Depression und Demenz könnten durch elektrische Stimulation der Augenoberfläche behandelt werden

Alzheimer-Demenz-Forschung, Gesundheitsnews, Medizin und Forschung, Psychische Gesundheit

Torsten Lorenz, aktualisiert am 7. Juli 2022, Lesezeit: 1 Minuten

Eine Forschungsgruppe der medizinischen Fakultät der Universität Hongkong (HKUMed) und der City University of Hong Kong (CityU) hat herausgefunden, dass die elektrische Stimulation der Augenoberfläche depressionsähnliche Symptome lindern und die kognitiven Funktionen in Tiermodellen verbessern kann.

Verbesserung der Gedächtnisfunktion

Laut Dr. Lim Lee Wei, Assistant Professor an der School of Biomedical Sciences, HKUMed, konnte 2015 durch tiefe Hirnstimulation des präfrontalen Kortex im Gehirn von Tieren die Gedächtnisfunktion verbessert und depressive Symptome gelindert werden.

Zurückzuführen waren diese therapeutischen Wirkungen auf das Wachstum von Gehirnzellen im Hippocampus, einer Hirnregion, die bekanntermaßen an der Lern- und Gedächtnisfunktion beteiligt ist.

Dieses Verfahren, das auch als tiefe Hirnstimulation bezeichnet wird, ist allerdings invasiv und erfordert einen chirurgischen Eingriff, um Elektroden in das Gehirn zu implantieren, was zu unerwünschten Nebenwirkungen wie Infektionen und anderen postoperativen Komplikationen führen kann.

Ein Forscherteam aus Hongkong unter der Leitung von Dr. Lim Lee Wei, Dr. Leanne Chan Lai-hang, Associate Professor und Professor Chan Ying-shing hat nach alternativen Wegen zur Behandlung neuropsychiatrischer Erkrankungen gesucht.

Reduzierung der Stresshormone

Dabei entdeckten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, dass die nicht-invasive Stimulation der Hornhautoberfläche des Auges (bekannt als transkorneale elektrische Stimulation oder TES), die Gehirnbahnen aktiviert, in einem Tiermodell mit Depression zu bemerkenswerten antidepressionsähnlichen Effekten und einer Reduzierung der Stresshormone führte.

Ferner regte diese Technik die Expression von Genen an, die an der Entwicklung und dem Wachstum von Gehirnzellen im Hippocampus beteiligt sind.

Behandlung von Alzheimer-Demenz und Depressionen

In damit verbundenen Experimenten untersuchten die Forschenden ob dieser Ansatz zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit eingesetzt werden könnte, einer häufigen Form der Demenz, für die es keine endgültige Heilung gibt.

Die Untersuchungen ergaben, dass diese nicht-invasive Stimulation bei Mäusen die Gedächtnisleistung drastisch verbesserte und die Beta-Amyloid-Ablagerungen im Hippocampus, die eines der Kennzeichen der Alzheimer-Krankheit sind, reduzierte.

Laut Dr. Leanne Chan Lai-hang, eine Expertin für die elektrische Stimulation visueller und nicht-visueller Ziele im Gehirn, ist die transkorneale elektrische Stimulation eine nicht-invasive Methode, die ursprünglich zur Behandlung von Augenkrankheiten entwickelt wurde, und es wäre ein großer wissenschaftlicher Durchbruch, wenn sie zur Behandlung neuropsychiatrischer Erkrankungen eingesetzt werden könnte.

Durch diese Forschungsergebnisse wird der Weg für neue therapeutische Möglichkeiten geebnet, um neuartige Behandlungen für Patientinnen und Patienten zu entwickeln, die unter behandlungsresistenten Depressionen und Demenz leiden.

Um die Wirksamkeit und Sicherheit zu bestätigen, müssen jedoch noch klinische Studien durchgeführt werden, so die Forschenden.

Die vorliegenden Forschungsergebnisse wurden in dem Fachblatt Brain Stimulation und in den Annals of the New York Academy of Sciences veröffentlicht.

Schwere Depressionen sind weltweit die häufigste und schwerste psychiatrische Störung. Erst vor Kurzem berichtete die Weltgesundheitsorganisation, dass die COVID-19-Pandemie einen massiven Anstieg der Zahl der Menschen mit Angstzuständen und Depressionen ausgelöst hat. Bei etwa einem Viertel der betroffenen Patientinnen und Patienten sprechen die verfügbaren Therapien jedoch nicht in ausreichendem Maße an.

Quellen

  • The University of Hong Kong, 香港大學 / Wing Shan Yu et al, Antidepressant-like effects of transcorneal electrical stimulation in rat models, Brain Stimulation (2022). DOI: 10.1016/j.brs.2022.05.018
  • Wing Shan Yu et al, Transcorneal electrical stimulation enhances cognitive functions in aged and 5XFAD mouse models, Annals of the New York Academy of Sciences (2022). DOI: 10.1111/nyas.14850

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