Was tun bei einem einem möglichen Zeckenbiss (Zeckenstich)? Wann ist ein Zeckenbiss gefährlich? Welche Krankheiten übertragen Zecken? Wie man sich schützen kann
- Zecken können verschiedene Infektionskrankheiten auf den Menschen übertragen. Zu den in Deutschland besonders häufig durch Zecken übertragenen Infektionskrankheiten zählt die Borreliose (Lyme-Borreliose).
Hinzu kommt die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), die durch das FSME-Virus verursacht wird und vor allem im süddeutschen Raum auftritt.
Andere durch Zecken auf den Menschen übertragbare Krankheiten wie die humane granulozytäre Anaplasmose, die Tularämie, die Babesiose oder verschiedene Rickettsiosen wurden in Deutschland bisher nicht oder nur selten beobachtet.
ÜBERSICHT
- 1 Symptome nach Zeckenbiss beim Menschen
- 2 Fleischallergie nach Zeckenbiss
- 3 Wie hoch ist das Risiko sich bei einem Zeckenbiss zu infizieren?
- 4 Schutzmaßnahmen vor Zeckenbiss und Zeckenkrankheiten
- 5 Was tun, wenn sich der Kopf der Zecke gelöst hat?
- 6 Studie: Die meisten Kinder erholen sich von Borreliose innerhalb von sechs Monaten nach der Behandlung
- 7 Impfstoff soll bei Zeckenstich vor Borreliose schützen
Symptome nach Zeckenbiss beim Menschen
Welche Symptome treten nach einem Zeckenstich (Zeckenbiss) beim Menschen auf?
Zeckenbisse bleiben häufig zunächst unbemerkt. Die Symptome dieser durch Zecken übertragenen Infektionskrankheiten können von leichtem Hautausschlag, Juckreiz und Unwohlsein bis hin zu langwierigen Gesundheitsproblemen reichen:
- Bei allen bekannten Zeckenkrankheiten kann Fieber auftreten.
- Weitere häufige Symptome sind Kopfschmerzen, Schüttelfrost, Abgeschlagenheit, Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, geschwollene Lymphknoten und sogar Herzprobleme.
- Bei einigen Infektionen kann es zu einem ausgeprägten Hautausschlag kommen.
Ein juckender Zeckenbiss deutet in der Regel auf eine Infektion durch pathogene Erreger hin. Ursache kann eine lokal begrenzte durch Bakterien hervorgerufene Infektion durch einen Zeckenbiss sein. Der Juckreiz kann aber auch auf eine Infektion mit Borrelien hinweisen.
Die Lyme-Borreliose zum Beispiel verursacht in etwa 90 Prozent der Infektionsfälle einen sich ausbreitenden Hautausschlag, die sogenannte Wanderröte (Erythema migrans), die wie ein Bullauge aussieht.
Die Wanderröte kann bis zu 16 Wochen nach einem Zeckenbiss auf der Haut auftreten und mit Juckreiz, lokal geschwollenen Lymphknoten und grippeähnlichen Allgemeinsymptomen einhergehen. Das erste Krankheitsstadium ist die Hautrötung.
- Die ringförmige, mindestens 5 cm große Hautrötung bei Lyme-Borreliose ist in der Mitte blasser als am Rand und breitet sich über Tage langsam nach außen aus.
Ehrlichiose und Tularämie können ebenfalls Hautausschläge verursachen.
Unbehandelt können Lyme-Infektionen auch auf das Nervensystem übergreifen.
Einige Zeckenstiche wurden mit einer schweren Allergie gegen rotes Fleisch in Verbindung gebracht.
Fleischallergie nach Zeckenbiss
Die meisten durch einen Zeckenstich (Zeckenbiss) verursachten Krankheiten sind Infektionen. Forscher haben jedoch herausgefunden, dass bestimmte Zeckenstiche auch eine Nahrungsmittelallergie auslösen können.
Diese Erkrankung wird als Alpha-Gal-Syndrom (AGS) bezeichnet. Die Allergie richtet sich gegen ein Zuckermolekül namens Alpha-Gal, das in rotem Fleisch vorkommt.
Laut Dr. Scott Commins, Allergologe an der Universität von North Carolina, betrifft dies vor allem Rindfleisch, Schweinefleisch, Lamm, Wild, Kaninchen und sogar Produkte von diesen Tieren wie Milch und Milchprodukte.
Commins hat mit dem Forscherteam zusammengearbeitet, das den Zusammenhang zwischen einer Allergie gegen rotes Fleisch und dem Biss der Schildzecke entdeckt hat.
- Laut Commins kann das Alpha-Gal-Syndrom (AGS) nach dem Verzehr von rotem Fleisch zu Nesselsucht, Juckreiz, Schwellungen, Kurzatmigkeit oder Magen-Darm-Beschwerden führen.
Das Alpha-Gal-Syndrom kann manchmal zu einer schweren allergischen Reaktion, einer so genannten Anaphylaxie (allergischer Schock), führen, die ohne Notfallbehandlung tödlich sein kann. Betroffene müssen daher den Verzehr von rotem Fleisch vermeiden.
Bei den meisten Lebensmittelallergien treten die Symptome wenige Minuten nach dem Verzehr auf. Beim Alpha-Gal-Syndrom treten die Symptome jedoch erst drei bis sechs Stunden nach dem Verzehr von rotem Fleisch auf. Aufgrund dieser verzögerten Reaktion kann es schwierig sein, rotes Fleisch als Auslöser zu erkennen.
- Aufgrund dieser verzögerten Reaktion kann es schwierig sein, rotes Fleisch als Auslöser zu erkennen. Wie der Zeckenstich zu dieser Allergie führen kann, ist noch nicht geklärt.
Das Alpha-Gal-Syndrom ist relativ selten, aber die Zahl der Fälle nimmt zu, da sich die einzelgängerische Auwaldzecke in neue Gebiete ausbreitet. Mittlerweile ist diese Zecke von Texas bis Neuengland weit verbreitet.
Positiv ist, dass die Allergie bei manchen Menschen mit der Zeit wieder verschwinden kann, sagt Commins. Ein einfacher Bluttest kann zeigen, ob jemand noch am Alpha-Gal-Syndrom leidet.
Wie hoch ist das Risiko sich bei einem Zeckenbiss zu infizieren?
Das Risiko, sich bei einem Zeckenstich mit einer infizierten Zecke zu infizieren, hängt vor allem davon ab, wo man sich gerade aufhält (Wohnort oder auf Reisen).
Mit der Erwärmung und dem Klimawandel werden wahrscheinlich mehr von Zecken übertragene Krankheiten an mehr Orten auftreten, sagt Dr. Erol Fikrig, Experte für Zeckenkrankheiten an der Universität Yale.
- Der Kontakt mit Zecken scheint einfach zu vermeiden zu sein. Zecken können nicht fliegen oder springen.
Zecken sind aber in der Lage, Wärme, Atemluft und andere Signale warmblütiger Lebewesen wahrzunehmen. Zecken brauchen Blut, um sich zu entwickeln und Eier zu produzieren.
Zecken stechen besonders häufig an Körperstellen, an denen die Haut dünn, warm und feucht ist.
Hat sich eine Zecke erst einmal in der Haut festgesetzt und beginnt Blut zu saugen, können alle Keime, die sie in sich trägt, auf das Opfer übertragen werden.
Allerdings kann es mehrere Stunden dauern, bis eine Zecke eine Stelle gefunden hat und zu stechen beginnt.
Wird eine Zecke frühzeitig erkannt und entfernt, so dass sie noch nicht vollständig Blut gesaugt hat, ist das Infektionsrisiko laut Fikrig deutlich geringer.
Wird die Zecke nicht entfernt, kann sie noch mehrere Tage am Körper haften. Während sie sich langsam mit Blut füllt, kann die Größe der Zecke um das Zehnfache oder mehr zunehmen.
Schutzmaßnahmen vor Zeckenbiss und Zeckenkrankheiten
Da durch Zecken übertragene Krankheiten immer häufiger auftreten und die Tiere überall in der Natur lauern können, sei es in Parks, Wäldern oder sogar im eigenen Garten, ist es ratsam, einige Vorsichtsmaßnahmen zu treffen – insbesondere, wenn man in einem Hochrisikogebiet lebt oder in ein solches reist.
- Hohes Gras, Dickicht und Gebüsch als typische Lebensräume von Zecken, die man möglichst meiden sollte.
- Wichtig sind zudem geschlossene Kleidung und Schuhe, da Zecken nicht durch Kleidung stechen. Geeignet sind beispielsweise eine Kopfbedeckung, lange Hosen, Oberteil mit langen Ärmeln, Jacke und festes Schuhwerk.
- Die Anwendung von Zeckenschutzmitteln wie Lotionen oder Sprays auf Haut und Kleidung als Vorsichtsmaßnahm gegen Zecken bietet einen zeitlich begrenzten Schutz vor Zecken.
- Nach Aufenthalten in typischen Zeckengebieten Kleidung und Körper gründlich nach Zecken absuchen. Zecken (Larven und Nymphen) können sehr klein sein (1 mm) – daher sollte man besonders sorgfältig suchen.
- Beim Absuchen des Körpers schwer einsehbare Stellen wie Kniekehlen, Achselhöhlen, Genitalbereich, Rücken, Nacken, Kopf und Ohren. nicht vergessen.
- Wildtiere sollten nicht gestreichelt oder berührt werden.
- Zecken können zudem auch leicht von Haustieren wie Katzen und Hunden, die sich im Freien aufhalten, auf den Menschen überspringen.
- Im Fachhandel sind spezielle Zeckenhalsbänder, Zeckensprays und änliches für Tiere erhältlich. Auch Haustiere sollten regelmäßig nach Zecken abgesucht zur Sicherheit werden.
Was tun, wenn sich der Kopf der Zecke gelöst hat?
Da sich Zecken beim Einstich in der Haut verankern, kann es durchaus vorkommen, dass der Zeckenkopf beim Herausziehen abgerissen wird.
Der Zeckenkopf bleibt dann in der Einstichstelle stecken und sollte nur von einem qualifizierten Arzt entfernt werden. Der eigentliche Zeckenkopf selbst stellt keine Gesundheitsgefahr dar.
Da es sich dabei um einen Fremdkörper handelt, reagiert der menschliche Körper entweder mit einer Wund-Entzündung, bei der der Kopf durch Sekrete „ausgeschwemmt“ wird. Oder es bildet sich eine Schorfkruste und der Kopf fällt mit dem Wundverschluss ab.
Verkapselter Zeckenbiss durch Zeckenkopf: Nur in sehr seltenen Fällen kapselt sich der Kopf der Zecke in der Haut ein und braucht lange, um abgebaut zu werden.
Studie: Die meisten Kinder erholen sich von Borreliose innerhalb von sechs Monaten nach der Behandlung
Bei einer Studie berichteten die meisten Eltern von Kindern, bei denen Lyme-Borreliose diagnostiziert worden war, dass sich ihre Kinder innerhalb von sechs Monaten nach Abschluss der Antibiotikabehandlung erholt hatten.
Die Studienergebnisse, die auf den Behandlungsergebnissen von 102 Kindern in den Vereinigten Staaten basieren, zeigen auch, dass ein sehr kleiner Prozentsatz der Kinder länger als sechs Monate brauchte, um sich zu erholen.
Unbehandelt kann sich die Infektion auf Gelenke, Herz und Nervensystem ausbreiten. Eine Behandlung mit Antibiotika führt bei den meisten Lyme-Borreliose-Patienten zu einer vollständigen Genesung.
Bei einigen bleiben jedoch Symptome wie Schmerzen, Müdigkeit oder Denkstörungen (Denkprobleme) bestehen oder treten nach der Behandlung mit Antibiotika erneut auf.
- Symptome, die das Aktivitätsniveau erheblich einschränken und die Lebensqualität für mehr als sechs Monate nach der Behandlung beeinträchtigen, werden als Post-Treatment Lyme Disease (PTLD) Syndrom bezeichnet.
In dieser Studie wurden die Langzeitfolgen bei Kindern mit Lyme-Borreliose untersucht.
Im Rahmen der Studie wurden die Eltern von 102 Kindern im Alter von 5 bis 18 Jahren befragt, bei denen zwischen 6 Monaten und 10 Jahren vor der Teilnahme an der Studie eine Lyme-Borreliose diagnostiziert worden war.
- Jugendliche im Alter von 10 bis 18 Jahren wurden ebenfalls gebeten, einen speziellen Fragebogen für Jugendliche auszufüllen.
Aus den Antworten dieser Elternbefragung ging hervor, dass sich 75 Prozent der Kinder innerhalb von sechs Monaten nach Abschluss der Behandlung vollständig erholt hatten:
31 Prozent aller Kinder erholten sich innerhalb eines Monats, 30 Prozent innerhalb von ein bis drei Monaten und 14 Prozent innerhalb von vier bis sechs Monaten.
Etwa 22 Prozent der Kinder in der Studie hatten mindestens ein Symptom, das sechs Monate oder länger nach Abschluss der Behandlung anhielt; von diesen Kindern hatten 9 Prozent Symptome, die als PTLD-Syndrom eingestuft wurden.
Sechs Prozent der Kinder waren zum Zeitpunkt der Befragung noch nicht vollständig genesen und bei einem Prozent waren die Symptome so stark, dass sie das tägliche Leben beeinträchtigten, so die Autoren.
Nach Ansicht der Studienautoren stützt diese Untersuchung frühere Daten, die eine ausgezeichnete Gesamtprognose für Kinder mit Lyme-Borreliose zeigen, was dazu beitragen sollte, die Belastung der Eltern durch verbleibende unspezifische Symptome bei infizierten Kindern zu verringern.
Den Forscherinnen und Forschern zufolge könnten diese neuen Daten dazu beitragen, dass Familien weniger nach gefährlichen alternativen Therapien für Kinder suchen, die die Genesungszeit verlängern.
Das PTLD-Syndrom ist bei Kindern und Erwachsenen noch nicht ausreichend erforscht, und es sind weitere Untersuchungen erforderlich, um diese langwierigen Symptome besser zu verstehen und Behandlungsziele zu identifizieren, so die Autoren.
Die vorliegende Forschungsarbeit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Children’s National Research Institute und des National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) wurden in der Fachzeitschrift Pediatric Research veröffentlicht.
Quellen
- NIH News in Health
- National Institutes of Health (NIH)
- M Monaghan et al. Pediatric Lyme disease: systematic assessment of post-treatment symptoms and quality of life. Pediatric Research DOI:10.1038/s41390-023-02577-3 (2023).
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Impfstoff soll bei Zeckenstich vor Borreliose schützen
Quelle: YouTube/NDR Ratgeber
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