Gesund oder ungesund: Kaffee und seine Wirkung auf den Körper

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Torsten Lorenz, aktualisiert am 25.10.2022, Lesezeit: 9 Minuten

Kaffeetrinken erhöht die Lebenserwartung

Der Genuss von zwei bis drei Tassen Kaffee pro Tag ist mit einer längeren Lebenserwartung und einem geringeren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden als der Verzicht auf Kaffee.

Das geht aus einer Studie hervor, die im European Journal of Preventive Cardiology veröffentlicht wurde.

  • Die Studienergebnisse beziehen sich auf gemahlenen, löslichen und entkoffeinierten Kaffee.

In dieser umfangreichen Beobachtungsstudie waren gemahlener, Instant- und entkoffeinierter Kaffee mit einer gleichwertigen Verringerung der Inzidenz von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und des Todes durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder andere Ursachen verbunden, erklärte Professor Peter Kistler vom Baker Heart and Diabetes Research Institute in Melbourne.

Aus den Ergebnissen geht hervor, dass ein leichter bis mäßiger Konsum von gemahlenem, Instant- und entkoffeiniertem Kaffee als Teil eines gesunden Lebensstils angesehen werden sollte.

Über die Auswirkungen der verschiedenen Kaffeesorten auf die Herzgesundheit und die Lebensdauer gibt es nur wenige Informationen.

Diese Studie untersuchte die Zusammenhänge zwischen Kaffeearten und dem Auftreten von Herzrhythmusstörungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Tod anhand von Daten der UK Biobank, die Erwachsene im Alter von 40 bis 69 Jahren umfasste.

  • Bei den Herz-Kreislauf-Erkrankungen handelte es sich um koronare Herzkrankheiten, kongestive Herzinsuffizienz und ischämische Schlaganfälle.

Die Studie umfasste knapp 450.000 Teilnehmende, die zu Beginn der Untersuchung keine Herzrhythmusstörungen oder andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufwiesen.

  • Das durchschnittliche Alter lag bei 58 Jahren und 55,3 Prozent waren Frauen.

In einem Fragebogen gaben die Studienteilnehmenden an, wie viele Tassen Kaffee sie täglich tranken und ob sie gewöhnlich Instantkaffee, gemahlenen Kaffee (wie Cappuccino oder Filterkaffee) oder koffeinfreien Kaffee tranken.

Danach wurden sie in sechs Kategorien des täglichen Kaffeekonsums eingeteilt: keine, weniger als eine, eine, zwei bis drei, vier bis fünf und mehr als fünf Tassen pro Tag.

  • 44 Prozent der Teilnehmer/innen tranken Instantkaffee, 18 Prozent gemahlenen Kaffee und 15 Prozent entkoffeinierten Kaffee.

22 Prozent der Studienteilnehmender tranken keinen Kaffee und dienten als Vergleichsgruppe (Kontrollgruppe).

Kaffeetrinker wurden hinsichtlich der Häufigkeit von Herzrhythmusstörungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Tod mit Nicht-Kaffeetrinkern verglichen, nachdem Alter, Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit, Fettleibigkeit, Bluthochdruck, Diabetes, obstruktive Schlafapnoe, Raucherstatus sowie Tee– und Alkoholkonsum berücksichtigt wurden.

  • Die durchschnittliche Nachbeobachtungszeit betrug 12,5 Jahre.

Insgesamt 6 Prozent der Befragten starben während der Nachbeobachtungszeit.

Zwei bis drei Tassen Kaffee pro Tag 

Bei allen Kaffeearten wurde ein Rückgang des Sterberisikos festgestellt. Am stärksten war die Risikoreduktion bei zwei bis drei Tassen Kaffee pro Tag.

Die Wahrscheinlichkeit zu sterben, war bei entkoffeiniertem, gemahlenem und Instantkaffee um 14 Prozent, 27 Prozent beziehungsweise 11 Prozent geringer als bei Menschen, die keinen Kaffe tranken.

Während der Nachbeobachtung wurde bei 10 Prozent der Studienteilnehmer eine Herz-Kreislauf-Erkrankung diagnostiziert.

  • Alle Kaffee-Subtypen wurden mit einer Verringerung der Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht.

Das geringste Erkrankungsrisiko wurde bei zwei bis drei Tassen Kaffee pro Tag beobachtet.

Verglichen mit dem Verzicht auf Kaffee war die Wahrscheinlichkeit einer Herz-Kreislauf-Erkrankung bei entkoffeiniertem, gemahlenem und Instantkaffee um 6 Prozent, 20 Prozent bzw. 9 Prozent geringer.

Bei 7 Prozent der Teilnehmer wurde während der Nachbeobachtung eine Herzrhythmusstörung diagnostiziert.

Gemahlener und Instantkaffee, nicht aber entkoffeinierter Kaffee, waren mit einer niedrigeren Rate an Herzrhythmusstörungen, einschließlich Vorhofflimmern, verbunden.

Gegenüber Nicht-Kaffeetrinkern wurden die geringsten Risiken bei vier bis fünf Tassen pro Tag für gemahlenen Kaffee und bei zwei bis drei Tassen pro Tag für Instantkaffee beobachtet, mit 17 Prozent bzw. 12 Prozent reduziertem Risiko.

Koffein ist laut Professor Kistler der wohl bekannteste Bestandteil von Kaffee, aber das Getränk enthält mehr als 100 biologisch aktive Komponenten.

Es ist seiner Meinung nach anzunehmen, dass die nicht koffeinhaltigen Bestandteile für die beobachteten positiven Zusammenhänge zwischen Kaffeetrinken, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Überleben verantwortlich sind.

Nach den Erkenntnissen der Wissenschaftler sollte man nicht davon abraten, Kaffee in moderaten Mengen zu trinken, sondern ihn als gesundheitsförderndes Mittel für das Herz betrachten.

Risiko für chronische Lebererkrankungen bei Kaffeetrinken geringer

Laut einer weiteren Studie, die im Journal BMC Public Health veröffentlicht wurde, ist der regelmäßige Konsum von koffeinhaltigem (gemahlenem oder Instantkaffee) oder entkoffeiniertem Kaffee mit einem geringeren Risiko für chronische Lebererkrankungen und damit in Zusammenhang stehende Leberkrankheiten verbunden.

Forscherinnen und Forscher der Universitäten Southampton und Edinburgh fanden heraus, dass der Konsum jeder Art von Kaffee mit einem geringeren Risiko verbunden ist, an einer chronischen Lebererkrankung zu erkranken oder zu sterben, als wenn man keinen Kaffee trinkt.

  • Der Nutzen war bei drei bis vier Tassen Kaffee pro Tag am größten.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben die Daten von knapp 500.000 Personen ausgewertet, von denen bekannt war, dass sie Kaffee konsumieren.

Diese Personen wurden über einen Zeitraum von durchschnittlich 10,7 Jahren beobachtet, um festzustellen, wer von ihnen eine chronische Lebererkrankung oder ein damit zusammenhängendes Leberleiden entwickelte.

Von allen Studienteilnehmern konsumierten 78 Prozent gemahlenen oder löslichen koffeinhaltigen oder entkoffeinierten Kaffee, während 22 Prozent keinerlei Kaffee tranken.

  • Während des Untersuchungszeitraums gab es 3.600 Fälle von chronischen Lebererkrankungen, darunter 301 Todesfälle.

Außerdem gab es 5.439 Fälle von chronischer Lebererkrankung oder Steatose (eine Ansammlung von Fett in der Leber, auch bekannt als Fettleber) und 184 Fälle von Leberzellkarzinom, einer Form von Leberkrebs.

Im Gegensatz zu jenen, die angaben keinen Kaffee tranken, hatten Kaffeetrinker ein um 21 Prozent geringeres Risiko für eine chronische Lebererkrankung, ein um 20 Prozent geringeres Risiko für eine chronische oder Fettlebererkrankung und ein um 49 Prozent geringeres Risiko, an einer chronischen Lebererkrankung zu sterben.

  • Am meisten profitierte die Personengruppe, die gemahlenen Kaffee trank, der einen hohen Gehalt an den Inhaltsstoffen Kahweol und Cafestol enthielt, die sich nachweislich positiv auf chronische Lebererkrankungen bei Tieren auswirken.

Bei Instantkaffee, der nur geringe Mengen an Kahweol und Cafestol enthält, war das Risiko einer chronischen Lebererkrankung ebenfalls geringer.

Die Risikoreduzierung war zwar geringer als bei gemahlenem Kaffee, aber das Ergebnis könnte darauf hindeuten, dass andere Inhaltsstoffe oder möglicherweise eine Kombination von Inhaltsstoffen vorteilhaft sein könnten.

Laut Dr. Oliver Kennedy, dem Hauptautor der Studie, ist Kaffee weithin zugänglich und die Vorteile, die sich aus den Ergebnissen dieser Studie ergeben, könnten bedeuten, dass Kaffee ein potenzielles Mittel zur Vorbeugung von chronischen Lebererkrankungen sein könnte.

Dies wäre vor allem in Ländern mit geringem Einkommen und schlechterem Zugang zur Gesundheitsversorgung wertvoll, in denen die Belastung durch chronische Lebererkrankungen am höchsten ist.

Die Studienautoren haben jedoch darauf hingewiesen, dass der Kaffeekonsum der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer nur bei der ersten Teilnahme an der Studie erfasst wurde und dass die Studie keine Veränderungen in der Menge oder der Art des Kaffees berücksichtigt, den die Teilnehmerinnen und Teilnehmer während des 10,7-jährigen Studienzeitraums konsumierten.

Da die Teilnehmenden überwiegend weiß waren und aus einem höheren sozioökonomischen Umfeld stammten, lassen sich die Ergebnisse möglicherweise nur schwer auf andere Länder und Bevölkerungsgruppen übertragen.

Leberkrebs-Risiko bei Kaffee-Trinker deutlich geringer

Eine Studie der Queen’s University hat ergeben, dass Kaffeetrinker ein geringeres Risiko haben, an der häufigsten Form von Leberkrebs, dem hepatozellulären Karzinom (HCC), zu erkranken.

Die Forschungsergebnisse wurden auf der Konferenz des National Cancer Research Institute (NCRI) in Glasgow vorgestellt und im British Journal of Cancer veröffentlicht.

Bereits in früheren wissenschaftlichen Untersuchungen wurden zahlreiche gesundheitliche Vorteile des Kaffeetrinkens nachgewiesen, die möglicherweise auf den hohen Gehalt an Antioxidantien zurückzuführen sind.

Für die vorliegende Studie, die in Großbritannien über einen Zeitraum von 7,5 Jahren durchgeführt wurde, wurden die Kaffeegewohnheiten von etwas mehr als 470.000 Teilnehmern der UK Biobank untersucht, einer der weltweit größten Studien über Menschen mittleren Alters.

Die Studie ergab, dass Kaffeetrinker ein geringeres Risiko haben, an einem Leberzellkarzinom, der häufigsten Form von Leberkrebs, zu erkranken, als Menschen, die keinen Kaffee trinken.

  • Dr. Úna McMenamin, Forscherin am Centre for Public Health an der Queen’s University Belfast und Mitautorin der Studie, sagte, dass dies eine der ersten Studien, die das Risiko von Krebserkrankungen des Verdauungstrakts in Abhängigkeit von verschiedenen Kaffeesorten untersucht hat.

Dabei stellte sich heraus, dass das Risiko, an hepatozellulären Karzinom zu erkranken, bei Menschen, die hauptsächlich Instantkaffee trinken, der in Großbritannien am häufigsten getrunken wird, genauso niedrig war.

Mehr als drei Viertel der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gaben an, Kaffee zu trinken.

Gegenüber denjenigen, die keinen Kaffee tranken, waren die Kaffeetrinkerinnen und -trinker eher älter, männlich, kamen aus weniger benachteiligten Gegenden und hatten einen höheren Bildungsgrad.

Sie waren außerdem eher ehemalige oder aktuelle Raucher, konsumierten mehr Alkohol, hatten einen hohen Cholesterinspiegel und litten seltener an chronischen Krankheiten wie Diabetes, Zirrhose, Gallensteinen und Magengeschwüren als Nicht-Kaffeetrinker.

  • Unter Berücksichtigung dieser verschiedenen Einflussgrößen stellten die Forscher fest, dass Kaffeetrinker im Vergleich zu Nicht-Kaffeetrinkern ein um 50 Prozent geringeres Risiko haben, ein hepatozellulären Karzinom zu entwickeln.

Für Menschen die Kaffee trinken, könnte das Beibehalten dieser Gewohnheit gut für ihre Gesundheit sein.

Der Grund dafür ist, dass Kaffee Antioxidantien und Koffein enthält, die vor Krebs schützen können.

  • Allerdings schützt Kaffeetrinken nicht so sehr vor Leberkrebs wie mit dem Rauchen aufzuhören, den Alkoholkonsum zu reduzieren oder abzunehmen.

Die Feststellungen zum Leberkrebs stimmen mit den Erkenntnissen aus dem Bericht des World Cancer Research Fund überein, der zu dem Schluss kommt, dass es „wahrscheinliche“ Hinweise darauf gibt, dass Kaffeetrinken das Risiko für Leberkrebs senkt.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Queen’s University untersuchten auch andere Krebsarten des Verdauungstrakts wie Darm- und Magenkrebs, fanden aber keinen Zusammenhang mit dem Kaffeetrinken.

Quellen

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Der Beitrag beschäftigt sich mit einem medizinischen Thema, einem Gesundheitsthema oder einem oder mehreren Krankheitsbildern. Dieser Artikel dient nicht der Selbst-Diagnose und ersetzt auch keine Diagnose durch einen Arzt oder Facharzt. Bitte lesen und beachten Sie hier auch den Hinweis zu Gesundheitsthemen! y3932

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