Medizin Doc Redaktion, aktualisiert am 16. Dezember 2022, Lesezeit: 9 Minuten

Was ist Keuchhusten – und wie bekommt man Keuchhusten (Pertussis)

Bei Keuchhusten, auch Pertussis genannt, handelt es sich um eine schwere Atemwegsinfektionen. Die Erhrankung wird durch Bakterien ausgelöst, ist hoch ansteckend und sehr leicht von Mensch zu Mensch übertragbar (Ansteckung per Tröpfcheninfektion).

  • Auch geimpfte Personen können die entsprechenden Krankheitserreger übertragen, ohne selbst an Keuchhusten erkrankt zu sein.

Die Keuchhusten-Erreger bilden Giftstoffe, die die Flimmerhärchen und die Schleimhäute der Atemwege angreifen/schädigen.

Die Erkrankung kann zu schnellen und starken Hustenanfällen führen, die von einem „keuchenden“ Geräusch begleitet werden, wenn die betroffene Person versucht, einzuatmen.

Keuchhusten kann Menschen aller Altersgruppen befallen. Besonders gefährdet sind jedoch Säuglinge unter einem Jahr.

Früher war Keuchhusten eine der häufigsten Todesursachen bei Kleinkindern. Mit der Entwicklung eines Impfstoffs in den 1940er Jahren konnten die Fälle jedoch weltweit drastisch verringert werden.

  • Dennoch kommt es immer wieder zu Ausbrüchen von Keuchhusten. Der Grund dafür ist, dass der Schutz des aktuellen Impfstoffs allmählich nachlassen kann.

Es ist daher wichtig zu wissen, wie man die Anzeichen und Symptome von Keuchhusten (Pertussis) erkennt, und dafür zu sorgen, dass man selbst und Familienangehörige richtig geimpft sind.

Keuchhusten wird durch Bakterien verursacht, die die Lunge und die Atemwege infizieren.

Bei einer Keuchhusteninfektion werden beim Husten Bakterientröpfchen in der Luft verteilt, die andere anstecken können.

Wie man Keuchhusten erkennt

Wie stellt man fest ob man Keuchhusten hat? Zu Beginn der Krankheit treten meist nur leichte Symptome auf, wie Niesen und leichter Husten.

  • Ein oder zwei Wochen später beginnt eine schwere Hustenphase. Dieses Stadium kann viele Wochen andauern.

Pertussis wird manchmal auch als 100-Tage-Husten bezeichnet. So lange kann die Krankheit dauern.

Nach Aussage von Dr. Kathryn M. Edwards, Kinderärztin und Impfstoffforscherin an der Vanderbilt University können die Hustenanfälle bei Kindern so stark werden, dass sie nicht mehr essen können.

Durch den Husten kann die Atmung aussetzen, was zu einer Belastung des Herzens und der Lunge führen kann, so die Ärztin.

Zu den möglichen Begleiterscheinungen der schweren Hustenanfälle können unter anderen Schlafstörungen, Erbrechen, Ohnmacht, Gewichtsverlust, Blaseninkontinenz, Mittelohrentzündung und Lungenentzündung gehören.

Die Genesungsphase kann Wochen oder Monate dauern. Außerdem können die schweren Hustenanfälle zurückkehren, wenn die Person eine andere Atemwegserkrankung bekommt, selbst Monate später.

Warum in der Schwangerschaft gegen Keuchhusten impfen?

Säuglinge unter 2 Monaten sind zu jung, um gegen Keuchhusten (Pertussis) geimpft zu werden.

  • Studien haben jedoch gezeigt, dass man Neugeborene schützen kann, wenn man sich während der Schwangerschaft impfen lässt.

Der Impfstoff erhöht die Anzahl der Antikörper, die gegen Keuchhusten wirken. Diese werden über die Plazenta auf das Baby übertragen.

Der Impfstoff schützt laut Dr. Kathryn M. Edwards sowohl die Mutter vor Keuchhusten, als auch das Neugeborene.

  • Die heutigen Impfstoffe gegen Keuchhusten (Pertussisimpfstoff) werden als Teil eines Kombinationsimpfstoffs verabreicht.

Der Impfstoff für Säuglinge wird DTaP genannt und steht für Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten.

Die Auffrischungsimpfung für ältere Kinder und Erwachsene wird Tdap genannt. Sie enthält eine geringere Dosis der Diphtherie- und Pertussis-Komponenten.

  • Die Impfstoffe gegen Keuchhusten werden seit 1997 in den USA ausschließlich azellulär“ verabreicht.

Das heißt, sie bestehen aus Teilstücken von Keuchhustenbakterien. Diese Art von Impfstoff hat weniger Nebenwirkungen als der ursprüngliche Impfstoff, der aus vollständigen, abgetöteten Bakterien hergestellt wurde.

Forscher haben jedoch festgestellt, dass der Schutz des azellulären Impfstoffs schneller nachlässt als der des ursprünglichen Ganzzellimpfstoffs.

Vorbeugung von Keuchhusten

Impfungen sind der beste Schutz gegen Keuchhusten (Pertussis). Die Impfempfehlungen des U.S. Centers for Disease Control and Prevention (CDC) richten sich nach dem Alter der Person:

  • Säuglinge und Kinder sollten im Alter von 2 Monaten bis 6 Jahren fünfmal gegen Keuchhusten geimpft werden.

Ältere Kinder sollten im Alter von 11 bis 12 Jahren eine Tdap-Auffrischungsimpfung erhalten.

Schwangere sollten sich im 3. Trimester einer jeden Schwangerschaft mit Tdap impfen lassen. Dies trägt zum Schutz von Neugeborenen bei, bevor sie im Alter von 2 Monaten ihre eigenen Impfungen erhalten können.

Alle Erwachsenen, die noch nie eine Tdap-Impfung erhalten haben, sollten sich impfen lassen.

Asymptomatischer Keuchhusten bei Säuglingen häufiger als bisher angenommen

Keuchhusten (Pertussis) gehört nach wie vor zu den häufigsten Todesursachen bei Säuglingen und Kleinkindern auf der ganzen Welt, und trotz weltweiter Impfprogramme kommt es in vielen Ländern zu einem Wiederauftreten dieser hoch ansteckenden Krankheit.

Eine Studie von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Boston University School of Public Health und der Odum School of Ecology der University of Georgia enthält Belege, die dieses Wiederaufflammen erklären könnten: asymptomatische Infizierte.

Die im Fachblatt eLife veröffentlichte Forschungsarbeit deutet darauf hin, dass die meisten Erwachsenen und viele Kinder, die an Keuchhusten erkranken, keinerlei Symptome zeigen – entgegen dem, was viele Experten lange Zeit über eine Infektion geglaubt haben, die monatelang heftige Hustenanfälle und „Keuchgeräusche“ verursachen kann.

Die Untersuchung stützt sich auf eine Studie aus dem Jahr 2015, in der die Forscher eine Reihe schwach positiver Pertussis-Infektionen entdeckten, nachdem sie über mehrere Monate hinweg alle zwei bis drei Wochen Nasenabstriche von 2.000 Mutter-Kind-Paaren in Sambia entnommen und eine quantitative PCR-Diagnose (qPCR) durchgeführt hatten.

  • Bei einer standardmäßigen qPCR-Analyse würden diese schwach ausgeprägten Anzeichen als falsch-positive Ergebnisse gewertet werden.

Die wiederholte Häufung von Mutter-Kind-Fällen, die einen natürlichen Verlauf der Infektion veranschaulicht, lässt jedoch vermuten, dass diese schwachen PCR-Signale wichtige Informationen über die Krankheit liefern.

Aus der Tatsache, dass innerhalb der Mutter-Kind-Paare eine Übereinstimmung festgestellt wurde, konnte ableitet werden, dass höchstwahrscheinlich auch die schwach betroffenen Mütter aus nächster Nähe ansteckend sind und ihre Babys infizieren, erklärte Professor Dr. Christopher Gill von der Boston University School of Medicine.

Um die Richtigkeit und Relevanz dieser schwachen Indikatoren zu bestätigen, führten die Forscher eine genauere Analyse durch und entdeckten dabei zusätzliche Hinweise, die die Wahrscheinlichkeit einer asymptomatischen Übertragung belegen.

Die Cluster schwacher Indikatoren stimmten mit stärkeren Signalen überein, was darauf hindeutet, dass sie während eines Ausbruchs auftraten; die Cluster spiegelten das natürliche Auf- und Abschwellen einer Epidemie wider; die Signale waren stark innerhalb von Mutter-Kind-Paaren geclustert; und je stärker das qPCR-Signal war, desto wahrscheinlicher war es, dass die Personen Symptome aufwiesen.

  • Aufgrund ihrer Erkenntnisse verglichen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern anschließend die symptomatischen Fälle von Keuchhusten (Pertussis) mit den asymptomatischen Fällen.

Dabei stellten die Forscher fest, dass etwa 70 Prozent der infizierten Mütter keine Symptome zeigten und etwa 25 Prozent der infizierten Säuglinge keine Symptome aufwiesen.

  • Und bei über 50 Prozent der Infektionen handelte es sich um Säuglinge mit nur leichten Symptomen (Husten oder laufende Nase).

Bei Müttern hatten die Forscher dies erwartet, da Keuchhusten mit zunehmendem Alter und wiederholter Exposition an Schwere verliert.

Man ging jedoch davon aus, dass eine leichte und asymptomatische Infektion bei Säuglingen recht selten ist.

Die Studienergebnisse zeigen jedoch, dass das Gegenteil der Fall ist: Schwerer Keuchhusten bei Säuglingen ist eher die Ausnahme als die Regel, so die Autoren der Studie.

Keuchhusten in Europa weiter verbreitet als bisher angenommen

Die Impfprogramme gegen Keuchhusten (Pertussis) sind in Europa zwar wirksam, aber eine neue finnische Studie zeigt, dass die Krankheit bei Erwachsenen mittleren Alters in verschiedenen europäischen Ländern immer noch sehr häufig vorkommt.

Zugleich belegen die Studienergebnisse, dass die Erkrankung unterdiagnostiziert ist, da die jährlich gemeldeten Zahlen deutlich niedriger sind als die in der Studie ermittelten.

Die Hauptursache für Keuchhustenn (Pertussis) ist der Erreger Bordetella pertussis, der sich über die Schleimhäute der Atemwege ausbreitet und Toxine produziert, die die Schleimhäute schädigen.

Diese Toxine setzen die körpereigenen Abwehrmechanismen außer Gefecht, und die Infektion ist durch schwere, krampfartige Hustenanfälle gekennzeichnet.

  • Obwohl die Impfprogramme in Europa wirksam sind, hat die Zahl der Keuchhustenfälle in mehreren Ländern zugenommen.

In Finnland werden jedes Jahr etwa 200 bis 500 Keuchhustenfälle gemeldet, während es 2018 weltweit über 150 000 gemeldete Fälle gab.

Die Universität Turku in Finnland leitet eine umfassende europäische Follow-up-Studie zu Keuchhusten, Diphtherie und Tetanus. Achtzehn europäische Länder haben sich an der Studie beteiligt.

  • Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass Keuchhusten in Europa offenbar häufiger vorkommt als bislang angenommen.

Besonders häufig trat die Krankheit in Norwegen, Frankreich und Dänemark auf, während sie in Finnland und Ungarn am seltensten war, so Professor Qiushui He von der University of Turku.

Eine besonders besorgniserregende Erkenntnis dieser Untersuchung war den Forschenden zufolge der niedrige Gehalt an Antikörpern gegen Diphtherie in vielen europäischen Ländern.

Dies deutet eindeutig darauf hin, dass die Herdenimmunität bei Erwachsenen mittleren Alters abnimmt. Dieser Tatsache sollte in ganz Europa Aufmerksamkeit geschenkt werden.

Dagegen sind die Antikörper gegen Tetanus in verschiedenen europäischen Ländern in ausreichendem Maße vorhanden.

  • Die Forschungsarbeit wurde in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht.

Quellen

  • Boston University School of Medicine
  • Pertussis (whooping cough). Decker MD, Edwards KM. J Infect Dis. 2021 Sep 30;224(12 Suppl 2):S310-S320. doi: 10.1093/infdis/jiaa469.
  • Christopher J Gill et al, Asymptomatic Bordetella pertussis infections in a longitudinal cohort of young African infants and their mothers, eLife (2021). DOI: 10.7554/eLife.65663
  • Berbers, G. et al, Circulation of pertussis and poor protection against diphtheria among middle-aged adults in 18 European countries, Nature Communications (2021). DOI: 10.1038/s41467-021-23114-y

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