Studie: Wirkung von Polyphenolen auf altersbedingte Neurodegeneration

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Torsten Lorenz, aktualisiert am 17. Januar 2022, Lesezeit: 4 Minuten

Wie sich die altersbedingte Neurodegeneration mit der richtigen Ernährung verlangsamen lässt: Eine sogenannte grün-mediterrane Ernährung, die reich an Polyphenolen und arm an rotem und verarbeitetem Fleisch ist, scheint die altersbedingte Hirnatrophie zu verlangsamen.

Das ergab eine neue Studie unter der Leitung der Ben-Gurion-Universität des Negev. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden in der Fachzeitschrift The American Journal of Clinical Nutrition veröffentlicht.

Wirkung von Polyphenolen

In der Studie wurden die Versuchspersonen je nach Ernährungsweise in drei Gruppen eingeteilt, und vor und nach der Studie wurden MRT-Messungen des gesamten Gehirns durchgeführt.

Die Hippocampus-Belegung (HOC) und das Volumen des lateralen Ventrikels (LVV) wurden als Indikatoren für die Hirnatrophie und als Vorhersagefaktoren für künftige Demenzerkrankungen gemessen.

Insgesamt wurden 284 Männer und Frauen (88 Prozent Männer) im Alter von 31 bis 82 Jahren nach dem Zufallsprinzip in drei Gruppen eingeteilt:

Eine Gruppe mit gesunden Ernährungsrichtlinien, eine Gruppe mit mediterraner Ernährung (auch Mittelmeer-Diät genannt) und eine Gruppe mit grüner mediterraner Ernährung. Die Teilnehmer der Gruppe mit mediterraner Ernährung erhielten zusätzlich Walnüsse, die reich an Polyphenolen waren.

In der grün-mediterranen Gruppe erhielten die Teilnehmer zusätzlich polyphenolreiche grüne Nahrungsbestandteile: täglich grüner Tee und täglich ein grüner Shake aus Mankai-Entengrütze als Ersatz für das Abendessen, bei minimalem Konsum von rotem und verarbeitetem Fleisch.

Die beiden Gruppe mit mediterraner Ernährung verzehrten jeden Tag 28 g Walnüsse (+440 mg Polyphenole pro Tag). Die grün-mediterane Gruppe nahm grünen Tee (3-4 Tassen/Tag) und Mankai (Wolffia-globosa-Stamm, 100 g gefrorene Würfel/Tag) als grünen Shake (+800 mg Polyphenole/Tag) zu sich.

Alle drei Teilnehmergruppen nahmen außerdem an Programmen zur körperlichen Betätigung teil, die auf aerobem Training basierten und kostenlose Mitgliedschaften in Fitnessstudios beinhalteten.

Die Studie wurde von Dr. Alon Kaplan und Prof. Iris Shai, Professor an der Ben-Gurion-Universität in Israel und Lehrbeauftragte an der Harvard-Universität, zusammen mit mehreren internationalen Teams von Hirnexperten durchgeführt.

Die Wissenschaftler waren überrascht, dass sie innerhalb von 18 bis 24 Monaten gravierende Veränderungen bei der MRT-gestützten Hirnatrophie feststellten, während sich die Geschwindigkeit der Hirnatrophiemarker (das heisst die Abnahme der Hippocampusbelegung und die Volumenvergrößerung des Seitenventrikels) ab einem Alter von 50 Jahren und darüber deutlich beschleunigte.

Bei den Probanden, die sich an eine der beiden mediterranen Ernährungsformen (Mittelmeer-Diät) hielten, entdeckten die Forscherinnen und Forscher im Laufe der 18 Monate eine signifikante Abschwächung der Hirnatrophie.

In der Gruppe der grünen mediterranen Ernährung war diese Abschwächung besonders bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern über 50 Jahren stark ausgeprägt. Darüber hinaus stellten die Forschenden fest, dass eine Verbesserung der Insυlinhormonsensitivität unabhängig mit einer verringerten Hirnatrophie verbunden war.

Ein höherer Konsum von Mankai, grünem Tee und Walnüssen sowie ein geringerer Verzehr von rotem und verarbeitetem Fleisch waren signifikant mit einem geringeren Rückgang der Hippocampus-Belegung verbunden.

Der positive Zusammenhang zwischen grüner mediterraner Ernährung und altersbedingter Neurodegeneration (mitochondriale Dysfunktion und oxidativer Stress) könnte zum Teil durch den hohen Anteil an Polyphenolen in pflanzlichen Nahrungsmitteln erklärt werden, die antioxidative und entzündungshemmende Stoffwechselprodukte enthalten.

Laut Prof. Shai können Polyphenole die Blut-Hirn-Schranke (BHS) überwinden, die Neuroinflammation verringern und die Zellproliferation und Neurogenese im Hippocampus bei Erwachsenen anregen.

Nach Meinung von Dr. Alon Kaplan könnten die Ergebnisse der vorliegenden Studie einen einfachen, sicheren und vielversprechenden Weg darstellen, um die altersbedingte Neurodegeneration zu verlangsamen, indem man sich an eine grün-mediterrane Ernährung hält.

Quellen: Ūnīversīṭat Ben-Gūrijjōn ba-Negev / Alon Kaplan, Hila Zelicha, Anat Yaskolka Meir, Ehud Rinott, Gal Tsaban, Gidon Levakov, Ofer Prager, Moti Salti, Yoram Yovell, Jonathan Ofer, Sebastian Huhn, Frauke Beyer, Veronica Witte, Arno Villringer, Nachshon Meiran, Tamar Bakun Emesh, Peter Kovacs, Martin von Bergen, Uta Ceglarek, Matthias Blüher, Michael Stumvoll, Frank B Hu, Meir J Stampfer, Alon Friedman, Ilan Shelef, Galia Avidan, Iris Shai, The effect of a high-polyphenol Mediterranean diet (GREEN-MED) combined with physical activity on age-related brain atrophy: the DIRECT PLUS randomized controlled trial, The American Journal of Clinical Nutrition, 2022;, nqac001, https://doi.org/10.1093/ajcn/nqac001

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