ÜBERSICHT
- 1 Risiko von Allergien bei Kindern vorbeugen
- 2 Allergien bei Kindern in Verbindung mit Ernährung der Mutter
- 3 Risiko von Allergien bei Kindern vorbeugen
- 4 Allergien und die Hygiene-Hypothese
- 5 Lebensmittelallergie, atopisches Ekzem und Asthma
- 6 Häufigkeit von Allergien bei Kindern
- 7 Studie: Kindliche Entwicklungsstörungen und allergische Erkrankungen
Risiko von Allergien bei Kindern vorbeugen
Bei Kindern von Müttern, die während des Stillens verhältnismäßig viel Kuhmilch trinken, ist das Risiko für die Entwicklung von Lebensmittelallergien und Lebensmittelunverträglichkeiten geringer.
Zu dieser Schlussfolgerung kommen Forscher der Chalmers University of Technology, Schweden, in einer neuen wissenschaftlichen Forschungsarbeit, die in der Fachzeitschrift Nutrients veröffentlicht wurde.
Allergien bei Kindern in Verbindung mit Ernährung der Mutter
Die Ergebnisse der Allergie-Studie wurden im Rahmen einer Befragung von mehr als 500 schwedischen Frauen zu ihren Essgewohnheiten und der Häufigkeit von Allergien bei ihren Kindern im Alter von einem Jahr ermittelt.
Es hat sich dabei gezeigt, dass Mütter von gesunden einjährigen Kindern während des Stillens mehr Kuhmilch konsumierten als Mütter von einjährigen Kindern mit Allergien. Auch wenn dieser Zusammenhang nachgewiesen ist, heißt das nicht, dass das Trinken von Kuhmilch ein generelles Heilmittel gegen Lebensmittelallergien wäre, so die Autoren der Studie.
Risiko von Allergien bei Kindern vorbeugen
Das Risiko einer Nahrungsmittelallergie hängt vielmehr von einer Reihe von Faktoren ab, nicht zuletzt auch von der genetischen Veranlagung bei den Betroffenen. Doch die Ernährungsgewohnheiten sind ein Faktor, auf den Eltern selbst einen direkten Einfluss haben können, so die Forscher.
Heutzutage ist es durchaus üblich, dass Frauen den Konsum von Milch meiden, was zum Teil auf vorherrschende Ernährungstrends und gewisse Bedenken im Zusammenhang mit Milch zurückzuführen ist, von denen einige mit Mythen zum Thema Ernährung verbunden sind, so die Wissenschaftler.
Die Forscher verweist darauf, dass eine Allergie gegen Milcheiweiß bei Erwachsenen ungewöhnlich ist, so dass die meisten Frauen selbst problemlos Milch und Milchprodukte zu sich nehmen können.
- Eine Laktoseintoleranz ist etwas ganz anderes, und zwar wenn der Körper den Milchzucker nicht abbauen kann. In diesem Fall werden auch laktosefreie Milchprodukte vom Körper vertragen.
Allergien und die Hygiene-Hypothese
Laut Professoin Ann-Sofie Sandberg von der Fakultät für Lebensmittelwissenschaften an der Chalmers University of Technology könnte eine mögliche Erklärung darin liegen, dass die Milch in der Ernährung der Mutter Stoffe enthält, die die Entwicklung des Immunsystems stimulieren.
Es gibt den Forschern zufolge in der frühen Entwicklung eines Kindes ein Zeitfenster, in dem die Stimulation des Immunsystems notwendig ist, damit das Kind eine Toleranz gegenüber verschiedenen Lebensmitteln entwickeln kann.
- Der so genannten Hygiene-Hypothese zufolge kann der frühe Kontakt mit verschiedenen Mikroorganismen als eine Art „Kickstart“ für das Immunsystem eines Kindes dienen.
Da heutzutage in unserer zunehmend hygieneorientierten Gesellschaft weniger Mikroorganismen vorkommen, können Substanzen, die über die Ernährung der Mutter aufgenommen werden, eine weitere Möglichkeit sein, die Entwicklung des Immunsystems zu stimulieren.
Die Ergebnisse aus der Studie von Mia Stråvik von der Chalmers University of Technology und Erstautorin der Studie sind nicht die ersten, die einen Zusammenhang zwischen Kuhmilch in der Ernährung der Mutter und einem geringeren Allergierisiko bei Kindern herstellen.
Die bisherigen Studien beruhten allerdings oft nur auf Fragebogenantworten – sowohl in Bezug auf die Essgewohnheiten als auch auf das Vorhandensein von Allergien. In der vorliegenden Studie sind sowohl die herangezogenen Daten als auch die Schlussfolgerungen deutlich robuster (belastbarer).
- Bei dieser Studie waren die Forscher in der Lage, die von den Frauen angegebene Aufnahme von Milch und Milchprodukten tatsächlich durch Biomarker in ihrem Blut und in der Muttermilch zu überprüfen.
Bei den zu untersuchenden Biomarkern handelte es sich um zwei Fettsäuren, die im Magen der Kuh gebildet werden und die spezifisch für Milchprodukte sind, erklärt Stråvik. Darüber hinaus wurden alle Fälle von Allergie bei Kindern von einem Arzt diagnostiziert, der auf Kinderallergien spezialisiert ist.
- Bei der vorliegenden Studie handelt es sich um einen Teil eines umfangreicheren Forschungsprojekts, das auf einer Familien-Kohortenstudie mit 655 Familien aufbaut, die in den Jahren 2015 bis 2018 im Sunderby Krankenhaus in Schweden, entbunden haben.
Das Forschungsprojekt wurde von Ann-Sofie Sandberg von Chalmers, Professor Agnes Wold von der Universität Göteborg und der Chefärztin und pädiatrischen Allergologin Anna Sandin, die der Universität Umeå und dem Sunderby Krankenhaus angehört, initiiert und die Kohorte aufgebaut.
- Die vorliegende Studie ist die erste wissenschaftliche Veröffentlichung, die sich vor allem auf Allergien konzentriert, basierend auf Daten, die in den Familien in Nordschweden gesammelt wurden.
Lebensmittelallergie, atopisches Ekzem und Asthma
Die Mütter in der Studie gaben zu drei bestimmten Zeitpunkten (in der 34. Schwangerschaftswoche, einen Monat nach der Geburt und vier Monate nach der Geburt) detaillierte Angaben zu ihren Essgewohnheiten. Im Alter von einem Jahr wurden die Kinder medizinisch untersucht. Dabei wurden alle Fälle von Lebensmittelallergie, atopischem Ekzem und Asthma identifiziert.
Nach einer Bereinigung des Datenmaterials um verschiedene andere Faktoren, wie zum Beispiel erbliche Veranlagung konnten die Forscher feststellen, dass es tatsächlich einen eindeutigen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Kuhmilch und Milchprodukten durch die Mutter und dem geringeren Auftreten von Lebensmittelallergien bei ihren Kindern gab.
Egal, wie die Forscher die entsprechenden Daten betrachteten und interpretierten, sie kamen immer zum gleichen Ergebnis. Die Mechanismen, warum Milch diesen präventiven Effekt gegen Allergien hat, sind jedoch noch unklar.
Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung ist, dass Kinder von stillenden Müttern, die bei der Vier-Monats-Messung viel Obst und Beeren aßen, tendenziell stärker unter Ekzemen litten – allerdings betonen die Autoren der Studie, dass weitere Untersuchungen nötig sind, bevor man über diesen Zusammenhang etwas mit Gewissheit sagen kann.
Häufigkeit von Allergien bei Kindern
Allergien sind die häufigste chronische Erkrankung bei Kindern, die in Schweden und anderen Industrieländern immer zahlreicher vorkommt.
Häufigkeit von Allergien bei den 508 Kindern, die in die aktuelle Studie einbezogen wurden:
- 7,7 Prozent der Kinder hatten im Alter von einem Jahr eine diagnostizierte Lebensmittelallergie, am häufigsten gegen Kuhmilch oder Eier (oder beides).
- Bei 6,5 Prozent der Kinder wurde ein atopisches Ekzem diagnostiziert und bei der gleichen Anzahl wurde Asthma diagnostiziert.
- 23 Prozent der Kinder hatten im Alter von einem Jahr irgendeine Art von Allergie (auch auf andere Lebensmittel).
Wie verursacht Milch diese Effekte?
Die genaue Ursache, warum Kuhmilch in der Ernährung der Mutter das Allergierisiko des Kindes senken kann, ist unklar. Laut den Forschern gibt es mehrere denkbare Erklärungsmöglichkeiten, die auch zusammenwirken könnten:
Eine Annahme ist, dass Kuhmilch eine Substanz enthält, die das Immunsystem des Kindes aktiviert und ihm dabei hilft, eine Toleranz zu entwickeln. Diese noch unbekannte Ursache könnte im Fett der Milch oder in ihrem Eiweißgehalt zu finden sein.
Es kann aber auch sein, dass sich die Milch selbst neutral gegenüber dem Immunsystem verhält. Dann könnte es einfach daran liegen, dass eine höhere Aufnahme von Milchfetten zu einer relativ geringeren Aufnahme von mehrfach ungesättigten Fetten führt. Letzteres wäre hilfreich, da die Forscher annehmen, dass ein hoher Anteil an mehrfach ungesättigten Fetten in der Ernährung der Mutter der Entwicklung des kindlichen Immunsystems in jungen Jahren entgegenwirken kann.
Studie: Kindliche Entwicklungsstörungen und allergische Erkrankungen
Allergie bei Kindern: Eine Studie von Forschern in Japan zeigt, dass Kinder im Grundschulalter mit Entwicklungsstörungen häufiger an allergischen Erkrankungen leiden.
- Dr. med. Masafumi Zaitsu vom National Hospital Organization Ureshino Medical Center in Japan und Kollegen untersuchten die Häufigkeit von allergischen Erkrankungen bei Kindern im Grundschulalter mit Entwicklungsstörungen in Bezug auf die Klassenstufe und das Geschlecht.
- An der Untersuchung nahmen 446 Kinder der unteren und 312 Kinder der oberen Grundschulklassen teil.
Es wurde festgestellt, dass die Häufigkeit allergischer Erkrankungen bei Jungen und Mädchen der unteren Klassenstufen mit Entwicklungsstörungen signifikant höher war als bei Kindern ohne Entwicklungsstörungen.
- Ein ähnliches Ergebnis zeigte sich bei Jungen mit Entwicklungsstörungen in höheren Klassenstufen im Vergleich zu Kindern ohne Entwicklungsstörungen.
Bei den Kindern der unteren Klassenstufen bestand eine Korrelation zwischen der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und Asthma bronchiale, während die Autismus-Spektrum-Störung mit atopischer Dermatitis zusammenhing.
Bei Kindern in den oberen Klassenstufen war ADHS mit atopischer Dermatitis verbunden.
Laut den Studienautoren könnte das Verständnis des Zusammenhangs zwischen Entwicklungsstörungen und allergischen Erkrankungen zu einer besseren medizinischen Versorgung bei beiden Erkrankungen führen.
- Die Forschungsergebnisse von Wissenschaftlerinnen und Wissenschafter aus Japan wurden in der Fachzeitschrift Pediatrics International veröffentlicht.
Quellen
- Chalmers University of Technology, Sweden / Journal Nutrients
- Saga University Hospital, Japan
- National Hospital Organization Ureshino Medical Center, Japan
- Masafumi Zaitsu et al, Developmental disorders in school children are related to allergic diseases, Pediatrics International (2022). DOI: 10.1111/ped.15358
vgt
Allergien bei Kindern: Patienten- und kindgerechte Diagnostik und Therapie
Quelle: YouTube/Evangelisches Klinikum Bethel – EvKB
Der Beitrag beschäftigt sich mit einem medizinischen Thema, einem Gesundheitsthema oder einem oder mehreren Krankheitsbildern. Dieser Artikel dient nicht der Selbst-Diagnose und ersetzt auch keine Diagnose durch einen Arzt oder Facharzt. Bitte lesen und beachten Sie hier auch den Hinweis zu Gesundheitsthemen!