Prostatakrebs-Strahlentherapie – Studien zu Nebenwirkungen und Dauer der Behandlung

Gesundheitsnews, Medizin und Forschung, Krebsforschung 2024, University of California

Medizin Doc Redaktion, aktualisiert am 10. November 2022, Lesezeit: 11 Minuten

Krebs-Forschung: Wie lange dauert eine Bestrahlung bei Prostatakrebs (Prostatakarzinom) und welche Nebenwirkungen hat eine Strahlentherapie bei Prostatakrebs?

  • Studien zeigen, dass eine SBRT-Strahlentherapie bei Prostatakrebs mit kürzerer Behandlungsdauer, weniger Bestrahlungen (Sitzungen) und weniger Nebenwirkungen verbunden ist.

SBRT-Strahlentherapie behandelt Prostatakrebspatienten in Wochen statt Monaten

Mit einer weiterentwickelten Bestrahlungstechnik können Prostatakrebspatienten in nur ein bis zwei Wochen sicher behandelt werden, verglichen mit dem derzeitigen Standard, der ein bis zwei Monate dauert.

  • Die von Forschenden des Institute of Cancer Research, London, und des Royal Marsden NHS Foundation Trust geleitete Studie zeigt, dass nach einer zweijährigen Nachbeobachtungszeit schwerwiegende Nebenwirkungen bei der Anwendung der neuen Strahlentherapie sehr selten auftraten.

Nur etwa 5 Prozent der Prostatakrebspatienten litten unter mäßigen Nebenwirkungen in Darm und Blase.

Bei der so genannten stereotaktischen Körperbestrahlung (SBRT) wird der Tumor aus vielen verschiedenen Winkeln bestrahlt. Die Forschungsergebnisse wurde in dem Fachmagazin The Lancet Oncology veröffentlicht.

Mit der stereotaktischen Körperbestrahlung kann die Strahlentherapie in weniger Sitzungen durchgeführt werden

Bei der herkömmlichen intensitätsmodulierten Strahlentherapie (IMRT) werden kleinere Strahlendosen in mehr Sitzungen und über einen viel längeren Zeitraum (bis zu zwei Monate) verabreicht.

Forscherinnen und Forscher hoffen, dass die stereotaktische Körperbestrahlung, bei der die Strahlentherapie in weniger Sitzungen durchgeführt wird, zum neuen Behandlungsstandard für Prostatakrebs-Patienten wird, wenn weitere Ergebnisse der Studie – die für nächstes Jahr erwartet wird – bestätigen, dass die Heilungsraten mit dem derzeitigen Standard vergleichbar sind.

Die stereotaktische Körperbestrahlung würde die Dauer der Strahlentherapie um drei Viertel verkürzen, was für die betroffenen Prostatakrebspatienten weniger Krankenhausaufenthalte bedeuten würde, so dass sie schneller in ihr normales Leben zurückkehren könnten.

Die Studie umfasste 874 Patienten mit Prostatakrebs in 35 Behandlungszentren. Mit der Strahlentherapie sollten die Patienten geheilt werden, eine weitere Behandlung war nicht vorgesehen.

  • Im Rahmen dieser Phase der Studie verglichen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Nebenwirkungen der neuen SBRT-Technik mit denen der Standard-Strahlentherapie über einen Zeitraum von zwei Jahren.

Von den insgesamt 874 Prostatakrebspatienten erhielten 441 die derzeitige Standardbehandlung, die aus 39 Strahlendosen über acht Wochen oder 20 Dosen über vier Wochen besteht.

Die übrigen 433 Prostatakrebspatienten wurden mit der stereotaktischen Körperbestrahlung (SBRT) behandelt und erhielten fünf Bestrahlungsdosen über eine oder zwei Wochen.

Geringe Nebenwirkungen

Prostatakrebs-Patienten, die mit der stereotaktischen Körperbestrahlung (SBRT) behandelt wurden, hatten etwas weniger Nebenwirkungen im Darm und etwas mehr Nebenwirkungen in der Blase im Vergleich zu der längeren Strahlentherapie.

  • Nach zwei Jahren hatten etwa zwei Prozent der mit stereotaktischen Körperbestrahlung (SBRT) behandelten Prostatakrebspatienten mäßige Darmnebenwirkungen und drei Prozent mäßige Blasennebenwirkungen – im Vergleich zu drei Prozent beziehungsweise zwei Prozent bei den Patienten, die mit Standardbestrahlung behandelt wurden.

Als mäßige Nebenwirkungen gelten solche, die als lästig eingestuft werden – sie können einige tägliche Aktivitäten beeinträchtigen oder Medikamente oder Behandlungen erfordern, sind aber nicht gefährlich oder lebensbedrohlich. Es traten keine schweren Nebenwirkungen oder behandlungsbedingte Todesfälle auf.

Die Forschungsergebnisse ermöglichen weitere Untersuchungen, um herauszufinden, ob die stereotaktische Körperbestrahlung (SBRT) eingesetzt werden kann, um die Bestrahlungstermine in einer weiteren noch laufenden Studie noch weiter zu verkürzen – so dass möglicherweise nur noch zwei Bestrahlungen in einer einzigen Woche nötig sind.

Ein großer Unterschied in der Behandlung für die Prostatakrebspatienten

Fünf Strahlentherapiesitzungen innerhalb von ein oder zwei Wochen statt 20 oder 39 Sitzungen über Monate hinweg könnten einen großen Unterschied für das Leben der Prostatakrebspatienten machen, so die Studienautoren.

Ohne signifikant mehr Nebenwirkungen

Die Forschenden gehen davon aus, dass die überwiegende Mehrheit dieser Prostatakrebspatienten, etwa 85 Prozent, allein durch die Bestrahlung geheilt werden kann – ohne Anzeichen von Krebs fünf Jahre nach der Prostatakrebs-Behandlung.

  • Nach Aussage der Studienautoren zeigt die Studie, dass die Verabreichung von fünf Dosen innerhalb weniger Wochen sicher ist, aber sie hat auch den Weg für eine separate Studie geebnet, in der bereits untersucht wird, wie diese weiterentwickelte Technik eingesetzt werden kann, um Prostatakrebspatienten in nur zwei Bestrahlungssitzungen zu behandeln.

Die stereotaktische Körperbestrahlung (SBRT) kann sowohl mit CyberKnife als auch mit herkömmlichen Strahlentherapiegeräten durchgeführt werden und ermöglicht es den Ärzten, Tumore mit einer Präzision im Submillimeterbereich zu behandeln.

Erfahrungsbericht eines Prostatakrebspatienten

Nachdem bei Peter Ketteringham, 80, aus Hampton, Middlesex, im April 2011 Prostatakrebs diagnostiziert wurde, war er einer der ersten Patienten in Großbritannien, die mit CyberKnife behandelt wurden.

Sein Ärzteteam hatte ihm verschiedene Optionen angeboten, darunter eine Operation und eine konventionelle Strahlentherapie, aber er entschied sich für diese neue Behandlung im Royal Marsden, wo ein CyberKnife-Gerät installiert worden war.

Peter Ketteringham kam für sich zu dem Ergebnis, dass der Zeitaufwand für die CyberKnife-Behandlung einschließlich der An- und Abreise 15 Stunden in fünf Sitzungen betrug, während es bei einer konventionellen Strahlentherapie mehr als 80 Stunden in 37 Sitzungen gewesen wären.

Der eigentliche Beweis für die Wirksamkeit der Behandlung kam, als er unmittelbar nach der Behandlung einen PSA-Wert von weniger als 2ng/ml erreichte. Er liegt jetzt unter 0,2ng/ml und er ist seitdem unverändert gut. Außerdem hatte die Behandlung mit CyberKnife bei dem Patienten keinerlei Nebenwirkungen.

  • Mehr als elf Jahre später ist Peter Ketteringham immer noch krebsfrei.

Langfristiger Nutzen der Strahlentherapie bei fortgeschrittenem Prostatakrebs bestätigt

Die Bestrahlung der Prostata neben der Standardbehandlung kann einige Männer mit fortgeschrittenem Prostatakrebs ohne Einschränkungen der Lebensqualität länger am Leben halten, wie die Ergebnisse einer weiteren Langzeitstudien bestätigen.

  • Frühere Ergebnisse dieser STAMPEDE-Studie haben gezeigt, dass eine Strahlentherapie der Prostata zusammen mit einer Hormontherapie bei einigen Männern mit fortgeschrittenem Prostatakrebs die Überlebenszeit um 11 Prozent verlängert.

Im Vergleich zur Standardbehandlung kann dies im Durchschnitt zwei zusätzliche Lebensjahre bedeuten. Erste Studienergebnisse haben bereits zu Änderungen in den klinischen Leitlinien geführt, von denen jedes Jahr Tausende von Männern in Großbritannien profitieren.

Die neuen Langzeitergebnisse über einen Zeitraum von fünf Jahren untermauern diese Richtlinien und bestätigen, dass eine Strahlentherapie der Prostata auch dann noch Vorteile bringt, wenn sich der Krebs bereits auf einige Lymphknoten und Knochen ausgebreitet hat.

Das Ergebnis der Studie, die von Forschern des Institute of Cancer Research, London, des Royal Marsden NHS Foundation Trust und der MRC Clinical Trials Unit am University College London geleitet wurde, bestätigt die ersten Ergebnisse, die auf dem Kongress der European Society of Medical Oncology (ESMO) vorgestellt wurden.

Im Rahmen der STAMPEDE-Studie, die in dem Fachblatt PLOS Medicine veröffentlicht wurde, nahmen rund 2.000 Männer mit fortgeschrittenem Prostatakrebs in Großbritannien und der Schweiz teil.

Die eine Hälfte erhielt eine Standard-Hormonbehandlung, die andere Hälfte sowohl die Standardbehandlung als auch eine Bestrahlung der Prostata – also der Stelle, an der sich der Primärtumor befindet.

Es zeigte sich, dass etwa 65 Prozent der Männer mit neu diagnostiziertem Prostatakrebs, der sich auf einige Lymphknoten und Knochen ausgebreitet hatte, und die zusätzlich bestrahlt wurden, mindestens fünf Jahre lang überlebten.

  • Im Gegensatz dazu waren 53 Prozent der Männer, die keine zusätzliche Strahlentherapie erhielten, nach fünf Jahren noch am Leben.
  • Bei den Männern, deren Krebs sich auf viele Lymphknoten und Knochen ausgebreitet hatte, wurden keine ähnlichen Vorteile festgestellt.

Diese Studienergebnisse zeigen auch, dass die Nebenwirkungen der Strahlentherapie überschaubar waren und keine Auswirkungen auf die langfristige Lebensqualität hatten.

Die Langzeitergebnisse stützen die aktuellen Richtlinien, die empfehlen, die Prostata-Strahlentherapie in die Standardbehandlung aufzunehmen, da sie eine relativ kostengünstige und weltweit leicht verfügbare Behandlungsoption ist.

Vielversprechende Ergebnisse für andere fortgeschrittene Krebsarten

Laut Professor Nick James, Professor für Prostata- und Blasenkrebsforschung am ICR und leitender Prüfarzt der STAMPEDE-Studie, waren die ersten Ergebnisse der STAMPEDE-Studie in 2018 etwas überraschend.

Früher dachte man, wenn der Krebs gestreut hat, macht es keinen Sinn, die ursprüngliche Stelle zu behandeln, um die Krankheit zu stoppen. Diese Langzeitergebnisse haben bestätigt, dass dies nicht der Fall ist, so der Wissenschaftler.

Durch die Behandlung der ursprünglichen Stelle, nachdem sich der Tumor ausgebreitet hatte, lebten nach Aussage von Prof. Nick James einige Männer mit Prostatakrebs (Prostatakarzinom) länger als diejenigen, die nur eine Hormontherapie erhielten.

Davon könnten auch Menschen mit anderen Krebsarten profitieren, deren Krebs sich auf andere Teile des Körpers ausgebreitet hat, so James.

Nutzen für Prostatakrebs-Patienten

Die vorliegenden Forschungsergebnisse sind nach Aussage von Professor Chris Parker, beratender klinischer Onkologe am Royal Marsden und Professor für Prostata-Onkologie am ICR, der die Studie leitete, ein weiterer Beweis dafür, dass eine Strahlentherapie der Prostata das Leben einiger Prostatakrebspatienten verlängert, deren Krankheit sich nur minimal auf andere Teile des Körpers ausgebreitet hat.

Die Strahlentherapie ist eine relativ kostengünstige, leicht zugängliche und gut verträgliche Behandlung, und diese Daten untermauern die Richtlinien, die die Strahlentherapie der Prostata bei diesen Patienten bereits als neuen Behandlungsstandard empfehlen – wovon jedes Jahr viele tausend Männer weltweit profitieren könnten.

Weniger Nebenwirkungen bei MRT-gesteuerter Strahlentherapie gegen Prostatakrebs

Die Zwischenanalyse einer weiteren laufenden Studie am UCLA Jonsson Comprehensive Cancer Center hat gezeigt, dass die Verwendung der Magnetresonanztomographie (MRT) zur Steuerung einer präzise fokussierten Hochdosis-Bestrahlung (SBRT) bei Prostatakrebs (Prostatakarzinom) die mit der Behandlung verbundenen unerwünschten Nebenwirkungen reduziert.

  • Die Forschungsergebnisse werden auf dem ASCO Genitourinary (GU) Cancers Symposium in San Francisco, Kalifornien, vorgestellt.

Moderne Bestrahlungstechniken wie die hochdosierte stereotaktische Körperbestrahlung (SBRT) bieten die Möglichkeit, Tumore mit hohen Strahlendosen zu bestrahlen und gleichzeitig das umliegende Gewebe zu schonen.

Damit die Dosis präzise verabreicht werden kann, setzen Klinikerinnen und Kliniker häufig die Computertomografie (CT) ein.

Die MRT bietet gegenüber der CT mehrere theoretische Vorteile für die SBRT bei Prostatakrebs, darunter die Möglichkeit, die für die Bestrahlung erforderlichen Planungsränder aufgrund der verbesserten Bildgebungsmöglichkeiten drastisch zu reduzieren.

  • Für die vorliegende Studie wurden Männer, die sich bei lokalisiertem Prostatakrebs (Prostatakarzinom) einer hochdosierten stereotaktischen Körperbestrahlung (SBRT) unterzogen, nach dem Zufallsprinzip entweder einer CT- oder einer MRT-gesteuerten Behandlung zugeteilt.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollten die Gruppen miteinander vergleichen, um herauszufinden, wie oft die Männer in den nächsten 90 Tagen nach der Behandlung unter schwerwiegenden Nebenwirkungen, sogenannten Toxizitäten, litten.

Die Forschenden nahmen an, dass sie 300 Patienten aufnehmen müssten, um einen Vorteil für die MRT-Behandlung zu erkennen.

Sie hatten jedoch geplant, die Daten nach der Behandlung von 100 Patienten zu analysieren, um herauszufinden, ob diese Hypothese zutrifft oder ob vielleicht weniger Patienten aufgenommen werden müssten.

Die Auswertung der ersten 100 Patienten ergab, dass Männer, die sich einer MRT-Behandlung unterzogen, weniger als halb so häufig (22 Prozent im Vergleich zu 47 Prozent) an genitourinären Toxizitäten des Grades 2 litten, wie häufiges Wasserlassen, Brennen beim Wasserlassen, blutiger Urin oder Harninkontinenz.

Während ein erheblicher Anteil der Männer, die sich einer CT-Untersuchung unterzogen, gastrointestinale (GI) Toxizitäten wie Durchfall, Ausfluss oder rektale/abdominale Schmerzen bis hin zu abdominaler Dehnung oder Obstruktion erlitten, war dies bei keinem der Männer der Fall, die sich einer MRT-Behandlung unterzogen (14 Prozent vs. 0 Prozent).

Die MRT-basierte Bestrahlung führt zu einer statistisch signifikanten Verringerung der akuten gastrointestinalen und gastrointestinalen Toxizität bei der hochdosierten stereotaktischen Körperbestrahlung (SBRT) der Prostata, sagte Dr. Amar Kishan vom UCLA Health Jonsson Comprehensive Cancer Center.

  • Angesichts des signifikanten Wirkungsgrads, den die Forschenden feststellten, konnten sie die geplante Stichprobengröße um die Hälfte reduzieren.

Quellen

  • Alison C Tree et al, Intensity-modulated radiotherapy versus stereotactic body radiotherapy for prostate cancer (PACE-B): 2-year toxicity results from an open-label, randomised, phase 3, non-inferiority trial, The Lancet Oncology (2022). DOI: 10.1016/S1470-2045(22)00517-4
  • Chris C. Parker et al, Radiotherapy to the prostate for men with metastatic prostate cancer in the UK and Switzerland: Long-term results from the STAMPEDE randomised controlled trial, PLOS Medicine (2022). DOI: 10.1371/journal.pmed.1003998
  • University of California, ASCO Genitourinary (GU) Cancers Symposium, Abstract #55: Magnetic resonance imaging-guided versus computed tomography-guided stereotactic body radiotherapy for prostate cancer (MIRAGE): Interim Analysis of a Phase III Randomized Trial (NCT04384770)

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Prostatakarzinom: Aggressiven Prostatakrebs behandeln und Metastasen verhindern


Quelle: Youtube/Westdeutsches Prostatazentrum


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Eine Studie zeigt, dass körperlich anstrengende Arbeit mit einer höheren Fruchtbarkeit des Mannes verbunden ist. Laut einer neuen Studie des Brigham and Women's Hospital, einem Gründungsmitglied des Mass General Brigham-Gesundheitssystems, haben Männer, die bei der Arbeit häufig schwere Gegenstände heben, eine höhere Spermienzahl. Die Studie, die in der Zeitschrift Human Reproduction veröffentlicht wurde, ist Teil der Kohorte Environment and Reproductive Health (EARTH), einer klinischen Studie, die untersuchen soll, wie sich die Belastung durch Umweltchemikalien und die Wahl des Lebensstils auf die reproduktive Gesundheit auswirken. Nur wenige Studien haben untersucht, wie berufliche Faktoren zu diesen Vorteilen beitragen können, so die Wissenschaftler. Diesen neuen Erkenntnissen zufolge kann körperliche Aktivität am Arbeitsplatz auch mit einer deutlichen Verbesserung des Fortpflanzungspotenzials von Männern verbunden sein. Unfruchtbarkeit ist ein wachsendes Problem, das durch ein breites Spektrum komplizierter Faktoren verursacht werden kann. Dennoch sind etwa vierzig Prozent der Unfruchtbarkeitsfälle auf männliche Faktoren wie Spermienzahl, Spermienqualität und Sexualfunktion zurückzuführen. Vor allem die Spermienzahl und -qualität gelten als Hauptursache für die steigenden Unfruchtbarkeitsraten bei Männern. Eine frühere Analyse unter Leitung des EARTH-Studienteams ergab, dass die Spermienzahl und -qualität bei Männern, die eine Fruchtbarkeitsbehandlung in Anspruch nehmen, zwischen 2000 und 2017 um bis zu 42 % zurückgegangen ist. "Darüber hinaus gibt es immer mehr Belege dafür, dass männliche Unfruchtbarkeit mit häufigen chronischen Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Autoimmunerkrankungen zusammenhängt", sagte Lidia Mnguez-Alarcón, Reproduktions-Epidemiologin an der Brigham's Channing Division of Network Medicine und Co-Investigatorin der EARTH-Studie. Die EARTH-Studie ist eine Zusammenarbeit zwischen der Harvard T. Chan School of Public Health und dem Brigham and Women's Hospital zur Untersuchung der Auswirkungen von Lebensstil und Umweltfaktoren auf die Fruchtbarkeit. Im Rahmen der EARTH-Studie wurden Proben und Umfragedaten von mehr als 1 500 Männern und Frauen gesammelt; die aktuelle Studie konzentrierte sich auf eine Untergruppe dieser Teilnehmer, nämlich 377 männliche Partner von Paaren, die sich in einem Fertilitätszentrum behandeln lassen wollten. Die Forscher fanden heraus, dass Männer, die angaben, bei ihrer Arbeit häufig schwere Gegenstände zu heben oder zu bewegen, eine um 46 % höhere Spermienkonzentration und eine um 44 % höhere Gesamtspermienzahl aufwiesen als Männer mit körperlich weniger anstrengenden Tätigkeiten. Zusätzlich zu den höheren Spiegeln des männlichen Sexualhormons Osteron wiesen Männer, die über mehr körperliche Aktivität am Arbeitsplatz berichteten, auch höhere Spiegel des weiblichen Sexualhormons Östrogen auf. Laut Mnguez-Alarcón sind im Gegensatz zu dem, was einige vielleicht noch aus dem Biologieunterricht in Erinnerung haben, "männliche" und "weibliche" Hormone bei beiden Geschlechtern vorhanden, wenn auch in unterschiedlichen Mengen. In diesem Fall vermuten die Wissenschaftler, dass überschüssiges Osteron in Östrogen umgewandelt wird, ein bekannter Mechanismus zur Aufrechterhaltung eines normalen Spiegels beider Hormone im Körper. Während die aktuelle Studie einen Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und Fruchtbarkeit bei Männern, die sich einer Fruchtbarkeitsbehandlung unterziehen, feststellte, bedarf es weiterer Untersuchungen, um festzustellen, ob diese Ergebnisse auf Männer in der Allgemeinbevölkerung übertragbar sind oder nicht. Außerdem hoffen die Forscher, dass künftige Untersuchungen die biologischen Mechanismen aufdecken werden, die dabei eine Rolle spielen. Die reproduktive Gesundheit ist an sich schon wichtig, aber es gibt immer mehr Belege dafür, dass die männliche Unfruchtbarkeit Licht auf allgemeinere Gesundheitsprobleme werfen kann, wie etwa die häufigsten chronischen Krankheiten. Die Entdeckung von Maßnahmen, die Menschen ergreifen können, um ihre Fruchtbarkeit zu verbessern, kommt nicht nur Paaren zugute, die versuchen, schwanger zu werden, sondern uns allen.

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