Schlafstörungen: Studie zu Risiken und was bei Schlafproblemen hilft

American Heart Association, Gesundheitsnews, Medizin und Forschung, Schlafprobleme und Schlafstörungen

Torsten Lorenz, aktualisiert am 10.02.2023, Lesezeit: 10 Minuten

Eine kurze Schlafdauer und Tagesschlaf (Mittagsschlaf) scheinen das Risiko für entzündliche Darmerkrankungen zu erhöhen.

  • Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die online in dem Fachblatt Alimentary Pharmacology & Therapeutics veröffentlicht wurde.

Shuai Yuan von der Zhejiang Universität in Hangzhou, China, und Kollegen haben den Zusammenhang von Schlafdauer und Tagesschlaf mit entzündlichen Darmerkrankungen, Morbus Crohn und Colitis ulcerosa erforscht.

  • Die Analyse umfasste 806 Fälle von Morbus Crohn und 1.798 Fälle von Colitis ulcerosa mit einem durchschnittlichen Beobachtungszeitraum von etwa 12 Jahren.

Im Vergleich zwischen einer Schlafdauer von höchstens fünf Stunden pro Tag und sieben Stunden pro Tag war das Risiko für chronische Darmerkrankungen höher.

  • Bei einem Vergleich von Probanden mit und ohne Tagesschlaf zeigte sich eine Tendenz zu einer höheren Erkrankungshäufigkeit.
  • Bei der Schlafdauer und Tagesschlaf (Mittagsschlaf, etc.) wurde keine Wechselwirkung mit den polygenen Risikoscores (PRS) festgestellt.

Allerdings waren die Zusammenhänge bei Menschen mit einem hohen polygenen Risikoscores stärker ausgeprägt als bei Menschen mit einem niedrigen polygenen Risikoscore.

Die Autoren der Studie kommen zu dem Schluss, dass die Einhaltung einer gesunden Schlafdauer und der Verzicht auf tagsüber stattfindende Schlafpausen eine Präventionsstrategie zur Senkung des Erkrankungsrisikos für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen sein könnte.

Schlafmangel kann das Risiko für systemischen Lupus bei Frauen erhöhen

Laut einer anderen Studie, die in dem Fachblatt Arthritis Care & Research veröffentlicht wurde, ist Schlafmangel und Schlafstörungen mit einem erhöhten Risiko für systemischen Lupus erythematosus (SLE) verbunden, insbesondere bei Frauen, die gleichzeitig an Depressionen oder körperlichen Schmerzen leiden.

Dr. May Y. Choi vom Brigham and Women’s Hospital in Boston und Kollegen untersuchten, ob Schlafmangel mit dem Risiko, an systemischen Lupus erythematosus (SLE) zu erkranken, verbunden ist.

  • Die Auswertung umfasste Gesundheitsdaten von mehr als 180.000 Frauen, die an der Nurses‘ Health Study und der NHSII teilnahmen.

Die Wissenschaftler stellten festgestellt, dass eine chronisch niedrige Schlafdauer (nicht mehr als 5 Stunden pro Nacht im Vergleich zu mehr als 7 bis 8 Stunden pro Nacht) mit einem erhöhten Krankheitsrisiko für systemischen Lupus erythematosus verbunden war.

  • Die Ergebnisse blieben sowohl in einer vierjährigen verzögerten Analyse als auch bei Berücksichtigung von Schichtarbeit, körperlichen Schmerzen und Depressionen bestehen.

Ferner gab einen zusätzlichen Zusammenhang zwischen geringer Schlafdauer und starken körperlichen Schmerzen mit einem zurechenbaren Anteil von 64 Prozent.

Außerdem zeigte sich eine Wechselwirkung zwischen niedriger Schlafdauer und Depression mit einem zurechenbaren Anteil von 68 Prozent.

Die Studienergebnisse haben den Studienautoren zufolge Auswirkungen auf die Prävention von systemischen Lupus erythematosus und die Förderung einer ausreichenden Schlafdauer.

Schlafstörungen und schlechte Herz-Kreislauf-Gesundheit

Schlafstörungen, Schlaflosigkeit und Herz-Kreislaufgesundheit: Forscherinnen und Forscher der Mailman School of Public Health der Columbia University haben ein erweitertes Kriterium für die Herz-Kreislauf-Gesundheit (Cardiovascular health) untersucht, das den Schlaf als achtes Kriterium in Bezug auf das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen einbezieht.

Damit wurde erstmals untersucht, ob Schlaf als neue, achte Messgröße für die Herz-Kreislauf-Gesundheit zu den ursprünglichen Life’s Simple 7 (LS7) der American Heart Association hinzukommt. Die Studie wurde im Journal of the American Heart Association veröffentlicht.

  • An der Studie nahmen rund 2.000 Erwachsene mittleren bis höheren Alters aus der Multi-Ethnic Study of Atherosclerosis (MESA) teil, einer laufenden US-Studie zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und deren Risikofaktoren, die an einer Schlafuntersuchung teilnahmen und umfassende Angaben zu ihren Schlafmerkmalen machten.

In der Studie wurden mehrere erweiterte kardiovaskuläre Gesundheitsscores ausgewertet – darunter die „Life’s Simple 7“ der American Heart Association – sowie verschiedene Messungen der Schlafgesundheit, um festzustellen, welche Schlafparameter bei der Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorrangig berücksichtigt werden sollten.

In dieser Studie wurde zum ersten Mal gezeigt, dass die Schlafparameter einen unabhängigen Vorhersagewert für Herz-Kreislauf-Ereignisse haben, der über die ursprünglichen sieben Herz-Kreislauf-Kennzahlen hinausgeht.

Besonders hervorzuheben ist nach Ansicht der Studienautoren, dass sowohl kardiovaskuläre Gesundheitswerte, die nur die Schlafdauer als Maß für die allgemeine Schlafgesundheit berücksichtigten, als auch kardiovaskuläre Gesundheitswerte, die mehrere Dimensionen der Schlafgesundheit umfassten (das heißt Schlafdauer, Schlafeffizienz und Schlafrhythmus, Tagesschläfrigkeit und Schlafstörungen), eine Vorhersagekraft für zukünftige Herz-Kreislauf-Erkrankungen hatten.

  • In Bezug auf den Wert für die Schlafdauer galt eine Schlafdauer von mindestens sieben Stunden, aber weniger als neun Stunden pro Nacht als Indikator für eine ideale Schlafgesundheit.

Die Studie belegt nach Ansicht von Dr. Nour Makarem, Assistant Professor an der Columbia Mailman School of Public Health, dass Schlaf ein wesentlicher Bestandteil der kardiovaskulären Gesundheit ist.

  • Selbst ein Wert, der nur die Schlafdauer berücksichtigt, prognostizierte in dieser Studie die Häufigkeit von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Darüber hinaus stellten die Forscher fest, dass ein Wert für kardiovaskuläre Gesundheit, der mehrere Dimensionen der Schlafgesundheit umfasst, ebenfalls signifikant mit dem Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen (CVD) verbunden ist.

Die Forschungsergebnisse verdeutlichen, wie wichtig es ist, bei der Bewertung des kardiovaskulären Risikos eine ganzheitliche Sichtweise der Schlafgesundheit einzunehmen, die auch das Schlafverhalten und die weit verbreiteten, leichten Schlafprobleme einbezieht, anstatt sich ausschließlich auf Schlafstörungen zu konzentrieren.

  • Darüber hinaus stellten die Forscher fest, dass ein Wert für kardiovaskuläre Gesundheit ebenfalls signifikant mit dem Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen (CVD) verbunden ist.

Die Forschungsergebnisse verdeutlichen, wie wichtig es ist, bei der Bewertung des kardiovaskulären Risikos eine ganzheitliche Sichtweise der Schlafgesundheit einzunehmen, die auch das Schlafverhalten und die weit verbreiteten, leichten Schlafprobleme einbezieht, anstatt sich ausschließlich auf Schlafstörungen zu konzentrieren.

Die Erkenntnis, dass sowohl ein Schlaf-Gesundheits-Score, der ausschließlich auf der Schlafdauer basiert, als auch ein Schlaf-Gesundheits-Score, der auf mehreren Schlafdimensionen beruht, die Definition der kardiovaskulären Gesundheit verbessert, lässt sich laut Nour Makarem und Kollegen zumindest teilweise durch die Häufung von Schlafproblemen erklären.

Die Studie zeigte, dass bei Menschen mit einer kurzen Schlafdauer die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass sie eine niedrige Schlafeffizienz (<85 Prozent der Zeit, die sie nach dem Ausschalten des Lichts im Bett verbracht haben), unregelmäßige Schlafmuster (also unterschiedliche Schlafdauer und -zeiten über die Tage hinweg), übermäßige Tagesmüdigkeit und Schlafapnoe haben.

Auffällig war, dass Kurzschläfer auch häufiger übergewichtig beziehungsweise fettleibig sind, an Diabetes Typ 2 leiden und Bluthochdruck haben.

  • Das deutet darauf hindeutet, dass mehrere ungesunde Schlafdimensionen gleichzeitig auftreten und möglicherweise zusammenwirken, was das Risiko für Herzkrankheiten weiter erhöht.

Dr. David Goff, Direktor der Division of Cardiovascular Sciences am National Heart, Lung, and Blood Institute, ist der Ansicht, dass diese Studie überzeugende Beweise dafür liefert, dass Schlafdaten ein wichtiger Faktor für die kardiovaskuläre Gesundheit sind (Goff gehörte nicht dem Studienteam an).

Die Erkenntnis, dass Schlaf ein wesentlicher Bestandteil der Herzgesundheit ist, ist laut Dr. David Goff ein entscheidender Schritt, um die globale Belastung durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die häufigste Todesursache, zu verringern und die damit verbundenen gesundheitlichen Ungleichheiten abzubauen.

Optimaler Schlaf verringert das Risiko für Demenz und frühen Tod

In einer Studie zu Schlafstörungen, Schlafdauer und Schlaflosigkeit unter japanischen Erwachsenen im Alter von 60 Jahren und älter waren sowohl eine zu kurze als auch eine zu lange tägliche Schlafdauer ein Risikofaktor für Demenz und vorzeitigen Tod.

  • Die Forschungsergebnisse wurden im Journal of the American Geriatrics Society veröffentlicht.

Von den mehr als 1.500 erwachsenen Frauen und Männern, die 10 Jahre lang beobachtet wurden, erkrankten 294 an Demenz und 282 starben.

  • Die alters- und geschlechtsbereinigten Erkrankungsraten für Demenz und die Gesamtsterblichkeit waren bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit einer täglichen Schlafdauer von weniger als 5 Stunden und von 10 Stunden oder mehr höher als bei denen mit einer täglichen Schlafdauer von 5 bis 6,9 Stunden.

Bei Teilnehmer/innen mit kurzer Schlafdauer, die eine hohe körperliche Aktivität aufwiesen, war das Risiko für Demenz und Tod jedoch nicht höher.

Vor dem Hintergrund der positiven Auswirkungen von körperlicher Betätigung auf das Risiko von Schlafstörungen lassen diese Forschungsergebnisse die Schlussfolgerung zu, dass nicht nur die Aufrechterhaltung einer angemessenen Schlafdauer, sondern auch die Änderung des Lebensstils im Zusammenhang mit dem Schlaf eine wirksame Strategie zur Vorbeugung von Demenz und vorzeitigem Tod bei älteren Erwachsenen sein könnte, schreiben die Autoren.

Schlafstörungen: Studie zeigt, wie sich Schlafqualität und Schlafdauer verbessern lassen

Was kann man tun, wenn man Schlafstörungen und Schlafprobleme hat?

Wie sich die Schlafdauer verlängern lässt: Die Nutzung der Smartphone-App Kanopee ist mit einer signifikanten und klinisch bedeutsamen Verringerung des Schweregrads von Schlaflosigkeitssymptomen verbunden, wie eine Studie zeigte, die im Journal of Clinical Medicine veröffentlicht wurde.

Digitale Gesundheitstechnologien können eine wichtige Rolle bei der Früherkennung und der Durchführung von Maßnahmen spielen, die ohne menschliche Hilfe aus der Ferne durchgeführt werden können.

Dr. Pierre Philip von der University of Bordeaux in Frankreich und seine Kollegen verglichen die Vorteile von Kanopee, einer Smartphone-Anwendung zur Behandlung von Schlaflosigkeitsbeschwerden, mit einer anderen Anwendung, die ein elektronisches Schlaftagebuch namens „My Sleep Diary“ anbietet.

In die Analyse wurden Menschen einbezogen, die zwischen Dezember 2020 und Oktober 2021 eine der beiden Apps heruntergeladen hatten (535 Nutzerinnen und Nutzer der Kanopee-App und 489 Nutzerinnen und Nutzer von „My Sleep Diary“).

Die Forschungsresultate der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zeigen, dass die Nutzer von Kanopee ihren Insomnia Severity Index signifikant stärker verbesserten als die Nutzer des Schlaftagebuchs.

  • Die Nutzer der Kanopee-Schlaf-App verbesserten ihren sogenannten Insomnia Severity Index (ISI)-Wert signifikant stärker als die Nutzer des Schlaftagebuchs.
  • Ähnliche Untersuchungsergebnisse wurden bei den nächtlichen Schlafparametern (TST) festgestellt.

Die zusätzlich gewonnene Schlafzeit der Nutzer der Kanopee-App verlängerte sich um 48 Minuten gegenüber 16 Minuten bei den My Sleep Diary-Nutzern; wobei die Ergebnisse bei denjenigen Nutzern mit anfänglichen mittelschweren bis schweren Schlafbeschwerden noch deutlicher ausfielen.

  • Sowohl die Schlafeffizienz als auch die Aufwachzeit nach dem Einschlafen waren bei den Kanopee-Nutzern deutlich besser als bei den My Sleep Diary-Nutzern.

Die Ergebnisse aus einer Stichprobe von über 1.000 Versuchspersonen unterstreichen das Potenzial für den Einsatz dieser neuen autonomen digitalen Lösungen in der Medizin und die Vorteile, die sie für die Gesundheitssysteme bieten, so die Verfasser der Studie.

Quellen

vgt

Schlaflosigkeit: Ursachen und Hilfe

Quelle: Youtube/NDR

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