Verwendung und Nebenwirkungen von Johanniskraut (Hypericum perforatum)

Heilpflanzen

Medizin Doc Redaktion, aktualisiert am 29.01.2023, Lesezeit: 4 Minuten

Johanniskraut (Hypericum perforatum) ist eine Pflanze mit gelben Blüten, die in der traditionellen europäischen Medizin schon von den alten Griechen verwendet wurde.

Historisch gesehen wurde das Johanniskraut bei einer Vielzahl von gesundheitlichen Beschwerden verwendet, darunter Nieren- und Lungenerkrankungen, Schlaflosigkeit und Depressionen sowie zur Unterstützung der Wundheilung.

Gegenwärtig findet Johanniskraut Verwendung bei Depressionen, Wechseljahrsbeschwerden, Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS), somatischer Symptomstörung (ein Zustand, bei dem eine Person extreme, übertriebene Angst vor körperlichen Symptomen empfindet), Zwangsstörungen und wird auch bei anderen Erkrankungen angepriesen.

Die topische (auf die Haut aufgetragene) Anwendung von Johannis-Kraut wird bei verschiedenen Hauterkrankungen, einschließlich Wunden, Blutergüssen und Muskelschmerzen, empfohlen.

Studien zur Wirksamkeit von Johanniskraut

Die Verwendung von Johanniskraut bei Depressionen und seine Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit Medikamenten wurden umfassend von der Wissenschaft erforscht.

Es hat sich eindeutig gezeigt, dass Johanniskraut mit einer Reihe von Arzneimitteln gefährliche, manchmal lebensbedrohliche Wechselwirkungen eingehen kann.

Johanniskraut scheint bei leichten und mittelschweren Depressionen wirksamer zu sein als ein Placebo und ebenso wirksam wie die üblichen antidepressiven Medikamente. Es ist jedoch ungewiss, ob dies auch für schwere Depressionen und für Zeiträume von mehr als 12 Wochen gilt.

Darüber hinaus wurde Johanniskraut auch bei anderen Erkrankungen als Depressionen untersucht. Bei einigen Erkrankungen, wie beispielsweise dem Reizdarmsyndrom, der chronischen Hepatitis-C-Infektion (HCV), der HIV-Infektion und der sozialen Angststörung, ist die Pflanze nach den derzeitigen Erkenntnissen nicht hilfreich.

Es könnte sein, dass Johanniskraut (Hypericum perforatum) bei Wechseljahresbeschwerden, Wundheilung und somatischen Symptomstörungen hilfreich ist, aber es gibt nicht genügend wissenschaftliche Erkenntnisse, um sicher zu sein.

Auch für die Frage, ob Hypericum perforatum bei der Raucherentwöhnung, bei der Verbesserung des Gedächtnisses oder bei vielen Erkrankungen wie Angstzuständen, ADHS und saisonal abhängigen Störungen hilfreich sein könnte, gibt es nicht genügend verlässliche Forschungsergebnisse.

Nebenwirkungen und Wechselwirkungen von Johanniskraut

In wissenschaftlichen Studien hat sich die Einnahme von Johanniskraut über einen Zeitraum von bis zu 12 Wochen als sicher erwiesen.

Da Johanniskraut jedoch mit vielen Arzneimitteln in Wechselwirkung steht, ist es für viele Menschen möglicherweise nicht ungefährlich, insbesondere für diejenigen, die konventionelle Arzneimittel einnehmen.

Johanniskraut kann die Wirkung beziehungsweise Wirksamkeit vieler Arzneimittel abschwächen, darunter auch so wichtige Medikamente wie
Antidepressiva, Antibabypillen, ein Medikament, das verhindern, dass der Körper transplantierte Organe abstößt, einige Herzmedikamente, einige HIV-Medikamente, bestimmte Krebsmedikamente, ein Antikoagulans (Blutverdünner) sowie bestimmte Statine.

Die Einnahme und Verwendung von Johanniskraut (Hypericum perforatum) zusammen mit bestimmten Antidepressiva oder anderen Arzneimitteln, die das Serotonin, eine von den Nervenzellen produzierte Substanz, beeinflussen, kann zu verstärkten serotoninbedingten Nebenwirkungen führen, die potenziell schwerwiegend sein können.

Bei Einnahme von Hypericum perforatum kann es ferner zu einer erhöhten Empfindlichkeit gegenüber Sonnenlicht kommen, insbesondere wenn es in hohen Dosen eingenommen wird.

Andere Nebenwirkungen bei der Verwendung von Johanniskraut können Schlaflosigkeit, Angstzustände, Mundtrockenheit, Schwindel, Magen-Darm-Beschwerden, Müdigkeit, Kopfschmerzen oder sexuelle Funktionsstörungen sein.

Die verfügbaren wissenschaftlichen Informationen reichen nicht aus, um zu sagen, ob Johanniskraut bei äußerlicher Anwendung ungefährlich ist. Es kann schwere Hautreaktionen bei Sonneneinstrahlung hervorrufen.

Es ist möglicherweise nicht ungefährlich, Johanniskraut (Hypericum perforatum) während der Schwangerschaft oder der Stillzeit zu verwenden. Bei Versuchstieren hat es Geburtsfehler verursacht. Stillende Säuglinge von Müttern, die Johanniskraut einnehmen, können Koliken, Schläfrigkeit und Unruhe entwickeln.

Wichtig: Sprechen Sie mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin über alle alternativen Behandlungsmethoden, die Sie anwenden. Obwohl es generell wichtig ist, Ihren Arzt oder ihrer Ärztin über alle komplementären Methoden, die Sie anwenden, zu informieren, ist dies bei Johanniskraut (Hypericum perforatum) besonders wichtig, weil diese Pflanze mit so vielen Medikamenten in Wechselwirkung tritt.

Wechselwirkungen mit Hypericum perforatum können die Wirkung von lebensrettenden Medikamenten abschwächen oder gefährliche Nebenwirkungen verursachen.

Quellen

  • MedizinDoc mit Material von NIH / NHS/ National Center for Complementary and Integrative Health NCCIH

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