Studie: Welche Regionen von Klimawandel und hitzebedingten Todesfällen besonders betroffen sind

Umwelt und Gesundheit

Torsten Lorenz, aktualisiert am 31.01.2023, Lesezeit: 5 Minuten

Klimawandel und globale Erwärmung

Im Zeitraum von 1991 bis 2018 war mehr als ein Drittel aller Todesfälle, bei denen Hitze eine Rolle spielte, auf die vom Menschen verursachte globale Erwärmung zurückzuführen.

  • Mittel- und Südamerika sowie Südostasien sind dabei am stärksten betroffen. Das geht aus einer neuen Studie hervor, die in der Fachzeitschrift Nature Climate Change veröffentlicht wurde.

Hitzebedingte Todesfälle durch globale Erwärmung

Die Studie, die die bislang größte ihrer Art ist, wurde von der London School of Hygiene & Tropical Medicine (LSHTM) und der Universität Bern geleitet.

  • Auf der Basis von Daten aus 732 Orten in 43 Ländern weltweit wurde erstmals der tatsächliche Beitrag des vom Menschen verursachten Klimawandels zur Erhöhung des hitzebedingten Sterberisikos aufgezeigt.

Die Schätzungen der Wissenschaftler zeigen, dass insgesamt 37 Prozent aller hitzebedingten Todesfälle in den letzten Sommerperioden auf die Erwärmung des Planeten aufgrund menschengemachter Aktivitäten zurückzuführen waren.

Dieser Prozentsatz der hitzebedingten Todesfälle, die dem menschengemachten Klimawandel zugeschrieben werden, war in Mittel- und Südamerika (bis zu 76 Prozent z. B. in Ecuador oder Kolumbien) und Südostasien (zwischen 48 und 61 Prozent) am höchsten.

Folgen der Hitzeexposition

Die Schätzungen zeigen auch die Anzahl der Todesfälle durch den vom Menschen verursachten Klimawandel, die in bestimmten Städten auftraten: 136 zusätzliche Todesfälle pro Jahr in Santiago de Chile (44 Prozent der gesamten hitzebedingten Todesfälle in der Stadt), 189 in Athen (26 Prozent), 172 in Rom (32 Prozent), 156 in Tokio (35 Prozent), 177 in Madrid (32 Prozent), 146 in Bangkok (53 Prozent), 82 in London (34 Prozent), 141 in New York (44 Prozent) und 137 in Ho Chi Minh City (48 Prozent).

Die weltweite Klimaerwärmung wirkt sich auf verschiedene Weise auf die Gesundheit der Menschen aus, von direkten Auswirkungen in Form von Waldbränden und extremen Wetterereignissen bis hin zu Veränderungen bei der Ausbreitung von Krankheiten, die durch Krankheitserreger übertragen werden, um nur einige zu nennen.

Anstieg der Sterblichkeit im Zusammenhang mit Hitze

Am auffälligsten ist vielleicht der Anstieg der Sterblichkeit und Morbidität im Zusammenhang mit Hitze.

Verschiedene Zukunftsszenarien sagen einen erheblichen Anstieg der Durchschnittstemperaturen voraus, wobei Extremereignisse wie Hitzewellen zu einem Anstieg der damit verbundenen Gesundheitsbelastung führen werden. Inwieweit diese Auswirkungen in den letzten Jahrzehnten bereits eingetreten sind, wurde jedoch bisher nicht untersucht.

Die vorliegende Studie konzentrierte sich auf die vom Menschen verursachte globale Erwärmung durch eine „detection & attribution“-Studie, die beobachtete Phänomene identifiziert und auf Veränderungen des Klimas und des Wetters zurückführt.

Konkret untersuchten die Wissenschaftler vergangene Wetterbedingungen, die unter Szenarien mit und ohne menschengemachte Emissionsquellen simuliert wurden. Dies ermöglichte es den Forschern, die Erwärmung und die damit verbundenen gesundheitlichen Auswirkungen, die mit menschlichen Aktivitäten verbunden sind, von natürlichen Trends zu trennen.

  • Die hitzebedingte Sterblichkeit wurde als die Anzahl der Todesfälle definiert, die auf Hitze zurückzuführen sind und bei einer Exposition auftreten, die höher ist als die für die menschliche Gesundheit optimale Temperatur, die von Ort zu Ort sehr unterschiedlich ist.

Während im Durchschnitt mehr als ein Drittel der hitzebedingten Todesfälle auf den vom Menschen verursachten Klimawandel zurückzuführen sind, variieren die Auswirkungen je nach Region erheblich.

Die Zahl der klimabedingten Hitzetoten reicht von einigen Dutzend bis zu mehreren hundert Todesfällen pro Jahr und Stadt, je nach den lokalen Klimaveränderungen in der jeweiligen Region und der Anfälligkeit der Bevölkerung, wie bereits oben dargestellt.

  • Dabei sind die Menschen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen, die in der Vergangenheit für einen geringen Teil der durch den Menschen verursachten Emissionen verantwortlich waren, am stärksten betroffen.

Beispiel Großbritannien

In Großbritannien beispielsweise könnten 35 Prozent der hitzebedingten Todesfälle auf den vom Menschen verursachten Klimawandel zurückgeführt werden, was etwa 82 Todesfällen in London, 16 Todesfällen in Manchester, 20 in den West Midlands oder 4 in Bristol und Liverpool pro Sommersaison entspricht.

Dr. Ana M. Vicedo-Cabrera, von der Universität Bern und Erstautorin der Studie, erwartet, dass der Anteil der hitzebedingten Todesfälle weiter zunehmen wird, wenn nichts gegen den Klimawandel unternommen wird oder die Menschen sich nicht anpassen.

Bisher sei die globale Durchschnittstemperatur nur um etwa 1°C gestiegen, was nur ein Bruchteil dessen ist, was der Menschheit noch bevorstehen könnte, wenn die Emissionen weiterhin ungebremst steigen, so die Forscherin.

Den Studienautoren zufolge sind ihre Ergebnisse ein weiterer Beweis für die Notwendigkeit, strenge Maßnahmen zur Eindämmung der zukünftigen Erwärmung zu ergreifen und Maßnahmen einzuleiten, um die Bevölkerung vor den negativen Folgen der Hitzeexposition zu schützen.

  • Die Autoren der vorliegenden Studie betonen, dass sie aufgrund fehlender empirischer Daten nicht alle Weltregionen einbeziehen konnten – zum Beispiel große Teile Afrikas und Südasiens.

Quellen

Der Beitrag beschäftigt sich mit einem medizinischen Thema, einem Gesundheitsthema oder einem oder mehreren Krankheitsbildern. Dieser Artikel dient nicht der Selbst-Diagnose und ersetzt auch keine Diagnose durch einen Arzt oder Facharzt. Bitte lesen und beachten Sie hier auch den Hinweis zu Gesundheitsthemen!

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