Diabetes Typ 2 Behandlung: Lässt sich die Insυlinhormonabhängigkeit bei Diabetes Typ 2 überwinden? Mithilfe eines neuartigen endoskopischen Therapieverfahrens könnte die Inselhormonbehandlung bei einer großen Zahl von Diabetes-Typ-2-Erkrankten zum Absetzen des Insυlinhormons führen und sich zudem die Adipositas– und Fettleber-Werte deutlich verbessern. Das zeigen neue Forschungsergebnisse der Universität Amsterdam, die auf der UEG Week 2020 Virtual vorgestellt wurden.
ÜBERSICHT
- 1 Ist Diabetes Typ 2 heilbar?
- 2 Signifikante Verbesserung des Body-Mass-Index und der Fettleber-Werte bei Diabetes Typ 2 Patienten
- 3 Das neue endoskopische Therapieverfahren bei Diabetes Typ 2
- 4 Volkskrankheit Diabetes Typ 1 und Diabetes Typ 2
- 5 Ein Videobeitrag des NDR: Nebenwirkungen einer Insυlinhormon-Therapie bei Diabetes Typ 2:
Ist Diabetes Typ 2 heilbar?
Forscher des medizinischen Zentrums der Universität Amsterdam (Amsterdam University Medical Center) testeten ein neuartiges, minimal-invasives Ablationsverfahren, das die Schleimhaut des Zwölffingerdarms regeneriert, in Kombination mit täglichen Dosen glukosesenkenden Medikamenten, so genannten Glukagon-ähnlichen Peptid-Agonisten (GLP-1 RAs), und einer leichten Lebensstilberatung. Aus der Studie ging hervor, dass drei Viertel der zuvor Insυlinhormonabhängigen Patienten mit Diabetes Typ 2 (Zuckerkrankheit), die mit der Ablationstechnik behandelt wurden, sechs Monate später kein Insυlinhormon mehr benötigten. Der HbA1c-Wert (ein Langzeitparameter der Glukosekontrolle) lag bei 7,5 Prozent oder darunter. Außerdem sanken die HbA1c-Werte nach 12 Monaten weiter auf 6,7 Prozent.
Signifikante Verbesserung des Body-Mass-Index und der Fettleber-Werte bei Diabetes Typ 2 Patienten
Die Studienteilnehmer, die positiv auf die Behandlung ansprachen, konnten außerdem ihren Body-Mass-Index (BMI, kg/m2) deutlich verbessern. Nach einem Jahr sank der durchschnittliche BMI von 29,8 auf 25,5. Auch der Fettanteil in der Leber sank nach 6 Monaten in Schnitt von 8,1 Prozent auf 4,6 Prozent um fast 50 Prozent. Adipositas (Übergewicht ) und Fettleber sind zwei wesentliche Risikofaktoren für die Entstehung des metabolischen Syndroms, ein Begriff, der verschiedene Krankheiten und Risikofaktoren für Herz-/Kreislauferkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck (Hypertonie), hohe Triglyzeride und Fettleibigkeit zusammenfasst.
Bei den Studienteilnehmern, die nicht oder nicht wie gewünscht auf die Behandlung ansprachen und weiterhin noch Inselhormon benötigten, sank die von ihnen benötigte durchschnittliche Dosis an Insυlinhormon um etwas mehr als die Hälfte (von 35 Einheiten pro Tag bei Studienbeginn auf 17 Einheiten pro Tag nach 12 Monaten).
Das neue endoskopische Therapieverfahren bei Diabetes Typ 2
Diese minimalinvasive Methode wird als Duodenal Mucosal Surface Replacement (DMR) bezeichnet. Das Verfahren wird ambulant durchgeführt und über einen integrierten sogenannten Over-the-Wire-Katheter verabreicht. Obwohl der Prozess bislang nicht vollständig verstanden ist, wird angenommen, dass Schleimhautzellen aufgrund ungesunder, fettreicher und zuckerreicher Ernährung Veränderungen unterliegen. Dies führt zu Veränderungen in der Produktion und Signalübertragung von Schlüsselhormonen, die die Inselhormonresistenz und Diabetes beeinflussen. Die Regeneration der Schleimhaut scheint den Prozess wieder in Gang zu setzen.
Nach Meinung von Dr. Suzanne Meiring, vom medizinischen Zentrum der Universität Amsterdam könnte die Therapie ein entscheidender Ansatz in der Behandlung des metabolischen Syndroms sein. Eine einzige endoskopische DMR-Ablation mit GLP-1-Medikamenten und einer Lebensstilberatung (Diabetes Typ 2 Ernährung) kann bei einer Teilgruppe von Patienten mit Diabetes Typ-2 zum Ende der Inselhormontherapie führen und zudem ihre Blutzuckereinstellung sowie die allgemeine metabolische Gesundheit der Betroffenen verbessern.
Da eine Insυlinhormontherapie bei Diabetes Typ-2 mit Gewichtszunahme und Hypoglykämie-Ereignissen verbunden ist, wäre das Absetzen von Insυlinhormon für viele Diabetiker gleichermaßen eine Verbesserung und einen Entlastung. Neben der familiären Vorgeschichte und dem Alter sind Bluthochdruck und Adipositas (Fettleibigkeit) wichtige Risikofaktoren bei Diabetes Typ 2.
Auf Basis der vorliegenden Studienergebnisse soll den Forschern zufolge eine große angelegte internationale, randomisierte, kontrollierte Studie mit dem Arbeitstitel „Revita T2Di Pivotal“ schon in Kürze starten, um die Wirksamkeit des neuen Therapieansatzes mit einer größeren Zahl an Probanden mit Diabetes Typ 2 weiter zu erforschen.
Die vorliegende Pilotstudie zu den neuartigen endoskopischen Therapieverfahren bei Diabetes Typ 2 wurde von Dr. Suzanne Meiring, Dr. Annieke van Baar und Professor Jacques Bergman vom medizinischen Zentrum der Universität Amsterdam (Amsterdam University Medical Center) in den Niederlanden geleitet.
Volkskrankheit Diabetes Typ 1 und Diabetes Typ 2
Rund 60 Millionen Menschen in Europa leiden an Diabetes. Weltweit sind es zirka 425 Millionen Menschen. Die Mehrheit von ihnen (etwa 90 Prozent) hat Diabetes Typ 2. Allein in Deutschland gibt es mehr als 7 Millionen diabeteskranke Menschen (Quelle: diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe e.V.). Damit leiden etwa 8,5 Prozent der Deutschen an der Volkskrankheit Diabetes. Im Jahr 2010 sind in Deutschland circa 175.000 Menschen an Diabetes und den Folgen dieser Erkrankung gestorben (Quelle: Deutschen Diabetes-Zentrums, DDZ).
In den USA sind es schätzungsweise 30 Millionen Menschen oder 9,4 Prozent der Bevölkerung, die an Diabetes leiden. Ungefähr jeder vierte Diabetiker in den USA weiß nicht, dass er an Diabetes leidet. Geschätzte 84 Millionen Amerikaner ab 18 Jahren leiden zudem an Prädiabetes (Quelle: The National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases Health Information Center)
Diabetes mellitus (auch Zuckerkrankheit genannt) ist eine chronische Volkskrankheit, bei der der Blutzucker zu hoch ist. Menschen mit Diabetes haben Probleme, die Blutzuckerwerte zu regulieren. Unter Kindern im Schulalter ist Typ-1-Diabetes häufiger Diabetes als Typ-2. Bei Typ-1-Diabetes produziert der Körper kein Insυlinhormon. Infolgedessen kann der Glukosegehalt in ihrem Blut höher als normal sein, und der Körper kann Glukose nicht effektiv nutzen. Schülerinnen und Schüler mit Diabetes Typ-1 müssen täglich Inselhormon einnehmen.
Andere Kinder im Schulalter haben möglicherweise Typ-2-Diabetes. Diese Art von Diabetes tritt zwar häufiger bei Erwachsenen mittleren und höheren Alters auf, wird aber zunehmend auch bei Kindern diagnostiziert. Bei Diabetes Typ-2 produziert der Körper zwar Insυlinhormon, aber meist nicht genug, um den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren.
(Quelle: Amsterdam University Medical Center / UEG Journal / UEG Week 2020 Virtual)
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