Behçet-Krankheit: Symptome, Ursachen, Diagnose und Behandlung

Krankheiten und Krankheitsbilder

Medizin Doc Redaktion, aktualisiert am 09.10.2023, Lesezeit: 8 Minuten

Die Behçet-Krankheit oder auch Behçet-Syndrom genannt, ist eine seltene und kaum bekannte Erkrankung, bei der es zu einer Entzündung der Blutgefäße und des Gewebes kommt. Die sichere Diagnose der Behçet-Krankheit ist oftmals kompliziert, da die Symptome vielfältig seien können und es kein einheitliches Krankheitsbild gibt (ähnliche Symptome treten auch bei anderen Erkrankungen auf).

Symptome der Behçet-Krankheit

Die Hauptsymptome der Behçet-Krankheit sind:

  • Geschwüre im Genital- und Mundbereich
  • rote, schmerzhafte Augen und verschwommenes Sehen
  • Akne ähnliche Flecken
  • Kopfschmerzen
  • schmerzhafte, steife und geschwollene Gelenke

In schweren Fällen besteht auch das Risiko schwerwiegender und möglicherweise lebensbedrohlicher Probleme wie dauerhafter Sehverlust und Schlaganfälle.

Die meisten Menschen mit dieser Erkrankung erleben Phasen, in denen ihre Symptome schwerwiegend sind (Schübe oder Rückfälle), gefolgt von Perioden, in denen die Symptome verschwinden (Remission). Im Laufe der Zeit können sich einige der Symptome beruhigen und weniger störend wirken, obwohl sie möglicherweise nie vollständig verschwinden.

Ursachen der Behçet-Krankheit

Die Ursache der Behçet-Krankheit ist unbekannt, obwohl die meisten Experten glauben, dass es sich um eine autoinflammatorische Erkrankung handelt. Bei einer autoinflammatorischen Erkrankung greift das Immunsystem – die natürliche Abwehr des Körpers gegen Infektionen und Krankheiten – fälschlicherweise gesundes Gewebe an.

In Fällen von Behçet-Krankheit wird angenommen, dass das Immunsystem fälschlicherweise die Blutgefäße angreift. Es ist nicht klar, was dieses Problem mit dem Immunsystem auslöst, aber es wird angenommen, dass zwei Voraussetzungen eine wichtige Rolle spielen:

  • Gene – die Behçet-Krankheit tritt in bestimmten ethnischen Gruppen häufiger auf, bei der die mit der Erkrankung verbundenen Gene möglicherweise häufiger auftreten
  • Umweltfaktoren – Obwohl kein spezifischer Umweltfaktor identifiziert wurde, ist die Rate der Behçet-Krankheit bei Menschen aus einer gefährdeten ethnischen Gruppe niedriger

Die Behçet-Krankheit ist in Fernost, im Nahen Osten und in Mittelmeerländern wie der Türkei und Israel häufiger. Es wird angenommen, dass Menschen mediterraner, nahöstlicher und asiatischer Herkunft die Krankheit am wahrscheinlichsten entwickeln, obwohl sie grundsätzlich alle ethnischen Gruppen betreffen kann.

Diagnose der Behçet-Krankheit

Es gibt keinen endgültigen Test, mit dem die Behçet-Krankheit diagnostiziert werden kann. Möglicherweise sind mehrere Tests erforderlich, um Anzeichen der Erkrankung festzustellen oder andere Ursachen auszuschließen, darunter:

  • Bluttests
  • Urintests
  • Scans wie Röntgenstrahlen, CT-Scans oder MRT-Scans
  • eine Hautbiopsie
  • ein Pathergietest – bei dem der Arzt Ihre Haut mit einer Nadel sticht, um festzustellen, ob innerhalb der nächsten ein oder zwei Tage ein bestimmter roter Fleck auftritt; Menschen mit Behçet-Krankheit haben oft besonders empfindliche Haut

Aktuelle Richtlinien besagen, dass eine Diagnose der Behçet-Krankheit normalerweise sichergestellt werden kann, wenn in den letzten 12 Monaten mindestens drei Phasen von Mundgeschwüren aufgetreten sind und Sie mindestens zwei der folgenden Symptome haben:

  • Geschwüre im Genitalbereich
  • Augenentzündung
  • Hautläsionen (ungewöhnliche Wucherungen oder Anomalien, die sich auf der Haut entwickeln)
  • Pathergie (überempfindliche Haut)

Andere mögliche Ursachen müssen ebenfalls ausgeschlossen werden, bevor die Diagnose gestellt wird.

Da die Behçet-Krankheit selten ist und eine Vielzahl von Symptomen aufweist, erfordert die Diagnose in der Regel eine gründliche Untersuchung und das Ausschlussverfahren anderer Erkrankungen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind wichtig, um Komplikationen zu vermeiden und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Es ist ratsam, einen Facharzt, wie einen Rheumatologen oder Dermatologen, aufzusuchen, um eine genaue Diagnose und angemessene Behandlung zu erhalten.

Welche anderen Organe können von der Behçet-Krankheit betroffen sein?

Die Behçet-Krankheit kann verschiedene Organe und Systeme im Körper betreffen. Neben den typischen Symptomen wie Aphthen, Genitalgeschwüren, Augenentzündungen, Hautläsionen und Gelenkentzündungen können auch andere Organe betroffen sein. Zu den möglichen Organmanifestationen der Behçet-Krankheit gehören:

  1. Verdauungssystem: Entzündungen im Verdauungstrakt können Bauchschmerzen, Durchfall, Blutungen oder Geschwüre im Magen-Darm-Trakt verursachen. In einigen Fällen können Entzündungen zu schweren Komplikationen wie Darmverschluss oder Perforation führen.
  2. Nervensystem: Die Behçet-Krankheit kann das zentrale Nervensystem betreffen und zu neurologischen Symptomen führen. Dazu gehören Kopfschmerzen, Meningitis, Hirnentzündungen, Schlaganfälle, Gedächtnisverlust, Koordinationsstörungen und Lähmungen.
  3. Blutgefäße: Entzündungen der Blutgefäße (Vaskulitis) können auftreten und verschiedene Gefäßsysteme betreffen. Dies kann zu Thrombosen, Venenentzündungen, Aneurysmen oder Gefäßverschlüssen führen. Die Vaskulitis kann lebensbedrohlich sein, insbesondere wenn größere Gefäße betroffen sind.
  4. Herz: In einigen Fällen kann die Behçet-Krankheit das Herz betreffen und zu Entzündungen des Herzmuskels (Myokarditis), der Herzklappen oder der Herzkranzgefäße führen. Dies kann zu Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz oder schweren Herzproblemen führen.

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Patienten mit Behçet-Krankheit alle diese Organmanifestationen haben. Die Krankheit variiert von Person zu Person, und die Symptome können im Laufe der Zeit auftreten und sich ändern. Eine enge Überwachung und regelmäßige ärztliche Betreuung sind wichtig, um mögliche Komplikationen zu erkennen und zu behandeln.

Behandlung der Behçet-Krankheit

Es gibt keine Heilung für die Behçet-Krankheit, aber es ist oft möglich, die Symptome mit Medikamenten zu kontrollieren, die Entzündungen in den betroffenen Körperteilen reduzieren. Die Behandlung der Behçet-Krankheit zielt darauf ab, die Symptome zu lindern, Entzündungen zu kontrollieren und mögliche Komplikationen zu verhindern. Die Wahl der Behandlung hängt von den individuellen Symptomen, dem Schweregrad der Erkrankung und den betroffenen Organen ab. Hier sind einige gängige Behandlungsmöglichkeiten:

  1. Entzündungshemmende Medikamente: Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) können zur Linderung von Schmerzen und Entzündungen eingesetzt werden. Sie können bei milderen Symptomen wie Gelenkentzündungen oder Hautläsionen helfen.
  2. Lokale Therapien: Für Aphthen oder Hautläsionen können lokal angewendete Medikamente wie Mundspülungen, Salben oder Cremes verwendet werden, um Symptome zu lindern und die Heilung zu fördern.
  3. Immunsuppressiva: Zur Kontrolle der überaktiven Immunreaktion können Immunsuppressiva wie Kortikosteroide eingesetzt werden. Bei schwereren Fällen können auch andere immunmodulierende Medikamente  verschrieben werden.
  4. Biologika: In einigen Fällen können Biologika wie Tumornekrosefaktor (TNF)-Inhibitoren oder Interleukin-1 (IL-1)-Blocker zum Einsatz kommen, insbesondere bei schweren Augenentzündungen oder Vaskulitis.
  5. Medikamente zur Blutgerinnungshemmung: Bei Beteiligung der Blutgefäße kann eine antikoagulative Therapie erforderlich sein, um das Risiko von Thrombosen oder Gefäßverschlüssen zu verringern.
  6. Symptomatische Behandlung: Je nach betroffenen Organen können weitere spezifische Therapien erforderlich sein. Zum Beispiel können Augentropfen oder Immunsuppressiva bei Augenentzündungen verwendet werden, oder Medikamente zur Schmerzlinderung bei Gelenkbeteiligung.

Es ist wichtig, dass die Behandlung von einem Facharzt, wie einem Rheumatologen, Dermatologen oder Augenarzt, überwacht wird. Die Behandlung kann je nach Bedarf angepasst werden, um die individuellen Symptome und den Krankheitsverlauf zu berücksichtigen. Eine regelmäßige ärztliche Betreuung und eine offene Kommunikation mit dem Behandlungsteam sind entscheidend, um die bestmögliche Versorgung zu gewährleisten.

Gibt es alternative Behandlungsmöglichkeiten zur Linderung von Schmerzen und Entzündungen?

Ja, es gibt einige alternative Behandlungsmöglichkeiten, die zur Linderung von Schmerzen und Entzündungen bei der Behçet-Krankheit beitragen können. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass alternative Therapien in der Regel als ergänzende Maßnahmen betrachtet werden sollten und nicht als Ersatz für konventionelle medizinische Behandlungen dienen sollten. Es ist ratsam, vor Beginn alternativer Therapien mit dem behandelnden Arzt zu sprechen. Hier sind einige Beispiele für alternative Ansätze:

  1. Ernährungsumstellungen: Eine gesunde Ernährung kann dazu beitragen, Entzündungen im Körper zu reduzieren. Eine Ernährung, die reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, gesunden Fetten (wie Omega-3-Fettsäuren) und magerem Eiweiß ist, kann unterstützend wirken. Es kann auch hilfreich sein, potenzielle Nahrungsmittelallergene oder -auslöser zu identifizieren und zu meiden.
  2. Nahrungsergänzungsmittel: Einige Nahrungsergänzungsmittel können entzündungshemmende Eigenschaften haben. Beispiele hierfür sind Omega-3-Fettsäuren, Kurkuma, Ingwer, Vitamin D und Probiotika. Es ist wichtig, die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit einem Arzt abzusprechen, da sie Wechselwirkungen mit Medikamenten haben oder unerwünschte Nebenwirkungen verursachen können.
  3. Entspannungstechniken: Stress kann Entzündungen im Körper verschlimmern. Entspannungstechniken wie Meditation, Atemübungen, Yoga oder Tai Chi können helfen, Stress abzubauen und die allgemeine Wohlbefinden zu verbessern.
  4. Akupunktur: Akupunktur ist eine traditionelle chinesische Behandlungsmethode, bei der feine Nadeln an bestimmten Punkten im Körper platziert werden. Es gibt einige Hinweise darauf, dass Akupunktur bei der Schmerzlinderung und Entzündungshemmung helfen kann. Es ist jedoch wichtig, einen qualifizierten Akupunkteur aufzusuchen.
  5. Phytotherapie: Einige pflanzliche Präparate können entzündungshemmende Eigenschaften haben. Beispiele hierfür sind Boswellia, Teufelskralle, Weidenrinde und Bromelain. Es ist ratsam, vor der Einnahme solcher Präparate mit einem Arzt zu sprechen, um mögliche Wechselwirkungen oder Kontraindikationen zu berücksichtigen.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Wirksamkeit alternativer Behandlungen bei der Behçet-Krankheit individuell unterschiedlich sein kann. Was für eine Person funktioniert, muss nicht unbedingt für eine andere Person wirksam sein. Eine gute Kommunikation und Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt sind entscheidend, um die beste Behandlungsstrategie zu entwickeln.

Ihr Arzt erstellt je nach Ihren Symptomen einen spezifischen Behandlungsplan für Sie.


Dieser Beitrag beschäftigt sich mit einem medizinischen Thema, einem Gesundheitsthema oder einem oder mehreren Krankheitsbildern. Dieser Artikel dient nicht der Selbst-Diagnose und ersetzt auch keine Diagnose durch einen Arzt. Bitte lesen und beachten Sie hier auch den Hinweis zu Gesundheitsthemen! Quellen: Der Beitrag basiert u.a. auf Informationen von MedlinePlus und Wikipedia lizenziert nach CC-by-sa-3.0 oder Open Government v3.0.

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