Zöliakie: Was eine Kombination von Tryptophan mit Probiotika bewirken kann

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Torsten Lorenz, aktualisiert am 23. August 2023, Lesezeit: 6 Minuten

Ursachen und Symptome von Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) behandeln:

Forscher der McMaster University in Hamilton (Kanada), haben herausgefunden, dass Tryptophan, eine Aminosäure, die zum Beispiel in Sojabohnen, Parmesankäse, Fisch und Fleisch vorkommt, zusammen mit bestimmten Probiotika bei der Heilung von Zöliakie helfen und die Verträglichkeit einer glutenfreien Diät verbessern kann.

Veränderung des Tryptophanstoffwechsels

Die vorliegenden Forschungsergebnisse der McMaster University unterstreichen den potenziellen therapeutischen Wert einer gezielten Beeinflussung des Tryptophanstoffwechsels im Darm bei Menschen mit der Autoimmunerkrankung Zöliakie (Glutenunverträglichkeit), um die Symptome trotz glutenfreier Ernährung besser zu kontrollieren und des Heilungsprozess des Darms zu beschleunigen.

Bisher, so die Forscher, sei die einzige Behandlungsmethode bei Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) die konsequente Einhaltung einer glutenfreien Ernährung.

  • Allerdings ist die Einhaltung einer solchen Ernährungsweise schwierig und führt nicht immer zu einer vollständigen Heilung des Darms oder zum Verschwinden der Symptome.

Wirkung von Tryptophan und Probiotika bei Zöliakie

Tryptophan ist eine essentielle Aminosäure, die vom Körper nicht produziert werden kann und über Nahrungsmittel wie Geflügel, Lachs, Thunfisch, Cashewnüsse, Bananen, Kakao und Gemüsesorten wie Brokkoli, Kohl und Blumenkohl aufgenommen wird.

Tryptophan ist für viele Funktionen im menschlichen Körper unerlässlich und kann von Bakterien im Darm abgebaut werden, die bioaktive Moleküle (Metaboliten) produzieren, die mit Rezeptoren in der Darm-Schleimhaut interagieren, welche die Entzündung kontrollieren.

Einer dieser Rezeptoren ist der Arylkohlen-Wasserstoff-Rezeptor (AhR). Eine suboptimale Aktivierung dieses Rezeptors wurde bei chronischen Darmentzündungen, einschließlich entzündlicher Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn, in Betracht gezogen.

Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) ist eine chronische Entzündung der oberen Darmschleimhaut beziehungsweise des oberen Dünndarms, wenn eine Person mit bestimmten prädisponierenden Genen mit der Nahrung Gluten zu sich nimmt. Allerdings wird nicht jeder mit Zöliakie-Genen, der Gluten zu sich nimmt, Symptome zeigen und daran erkranken.

  • Ziel der Studie war es, herauszufinden, ob der Abbau von Tryptophan durch Darmbakterien bei Menschen mit Zöliakie verändert ist und ob dieser Weg als mögliche Therapie in Frage kommen könnte.

Der Vorteil einer tryptophanreichen Ernährung

Die Forschenden untersuchten drei Gruppen: Patienten mit aktiver Zöliakie, Patienten zwei Jahre nach einer glutenfreien Ernährung und gesunde Menschen.

Bei Zöliakie-Patienten gab es Hinweise auf einen geringeren bakteriellen Tryptophanstoffwechsel und ihre Darmmikrobiota stimulierten den AhR-Signalweg, der die Entzündung kontrolliert und die Darmbarriere schützt, nicht im ausreichenden Maße.

Diese Veränderungen hatten sich bei der Patienten-Gruppe, die eine zweijährige glutenfreie Ernährung hinter sich hatte, teilweise verbessert. Anhand von Mäusen, die die Gene für Zöliakie exprimieren, konnten die Autoren der Studie zeigen, dass zwei Stämme von Laktobazillen-Bakterien, von denen bekannt ist, dass sie Tryptophan abbauen, die AhR aktivierten und die durch Gluten ausgelöste Entzündungen im Darm reduzierten.

Die Ergebnisse der vorliegenden Studie verdeutlichen den potenziellen therapeutischen Wert einer gezielten Beeinflussung des Tryptophan-Stoffwechsels im Darm bei Zöliakie-Patienten zur besseren Kontrolle der Symptome.

Welche Ernährung Zöliakie-Symptome lindert

Ernährungsumstellung bei Zöliakie: Eine glutenfreie Ernährungsweise ist nach Angaben der Johns Hopkins University die einzige Behandlungsmöglichkeit für Zöliakie.

  • Bereits geringste Mengen von Gluten können demnach eine Reaktion auslösen und den Dünndarm schädigen.

Die folgenden Lebensmittel sollten bei einer glutenfreien Ernährung vermieden werden:

  • Roggen, Weizen, Gerste und Triticale (eine Kreuzung aus Weizen und Roggen)

Diese Lebensmittel können ebenfalls Gluten enthalten:

  • Bier
  • Bouillon
  • Süßigkeiten
  • Kartoffel-Chips, Pommes frites
  • Wurstwaren, Fischimitat
  • Reisgerichte, Brauner Reissirup
  • Soßen, Sojasauce, Gemüse in Soßen

Darüber hinaus sollten auch alle rezeptfreien und verschreibungspflichtigen Medikamente auf einen möglichen Glutengehalt überprüft werden.

  • Die Zöliakie ist eine chronische Erkrankung, die sich nicht auf den Darm beschränkt, sondern verschiedenste Organsysteme betreffen kann. Sie wird daher auch als Systemerkrankung bezeichnet. Es handelt sich um eine lebenslange Autoimmunreaktion auf das Klebereiweiß Gluten beziehungsweise dessen Bestandteil Gliadin.
  • Der Verzehr von Gluten löst bei den betroffenen Personen eine entzündliche Reaktion der Dünndarmschleimhaut aus. Mit der Zeit sterben die Dünndarmzotten ab und es kommt zu einer Unterversorgung des menschlichen Organismus mit lebenswichtigen Vitaminen.
  • Auch wenn 40 Prozent der Weltbevölkerung Zöliakie-Gene in sich tragen, erkrankt nur 1 Prozent an der Krankheit, was darauf hindeutet, dass Umweltfaktoren, einschließlich der Darmmikrobiota, eine Rolle spielen.
  • Die Ergebnisse der Forschungsarbeit wurden in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift Science Translational Medicine veröffentlicht.

Wichtigste Ursache und häufige Symptome einer Zöliakie

Als wichtigste Ursache der Zöliakie gilt eine genetische Veranlagung, die zu einer Autoimmunreaktion führt. Das Enzym Gluten löst bei den erkrankten Menschen eine Antigen-Antikörper-Reaktion aus, vergleichbar mit dem bei einer Allergie ablaufenden Reaktionsmuster. Etwa 30 bis 35 Prozent der Gesamtbevölkerung tragen diese genetische Veranlagung.

Häufige Symptome einer Zöliakie sind u.a.:

Die Beschwerden können auch das Nervensystem oder die Schilddrüse betreffen. Zöliakie kann auch die Ursache für Schwindel und motorische Störungen (Ataxie) sein.

Erwachsene können zudem an der Haut an Zöliakie erkranken. Die seltene Form „Dermatitis herpetiformis Duhring“ führt zur Bildung von Bläschen, Rötungen, Ekzemen oder Quaddeln, die meist brennen und jucken. Am häufigsten treten die Hautsymptome an Ellenbogen, Knien, Kopfhaut, Stirn und Rumpf auf.

Quellen

vgt


Dieser Beitrag wurde auf der Grundlage wissenschaftlicher Fachliteratur und fundierter empirischer Studien und Quellen erstellt und in einem mehrstufigen Prozess überprüft.

Wichtiger Hinweis: Der Beitrag beschäftigt sich mit einem medizinischen Thema, einem Gesundheitsthema oder einem oder mehreren Krankheitsbildern. Dieser Artikel dient nicht der Selbst-Diagnose und ersetzt auch keine Diagnose durch einen Arzt oder Facharzt. Bitte lesen und beachten Sie hier auch den Hinweis zu Gesundheitsthemen!

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