Parkinson: Hilft eine aus Kurkumaöl gewonnene Wirkstoffverbindung Nervenzellen vor dem Absterben zu bewahren?

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Torsten Lorenz, aktualisiert am 12. September 2023, Lesezeit: 5 Minuten

Noch gibt es keine Heilung für Parkinson, aber die Forschung macht viele Fortschritte.

Neuroprotektive Wirkung von Curcumin (Kurkumon) bei Parkinson

Forscher der Universität Kumamoto in Japan haben herausgefunden, dass ein Wirkstoff aus dem ätherischen Öl der Gelbwurz (Kurkuma), das Kurkumon (Ar-turmeron), und seine Derivate direkt auf dopaminerge Nerven wirken und so einen neuroprotektiven Effekt auf Gewebekulturen eines Parkinson-Modells haben.

Als Neuroprotektion wird der Versuch bezeichnet, Nervenzellen und Nervenfasern durch pharmakologische oder molekularbiologische Verfahren vor dem Absterben zu bewahren. Damit soll der Krankheitsverlauf verzögert und die Lebensqualität der Betroffenen verbessert werden.

Was ist der Unterschied zwischen Kurkuma und Curcumin (Kurkumon)? Kurkuma enthält einen hohen Anteil an verschiedenen ätherischen Ölen, doch der eigentlich interessante Wirkstoff (Inhaltsstoff) ist das Curcumin, ein gelbliches Polyphenol, das zur Gruppe der Curcuminoide gehört.

Verantwortlich für diese schützende neuroprotektive Wirkung scheint die Erhöhung der zellulären antioxidativen Wirksamkeit durch die Aktivierung des Nuclear Factor Erythroid 2-Related Factor 2 (Nrf2) zu sein.

  • Der Nuklearfaktor Erythroid 2-Related Factor 2 (Nrf2) ist ein neuer Regulator der zellulären Oxidantienresistenz.
  • Nrf2 steuert die basale und induzierte Expression einer Reihe von Genen, die von Antioxidantien abhängen, und reguliert so die physiologischen und pathophysiologischen Folgen der Oxidantienexposition.

Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die in dieser Forschungsarbeit identifizierten Curcumin (Ar-turmeron)-Derivate als neue Medikamente gegen Parkinson eingesetzt werden können.

Parkinson ist eine neurodegenerative Erkrankung, die durch das selektive Absterben von dopaminergen Nervenzellen verursacht wird.

Zu den Symptomen gehören Zittern der Gliedmaßen, Unbeweglichkeit, Muskelsteifheit und andere Bewegungsstörungen.

  • Therapien wie Dopamin-Präparate sind derzeit verfügbar, aber es gibt noch keine Möglichkeit, die dopaminerge Neurodegeneration zu hemmen.

Aktivierung von Mikroglia löst selektive Degeneration aus

Frühere Studien haben gezeigt, dass die Entzündungsreaktion, die durch die Aktivierung von Mikroglia (Zellen, die für die Immunfunktion im Gehirn verantwortlich sind) verursacht wird, in der Substantia nigra des Mittelhirns von Parkinson-Patienten auftritt.

Die Mikroglia oder Mesoglia ist eine Gruppe von Immuneffektorzellen des zentralen Nervensystems. Obwohl sie formal zu den Gliazellen gehören, handelt es sich um Zellen des mononukleär-phagozytären Systems (MPS).

Weitere Experimente zur Nachahmung des Mittelhirns in vivo (am lebenden Objekt) zeigten, dass die Aktivierung von Mikroglia eine selektive Degeneration (Rückbildung, Verfall von Zellen, Geweben oder Organen) von dopaminergen Neuronen in der Substantia nigra auslöst und dass Stickoxid, das von aktivierten Mikroglia freigesetzt wird, an der Neurodegeneration beteiligt ist.

  • Neurodegeneration wird gemeinhin als fortschreitender Verlust der Struktur und/oder Funktion von Neuronen definiert, der in Zellatrophie und Tod endet.

Starke antioxidative und entzündungshemmende Wirkung

Diese Ergebnisse legen nahe, dass Verbindungen mit entzündungshemmender Wirkung auf Mikroglia die dopaminerge Degeneration unterdrücken könnten.

Vor diesem Hintergrund untersuchten Forscher der Universität Kumamoto in Japan das Curcumin (Kurkumon, Ar-turmeron), einen Hauptbestandteil des ätherischen Kurkuma-Öls, von dem bereits berichtet wurde, dass es antitumorale und entzündungshemmende Wirkungen auf die Mikroglia hat.

Die Wissenschaftler verwendeten die BV2-Mikrogliazelllinie und Mittelhirnschnittkulturen, um erstens zu bestimmen, ob Curcumin (Kurkumon, Ar-turmeron) die dopaminerge Neurodegeneration durch seine entzündungshemmende Wirkung unterdrückt, und um zweitens strukturell ähnliche Verbindungen (Derivate) zu identifizieren, die stärkere entzündungshemmende und neuroprotektive Wirkungen haben könnten.

Die vorliegende Studie hat nach Ansicht der Forschenden einen neuen Mechanismus aufgeklärt, durch Curcumin (Kurkumon, Ar-turmeron) und seine Derivate direkt dopaminerge Neuronen in mesenzephalen Schnitten schützen, unabhängig von ihrer zuvor beobachteten entzündungshemmenden Wirkung auf Mikroglia.

Die vorliegende Studie konnte zeigen, dass zwei Derivate von Curcumin, Atl und A2, neuroprotektive Effekte haben, indem sie die Expression von antioxidativen Proteinen durch Aktivierung von Nrf2 erhöhen, so die Autorinnen und Autoren der Studie.

Insbesondere das in dieser Forschungsarbeit identifizierte A2-Analogon ist ein starker Aktivator von Nrf2 und es wird vermutet, dass es eine starke antioxidative Wirkung hat.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschafter gehen davon aus, dass diese Verbindung ein neuer dopaminerger neuroprotektiver Wirkstoff für die Behandlung der Parkinson-Krankheit sein könnte, aber auch für die Behandlung anderer Krankheiten, die durch oxidativen Stress hervorgerufen werden, wie beispielsweise Lebererkrankungen und Nierenerkrankungen.

Quellen

  • Kumamoto University (熊本大学)
  • Cells; Yuria Hori, Reiho Tsutsumi, Kento Nasu, Alex Boateng, Yasuhiko Ashikari, Masaharu Sugiura, Makoto Nakajima, Yuki Kurauchi, Akinori Hisatsune, Hiroshi Katsuki, Takahiro Seki. „Aromatic-Turmerone Analogs Protect Dopaminergic Neurons in Midbrain Slice Cultures through their Neuroprotective Activities”. Cells, 2021; 10 (5): 1090 DOI: 10.3390/cells10051090 )

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