Neue Forschungsergebnisse von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen der Université de Paris zeigen, dass Menschen mit Demenz bereits 16 Jahre vor ihrer Diagnose ein erhöhtes Schmerzempfinden haben können.
Die Studie, die in dem Fachblatt Pain veröffentlicht wurde, ist die erste, die den Zusammenhang zwischen Schmerzen und Demenz über einen längeren Zeitraum untersucht hat.
Sowohl Demenz als auch chronische Schmerzen verursachen Veränderungen im Gehirn und können die Gesundheit des Gehirns beeinträchtigen.
Obwohl viele Menschen, die an Demenz leiden, auch chronische Schmerzen haben, ist unklar, ob chronische Schmerzen den Ausbruch von Demenz verursachen oder beschleunigen, ein Symptom von Demenz sind oder einfach mit Demenz assoziiert sind, weil beide durch einen anderen Faktor verursacht werden.
Die Studie unter der Leitung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Université de Paris untersuchte den zeitlichen Verlauf des Zusammenhangs zwischen Demenz und selbstberichteten Schmerzen, indem sie Daten aus einer Langzeitstudie analysierte, die bereits seit 27 Jahren Daten über die Teilnehmer und Teilnehmerinnen sammelt.
Die Forscher verwendeten Daten aus einer Langzeitstudie zur Gesundheit britischer Regierungsangestellter. Die Teilnehmer waren zwischen 35 und 55 Jahre alt, als sie sich für die Studie anmeldeten. Anhand von Erhebungen, die im Laufe der Studie mehrmals durchgeführt wurden, maßen die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen zwei Aspekte der von den Teilnehmern angegebenen Schmerzen: die Schmerzintensität, das heißt, wie stark die körperlichen Schmerzen eines Teilnehmers sind, und die Schmerzinterferenz, also wie stark die Schmerzen eines Teilnehmers seine oder ihre täglichen Aktivitäten beeinträchtigen.
Anhand elektronischer Krankenakten wurde ermittelt, ob (und wann) bei den Teilnehmern eine Demenz diagnostiziert wurde. Von den 9 046 Teilnehmern entwickelten 567 während des Beobachtungszeitraums eine Demenz. Personen, bei denen diese Krankheit diagnostiziert wurde, berichteten bereits 16 Jahre vor ihrer Diagnose über etwas mehr Schmerzen, was hauptsächlich auf Unterschiede bei der Schmerzinterferenz zurückzuführen war.
Diese Studienteilnehmer berichteten über stetig zunehmende Schmerzen im Vergleich zu Personen, bei denen nie eine Demenz diagnostiziert wurde. Zum Zeitpunkt der Diagnose berichteten Menschen mit Demenz über deutlich mehr Schmerzen als Menschen ohne diese Erkrankung.
Die Forschenden an der Université de Paris sind der Ansicht, dass es unwahrscheinlich ist, dass Schmerzen eine De-menz verursachen oder das Demenzrisiko erhöhen, da die mit dieser Erkrankung verbundenen Gehirnveränderungen bereits Jahrzehnte vor der Diagnose beginnen. Stattdessen vermuten sie, dass chronische Schmerzen ein frühes Symptom der dieser Erkrankung sein könnten oder einfach mit der Demenz korrelieren.
Quellen und Autoren: Université de Paris / Pain / NIH / Kumaradev S, et al. Timeline of pain before dementia diagnosis: A 27-year follow-up study. Pain. 2020. doi: 10.1097/j.pain.0000000000002080. Epub 2020 Sep 23.
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