University of Toronto – Das Risiko eines Selbstmordversuchs ist bei Frauen mit Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS) achtmal höher. Bei Männern mit ADHS ist das Risiko viereinhalbmal so hoch; elterliche Gewalt und Suchtmittelabhängigkeit (Alkohol, Drogen, etc.) erhöhen die Wahrscheinlichkeit von Selbstmordversuchen.
ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung) kann bis ins Erwachsenenalter negative Folgen für die psychische Gesundheit haben. Eine repräsentative Studie der University of Toronto ergab, dass die Häufigkeit von Selbstmordversuchen im Erwachsenenalter bei Frauen mit ADHS (24 Prozent) deutlich höher war als bei Frauen ohne ADHS (3 Prozent). Auch bei Männern mit ADHS war die Wahrscheinlichkeit eines Selbstmordversuchs höher als bei Männern ohne ADHS (9 Prozent vs. 2 Prozent).
ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung) wirft einen sehr langen Schatten. Selbst unter Berücksichtigung der Vorgeschichte von psychischen Erkrankungen und der höheren Armut und frühkindlichen Belastungen, die Erwachsene mit ADHS häufig erfahren, hatten Menschen mit ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung) immer noch eine um 56 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, einen Selbstmordversuch zu begehen, als Gleichaltrige ohne diese Erkrankung, so die Forscher.
Da die Krankheit ADHS bei erwachsenen Männern häufiger vorkommt als bei Frauen, wurde bisher nur wenig geforscht oder klinische Untersuchungen durchgeführt, die sich auf Frauen mit dieser Stimmungsstörung konzentrierten. In der vorliegenden wissenschaftlichen Untersuchung hatten Frauen mit ADHS im Vergleich zu Männern mit ADHS eine mehr als doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit für Selbstmordversuche.
Die Tatsache, dass eine von vier kanadischen Frauen mit ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung) einen Selbstmordversuch unternommen hat, unterstreicht den Forschern der University of Toronto zufolge die Dringlichkeit, diese gefährdete und vernachlässigte Gruppe über den gesamten Lebensweg hinweg angemessen zu unterstützen
Erwachsene mit ADHS, die in ihrer Kindheit Opfer ständiger häuslicher Gewalt geworden waren, hatten eine dreifach höhere Wahrscheinlichkeit für Selbstmordversuche als Gleichaltrige mit ADHS, die keine solchen negativen Erfahrungen in ihrer Kindheit gemacht hatten. Elterliche häusliche Gewalt wurde als „chronisch“ definiert, wenn sie mehr als 10 Mal aufgetreten war, bevor die befragte Person 16 Jahre alt war.
Die Forscher vermuten, dass gewalttätige elterliche Konflikte extremen Stress für ein Kind mit ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung) verursachen und diese Personen zu psychischen Erkrankungen und Selbstmordgedanken besonders anfällig machen. Des Weiteren können die Herausforderungen, ein Kind mit ADHS aufzuziehen, das mit schweren psychischen Problemen zu kämpfen hat, zu elterlichen Konflikten führen, die in häusliche Gewalt ausufern können.
Für die Untersuchung wurde eine national repräsentative Stichprobe von 21.744 Kanadiern befragt, von denen 529 angaben, dass bei ihnen ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung) diagnostiziert worden war.
Die beunruhigend hohe Häufigkeit von Selbstmordversuchen bei Menschen mit ADHS verdeutlicht, wie außerordentlich wichtig es ist, dass medizinisches Fachpersonal Patienten mit ADHS auf psychische Erkrankungen und Selbstmordgedanken untersucht, so die Autoren der Studie.
Das Wissen, dass Frauen mit ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung), die in ihrer Kindheit negative Erfahrungen gemacht haben, und Erwachsene mit einer Vorgeschichte von Suchtmittelabhängigkeit (Alkohol, Drogen, etc.) und/oder Depressionen besonders gefährdet sind, einen Selbstmordversuch zu unternehmen, wird Klinikern hoffentlich dabei helfen, diese Bevölkerungsgruppe besser anzusprechen und zu erreichen.
Die Studie der University of Toronto wurde unter dem Titel „The Dark Side of ADHD: Factors Associated With Suicide Attempts Among Those With ADHD in a National Representative Canadian Sample“ von Esme Fuller-Thomson, Raphaël Nahar Rivière, Lauren Carrique, und Senyo Agbeyaka in der Zeitschrift Archives of Suicide Research veröffentlicht.
(Quellen: University of Toronto / Archives of Suicide Research)
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