Das Risiko für kognitive Beeinträchtigungen und Demenz ist bei ältere Menschen mit Zahnverlust höher, wobei das Risiko mit jedem fehlenden Zahn steigt. Dies geht aus einer neuen Studie hervor, die im Journal of the American Medical Directors Association veröffentlicht wurde.
Probleme mit der Zahngesundheit, wie schlechte Mundhygiene, Karies, Zahnfleischerkrankungen und Zahnverlust, sind bei ältere Menschen häufiger als in anderen Altersgruppen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ältere Menschen an kognitiven Beeinträchtigungen oder Demenz erkranken, ist ebenfalls höher, und jüngste Studien deuten auf einen Zusammenhang zwischen Zahngesundheit und diesen Erkrankungen hin.
Um ein umfassendes Bild dieses Zusammenhangs zu erhalten, analysierten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen unter der Leitung eines Forscherteams der New York University mit Unterstützung des National Institute on Aging (NIA) die Ergebnisse mehrerer Langzeitstudien über den Zusammenhang zwischen Zahnverlust und dem Risiko kognitiver Beeinträchtigungen.
Die Forscher führten dazu eine ausführliche Suche in sechs großen Datenbanken mit biomedizinischen Veröffentlichungen durch und identifizierten 14 relevante Studien. In diesen Studien wurden Fragebögen, Beurteilungen, Krankenakten und Informationen aus Sterbeurkunden verwendet, um Teilnehmer mit kognitiven Beeinträchtigungen oder Demenz zu identifizieren.
Von den über 34.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern hatten 4.689 eine kognitive Beeinträchtigung oder Demenz. Die analysierten Studien nutzten medizinische Untersuchungen und Selbstauskünfte, um den Zahnverlust zu bewerten, und klassifizierten die Teilnehmer als Personen mit mehr oder weniger fehlenden Zähnen.
Dabei fanden die Forschenden auch heraus, dass Probanden mit mehr fehlenden Zähnen im Durchschnitt ein 48 Prozent höheres Risiko für kognitive Beeinträchtigungen und ein 28 Prozent höheres Risiko für Demenz aufwiesen.
Der Zusammenhang zwischen Zahnverlust und kognitivem Abbau beziehungsweise dem Risiko für Demenz war den Wissenschaftlern zufolge „dosisabhängig“: Jeder verlorene Zahn war mit einem um 1,4 Prozent erhöhten Risiko für kognitive Beeinträchtigungen und einem um 1,1 Prozent erhöhten Risiko für Demenz verbunden.
Teilnehmer und Teilnehmerinnen, denen 20 oder mehr Zähne fehlten, hatten ein 31 Prozent höheres Risiko einer kognitiven Beeinträchtigung. Teilnehmer, die alle Zähne verloren hatten, hatten ein 54 Prozent höheres Risiko für kognitive Beeinträchtigungen und ein 40 Prozent höheres Risiko für Demenz.
Interessanterweise hatten Studienteilnehmer und Studienteilnehmerinnen, denen Zähne fehlten, die aber Zahnersatz verwendeten, kein signifikant höheres Demenzrisiko als Teilnehmer ohne fehlende Zähne.
Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen kamen zu dem Schluss, dass der Grund für diesen Zusammenhang zwischen Zahnverlust und dem Risiko eines kognitiven Rückgangs unklar ist.
Zahnverlust kann jedoch zu Problemen beim Kauen führen, was wiederum Ernährungsmängel, einen Mangel an Stoffwechselprodukten oder Veränderungen im Gehirn zur Folge haben kann, die sich auf die Gehirnfunktion auswirken.
Eine schlechte Mundpflege kann außerdem zu einer Zunahme von Bakterien im Mund und zu Zahnfleischerkrankungen führen, die Entzündungen verursachen und das Risiko von Beta-Amyloid-Plaques im Gehirn erhöhen können, was wiederum zu Demenz führt.
Zahnverlust ohne Zahnersatz könnte auch ein Hinweis auf einen niedrigeren sozioökonomischen Status und ein niedrigeres Bildungsniveau sein, die beide unabhängig voneinander mit einem erhöhten Demenzrisiko verbunden sind. Alternativ könnten fehlende Zähne auch ein frühes Anzeichen für kognitive Beeinträchtigungen sein: Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen achten möglicherweise weniger auf ihre Mundhygiene, was zu Zahnverlust führen kann.
Die Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass rechtzeitige Maßnahmen wie die Förderung des Einsatzes von Zahnersatz und anderen kieferorthopädischen Behandlungen sowie groß angelegte Informationsprogramme über die Bedeutung der Mundhygiene bei älteren Erwachsenen dazu beitragen könnten, den mit Zahnverlust verbundenen kognitiven Abbau zu verhindern oder zu verlangsamen.
Quellen: New York University / National Institute on Aging / Qi X, et al. Dose-response meta-analysis on tooth loss with the risk of cognitive impairment and dementia. Journal of the American Medical Directors Association. 2021. doi: 10.1016/j.jamda.2021.05.009.
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