Lebensmittelwissenschaftler der National University of Singapore (NUS) haben neuartige probiotische Kaffee- und Teegetränke-Sorten entwickelt, die mit über 1 Milliarde Einheiten darmfreundlicher lebender Probiotika angereichert sind.
Diese milchfreien und pflanzlichen Getränke können gekühlt oder bei Raumtemperatur für mehr als 14 Wochen gelagert werden, ohne die probiotische Lebensfähigkeit zu beeinträchtigen.
Bei herkömmlichen probiotischen Getränken wie Joghurts und Sauermilch handelt es sich um milchbasierte Produkte. Die steigende Zahl der Veganer sowie häufige Gesundheitsprobleme wie Laktoseintoleranz, hoher Cholesterinspiegel und Allergien gegen Milchprodukte haben den Trend zu probiotischen Lebensmitteln und Getränken ohne Milchzusatz gefördert.
Kaffee und Tee gehören zu den weltweit beliebtesten Getränken, und beide sind pflanzliche Erzeugnisse. Als solche sind sie ein perfektes Träger-Medium für die Aufnahme und Abgabe von Probiotika an den Konsumenten.
Die meisten im Handel erhältlichen probiotischen Kaffee- und Teegetränke sind nicht fermentiert. Das Forscherteam hat ein neues Spektrum dieser Getränke entwickelt, das den Fermentationsprozess nutzt, da dieser gesunde Wirkstoffverbindungen hervorbringt, die die Verdaubarkeit der Nährstoffe verbessern und gleichzeitig die mit Kaffee und Tee verbundenen gesundheitlichen Vorteile beibehalten, so die Forscher.
Probiotischer Tee mit Polyphenol-Molekülen
Für die Herstellung des neuen probiotischen Tees fügten die Wissenschaftler der National University of Singapore, einem Teeaufguss Nährstoffe zu, gefolgt von einer sorgfältigen Auswahl spezifischer Probiotika. Die Teemischung muss anschließend noch mindestens zwei Tage lang fermentieren und ist danach trinkfertig.
Für diesen Herstellungsprozess kann jede Art von aufgebrühtem Tee verwendet werden. Während des Fermentationsprozesses bleibt der ursprüngliche Geschmack des Tees weitgehend erhalten, wobei fruchtige und blumige Noten hinzukommen.
Der probiotische Tee schmeckt den Forschern zufolge wie Früchtetee mit einer leichten Säure und einem ähnlichen Geschmacksbild wie der ursprüngliche Tee. Je nach Vorliebe können Süßungsmittel, Milch oder Sahne hinzugefügt werden.
Der Tee enthält Polyphenol-Moleküle, die für viele gesundheitliche Vorteile, wie beispielsweise seine antioxidativen oder entzündungshemmenden Eigenschaften, verantwortlich gemacht werden. Durch das patentierte Fermentationsverfahren bleiben die Polyphenol-Inhalte des Tees erhalten und nach der Fermentation wird ein zusätzlicher antibakterieller Wirkstoff – Phenyllactat – produziert. Das Getränk enthält außerdem lebende Probiotika, die die Darmgesundheit fördern.
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Probiotische Kaffee-Sorten

Ferner gelang es den Wissenschaftlern einen probiotischen Kaffee zu entwickeln, bei dem speziell ausgewählte Nährstoffe zu gebrühtem Kaffee hinzugefügt und anschließend mit sorgfältig ausgewählten Probiotika versetzt wurden. Die Kaffeemischung wird einen Tag lang fermentiert und nach der probiotischen Fermentierung in den Kühlschrank gestellt. Der gekühlte probiotische Kaffee ist nach diesem Prozess trinkfertig.
Die Rezeptur für den probiotischen Kaffee ist recht kompliziert, was die Art und Menge der zugesetzten Nährstoffe und die Probiotika-Kombination betrifft. Nicht jede Art von Probiotika kann in Kaffeegetränken entstehen. Werden zu wenige Nährstoffe hinzugefügt, kann das Probiotikum nicht wachsen, während zu viele Nährstoffe zu einem unangenehmen Geschmack führen, so die Wissenschaftler.
Die Forscher entwickelten verschiedene Prototypen des probiotischen Kaffees, wobei der Geschmack zwischen den einzelnen Sorten variiert, aber alle den unverwechselbaren Kaffeegeschmack beibehalten.
Einige der probiotischen Kaffeesorten haben einen ausgewogeneren Säuregehalt, einige ein besseres Geschmackserlebnis, einige haben ein tieferes rauchiges Aroma und einige können den Kaffeegeschmack nach längerer Lagerung besser bewahren.
Der probiotische Kaffee behielt sowohl seinen Koffeingehalt, als auch seinen Anteil an Chlorogensäure, die mit einem Großteil der gesundheitlichen Vorteile von Kaffee in Verbindung gebracht wird.
Jede Portion des probiotischen Tees und des probiotischen Kaffees enthält mindestens 1 Milliarde Einheiten lebender Probiotika. Diese Menge entspricht der von der Internationalen Wissenschaftlichen Vereinigung für Probiotika und Präbiotika empfohlene Tagesmenge.
Was sind Probiotika und was bewirken sie?
Probiotika sind lebende Mikroorganismen (wie Bakterien und Hefen), die beim Verzehr gesundheitliche Vorteile mit sich bringen. Probiotika sind von Natur aus in einigen fermentierten Lebensmitteln enthalten, werden einigen Lebensmitteln zugesetzt und sind auch in Form von Nahrungsergänzungsmitteln erhältlich. Doch nicht alle Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel, die mit der Bezeichnung „Probiotika“ gekennzeichnet sind, haben nachweislich einen gesundheitlichen Nutzen.
Probiotika wirken hauptsächlich im Gastrointestinaltrakt (GI), wo sie das Darmmikrobiom beeinflussen können. Dieses Mikrobiom besteht aus vielen Mikroorganismen (hauptsächlich Bakterien), die vor allem im Dickdarm leben. Wenn man ausreichend Probiotika isst oder trinkt, helfen sie, den Magen-Darm-Trakt vor schädlichen Mikroorganismen zu schützen, verbessern die Verdauung und die Darmfunktion und können auch andere gesundheitliche Vorteile bieten.
Zu den gängigsten Probiotika gehören Lactobacillus, Bifidobacterium, Saccharomyces, Streptococcus, Enterococcus, Escherichia und Bacillus.
Wirkung von Probiotika auf die Gesundheit
Atopische Dermatitis (Ekzem) ist eine Hauterkrankung, die vor allem Kinder betrifft. Wenn jemand an atopischer Dermatitis leidet, ist die Haut trocken und juckt, nässt, wenn man kratzt, und weist rote Ausschläge auf, die kommen und gehen. Einige Studien haben gezeigt, dass die Einnahme von Probiotika während der Schwangerschaft und im Säuglingsalter das Risiko, an atopischer Dermatitis zu erkranken, und den Schweregrad der Dermatitis-Symptome verringern kann. Die Auswirkungen hängen jedoch vom verwendeten probiotischen Stamm ab und davon, ob es während der Schwangerschaft, im Säuglingsalter oder beides eingenommen wird.
Antibiotika-assoziierte Diarrhöe: Antibiotika wie Erythromycin und Penicillin können nützliche Mikroorganismen, die im Magen-Darm-Trakt leben, abtöten, was zu Durchfall führt. Einige probiotische Stämme, wie beispielsweise LGG und Saccharomyces foulard, können das Risiko einer Antibiotika-assoziierten Diarrhöe bei Menschen unter 65 Jahren verringern, nicht jedoch bei älteren Menschen. Dies gilt insbesondere, wenn die Einnahme dieser Produkte innerhalb von 2 Tagen nach der ersten Antibiotikagabe beginnt.
Reizdarmsyndrom: Das Reizdarmsyndrom ist eine weit verbreitete Erkrankung, die häufige Bauchschmerzen und Unwohlsein, Blähungen, Veränderungen der Häufigkeit des Stuhlgangs und Durchfall oder Verstopfung verursacht. Die Ursachen sind bisher unklar, aber Menschen mit Reizdarm haben möglicherweise zu viele „schlechte“ Mikroorganismen und zu wenige „gute“ in ihrem Darm. Die Einnahme von Probiotika kann die Reizdarmsymptome reduzieren. Die Wirkung hängt jedoch von dem verwendeten probiotischen Stamm, der Dauer der Einnahme und dem zu behandelnden Symptom ab.
Hypercholesterinämie: Sehr hohe Cholesterinwerte im Blut (ein Zustand, der als Hypercholesterinämie bezeichnet wird) und Ablagerungen von Cholesterin in den Blutgefäßwänden können den Blutfluss zum Herzen blockieren und das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Einige Studien haben gezeigt, dass Probiotika, wie zum Beispiel Lactobacillus acidophilus, den Gesamtcholesterinspiegel und das Low-Density-Lipoprotein (LDL oder „schlechtes“ Cholesterin) leicht senken. Andere Studien haben jedoch keinen Nutzen festgestellt. Um die Wirkung von Probiotika auf den Cholesterinspiegel im Blut zu verstehen, sind weitere Untersuchungen erforderlich.
Können Probiotika gesundheitsschädlich sein?
Die Menschen haben viele der Mikroorganismen in Probiotika seit Tausenden von Jahren zur Fermentierung von Lebensmitteln verwendet. Bei gesunden Menschen können Probiotika Blähungen verursachen, aber sie verursachen selten Infektionen oder andere Gesundheitsprobleme. Probiotika verursachen am ehesten Probleme, wie beispielsweise bakterielle Infektionen, bei Menschen, die bereits schwer krank sind oder ein schwaches Immunsystem haben.
(Quellen: National University of Singapore (NUS) / NIH)
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