Forschung: Wirkungsvolle Behandlung von Schlaflosigkeit und Schlafstörungen

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Medizin Doc Redaktion, aktualisiert am 9. Oktober 2021, Lesezeit: 7 Minuten

Schlaflosigkeit – Schlafstörungen, Probleme beim Einschlafen, Durchschlafen oder zu frühes Aufwachen – ist eine häufige Erkrankung bei älteren Menschen.

Es gibt zwar wirksame Behandlungsmethoden für Schlaflosigkeit (Insomnia) bei älteren Menschen, aber viele von ihnen erhalten nicht die Behandlung, die sie brauchen, weil sie in Gegenden leben, in denen der Zugang zur medizinischen Grundversorgung – entweder persönlich oder über das Internet – eingeschränkt ist.

Da jedoch Telefone unter älteren Menschen fast allgegenwärtig sind, wollten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der University of Washington und des Kaiser Permanente Washington Health Research Institute herausfinden, ob eine Therapie, die nur per Telefon stattfindet, den Zugang zur Behandlung von Schlaflosigkeit beziehungsweise Schlafstörungen drastisch verbessern könnte.

In einer Studie mit Patienten des Kaiser Permanente Washington Systems – der Osteoarthritis and Therapy for Sleep (OATS)-Studie, die in der Fachzeitschrift JAMA Internal Medicine veröffentlicht wurde – fanden die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen heraus, dass eine wirksame Behandlung von Schlaflosigkeit beziehungsweise Schlafstörungen durch ein paar kurze Telefonanrufe erreicht werden kann.

  • Die über das Telefon durchgeführte Therapie, die aus einem angeleiteten Training und einer Schulung zur Behandlung von Schlafproblemen bestand, trug auch zur Verringerung von Müdigkeit und Schmerzen im Zusammenhang mit Osteoarthritis bei.

Die Studie hat laut Susan M. McCurry, Hauptautorin und Wissenschaftlerin an der UW School of Nursing, gezeigt, dass diese Behandlung über das Telefon durchgeführt werden kann und dass ihre Wirkung bis zu einem Jahr lang anhält.

Die Studienergebnisse, so die Wissenschaftlerin, die auch an der Forschung bei Kaiser Permanente beteiligt ist, bedeuten auch, dass Menschen, die in ländlichen oder anderen Gebieten mit begrenztem Zugang zum Internet und zur Gesundheitsversorgung, insbesondere zu Schlafkliniken, leben, möglicherweise erreicht werden und ihnen geholfen werden kann.

Die Studie begleitete 327 Menschen über 60 Jahre mit mittelschwerer bis schwerer Schlaflosigkeit beziehungsweise Schlafstörungen in den Jahren 2016 bis 2018. Die Teilnehmer der Studie wurden über einen Zeitraum von acht Wochen sechsmal für 20 bis 30 Minuten befragt.

Etwa die Hälfte der Patienten erhielt Informationsmaterial und ein angeleitetes Training, das als kognitive Verhaltenstherapie für Schlaflosigkeit bezeichnet wird. Die kognitive Verhaltenstherapie (CBT-I) ist eine bewährte und wirksame Strategie, die als erste Behandlungsoption bei Schlaflosigkeit eingesetzt wird.

Die übrigen Patienten gehörten zu einer Kontrollgruppe, die nur telefonische Aufklärungsgespräche erhielt, die allerdings keine kognitive Verhaltenstherapie (CBT-I) beinhalteten. Die Kontrollgruppe war den Forschenden zufolge wichtig, um sicherzustellen, dass die positiven Auswirkungen der Telefonanrufe nicht auf die Tatsache zurückzuführen sind, dass man jede Woche von jemandem angerufen wird, der smart und freundlich ist.

Die Hauptaufgabe der Therapiesitzungen bestand darin, die Patienten durch Routinen, Informationen und Selbstbeobachtung anzuleiten, um ihren homöostatischen Schlaftrieb, das heisst den inneren Antrieb zum Schlafen, der während der Nacht abgebaut und tagsüber wieder aufgebaut wird, und die zirkadianen Rhythmen, das heisst die komplexen und angeborenen Zyklen biochemischer, physiologischer und verhaltensbezogener Prozesse, in Einklang zu bringen, so dass der Patient nachts schlafen kann und tagsüber wach ist.

  • Die telefonische Therapie half den Patienten zudem, die mit der Schlaflosigkeit verbundenen Ängste abzubauen.

Frühere telefonbasierte Studien, in denen ähnliche Techniken eingesetzt wurden, verbesserten zwar den Schlaf, doch waren diese Studien durch ihre geringe Teilnehmerzahl begrenzt und umfassten nur Patienten von Spezialkliniken für Schlaflosigkeit.

  • Die vorliegende Untersuchung war die erste große Studie mit einer landesweiten Anzahl älterer Erwachsener mit chronischer Osteoarthritis, die nach dem Zufallsprinzip entweder der Behandlungs- oder einer Kontrollgruppe zugeteilt wurden.

Die Autoren der Studie kamen zu dem Schluss, dass die Vorteile der telefonischen Behandlung bei Schlaflosigkeit „groß und robust“ waren und ein Jahr lang anhielten, selbst bei Patienten mit schwereren Schlaflosigkeits- und Schmerzsymptomen.

Während die Studienergebnisse denjenigen, die unter Schlaflosigkeit und osteoporosebedingten Schmerzen leiden, Hoffnung geben können, so die Studienautoren, haben die Patienten möglicherweise noch keinen Zugang zu einem telefonbasierten Behandlungssystem.

  • Sie können jedoch immer noch mit ihrem medizinischen Facharzt sprechen, um zu erfahren, welche Behandlungsmöglichkeiten ihnen jetzt zur Verfügung stehen.

Schlaflosigkeit (Insomnia) ist eine weit verbreitete Schlafstörung. Bei Schlaflosigkeit haben Betroffene möglicherweise Probleme, einzuschlafen, durchzuschlafen oder eine hohe Schlafqualität zu erreichen.

Dies geschieht, obwohl sie eigentlich die nötige Zeit und die richtige Umgebung haben, um gut zu schlafen. Schlaflosigkeit beeinträchtigt die täglichen Aktivitäten und kann dazu führen, dass man sich tagsüber unausgeschlafen oder schläfrig fühlt.

Kurzfristige Schlaflosigkeit kann durch Stress oder Veränderungen im Tagesablauf oder in der gewohnten Umgebung verursacht werden.

Sie kann ein paar Tage oder Wochen andauern. Chronische (langfristige) Schlaflosigkeit tritt in drei oder mehr Nächten pro Woche auf, dauert länger als drei Monate und lässt sich nicht vollständig durch ein anderes Gesundheitsproblem oder ein Medikament erklären.

Um Schlaflosigkeit zu diagnostizieren, kann der behandelnde Arzt oder die Ärztin die Betroffenen nach ihren Schlafgewohnheiten fragen und sie bitten, ein Schlaftagebuch zu führen.

Ärzte können eine gesunde Lebensweise empfehlen, z. B. einen regelmäßigen Schlafrhythmus, eine kognitive Verhaltenstherapie für Schlaflosigkeit und Medikamente, die dabei helfen können, Schlaflosigkeit zu behandeln.

Kognitive Verhaltenstherapie bei Schlaflosigkeit (CBT-I)

Die kognitive Verhaltenstherapie (CBT-I) ist ein 6- bis 8-wöchiger detaillierter Behandlungsplan, mit dem die Betroffenen lernen, schneller einzuschlafen und länger durchzuschlafen.

Sie wird in der Regel als erste Behandlungsoption für langfristige Schlaflosigkeit empfohlen und kann bei richtiger Durchführung sehr wirksam sein. Eine solche Schlaftherapie kann von einem Arzt, einer Krankenschwester oder einem Therapeuten persönlich, per Telefon oder online durchgeführt werden.

Sie besteht aus den folgenden Teilen:

  • Kognitive Therapie, um weniger Angst vor dem Schlaf zu haben und positiver zu denken.
  • Entspannungs- oder Meditationstherapie, damit man lernt, sich zu entspannen und schneller einzuschlafen.
  • Schlaferziehung, um gute Schlafgewohnheiten zu erlernen.
  • Schlafrestriktionstherapie, bei der die Schlafdauer festgelegt wird, unabhängig davon, ob man in dieser Zeit schlafen kann oder nicht. Auf diese Weise schläft man mit der Zeit besser, wenn man ins Bett geht. Wenn man besser schläft, kann sich die Schlafdauer verlängern.
  • Reizkontrolltherapie, um einen gleichmäßigen Schlaf-Wach-Rhythmus zu erreichen und das Zubettgehen mit dem Schlafen zu verbinden. Dazu gehört, dass man nur ins Bett geht, wenn man müde ist, dass man das Bett verlässt, wenn man nicht schlafen kann, und dass man das Bett nur zum Schlafen und für sexuelle Aktivitäten nutzt.

Quellen

  • University of Washington
  • Kaiser Permanente Washington Health Research Institute
  • JAMA Internal Medicine / National Heart, Lung, and Blood Institute (NHLBI) / Autoren: Susan M. McCurry, Weiwei Zhu, Michael Von Korff, Robert Wellman, Charles M. Morin, Manu Thakral, Kai Yeung, Michael V. Vitiello / Titel der Studie: Effect of Telephone Cognitive Behavioral Therapy for Insomnia in Older Adults With Osteoarthritis Pain. JAMA Internal Medicine, 2021; DOI: 10.1001/jamainternmed.2020.9049

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