Forschung: Welche Allergien greifen auf die Atemwege? Kombinationstherapie bei allergischer Atemwegserkrankung

Allergien und Unverträglichkeiten, Gesundheitsnews, Medizin und Forschung

Torsten Lorenz, aktualisiert am 13. April 2023, Lesezeit: 5 Minuten

Chronische Erkrankungen der Atemwege:

Bei Asthmatikern, deren Atemwege mit Hausstaubmilben in Kontakt kommen, ist die Immunreaktion weniger effektiv, was zu einer Schwächung des Immunsystems führen kann.

  • Bei Menschen, die an Asthma in Verbindung mit einer Infektion leiden, kann dies zu einer erhöhten Anfälligkeit für sekundäre virale oder bakterielle Infektionen führen.

In einer früheren Studie hatten Professor Lena Uller und ihr Forschungsteam von der Universität Lund bereits gezeigt, dass Hausstaubmilben im Vergleich zu anderen häufigen Allergenen eine stärkere Entzündungsreaktion in den Epithelzellen der Lunge von Asthmatikern hervorrufen.

  • Diese Epithelzellen bilden eine Barriere, die die Lunge vor schädlichen Mikroben und Partikeln schützt, die wir einatmen.

Asthmatiker, Hausstaubmilben und Hyposensibilisierung

Neueste Studienergebnisse legen nahe, dass Asthmatiker Hausstaubmilben meiden sollten, so Forscher der Universität Lund.

Für Menschen, die auch gegen Hausstaubmilben allergisch sind, könnte eine so genannte Hyposensibilisierung in Frage kommen.

  • Die Studie wurde kürzlich in der medizinischen Fachzeitschrift Allergy veröffentlicht.

Klinische Daten zeigen nach Aussage von Samuel Cerps, Erstautor der Studie, dass Asthmatiker mit Allergien häufiger Antibiotika verschrieben bekommen als nicht-allergische Asthmatiker.

Daraus lässt sich schließen, dass Allergien ein Risikofaktor für bakterielle Infektionen sind, was die Forscher veranlasste, zu untersuchen, wie sich die Exposition gegenüber Hausstaubmilben auf das Immunsystem von Asthmatikern auswirkt.

  • Die Forschergruppe sammelte und kultivierte Epithelzellen von Asthmatikern mit und ohne Hausstaubmilbenallergie mit Hilfe von Bronchialbürsten.

Anschließend wurden die Zellen 24 Stunden lang Hausstaubmilben ausgesetzt, bevor sie mit einem Virus in Kontakt kamen. So konnten die Forschenden untersuchen, wie sich eine Virusinfektion auf das Immunsystem auswirkt, und zwar sowohl bei viralen als auch bei bakteriellen Infektionen.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Hausstaubmilbenallergie selbst ein Faktor ist, der den Schutz von Asthmatikern gegen Viren verringert, d.h. dass die Epithelzellen weniger effizient antivirale Interferone produzieren.

Die direkte Exposition gegenüber Hausstaubmilben, unabhängig vom Allergiestatus des Patienten, verringerte die Produktion antiviraler und antibakterieller Proteine in den Atemwegszellen bei Virusinfektionen, erklärt Samuel Cerps.

Die Behandlung von Ekzemen könnte auch Asthma lindern

Forscherinnen und Forscher des VIB-UGent Center for Inflammation Research haben neue Erkenntnisse über eine mögliche neue Therapie für Ekzeme gewonnen, die auch den Schweregrad von Asthma verringert.

Die Ergebnisse sind ein wichtiger nächster Schritt, um den Zusammenhang zwischen den beiden Entzündungskrankheiten zu verstehen und wirksame Therapien zu entwickeln.

  • Die Forschungsergebnisse wurden im Journal of Investigative Dermatology veröffentlicht.

Kinder, die an atopischer Dermatitis, einer Form von Hautekzem, leiden, haben ein erhöhtes Risiko, im späteren Leben an Asthma zu erkranken.

Dieses Phänomen, das auch als atopischer Marsch bezeichnet wird, wirft die Frage auf, ob es möglich ist, Therapien zu entwickeln, die nicht nur gegen die atopische Dermatitis wirken, sondern auch das Auftreten anderer allergischer Erkrankungen wie zum Beispiel Asthma, Neurodermitis, Urtikaria, Kontaktekzeme, Heuschnupfen, Nahrungsmittelallergien und Hymenopterengiftallergie (Insektengiftallergien) verhindern.

Hausstaubmilben, atopische Dermatitis und Asthma

Es ist bekannt, dass der Kontakt mit Hausstaubmilben für die Entwicklung von atopischer Dermatitis und Asthma verantwortlich ist, da die Milben Entzündungen auslösen.

  • Dr. Julie Deckers, Prof. Karolien De Bosscher und Prof. Hamida Hammad (beide vom VIB-UGent Center for Inflammation Research) haben ein Mausmodell entwickelt, um den Zusammenhang zwischen den beiden Krankheiten genauer zu untersuchen.

Wie von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern erwartet, zeigte sich, dass eine durch Hausstaubmilben ausgelöste Hautentzündung zu einer verstärkten Entzündung der allergischen Atemwegserkrankung führt.

Allerdings, so Dr. Julie Deckers, unterschied sich diese Reaktion deutlich von der Reaktion auf eine direkte Exposition mit Hausstaubmilben in der Lunge ohne vorherige Hautentzündung. Diese Ergebnisse verhalfen den Forschenden zu einem besseren Verständnis der Komplexität des atopischen Marsches.

Kombinationstherapie lindert atopische Dermatitis wirksam

Die eigentliche Frage war jedoch, ob eine Linderung der Hautentzündung die spätere Entwicklung von Asthma beeinflussen könnte. Das Team kombinierte daher zwei entzündungshemmende Wirkstoffe – Kortikosteroide und PPARƴ-Agonisten – zu einer potenziellen Behandlung bei Mäusen.

Die Kombinationstherapie linderte die atopische Dermatitis wirksam, reichte aber nicht aus, um die allergische asthmatische Reaktion in der Lunge zu verhindern, so Dr. Julie Deckers vom VIB-UGent Center for Inflammation Research.

Die Behandlung verringerte jedoch den Schweregrad des Asthmas erheblich, indem sie auf einen bestimmten Aspekt der Immunreaktion in der Lunge einwirkte. Damit ist die Therapie ein wirksames Mittel gegen allergische Hautentzündungen und die Verschlimmerung des atopischen Ekzems, so die Forscherin.

Quellen

  • Lund University / Samuel Cerps et al, House dust mite sensitization and exposure affects bronchial epithelial anti‐microbial response to viral stimuli in patients with asthma, Allergy (2022). DOI: 10.1111/all.15243
  • VIB (Flanders Institute for Biotechnology) / Julie Deckers et al. Co-activation of GR and PPARγ in murine skin prevents worsening of atopic march, Journal of Investigative Dermatology (2017). DOI: 10.1016/j.jid.2017.12.023

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