Wundrose – Ursachen, Behandlung, Heilung, Diagnose und Prävalenz

Hauterkrankungen & Hautpflege, Krankheiten und Krankheitsbilder

Medizin Doc Redaktion, aktualisiert am 3. Oktober 2023, Lesezeit: 9 Minuten

Wie gefährlich ist Wundrose (Erysipel)?

Wundrose ist eine bakterielle Infektion der Haut. Sie ist nicht erblich und nicht ansteckend, also nicht von Mensch zu Mensch übertragbar.

Bei einer Wundrose sind die oberen Hautschichten betroffen. Typische Anzeichen einer Wundrose (Erysipel, Rotlauf) sind eine glänzende, schmerzhafte Schwellung und Rötung der Haut.

Die Hautrötung kann sich auch zungenförmig ausbreiten, da sich die Entzündung entlang der Lymphgefäße ausbreitet. Bei schweren Verlaufsformen bilden sich auch Bläschen.

Die Wundrose ist eine Form der Zellulitis (Entzündung), aber im Gegensatz zur Zellulitis, die das tiefer liegende Gewebe befällt, betrifft die Wundrose nur die oberen Hautschichten.

Die beiden Infektionskrankheiten können sich jedoch überschneiden, so dass es für den behandelnden Arzt schwierig sein kann, die beiden Krankheitsbilder voneinander zu unterscheiden.

Wundrose tritt vor allem bei Menschen mit Durchblutungsstörungen auf. Typische Ursachen sind Venenschwäche, Diabetes, periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) oder Lymphabflussstörungen. Erysipele lassen sich gut mit Antibiotika behandeln, kehren aber häufig wieder.

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Ursachen der Wundrose

Was verursacht eine Wundrose (Erysipel)?

Eine Wundrose entsteht, wenn Bakterien durch Schnitte oder Wunden in die Haut eindringen.

Ursache ist meist eine akute bakterielle Infektion der Haut mit Streptokokken der Gruppe A (Streptococcus pyogenes). Selten können auch andere Erreger für die Entstehung einer Wundrose verantwortlich sein.

Die Wundrose betrifft besonders häufig Menschen mit Durchblutungsstörungen. Ein typisches Beispiel sind Venenschwäche, Diabetes, periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) oder Lymphabflussstörungen.

Zu den Hautverletzungen, die das Risiko einer Wundrose erhöhen, gehören:

  • Schnittverletzungen der Haut, Geschwüre oder Wundliegen,
  • ein Insektenstich oder ein Tierbiss,
  • Wunden nach einer Operation.

Bereits bestehende Hauterkrankungen, die die Hautoberfläche aufbrechen, erhöhen ebenfalls das Risiko, an Wundrose (Rotlauf, Erysipel) zu erkranken. Zu diesen Erkrankungen gehören:

  • Ekzem (Juckflechte, auch Dermatitis genannt),
  • Borkenflechte (Impetigo ist ein ansteckender Hautausschlag),
  • Pilzinfektionen, wie etwa eine lokale Pilzinfektion, darunter Nagelpilz, Fußpilz, Körperpilz, etc.

Die Wahrscheinlichkeit, an einer Wundrose zu erkranken, kann auch durch andere Erkrankungen erhöht werden. Diese betreffen nicht immer direkt die Haut, sondern können unter anderem folgende Ursachen haben:

Auch gewisse Medikamente können das Immunsystem schwächen und zu Wundrose (Erysipel) führen.

Zu diesen Arzneimitteln gehören beispielsweise einige Krebsmedikamente und Arzneimittel, die häufig nach Organtransplantationen angewendet/verschrieben werden.

Wundrose kann grundsätzlich jeden Menschen treffen, am häufigsten betroffen sind jedoch Säuglinge und Erwachsene über 60 Jahre.

  • Die Wundrose ist nicht ansteckend und auch nicht erblich.

Symptome

Wundrose – Anzeichen und Symptome: Die Betroffenen fühlen sich zunächst oft unwohl (kränklich), bevor sichtbare Anzeichen eines Erysipels auf der Haut auftreten.

Mögliche Anzeichen einer Erkrankung können sein: Fieber, Frösteln, Schüttelfrost und erhöhte Temperatur.

Der Befall der Haut erfolgt dann meist an einer bestimmten Stelle und kann sich auf folgende Weise äußern:

  • Rötung,
  • geschwollen und glänzend,
  • warm und empfindlich bei Berührung,
  • Blasenbildung in schweren Fällen,
  • scharfe Ränder zwischen der befallenen und der nicht befallenen Hautstelle,
  • rote Streifen über der betroffenen Stelle, die in schweren Fällen violett oder schwarz werden können.

Diese Anzeichen und Symptome treten oft recht plötzlich auf und können sich innerhalb weniger Stunden oder Tage entwickeln.

Verlauf und Dauer 

Wie lange dauert die Heilung eine Wundrose?

Nach einer Inkubationszeit von einigen Stunden bis zu zwei Tagen beginnt die Wundrose in den meisten Fällen plötzlich mit ersten Symptomen wie Fieber, Schüttelfrost und allgemeinem Krankheitsgefühl.

  • Erst Stunden später zeigen sich die für das Erysipel typischen Hautveränderungen.

Die Dauer einer Wundrose ist schwer zu bestimmen. Der Krankheitsverlauf und die Heilungsdauer hängen davon ab, wann die Wundrose behandelt wird und wie erfolgreich die Therapie ist. Eine Antibiotikatherapie dauert etwa 10 bis 14 Tage, danach sollte die Infektion ausgeheilt sein.

Quelle: YouTube/MOOCI

Diagnose und Differentialdiagnose

Wie stellt man eine Wundrose fest?

Durch eine Blutuntersuchung im Labor können bestimmte Entzündungsparameter im Blut, wie zum Beispiel eine erhöhte Anzahl weißer Blutkörperchen, nachgewiesen werden, die auf eine infektionsbedingte Verletzung hinweisen können.

Die Diagnose einer Wundrose kann der Arzt in der Regel anhand des Aussehens und der Beschwerden der betroffenen Stelle stellen.

Typische Erkennungsmerkmale sind eine großflächige, glänzende, scharf begrenzte Rötung des betroffenen Hautareals mit flammen- oder zungenförmigen Ausläufern. Eine Hautbiopsie ist in der Regel nicht erforderlich.

Die Anamnese der betroffenen Patientinnen und Patienten, die auf frühere Verletzungen oder Operationen hinweist, gibt oft Hinweise auf die mögliche Ursache.

  • Darüber hinaus sind in der Regel keine weiteren Untersuchungen und Tests erforderlich, um eine Wundrose zu diagnostizieren.

Differentialdiagnose

In der Medizin ist die Differentialdiagnose eine Methode zur Analyse der Krankengeschichte und der körperlichen Untersuchung von Patientinnen und Patienten, um die richtige Diagnose zu stellen.

Dabei wird eine bestimmte Krankheit oder ein bestimmter Krankheitszustand von anderen Krankheiten unterschieden, die ähnliche klinische Merkmale aufweisen.

Differentialdiagnostische Verfahren werden von Ärztinnen und Ärzten eingesetzt, um die spezifische Erkrankung einer Patientin oder eines Patienten zu diagnostizieren. Häufig wird jede Variante einer möglichen Krankheit als Differentialdiagnose bezeichnet.

Bei Wundrose können beispielsweise folgende Erkrankungen ähnliche Symptome auslösen, die aber unterschiedlicher Art/Herkunft sind:

  • Borreliose,
  • septische Bursitis,
  • orbitale Zellulitis,
  • septische Arthritis,
  • nekrotisierende Fasziitis,
  • Phlegmasia cerulea dolens,
  • Flexor-Tenosynovitis,
  • toxisches Schocksyndrom,
  • eine Insektenstichreaktion,
  • eine begrenzte Phlegmone,
  • eine akute Stauungsdermatitis,
  • eine entzündungsbedingte Rötung am Wundrand während der Wundheilung.
  • eine Venenentzündung oder Venenthrombose im Bein.

Behandlung

Wundrose – Behandlung und Heilung: Wundrose ist grundsätzlich heilbar.

  • Um das Risiko weiterer unerwünschter gesundheitlicher Komplikationen zu begrenzen, ist es wichtig, die Behandlung so früh wie möglich zu beginnen.

Erysipel wird mithilfe von Antibiotika-Medikamenten behandelt. Welches Antibiotikum genau eingesetzt wird, hängt davon ab, welcher Erreger die Ursache für die Erkrankung ist.

  • Wie lange dauert die Behandlung? Bei einer Wundrose werden gewöhnlich 7 bis 14 Tage lang Antibiotika oral eingenommen.
  • Es kann mehrere Wochen dauern, bis sich die Haut wieder normalisiert hat. Während die Haut heilt, schält sie sich gewöhnlich.

Bei schweren Infektionen, bei Befall im Gesicht oder bei gleichzeitiger Durchblutungsstörung des infizierten oder betroffenen Hautareals wird das Antibiotikum zunächst als Infusion verabreicht. Damit soll sichergestellt werden, dass ausreichend hohe Wirkstoffkonzentrationen in das Gewebe gelangen.

Komplikationen

Vorbeugende Maßnahmen und Rückfall: Die mit einer Wundrose verbundenen Symptome wie Fieber und Krankheitsgefühl verschwinden oft innerhalb weniger Tage nach Beginn der Behandlung, obwohl es Wochen dauern kann, bis die Hautinfektion abgeklungen ist.

  • Eine Narbenbildung tritt bei Wundrose nicht auf.

Wiedererkrankung/Rezidive

Nach einer Behandlung der Wundrose erkrankt etwa ein Drittel der betroffenen Patientinnen und Patienten erneut an der Infektion. In diesem Fall kann eine Langzeitbehandlung mit entsprechenden Arzneimitteln verordnet werden.

  • Wichtig ist, dass die Betroffenen so früh wie möglich zum Arzt gehen, wenn sie befürchten, dass die Krankheit wieder auftritt.

Falls andere Krankheiten wie beispielsweise Ekzeme, Nagelpilz, Fußpilz oder Diabetes zum Ausbruch der Wundrose beigetragen haben, kann die entsprechende Behandlung dieser Krankheiten dazu beitragen, weitere Ausbrüche der Wundrose zu verhindern. Auch die rasche Behandlung von Verletzungen der Haut kann helfen.

  • Ebenso kann eine Änderung des Lebensstils und der Ernährung die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Ausbruchs der Wundrose verringern, wenn Übergewicht oder Fettleibigkeit (Adipositas) oder eine schlechte Durchblutung zur Entstehung der Infektion beigetragen haben.

Formen

Das Erysipel und die verschiedenen Formen:

  • bullöses Erysipel – eine Verlaufsform, bei der meist am zweiten oder dritten Tag schlaffe Blasen entstehen,
  • hämorrhagisches Erysipel – bei Einblutungen in die Läsion,
  • ekchymatöses Erysipel – bei kleinflächigen Einblutungen,
  • gangränöses Erysipel – ein Erysipel mit Hautnekrosen,
  • wanderndes Erysipel – (Erysipela migrans) – ein Erysipel, das sich in die Umgebung ausbreitet, während es sich im Zentrum der Läsion wieder zurückbildet,
  • phlegmonöses oder abszedierendes Erysipel – ein Erysipel, das in die Tiefe fortschreitet. Der phlegmonöse Rotlauf ist selten und erfordert oft einen chirurgischen Eingriff,
  • glattes oder flaches Erysipel – (Erysipelas glabrum oder Erysipelas laevigatum) – ein Erysipel im Frühstadium mit einer glatten und glänzenden Oberfläche im übrigen Hautniveau.

In der Vergangenheit gingen Medizinerinnen und Mediziner davon aus, dass Wundrose (Erysipel) nur im Gesicht auftritt. Schätzungen gehen jedoch davon aus, dass circa 80 Prozent aller Fälle von Rotlauf (Wundrose) an den Beinen auftreten. Die Erkrankung kann auch an den Armen und am Oberkörper auftreten.

Inzidenz/Prävalenz von Wundrose und Zellulitis

Zellulitis (Cellulitis) ist eine häufige Erkrankung, die durch eine sich ausbreitende bakterielle Entzündung der Haut (Derma) verursacht wird und mit Hautrötung, Schmerzen und Lymphangitis einhergeht.

Bei bis zu 40 Prozent der Betroffenen liegt eine systemische Erkrankung vor. Eine Form der Zellulitis mit ausgeprägter oberflächlicher Entzündung, die typischerweise die unteren Extremitäten und das Gesicht betrifft, ist das Erysipel (Wundrose).

  • Es gibt keine gesicherten aktuellen Daten über die Häufigkeit von Zellulitis oder Erysipel weltweit.

Die britischen Krankenhausinzidenzdaten meldeten für den Zeitraum zwischen 2004 und 2005 insgesamt 69.576 Krankheitsfälle von Zellulitis und 516 Krankheitsfälle von Wundrose (Erysipel, Rotlauf). Die meisten dieser Infektionen entfielen auf Zellulitis-Infektionen der Gliedmaßen (58.824 Fälle).

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Quellen


Dieser Beitrag wurde auf der Grundlage wissenschaftlicher Fachliteratur und fundierter empirischer Studien und Quellen erstellt und in einem mehrstufigen Prozess überprüft.

Wichtiger Hinweis: Der Beitrag beschäftigt sich mit einem medizinischen Thema, einem Gesundheitsthema oder einem oder mehreren Krankheitsbildern. Dieser Artikel dient nicht der Selbst-Diagnose und ersetzt auch keine Diagnose durch einen Arzt oder Facharzt. Bitte lesen und beachten Sie hier auch den Hinweis zu Gesundheitsthemen!

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