Osteoporose: Wirkung unterschiedlicher Käse-Sorten auf Knochenschwund

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Medizin Doc Redaktion, aktualisiert am 3. August 2022, Lesezeit: 5 Minuten

Nach den Ergebnissen einer neuen klinischen Studie, die in der Fachzeitschrift BMJ Nutrition Prevention & Health veröffentlicht wurde, könnte eine kleine Tagesportion (57 g) Jarlsberg-Käse dabei helfen, Knochenschwund (Osteopenie/Osteoporose) zu verhindern, ohne das schädliche LDL-Cholesterin (Low Density Lipoprotein) zu erhöhen.

Die Wirkung scheint den Wissenschaftlern zufolge spezifisch für diese Käsesorte zu sein. Jarlsberg ist ein milder, halbweicher Käse mit nussigem Geschmack, der aus Kuhmilch hergestellt. Ursprünglich stammt er aus Jarlsberg in Ostnorwegen.

Aus früheren Forschungsergebnissen ist bekannt, dass er den Gehalt an Osteocalcin, einem Hormon, das für starke Knochen und Zähne verantwortlich ist, erhöhen kann. Es war allerdings nicht klar, ob diese Wirkung spezifisch für Jarlsberg oder generell für jede Käsesorte ist.

Um dies herauszufinden, untersuchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler 66 gesunde Frauen (durchschnittliches Alter 33, durchschnittlicher BMI 24), die nach dem Zufallsprinzip sechs Wochen lang entweder täglich 57 g Jarlsberg (41) oder 50 g Camembert (25) zu sich nahmen.

Nach Ablauf dieses Untersuchungszeitraums wurde die Gruppe, die Camembert zu sich nahm, für weitere sechs Wochen auf Jarlsberg umgestellt.

Vitamin K2, Osteocalcin und glykosylierte Hämoglobin

Die beiden Käsesorten Jarlsberg und Camembert haben einen ähnlichen Fett- und Proteingehalt, aber im Gegensatz zum Camembert ist der Jarlsberg reich an Vitamin K2, das auch als Menachinon (MK) bezeichnet wird und von dem es mehrere Varianten gibt.

Es gibt mehrere Varianten. Das kurzkettige MK-4 ist in tierischen Produkten wie Leber enthalten. Die langkettigen MK-7, MK-8, MK-9 und MK-9(4H) stammen von Bakterien und kommen in bestimmten fermentierten Lebensmitteln wie Käse vor. Insbesondere Jarlsberg ist reich an MK-9 und MK-9(4H).

Bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurden nach sechs Wochen Blutproben genommen, um den Gehalt an Schlüsselproteinen, Osteocalcin und einem Peptid (PINP), das am Knochenumsatz beteiligt ist, zu überprüfen. Auch der Vitamin-K2- und der Blutfettspiegel wurden gemessen.

Die Blutprobenanalyse ergab, dass die wichtigsten biochemischen Marker für den Knochenumsatz, darunter Osteocalcin und Vitamin K2, in der Jarlsberg-Gruppe nach sechs Wochen deutlich ansteigen.

In der Gruppe mit Camembert blieben die PINP-Werte unverändert, während die Werte der anderen biochemischen Marker leicht sanken. Nach dem Wechsel zu Jarlsberg stiegen sie jedoch deutlich an. Auch die PINP-Werte stiegen an.

Die Blutfettwerte nahmen in beiden Gruppen nach 6 Wochen leicht zu. Die Werte für Gesamtcholesterin und LDL-Cholesterin (schädliches Cholesterin) sanken jedoch in der Camembert-Gruppe nach dem Wechsel zu Jarlsberg deutlich.

Das glykosylierte Hämoglobin (HbA1c) – die Menge an Glukose, die sich in den roten Blutkörperchen festsetzt – sank in der Jarlsberg-Gruppe deutlich (um 3 Prozent), während es in der Gruppe, die Camembert zu sich nahm, stark anstieg (um 2 Prozent). Nach der Umstellung auf Jarlsberg sank der HbA1c-Wert jedoch auch in dieser Gruppe deutlich.

Calcium- und Magnesiumwerte

Die Calcium- und Magnesiumwerte sanken in der Jarlsberg-Gruppe deutlich, wohingegen sie in der Camembert-Gruppe unverändert blieben. Nach dem Wechsel zu Jarlsberg-Käse sank der Kalziumspiegel auch in dieser Gruppe, was laut den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vermutlich auf eine erhöhte Aufnahme dieser Mineralien zurückzuführen ist, die für die Knochenbildung wichtig sind.

Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass der tägliche Verzehr von Jarlsberg-Käse eine positive Wirkung auf Osteocalcin, andere Marker des Knochenumsatzes, glykiertes Hämoglobin und Lipide hat und dass die Auswirkungen spezifisch für diesen Käse sind.

Das Bakterium (Proprionebacterium freudenreichii) in Jarlsberg, das MK-9-(4H) produziert, produziert auch die Substanz DHNA, die experimentellen Studien zufolge der Knochenausdünnung entgegenwirken und die Bildung von Knochengewebe fördern könnte, was möglicherweise den Anstieg von Osteocalcin erklärt, so die Wissenschaftler weiter.

Die Forscher gehen davon aus, dass Jarlsberg-Käse dabei helfen könnte, Osteopenie – das Vorstadium der Osteoporose – sowie Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes zu verhindern, obwohl weitere Forschungen nötig sind, um dies zu bestätigen, betonen sie.

Die Ergebnisse der vorliegenden Studie verdeutlichen, dass Kalzium und Vitamin D für die Gesundheit der Knochen von großer Bedeutung sind, dass aber auch andere wichtige Faktoren eine Rolle spielen, wie beispielsweise das Vitamin K2, das vielleicht nicht so bekannt ist, so Professor Sumantra Ray, Executive Director des NNEdPro Global Centre for Nutrition and Health, das Miteigentümer der Zeitschrift ist.

In der Studie wird auch auf ein wichtiges Forschungsproblem hingewiesen: Unterschiedliche Zubereitungsmethoden bedeuten, dass es wesentliche Unterschiede in der Nährstoffzusammensetzung von Käse gibt, der in der Ernährungsforschung bisher oft als homogenes Lebensmittel betrachtet wurde, so der Forscher. Dies muss in künftigen Studien untersucht werden.

Da es sich um eine kleine Studie an jungen und gesunden Menschen handelt, die neue Zusammenhänge zwischen Ernährung und Knochengesundheit erforschen soll, müssen die Ergebnisse mit großer Vorsicht interpretiert werden, da die Teilnehmerinnen der Studie nicht unbedingt repräsentativ für andere Gruppen sind. Und die Ergebnisse sollten nicht als Empfehlung dafür verstanden werden, eine bestimmte Käsesorte zu essen.

Quellen

Effect on bone anabolic markers of daily cheese intake with and without vitamin K2: a randomised clinical trial, BMJ Nutrition Prevention & Health (2022). DOI: 10.1135/bmjnph-2022-000424

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