsuffizienz (EPI) gehören:
- Diabetes Typ 1 und Typ 2
- unbehandelte Zöliakie
- entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
- HIV/AIDS-Erkrankung
- seltene genetische Erkrankungen wie das Shwachman-Diamond-Syndrom und das Johanson-Blizzard-Syndrom
- Zollinger-Ellison-Syndrom
Risikogruppen und Risikofaktoren der EPI
Menschen können eine exokrine Pankreasinsuffizienz entwickeln, wenn:
- die Menge der von der Bauchspeicheldrüse produzierten Enzyme stark vermindert ist
- nicht genügend Enzyme den Dünndarm erreichen
- andere Probleme verhindern, dass sich die Enzyme mit der Nahrung vermischen oder anderweitig richtig funktionieren.
Die exokrine Pankreasinsuffizienz ist selten. Probleme mit den Enzymen der Bauchspeicheldrüse treten jedoch häufiger bei Menschen mit bestimmten Erkrankungen auf.
Obwohl die Forschungsdaten voneinander abweichen, gehen Wissenschaftler davon aus, dass Probleme mit den Enzymen der Bauchspeicheldrüse auftreten können bei:
- 30 bis 90 Prozent der Menschen mit chronischer Bauchspeicheldrüsenentzündung
- 80 bis 90 Prozent der Menschen mit zystischer Fibrose (Mukoviszidose)
Seltener können Probleme mit Enzymen in der Bauchspeicheldrüse bei Menschen mit folgenden Zuständen und Erkrankungen auftreten:
- Bauchspeicheldrüsenkrebs, der nicht operativ entfernt wurde
- Diabetes Typ 1 oder Diabetes mellitus Typ 2
- entzündliche Darmerkrankung
- Zöliakie, die nicht behandelt wird
- Operationen an der Bauchspeicheldrüse oder am oberen Magen-Darm-Trakt
- Sjögren-Syndrom
- Rauchen und/oder Alkoholkonsum in der Vergangenheit
Menschen mit einer fortgeschrittenen Bauchspeicheldrüsenerkrankung haben ein höheres Risiko, eine exokrine Pankreasinsuffizienz zu entwickeln.
Die Erkrankung tritt zum Beispiel häufiger auf bei Menschen mit:
- chronischer und akuter Bauchspeicheldrüsenentzündung
- zystischer Fibrose
- Bauchspeicheldrüsenkrebs
- chirurgischen Eingriffen an der Bauchspeicheldrüse oder am oberen Magen-Darm-Trakt
Folgeerkrankungen und gesundheitliche Komplikationen der exokrinen Pankreasinsuffizienz
Bei einer exokrinen Pankreasinsuffizienz verdaut der Dünndarm die Nahrung nicht so, wie er sollte, und nimmt möglicherweise nicht genügend Nährstoffe auf – ein Zustand, der als Malabsorption bezeichnet wird.
Exokrine Pankreasinsuffizienz und Malabsorption können zu folgenden Komplikationen führen:
- Mangelernährung (Malnutrition)
- geringe Mengen der fettlöslichen Vitamine A, D, E und K im Körper
- geringe Knochenmasse (Osteopenie) und Osteoporose
- Wachstumsstörungen bei Kindern
- Schwächung des Immunsystems
- erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkt und Schlaganfall
Diagnose der exokrinen Pankreasinsuffizienz
Zur Diagnose der exokrinen Pankreasinsuffizienz erfragt der Arzt i.d.R. die Kranken- und Familiengeschichte, führt eine körperliche Untersuchung durch und veranlasst Untersuchungen.
Medizinische Tests zur Diagnostik der exokrinen Pankreasinsuffizienz
Um eine exokrine Pankreasinsuffizienz zu diagnostizieren, können Ärzte u.a. Stuhltests, Bluttests und manchmal Pankreasfunktionstests veranlassen.
- Wenn die Ursache unbekannt ist, kann der Arzt zusätzliche Tests anordnen, um nach Krankheiten zu suchen, die eine exokrine Pankreasinsuffizienz verursachen können.
Stuhltests
Der Stuhl-Elastase-Test, auch fäkale Elastase-1 oder FE-1-Test genannt, ist ein häufig verwendeter Stuhltest.
Niedrige FE-1-Werte im Stuhl können auf eine exokrine Pankreasinsuffizienz hinweisen. Der Arzt händigt den Personen ein Gefäß aus, in dem sie eine Stuhlprobe auffangen und aufbewahren können. Für diesen Test sollte eine feste oder halbfeste Stuhlprobe abgegeben werden. Die Patientinnen und Patienten erhalten Anweisungen, wohin sie das Testkit schicken oder mitnehmen sollen.
Blutuntersuchungen
Mit einem Bluttest können Ärzte beispielsweise einen niedrigen Gehalt an fettlöslichen Vitaminen und Mineralstoffen oder andere Anzeichen von Mangelernährung feststellen.
Funktionstest der Bauchspeicheldrüse
Der Arzt kann einen Pankreasfunktionstest anordnen, um die Reaktion der Bauchspeicheldrüse auf Sekretin, ein Hormon aus dem Dünndarm, zu messen. Dieser Test misst den Pankreassaft und nicht die Enzyme der Bauchspeicheldrüse und kann eine exokrine Pankreasinsuffizienz nicht genau diagnostizieren. Dieser Test wird nur in wenigen Zentren in den Vereinigten Staaten durchgeführt.
Bei einem Pankreas-Funktionstest wird dem Patienten intravenös Sekretin verabreicht und ein Schlauch durch die Nase in den Dünndarm eingeführt. Über den Schlauch werden Flüssigkeitsproben entnommen, die zur Analyse an ein Labor geschickt werden.
- In einigen Fällen führen die Ärzte diesen Test ganz oder teilweise mit Hilfe einer oberen Magen-Darm-Spiegelung (GI-Spiegelung) durch.
Behandlung der exokrinen Pankreasinsuffizienz (EPI)
Ärzte behandeln die exokrine Pankreasinsuffizienz (EPI) mit einer Substitutionstherapie mit Pankreasenzymen und Änderungen der Ernährungsgewohnheiten und des Lebensstils.
- Ärzte können zusätzliche Behandlungen für Krankheiten oder Zustände empfehlen, die eine exokrine Pankreasinsuffizienz verursachen.
Pankreas-Enzymersatz-Therapie (PERT)
Zur Behandlung der exokrinen Pankreasinsuffizienz verschreibt der Arzt in der Regel eine Pankreas-Enzym-Substitutionstherapie (PERT).
Dabei werden Tabletten eingenommen, die Pankreasenzyme enthalten. PERT kann die Symptome lindern und dazu beitragen, dass die Betroffenen genügend Nährstoffe aus dem Essen und Trinken aufnehmen.
Die Pankreas-Enzym-Substitutionstherapie (PERT) wird zu den Mahlzeiten oder zwischendurch eingenommen, um den Dünndarm bei der Verdauung zu unterstützen. Befolgen Sie die Anweisungen Ihres Arztes, wie und wann Sie PERT einnehmen sollen.
Änderungen der Lebensweise
Auch Änderungen der Lebensweise können bei der Behandlung der exokrinen Pankreasinsuffizienz helfen. Es kann u.a. empfohlen werden:
- Alkohol zu meiden
- die Ernährung und die Essgewohnheiten zu ändern
- das Rauchen aufzugeben
Vorbeugen und Behandeln von Folgeerkrankungen der exokrinen Pankreasinsuffizienz
Bei Menschen mit exokriner Pankreasinsuffizienz kann der Arzt Tests anordnen, um Komplikationen zu erkennen, wie z. B.
- Malnutrition (Mangelernährung)
- zu niedrige Spiegel der fettlöslichen Vitamine A, D, E und K im Blut
- zu geringe Knochenmasse
Ärzte können die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit fettlöslichen Vitaminen oder anderen Nährstoffen empfehlen, um diesen Komplikationen vorzubeugen oder sie zu behandeln.
- Wichtig: Bevor Patienten Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamine oder andere komplementäre oder alternative Medikamente einnehmen, sollten sie aus Sicherheitsgründen ihren Arzt konsultieren.
Ernährung bei exokriner Pankreasinsuffizienz
Wie wirkt sich eine exokrine Pankreasinsuffizienz (EPI) auf die Ernährung aus?
Bei einer exokrinen Pankreasinsuffizienz kann der Dünndarm die Nahrung aufgrund von Problemen mit den von der Bauchspeicheldrüse produzierten Enzymen nicht normal verdauen. Wenn der Dünndarm die Nahrung nicht richtig verdaut, kann er nicht genügend Nährstoffe aufnehmen, was als Malabsorption (Mangelernährung) bezeichnet wird.
Eine Behandlung der exokrinen Pankreasinsuffizienz kann helfen, die Mangelernährung (Malabsorption) zu korrigieren.
Ärzte können Betroffene an einen registrierten Ernährungsberater überweisen, der ihnen hilft, einen gesunden Speiseplan zu erstellen.
- Hinweis: Eine Ernährungsberatung ist hilfreich, um die Fettmenge in der Nahrung richtig einzuschätzen und Mangelerscheinungen vorzubeugen.
Quellen
- MedizinDoc mit Material von National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases (NIDDK), NHS (UK)
- Capurso G, Traini M, Piciucchi M, Signoretti M, Arcidiacono PG. Exocrine pancreatic insufficiency: prevalence, diagnosis, and management
- Clinical and Experimental Gastroenterology. 2019;12:129–139. doi:10.2147/CEG.S168266
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