Verstopfung ist eine häufige Erkrankung bei Patienten mit Parkinson (PD). Stuhltransplantation, auch fäkaler Mikrobiomtransfer (FMT) genannt sowie Präbiotika und Probiotika sind potenzielle Optionen für die Behandlung von Verstopfung und die Wiederherstellung des Mikrobioms von Patienten mit Parkinson.
- Wissenschaftler warnen jedoch davor, dass klinische Daten knapp sind und es weiterer Forschung bedarf, bevor ihre Anwendung befürwortet werden kann.
Die Ergebnisse wurden im Journal of Parkinson’s Disease vorgestellt. In dem Beitrag bewerten die Forscherinnen und Forscher den aktuellen Wissensstand über das Potenzial der Anwendung von Stuhltransplantation (FMT), Präbiotika und Probiotika, um das normale mikrobielle Gleichgewicht des Darms bei Parkinson-Patienten wiederherzustellen und beleuchten die noch zu klärenden Fragen.
Stuhltransplantation (FMT) ist die Übertragung von flüssigem Filtratfäkalien von einer gesunden Person auf einen Patienten mittels nasogastrischer oder nasoduodenaler Sonde, Einlauf oder Koloskop.
Fäkaler Mikrobiomtransfer ist eine interessante Option, um die Veränderungen im Mikrobiom von Parkinson-Patienten wiederherzustellen, erklärt der leitende Wissenschaftler Prof. Teus van Laar, Direktor des Parkinson Expertise Center Groningen, Abteilung für Neurologie, Universitätsklinikum Groningen, Niederlande.
- Es ist eine überzeugende Technik, weil die Anwendung relativ einfach ist und im Allgemeinen nur ein geringes Muster von Nebenwirkungen aufweist.
Es wurden jedoch noch keine umfangreichen klinischen Studien durchgeführt, so dass mehrere Fragen nach dem vermeintlich optimalen Umfang bei einer Stuhltransplantation (FMT), dem Verabreichungsweg, dem Volumen der Stuhltransplantation und den Langzeitwirkungen offen bleiben, die Forscher.
Die Verabreichung von Lactobacillus und Bifidobacterium über einen Zeitraum von 4 bis 12 Wochen hat sich wiederholt als wirksam bei der Behandlung von Verstopfung (Obstipation) bei Parkinson erwiesen. Es liegen jedoch keine fundierten klinischen Daten über die möglichen Auswirkungen dieser probiotischen Behandlungen auf die motorischen Symptome oder das Fortschreiten der Parkinson vor.
Nach vielversprechenden Ergebnissen bei Präbiotika in Tierversuchen läuft derzeit an der Universität Gent (Belgien) die erste klinische Studie zur Anwendung von einer Stuhltransplantation (FMT) bei Parkinson-Patienten, die bis Ende 2019 abgeschlossen sein soll.
Die Wissenschaftler merkten jedoch an, dass die Aufnahmekriterien der Studie keine Verstopfung beinhalten oder ausschließen, was die Interpretation der Ergebnisse erschweren kann.
Die Forscher empfehlen, bei Parkinson-Patienten mit einer Stuhltransplantation (FMT) zu warten, bis bessere klinische Daten verfügbar sind, um die richtigen Zielgruppen auszuwählen und gute Vorhersagen über die erwarteten klinischen Auswirkungen treffen zu können. Sie zeigen mehrere Wissenslücken auf, die zuerst geschlossen werden müssen:
- Die Stuhltransplantation hat sich noch nicht als wirksam bei motorischen Symptomen oder dem Fortschreiten von Parkinson erwiesen.
- Welcher Verabreichungsweg bei Fäkalen Mikrobiomtransfer (FMT) ist optimal?
- Optimaler Spendergehalt und Häufigkeit einer Stuhltransplantation FMT bei Parkinson
- Probiotika bei Parkinson haben sich bisher nur bei Verstopfung bewährt.
- Präbiotika haben sich nur in Tiermodellen bewährt und sind noch nicht in klinischen Studien getestet worden.
- Mögliche Nebenwirkungen und mögliche Kontraindikationen bei Stuhltransplantationen (FMT) sind noch nicht bekannt.
Die Stuhltransplantation ist laut Prof. van Laar eine Blackbox mit derzeit zu vielen offenen Fragen, auch in Bezug auf Sicherheitsbedenken.
Eine Stuhltransplantation oder der Einsatz von Probiotika und Präbiotika könnten in Zukunft in ausgewählten Untergruppen von Parkinson-Patienten zur Standardbehandlung werden, aber es gibt noch keine verlässlichen Daten, die ihren Einsatz bei Parkinson-Patienten unterstützen.
- Die Forscher hoffen, dass diese Überprüfung die Kollegen dazu anregt, so schnell wie möglich mit der eigentlichen Forschung zu diesem Thema zu beginnen, anstatt mit der Therapie ohne schlüssige klinische Daten zu beginnen.
Parkinson ist eine langsam fortschreitende Erkrankung, die Bewegung, Muskelkontrolle und Gleichgewicht beeinflusst. Es ist die zweithäufigste altersbedingte neurodegenerative Erkrankung, von der etwa drei Prozent der Bevölkerung im Alter von 65 Jahren und bis zu fünf Prozent der Personen über 85 Jahren betroffen sind.
Quellen
- Journal of Parkinson’s Disease
- Universitätsklinikum Groningen (Universitair Medisch Centrum Groningen)
Video-Beitrag des Berliner Krankenhaus Waldfriede über Chancen und Risiken einer Stuhltransplantation:
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