Allodynie: Fettreiche Ernährung kann Schmerzempfindlichkeit auslösen

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M.A. Dirk de Pol, aktualisiert am 25.11.2022, Lesezeit: 5 Minuten

Gesteigerte Schmerzempfindlichkeit: Was tun gegen Allodynie?

Laut einer Studie von Wissenschaftlern der University of Texas in Dallas kann eine kurzzeitige ungesunde fettreiche Ernährung (gesättigte Fettsäuren, Transfette) bei Mäusen zu Schmerzempfindungen führen, auch wenn keine Verletzung oder eine Vorerkrankung wie Fettleibigkeit (Adipositas) oder Diabetes vorliegt.

  • Für die Studie, die in der Fachzeitschrift Scientific Reports veröffentlicht wurde, verglichen die Forscher die Auswirkungen einer achtwöchigen, unterschiedlichen Ernährung auf zwei Gruppen von Mäusen.

Eine Gruppe erhielt normales Futter, während die andere eine ungesunde fettreiche Ernährung (gesättigte Fettsäuren, Transfette) erhielt, die weder zu Übergewicht noch zu hohem Blutzucker führte; beides Erkrankungen, die zu diabetischer Neuropathie und anderen Arten von Schmerzen führen können.

Fettreiche Ernährung löst hyperalgetisches Priming aus

Die Forscherinnen und Forscher fanden heraus, dass eine ungesunde fettreiche Ernährung (gesättigte Fettsäuren, Transfette) ein sogenanntes hyperalgetisches Priming auslöste – eine neurologische Veränderung, die den Übergang von akutem zu chronischem Schmerz darstellt – sowie Allodynie (gesteigerte Schmerzempfindlichkeit), also Schmerzen, die durch Reize ausgelöst werden, die normalerweise keine Schmerzen hervorrufen.

Nach Aussage von Dr. Michael Burton, Assistant Professor für Neurowissenschaften an der School of Behavioral and Brain Sciences und einer der Autoren der Studie, muss man nicht fettleibig sein, damit Schmerzen ausgelöst werden; auch nicht durch Diabetes.

  • Es reicht demnach aus, sich für kurze Zeit fettreich zu ernähren – ähnlich wie fast alle Menschen in den USA es tun.

Zudem wurden in der Studie fettleibige Mäuse mit Diabetes mit Mäusen verglichen, die nur ihre Ernährung umgestellt hatten.

Erstaunlicherweise wurde dabei deutlich, dass weder eine zugrunde liegende Krankheit noch Fettleibigkeit vorliegen muss. Es reichte aus, die Ernährung umzustellen, so Burton.

Nach Aussage der Studienautoren ist es die erste Studie, die den Einfluss einer kurzen fettreichen Ernährung (gesättigte Fettsäuren, Transfette) auf das Auftreten von Allodynie oder chronischen Schmerzen nachweist.

Der Fettgehalt der sogenannten westlichen Ernährung ist hoch, insbesondere der Anteil gesättigter Fettsäuren, die für eine Epidemie von Fettleibigkeit, Diabetes und damit verbundenen Krankheiten verantwortlich sind.

Gesättigte Fettsäuren, die systemische Entzündungen auslösen

Bei Menschen, die große Mengen an ungesunden gesättigten Fetten wie Butter, Käse und rotem Fleisch zu sich nehmen, zirkulieren große Mengen an freien Fettsäuren im Blut, die wiederum systemische Entzündungen auslösen.

  • Unlängst haben Forscherinnen und Forscher gezeigt, dass diese ungesunden fettreichen Ernährungsweisen auch ohne Übergewicht die bereits vorhandene mechanische Schmerzempfindlichkeit erhöhen und dass sie bereits bestehende Erkrankungen verschlimmern oder die Genesung von Verletzungen behindern können.

Allerdings hat keine der Studien geklärt, wie fettreiche Ernährung allein die Schmerzempfindlichkeit bei nicht-schmerzhaften Reizen, wie einer leichten Berührung der Haut, erhöhen kann, so die Forscher.

In der Vergangenheit hat man festgestellt, dass bei der Erforschung von Diabetes oder Fettleibigkeit nur ein Teil der Menschen oder Tiere eine Allodynie erleben, und wenn, dann in unterschiedlichen Ausprägungen, und es ist nicht klar, warum, so Burton.

  • Die Forscher stellten die Hypothese auf, dass es andere auslösende Faktoren geben muss.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchten daher das Blut der Mäuse, die eine fettreiche Ernährung erhielten, auf gesättigte Fettsäuren.

Dabei stellten sie fest, dass eine Fettsäure namens Palmitinsäure – die häufigste gesättigte Fettsäure bei Tieren – an einen bestimmten Rezeptor auf den Nervenzellen bindet, was zu einer Entzündung führt und eine Verletzung der Nervenzellen imitiert.

Die Stoffwechselprodukte aus der Ernährung verursachen laut Burton eine Entzündung, bevor sich eine Erkrankung entwickelt.

  • Die Ernährung selbst verursacht Anzeichen für neuronale Schäden. Nun, da feststeht, dass es die sensorischen Neuronen sind, die betroffen sind, stellt sich die Frage: Wie kommt es dazu?

Die Wissenschaftler fanden heraus, dass, wenn man den Rezeptor, an den die Palmitinsäure bindet, wegnimmt, die sensibilisierende Wirkung auf diese Neuronen nicht mehr auftritt. Das deutet darauf hin, dass es einen Weg gibt, sie pharmakologisch zu blockieren, so die Forscher.

Quelle

  • University of Texas
  • Jessica A. Tierney et al, High-fat diet causes mechanical allodynia in the absence of injury or diabetic pathology, Scientific Reports (2022). DOI: 10.1038/s41598-022-18281-x

ddp

Ernährungsumstellung als Lösung für chronische Schmerzen und chronische Entzündung

Quelle: Youtube/Dr. Lars Kurvin

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