Studie: Welche Ernährungsweise Stress reduziert

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Torsten Lorenz, aktualisiert am 17. November 2020, Lesezeit: 4 Minuten

Stress beeinträchtigt nicht nur die Arbeit und die persönlichen Beziehungen, sondern erhöht auch das Risiko vieler chronischer Krankheiten, wie Herzkrankheiten und Alzheimer und steht zudem in Verbindung mit einer höheren Sterblichkeitsrate.

Forscher untersuchen Zusammenhang zwischen Ernährungsverhalten und Stress: Laut einer neuen Studie von Forschern der Wake Forest School of Medicine (Wake Forest Baptist Health), die den Zusammenhang zwischen Ernährungsverhalten und Stress untersucht hat, könnte eine mediterrane Ernährung eine relativ einfache Möglichkeit bieten, die physiologischen Auswirkungen von Stress zu mindern und ein gesundes Altern zu fördern.

Die Erkenntnisse aus der Studie, der ersten präklinischen Studie zur Untersuchung der Auswirkungen des Langzeitkonsums einer westlichen versus mediterranen Ernährung auf Stress unter kontrollierten experimentellen Bedingungen, wurden in der Fachzeitschrift Neurobiology of Stress veröffentlicht.

Es ist nicht einfach, Stressfaktoren in unserem Alltagsleben zu kontrollieren oder gar zu reduzieren. Aus früheren Beobachtungsstudien geht laut Dr. Carol A. Shively, Professorin für Pathologie und Vergleichende Medizin an der Wake Forest School of Medicine und Leiterin der Studie beispielsweise hervor, dass ein geringerer wahrgenommener Stress mit einem hohen Verzehr von Obst und Gemüse verbunden ist.

Die Ernährung vieler Menschen ist leider reich an tierischem Eiweiß, Salz, Zucker und gesättigten Fettsäuren. Deshalb wollten die Forscher herausfinden, ob diese Ernährungsweise die Reaktion des Körpers auf Stress im Vergleich zu einer mediterranen Ernährungsweise verschlechtert, bei der ein Großteil der Proteine und Fette aus pflanzlichen Quellen stammt.

Die Wissenschaftler untersuchten daher die Auswirkungen von chronischem Stress und akutem Stress durch 30-minütige soziale Isolation bei 38 Tieren mittleren Alters, die entweder mit einer mediterranen oder einer westlichen Ernährungsform gefüttert wurden.

Die Futtersorten wurden so zusammengestellt, dass sie der menschlichen Ernährung weitgehend entsprachen. Bei der westlichen Gruppe stammten die Proteine und Fette größtenteils aus tierischen Quellen und bei der Mittelmeergruppe hauptsächlich aus pflanzlichen Quellen.

Um die Auswirkungen der Nahrungsmittel auf die Stressreaktionen zu bestimmen, maßen die Wissenschaftler Veränderungen im sympathischen und parasympathischen Nervensystem und im Nebennierenhormon Cortisol als Reaktion auf akuten und chronischen Stress.

Das sympathische Nervensystem ist an der „Kampf-oder-Flucht-Reaktion“ beteiligt und steuert Körperfunktionen wie Herzfrequenz und Blutdruck. Das parasympathische Nervensystem hat genau entgegengesetzte Wirkungen, die dem Organismus helfen, in einen ruhigeren Zustand zurückzukehren. Eine hohe Aktivität des sympathischen Nervensystems kann gesundheitsschädlich sein. Deshalb ist es wichtig, ein gesundes Gleichgewicht zwischen den beiden Systemen aufrechtzuerhalten, so die Forscher.

Das körpereigene Stresshormon Cortisol, das in der Nebennierenrinde produziert wird, hilft dem Körper, auf die Ressourcen (Energie) zuzugreifen, die er benötigt, um zu kämpfen oder zu fliehen. Bei anhaltendem Stress bleibt der Cortisolspiegel jedoch weiterhin hoch und schädigt das Gewebe.

Im Vergleich zu Tieren, die mit westlicher Ernährung gefüttert wurden, zeigten diejenigen, die mit mediterraner Kost gefüttert wurden, eine stärkere Stressresistenz. Dies zeige sich den Forschern zufolge in einer geringeren Reaktion des sympathischen Nervensystems und des Cortisols auf Stress sowie in einer schnelleren Erholung nach Beendigung des Stresses.

Die Studie zeigte laut Prof. Carol A. Shively, dass die mediterrane Ernährung das gesundheitsfördernde Gleichgewicht zugunsten des parasympathischen Nervensystems verschoben hat. Im Gegensatz dazu steigerte die westliche Ernährung die sympathische Reaktion auf Stress, was vergleichbar ist mit dem ständigen Drücken des Panikknopfes – und das ist nicht gesund, so die Wissenschaftlerin.

Nachdem die Tiere in der 31-monatigen Studie gealtert waren, was beim Menschen etwa neun Jahren entspricht, stellte die Forschergruppe fest, dass die Aktivität des sympathischen Nervensystems zunahm. Die mediterrane Ernährung verlangsamte jedoch die Alterung des sympathischen Nervensystems.

Die Studienergebnisse legen nach Meinung der Forscher nahe, dass die bevölkerungsweite Einführung einer mediterran-ähnlichen Ernährung eine relativ einfache und kosteneffektive Maßnahme sein könnte, um die negativen Auswirkungen von psychischem Stress auf die Gesundheit zu reduzieren und die Alterung des Nervensystems zu verzögern.

Essen gegen Stress: Drei Anti-Stress-Lebensmittel, die dabei helfen können, Stress abzubauen:

Haferflocken aus Saat-Hafer enthalten reichlich Vitamin B1 und B3. Diese Vitamine unterstützen den Energiestoffwechsel und die normale Funktion Nervensystems.
Nüsse enthalten viel Magnesium sowie Vitamine der B-Gruppe und sind daher gut gegen Stress.
Bananen enthalten viel Tryptophan, das vom Körper in Serotonin umwandelt wird.

(Quellen: Wake Forest School of Medicine (Wake Forest Baptist Health) / Journal Neurobiology of Stress)

Der Beitrag beschäftigt sich mit einem medizinischen Thema, einem Gesundheitsthema oder einem oder mehreren Krankheitsbildern. Dieser Artikel dient nicht der Selbst-Diagnose und ersetzt auch keine Diagnose durch einen Arzt oder Facharzt. Bitte lesen und beachten Sie hier auch den Hinweis zu Gesundheitsthemen!

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