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Eine Blinddarmentzündung (Appendizitis) ist eine Entzündung des Blinddarms.
Es ist eine der häufigsten Ursachen für akute Bauchschmerzen, die eine Operation erfordern. Über 5 Prozent der Bevölkerung entwickelt irgendwann in ihrem Leben eine Blinddarmentzündung.
- Eine Blinddarmentzündung (Appendizitis) tritt am häufigsten im Teenageralter und mit Anfang 20 auf, kann aber unabhängig davon in jedem Alter auftreten.
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ÜBERSICHT
- 1 Was sind die Symptome einer Blinddarmentzündung?
- 2 Ursachen: Was verursacht Appendizitis?
- 3 Wann sollte ich einen Arzt aufsuchen?
- 4 Wie diagnostizieren Ärzte eine Blinddarmentzündung?
- 5 Behandlung und OP bei Appendizitis
- 6 Können Ärzte eine Blinddarmentzündung ohne Operation behandeln?
- 7 Therapieerfolg mit Antibiotika bei unkomplizierter Blinddarmentzündung
Was sind die Symptome einer Blinddarmentzündung?
Das häufigste Symptom einer Blinddarmentzündung sind Schmerzen im Bauchraum.
Bei einer Blinddarmentzündung sind Schmerzen im Unterleib am häufigsten:
- beginnt in der Nähe des Bauchnabels und bewegt sich dann nach unten und nach rechts
- verschlechtert sich, wenn man sich bewegt, tief einatmet, husten oder niesen muss
- ist schwerwiegend und wird oft als anders beschrieben als alle Schmerzen, die man zuvor erlebt hat
- tritt plötzlich auf und kann Betroffene sogar aufwecken, wenn sie schlafen
- tritt vor anderen Symptomen auf
Andere Symptome einer Appendizitis können sein:
- Appetitlosigkeit
- Verstopfung oder Durchfall (Diarrhö)
- leichtes Fieber
- Schwellung im Unterleib
- das Gefühl, dass ein Stuhlgang die Beschwerden lindert
Die Symptome können bei jedem Menschen anders sein und auch wie die folgenden Beschwerden wahrgenommen werden, die ebenfalls Blinddarmentzündungen und Schmerzen im Unterleib verursachen:
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- abdominale Verwachsungen
- Entzündliche Darmerkrankungen, zu denen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, lang anhaltende Störungen, die Reizungen und Geschwüre im Magen-Darm-Trakt verursachen, gehören
- Darmverschluss
- Beckenentzündungen, Beckenentzündungskrankheit (PID)
Was sind die Komplikationen einer Blinddarmentzündung?
Eine nicht behandelte Blinddarmentzündung kann zu einem Blinddarmdurchbruch führen.
Ein geplatzter Blinddarm kann zu ernsthaften gesundheitlichen Komplikationen führen.
- Eine dieser möglichen Folgeerkrankungen ist die Bauchfellentzündung (Peritonitis), eine schwere Infektion, die sich in der Bauchhöhle ausbreiten kann.
- Eine weitere mögliche Folgeschädigung ist die Entwicklung eines Abszesses am Wurmfortsatz, der so genannte Appendizitisabszess (perityphlitischer Abszess).
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Ursachen: Was verursacht Appendizitis?
Eine Blinddarmentzündung (Appendizitis) kann mehr als eine Ursache haben, und in vielen Fällen ist die Ursache nicht klar. Mögliche Ursachen sind unter anderem:
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- Blockierung der Öffnung innerhalb des Anhängsels des Blinddarms (der Wurmfortsatz, Appendix)
- vergrößertes Gewebe in der Wand des Blinddarms, verursacht durch eine Infektion im Magen-Darm-Trakt oder an anderer Stelle im Körper
- Entzündliche Darmerkrankungen
- Geschwülste, die den Blinddarmlumen verstopfen können
- Verletzung des Unterleibs
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Wann sollte ich einen Arzt aufsuchen?
Eine Blinddarmentzündung ist ein medizinischer Notfall, der sofortige Versorgung erfordert. Suchen Sie eine medizinische Fachkraft auf oder gehen Sie sofort in die Notaufnahme, wenn Sie oder ein Kind eine Blinddarmentzündung haben.
Ein Arzt oder eine Ärztin kann helfen, die Blinddarmentzündung zu behandeln und die Symptome und das Risiko von Komplikationen zu verringern.
Wie diagnostizieren Ärzte eine Blinddarmentzündung?
In den meisten Fällen wird die Diagnose einer Blinddarmentzündung (Appendizitis) vom behandelnden Arzt aufgrund der Symptome, der Krankengeschichte und der körperlichen Untersuchung gestellt.
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- Zur Bestätigung der Diagnose kann der Arzt eine Ultraschall-, Röntgen- oder MRT-Untersuchung durchführen.
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Anamnese
Es werden spezifische Fragen zu den Symptomen und der Krankengeschichte gestellt, um andere Gesundheitsprobleme auszuschließen:
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- wann die Bauchschmerzen begannen
- die genaue Lage und Schwere der Schmerzen
- ob andere Symptome auftraten
- sonstigen Erkrankungen, Vorerkrankungen und chirurgischen Eingriffe
- ob Medikamente, Alkohol oder illegale Drogen genommen werden
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Körperliche Untersuchung
Um eine Blinddarmentzündung korrekt zu diagnostizieren, benötigen die Ärzte und Ärztinnen spezifische Angaben über die Schmerzen im Bauchraum. Ärzte werden die Schmerzen durch Berühren oder Ausüben von Druck auf bestimmte Bereiche des Unterleibs beurteilen.
Die folgenden Reaktionen auf Berührung oder Druck können darauf hinweisen, dass eine Blinddarmentzündung vorliegt:
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- Rovsing-Symptom
- Psoas-Zeichen
- Obturator-Zeichen
- Empfindlichkeit im Rückenbereich
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Labortests
Ärzte setzen Labortests ein, um die Diagnose einer Blinddarmentzündung zu bestätigen oder andere Ursachen für Bauchschmerzen zu finden.
Blutuntersuchungen: Bluttests können ein hohes Maß an weißen Blutkörperchen zeigen, ein Zeichen für eine Infektion. Blutuntersuchungen können auch Dehydratation oder Flüssigkeits- und Elektrolytstörungen aufzeigen.
Urinalyse: Urinanalyse ist die Untersuchung einer Urinprobe. Ärzte verwenden die Urinanalyse, um eine Harnwegsinfektion oder einen Nierenstein auszuschließen.
Schwangerschaftstest: Bei Frauen können Fachkräfte des Gesundheitswesens auch Blut- oder Urinproben zur Feststellung einer Schwangerschaft anordnen.
Bildgebende Tests
Ärzte können folgende bildgebende Tests verwenden, um die Diagnose einer Blinddarmentzündung zu bestätigen oder andere Ursachen für Schmerzen im Bauchraum zu finden:
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- Ultraschall-Untersuchung
- Magnetresonanztomographie (MRT)
- Computertomographie, CT-Scan
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Behandlung und OP bei Appendizitis
Ärzte behandeln Blinddarmentzündungen in der Regel mit einer Operation zur Entfernung des Blinddarms.
Chirurgen führen die Operation in einem Krankenhaus mit Vollnarkose durch. Der Arzt wird eine Operation empfehlen, wenn anhaltende Bauchschmerzen und Fieber oder Anzeichen eines geplatzten Blinddarms und einer Infektion vorliegen.
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- Eine sofortige Operation verringert die Wahrscheinlichkeit, dass der Blinddarm platzt.
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Eine Operation zur Entfernung des Blinddarms wird als Appendektomie bezeichnet. Chirurgen führen die OP mit einer der folgenden Methoden durch:
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- Laparoskopische Chirurgie oder Laparotomie
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Nach der Operation erholen sich die meisten Patienten vollständig von der Blinddarmentzündung und brauchen keine Änderungen an ihrer Ernährung, Bewegung oder Lebensweise vorzunehmen. Die Chirurgen empfehlen, die körperliche Aktivität in den ersten 10 bis 14 Tagen nach einer Laparotomie und in den ersten 3 bis 5 Tagen nach der laparoskopischen Operation einzuschränken.
Was ist, wenn der Chirurg einen normalen Blinddarm findet?
In einigen Fällen findet ein Chirurg während der Operation einen normalen Blinddarm. In diesem Fall werden viele Chirurgen ihn entfernen, um die zukünftige Möglichkeit einer Blinddarmentzündung (Appendizitis) auszuschließen. Manchmal finden die Chirurgen ein anderes Problem, das sie während der Operation korrigieren können.
Können Ärzte eine Blinddarmentzündung ohne Operation behandeln?
Einige Fälle von leichter Appendizitis können allein mit Antibiotika geheilt werden. Alle Patienten mit Verdacht auf eine Appendizitis werden vor der Operation mit Antibiotika behandelt, und bei einigen Patienten kann sich die Situation vor der Operation vollständig verbessern.
Therapieerfolg mit Antibiotika bei unkomplizierter Blinddarmentzündung
Laut einer Studie, die im Journal of the American Medical Association veröffentlicht wurde, werden bei Erwachsenen mit unkomplizierter akuter Blinddarmentzündung (Appendizitis) Behandlungserfolge von mehr als 65 Prozent sowohl mit oralen Antibiotika als auch mit kombinierten intravenösen und oralen Antibiotika erzielt.
Forschende der Universitätsklinik Turku in Finnland haben unter der Leitung von Dr. med. Suvi Sippola bei 599 Patientinnen und Patienten im Alter von 18 bis 60 Jahren mit bestätigter unkomplizierter akuter Blinddarmentzündung orale Antibiotika mit kombinierten intravenösen und oralen Antibiotika verglichen.
Die Patientinnen und Patienten wurden nach dem Zufallsprinzip entweder sieben Tage lang mit oralem Antibiotika oder zwei Tage lang mit einem intravenösem Antibiotika und anschließend fünf Tage lang mit einer Kombination aus zwei oralen Anibiotikamedikamenten behandelt. Nach einem Jahr standen insgesamt 581 Patienten für eine Nachuntersuchung zur Verfügung.
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- Laut den Wissenschaftlern lag die Erfolgsquote nach einem Jahr bei 70 Prozent der Patientinnen und Patienten, die mit oralen Antibiotika behandelt wurden, und bei 74 Prozent, die mit intravenösen und anschließend oralen Antibiotika behandelt wurden.
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Die vorliegenden Forschungsergebnisse sprechen den Studienautoren zufolge dafür, dass man Patienten mit unkomplizierter Blinddarmentzündung die Wahl zwischen einer Operation und einer Behandlung mit Antibiotika lassen sollte.
Quellen
ddp
⊕ Dieser Beitrag wurde auf der Grundlage wissenschaftlicher Fachliteratur und fundierter empirischer Studien und Quellen erstellt und in einem mehrstufigen Prozess überprüft.
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