Torsten Lorenz, aktualisiert am 20. Oktober 2021, Lesezeit: 4 Minuten

Demenzrisiko: Veränderungen im Schlafverhalten sind bei Menschen mit Alzheimer und anderen Demenzerkrankungen eine weit verbreitete Begleiterscheinung.

Von Alzheimer und anderen Demenz-Erkrankungen betroffene Menschen wachen häufig nachts auf und haben Schwierigkeiten, wieder einzuschlafen. Es wird angenommen, dass diese Schlafprobleme auf krankheitsbedingte Veränderungen des Gehirns zurückzuführen sind, die den Schlaf-Wach-Rhythmus beeinträchtigen.

Verschiedene Studien deuten darauf hin, dass das Schlafverhalten in früheren Lebensjahren zum späteren Demenzrisiko beitragen kann. Sowohl unzureichender Schlaf als auch eine überdurchschnittlich lange Schlafdauer wurden mit einer höheren Wahrscheinlichkeit der Entwicklung einer Demenz in Verbindung gebracht.

Es war allerdings schwierig festzustellen, ob diese Schlafveränderungen zur Krankheit beitragen oder lediglich frühe Symptome widerspiegeln.

Viele der Studien über Schlaf und Demenzrisiko haben die Teilnehmer weniger als ein Jahrzehnt lang beobachtet und sich auf Menschen über 65 Jahre konzentriert. Eine Studie unter der Leitung von Dr. Séverine Sabia vom Inserm und dem University College London untersuchte, wie sich das Schlafverhalten in früheren Lebensjahren auf den Ausbruch der Demenz Jahrzehnte später auswirken kann.

Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen am University College London untersuchten Daten von fast 8.000 Menschen in Großbritannien ab dem Alter von 50 Jahren. Die Teilnehmer wurden anhand einer Vielzahl von Messwerten bewertet, unter anderem wurden sie zwischen 1985 und 2016 sechsmal gefragt, wie viele Stunden sie pro Nacht schliefen.

Um die Genauigkeit dieser Selbstauskunft zu bewerten, trugen einige der Teilnehmer Beschleunigungsmesser, um die Schlafzeit objektiv zu messen. Im Laufe der Studie wurde bei 521 Teilnehmern mit einem Durchschnittsalter von 77 Jahren eine Demenz diagnostiziert.

Die Analyse der Daten zeigte, dass Menschen in den 50er und 60er Jahren, die sechs Stunden oder weniger Schlaf bekamen, ein höheres Risiko hatten, später an Demenz zu erkranken. Im Vergleich zu Personen mit normalem Schlaf (definiert als 7 Stunden) hatten Menschen, die jede Nacht weniger Schlaf bekamen, ein um 30 Prozent höheres Risiko, an Demenz zu erkranken.

Das Forscherteam passte sein Modell an, um andere Faktoren zu berücksichtigen, von denen bekannt ist, dass sie das Schlafverhalten oder das Demenzrisiko beeinflussen, darunter Rauchen, körperliche Aktivität, Body-Mass-Index und Krankheiten wie Diabetes und Herzerkrankungen.

Außerdem schlossen die Forscher auch Menschen mit psychischen Erkrankungen wie Depressionen aus, die stark mit Schlafstörungen verbunden sind.

Die Ergebnisse legen nahe, dass eine kurze Schlafdauer in der Lebensmitte das Risiko einer Demenzerkrankung im späteren Leben erhöhen könnte.

Den Studienautoren zufolge sind weitere Untersuchungen erforderlich, um diesen Zusammenhang zu bestätigen und die zugrunde liegenden Ursachen zu verstehen. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie wurden in der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht.

Quellen und Autoren: University College London / NIH / Nature Communications / Association of sleep duration in middle and old age with incidence of dementia. Sabia S, Fayosse A, Dumurgier J, van Hees VT, Paquet C, Sommerlad A, Kivimäki M, Dugravot A, Singh-Manoux A. Nat Commun. 2021 Apr 20;12(1):2289. doi: 10.1038/s41467-021-22354-2. PMID:33879784.

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