Vogelallergie: Symptome, Ursachen, Behandlung und Risikofaktoren

Allergien und Unverträglichkeiten

Medizin Doc Redaktion, aktualisiert am 10. April 2023, Lesezeit: 9 Minuten

Was ist eine Vogelallergie? Kann man auf Vogelfedern allergisch reagieren?

Bei einer Vogelallergie reagiert das menschliche Immunsystem (Abwehrsystem) überempfindlich auf bestimmte Proteine in Vogelfedern, Vogelkot, Vogelmist, Speichel, Schweiß, Talg und/oder Urin

Wenn eine Mensch mit einer Vogel-Allergie mit diesen Substanzen in Kontakt kommt, setzt ihr Immunsystem chemische Stoffe, so genannte Histamine, frei, die eine Reihe von Symptomen hervorrufen können.

Eine Vogelallergie kann jeden treffen, tritt aber häufiger bei Personen auf, bei denen Allergien in der Familie vorkommen oder die bereits an anderen Allergien wie Heuschnupfen oder Asthma leiden.

  • Menschen, die in engem Kontakt mit Vögeln arbeiten oder Vögel als Haustiere halten, sind am stärksten gefährdet, eine Vogelallergie zu entwickeln.

Bei einer Vogelallergie können die Betroffenen auf verschiedene Weise allergisch auf bestimmte Vögel beziehungsweise Vogel-Allergene reagieren.

  • Die Quelle der Allergene (Allergenträger) können beispielsweise Vogelfedern, Vogelspeichel und -drüsensekrete, Vogelkot oder Milben sein.

Allergie gegen Wellensittich- und Kanarienvogelfedern

Bei einer Allergie gegen Vogelfedern sind es nicht die Federn selbst, die eine allergische Reaktion (Überempfindlichkeitsreaktion) auslösen, sondern die oben beschriebenen Substanzen aus der Haut und den Speicheldrüsen der Vögel, die an den Federn haften, oder Milben, die in den Vogelfedern vorkommen.

So haben Wissenschaftler beispielsweise in einer Studie IgE-Antikörper gegen Wellensittichfedern oder Kanarienvogelfedern in 212 verschiedenen Serumproben von Wellensittich- und Kanarienvogelzüchtern mit Symptomen von Rhinitis und/oder Asthma bronchiale nachgewiesen.

Die Studie kam zu dem Schluss, dass IgE-Antikörper gegen Kanarien- und/oder Wellensittichfedern bei etwa 20 Prozent der Kanarien- und Wellensittichzüchter mit Symptomen einer atopischen Erkrankung vorhanden waren.

Kanarien- und Wellensittichfedern enthalten IgE-bindende Antigene, die in den entsprechenden Serum- und Kotproben der Vögel nicht vorhanden waren.

Allergie gegen Vogel-Federn

Kann man gegen Vogelfedern allergisch sein? Eine eindeutig klinisch signifikante Federallergie wurde bislang nur bei einem Patienten festgestellt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine echte Federallergie sehr selten ist und die meisten positiven Reaktionen, die bei Hautpricktests auf Federextrakte beobachtet werden, wahrscheinlich durch Milbenallergene in Federn verursacht werden.

Bei Taubenzüchtern oder Wellensittichhaltern kann das Einatmen von Allergenen aus Vogelfedern und Vogelkot zu einer Erkrankung führen, die als Vogelzüchterlunge bezeichnet wird.

  • Wellensittiche, Nymphensittiche, Kanarienvögel, Zebrafinken und Bourkesittiche gehören zu den am häufigsten gehaltenen Vögeln (Hausvögel, Ziervögel, Heimvögel).

Vogelallergie Symptome beim Menschen

Zu den Anzeichen und Symptomen einer Vogelallergie gehören nicht selten Anfälle von Atemnot (Dyspnoe,Luftnot, Luftnotanfälle), die nach dem Kontakt mit dem Vogel (Wellensittiche, Kanarienvögel, Papageien, etc.) oder unmittelbar nach der Reinigung des Vogelkäfigs auftreten können.

Die Symptome einer Vogelallergie (Federnallergie) ähneln manchmal denen des Heuschnupfens oder des allergischen Schnupfens. Oft ignorieren Vogelallergiker die ersten Symptome, weil sie annehmen, es handele sich nur um eine leichte Reaktion auf bestimmte Umwelt- oder Staubpartikel.

Atemwegsallergie durch Hausvögel

Hausvögel (Ziervögel, Heimvögel) können jedoch ein ebenso großes allergenes Problem darstellen wie Katzen und Hunde. Heimvögel können allergische Symptome wie nächtlichen Keuchhusten, Asthma, Schnupfen oder andere Symptome während einer kurzen oder langen Kontaktzeit hervorrufen.

Die Anzeichen und Symptome einer Vogelallergie lassen sich in zwei Gruppen einteilen. Zum einen gibt es Symptome, die als weniger schwerwiegend angesehen werden.

Dazu gehören Symptome wie tränende Augen, Niesen, Fließschnupfen, Halsschmerzen, verstopfte Nase, Husten, Nesselsucht, juckende Augen, Bindehautentzündung oder das Auftreten dunkler Ringe unter den Augen.

In einer wissenschaftlichen Studie wurde beispielsweise der Fall einer Patientin beschrieben, die nach Kontakt mit Wellensittichen und Papageien Symptome einer Rhinokonjunktivitis entwickelte.

Eine durch Antikörper vom Typ Immunglobulin E (IgE) vermittelte Überempfindlichkeitsreaktion (Allergie) gegen Wellensittich-, Papageien- und Taubenantigene wurde von den Wissenschaftlern sowohl durch Haut- und Nasenprovokationstests als auch durch Radioallergo-Sorbent-Tests und Histaminfreisetzungstests nachgewiesen.

Die Studie zeigt, dass die Entwicklung einer nasalen Erkrankung mit einer Allergie gegen Vogelantigene in Verbindung gebracht werden kann.

Bei schwereren Formen der Vogelallergie können die Symptome variieren. Ein schwerer Anfall einer Vogelallergie kann die Lungenkapazität verringern, was nicht nur gesundheitliche, sondern auch lebensbedrohliche Folgen haben kann.

Solche Symptome können sich langfristig manifestieren, beispielsweise nach zwei Jahren regelmäßiger oder ständiger Exposition gegenüber allergieauslösenden Vögeln wie Wellensittichen und Tauben. Es gibt auch Fälle, in denen die Vogelallergie erst 10 bis 20 Jahre nach dem ersten Kontakt mit den Allergenen auftritt.

In diesen Fällen sind folgende Symptome zu beobachten: hartnäckiger Husten, gelegentliche Atembeschwerden, gelegentliches Fieber und Schüttelfrost, Gewichtsverlust und trockener Husten, der einige Zeit anhält.

Weitere Symptoe einer Vogelallergie kann eine Alveolitis oder eine Überempfindlichkeitspneumonie (Hypersensitivitätspneumonitis, Hypersensitivity pneumonitis) sein.

Tests und Diagnose einer Haustierallergie

Der Verdacht auf eine Haustierallergie (Vogel-Allergie, Wellensittischallergie, Katzenallergie, Hundeallergie, Pferdeallergie, Wellensittich-Allergie, etc.) ergibt sich aus den Anzeichen und Symptomen, einer nasalen Untersuchung und den Angaben des Patienten zu seinen Beschwerden und seiner Krankheitsgeschichte im Rahmen einer umfassenden Anamnese (Diagnostik).

Der Arzt oder die Ärztin kann den Zustand der Nasenschleimhaut untersuchen. Bei einer Haustierallergie kann die Nasenschleimhaut geschwollen, blass oder bläulich sein.

Allergie-Hauttest

Um genau festzustellen, wogegen eine Person allergisch ist, kann der Arzt einen Allergie-Hauttest vorschlagen. Für diesen Test kann der Patient an einen Allergiespezialisten (Allergologen) überwiesen werden.

Bei diesem Test werden winzige Mengen gereinigter Allergenextrakte – auch Extrakte mit tierischen Proteinen – in die Hautoberfläche gespritzt. Dieser Test wird in der Regel am Unterarm, aber auch am oberen Rücken durchgeführt.

Nach 15 Minuten untersucht ein Arzt oder eine Arzthelferin die Haut auf Anzeichen einer allergischen Reaktion. Bei Personen mit einer Katzenallergie bildet sich beispielsweise eine rote, juckende Quaddel an der Stelle, an der der Katzenextrakt in die Haut gestochen wurde.

Juckreiz und Rötung sind die häufigsten Nebenwirkungen dieser Hauttests. Diese Nebenwirkungen verschwinden normalerweise innerhalb von 30 Minuten.

Bluttest

In manchen Fällen kann ein Hauttest nicht durchgeführt werden, weil eine Hauterkrankung vorliegt oder weil es zu Wechselwirkungen mit bestimmten Medikamenten kommen kann. Als Alternative kann der behandelnde Arzt einen Bluttest anordnen, bei dem das Blut auf spezifische allergieauslösende Antikörper gegen verschiedene häufige Allergene, einschließlich verschiedener Tiere, untersucht wird.

Dieser Test kann auch zeigen, wie empfindlich die Patientin oder der Patient auf ein Allergen reagiert.

Provokationstest

Zusätzlich kann ein sogenannter Provokationstest erforderlich sein. Bei einem Provokationstest werden Allergenextrakte als Spray oder Tropfen auf die Nasenschleimhaut oder die Bindehaut aufgetragen. Wenn die Schleimhaut anschwillt, man niesen muss und die Nase zu laufen beginnt, deutet dies auf einen allergischen Schnupfen hin.

Wie wird eine Vogelallergie behandelt?

Eine Vogelallergie ist im Allgemeinen keine gefährliche oder tödliche Krankheit. Tödlich ist nicht die Vogelallergie selbst, sondern die Komplikationen einer Vogelallergie.

In der Regel muss der behandelnde Arzt zunächst die Krankengeschichte genau untersuchen, um festzustellen bzw. sicherzustellen, dass es sich um eine Vogelallergie handelt.

Die Symptome einer Vogelallergie bedürfen in der Regel keiner besonderen Behandlung und klingen relativ schnell von selbst ab, wenn der Kontakt mit Vogelallergenen beendet wird.

Zu den Arzneimitteln, die üblicherweise zur Behandlung von Vogelallergien eingesetzt werden, gehören Kortikosteroide (starke Entzündungshemmer), Antihistaminika und abschwellende Mittel.

Antihistaminika blockieren die Symptome allergischer Reaktionen, nicht nur bei Vögeln, sondern auch bei allen anderen Formen von Allergien.

Dekongestiva (abschwellende Mittel) lindern Schwellungen im Nasenbereich und stoppen die Schleimabsonderung. Kortikosteroide sind Medikamente zur Behandlung von Entzündungen, die durch allergische und andere medizinische Reaktionen hervorgerufen werden.

Weiterte Therapiemöglichkeiten sind bei einer Allergie gegen Federn (Federn-Allergie, Vogel-Allergie) sind Anti-IgE-Antikörper, Hyposensibilisierung, Mastzellstabilisatoren, Desensibilisierung, subkutane Immuntherapie (SCIT) oder eine spezifische Immuntherapie (SIT)

Risikofaktor für die Entstehung von Lungenkrebs

Forscher haben in vier großen Krankenhäusern in Den Haag (Niederlande) eine sogenannte Fall-Kontroll-Studie durchgeführt, um herauszufinden, ob die Haltung von Vögeln (Hausvögel, Ziervögel, Heimvögel) ein unabhängiger Risikofaktor für Lungenkrebs ist.

Für die Studie wurden 49 Patientinnen und Patienten unter 65 Jahren, die an Lungenkrebs erkrankt waren, hinsichtlich Alter und Geschlecht mit zwei Kontrollpersonen verglichen, die dieselbe Arztpraxis aufsuchten.

Erhoben wurden Daten zum sozialen Status, zum Tabakkonsum, zur Aufnahme von Beta-Carotin und Vitamin C sowie zum Alkoholkonsum.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Rauchen, Vogelhaltung und eine niedrige Vitamin-C-Aufnahme signifikant und unabhängig voneinander mit dem Auftreten von Lungenkrebs in Verbindung stehen.

Die Odds Ratio (das relative Risiko) für Lungenkrebs bei Personen, die Vögel als Haustiere halten, wurde nach Korrektur für Rauchen und Vitamin-C-Aufnahme auf 6,7 geschätzt.

  • Die Ergebnisse dieser Studie lassen den Schluss zu, dass die Haltung von Ziervögeln ein unabhängiger Risikofaktor für Lungenkrebs ist.

Vorbeugende Maßnahmen

Die wirksamste Vorbeugung gegen eine Vogelallergie besteht darin, den Kontakt mit Vögeln zu meiden, wenn man allergisch auf Vögel reagiert.

Hygiene ist ein weiterer wirksamer Schutz gegen alle Arten von Krankheiten und gilt auch für die Behandlung von Vogelallergien.

Quellen

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Quelle: YouTube/Helmholtz Munich

Der Beitrag beschäftigt sich mit einem medizinischen Thema, einem Gesundheitsthema oder einem oder mehreren Krankheitsbildern. Dieser Artikel dient nicht der Selbst-Diagnose und ersetzt auch keine Diagnose durch einen Arzt oder Facharzt. Bitte lesen und beachten Sie hier auch den Hinweis zu Gesundheitsthemen!

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