Welche Methoden werden während der Kunsttherapie angewendet?

Psychische Gesundheit

Torsten Lorenz, aktualisiert am 19. Juli 2023, Lesezeit: 5 Minuten

Kunsttherapie ist eine Form der Psychotherapie, die Kreativität als Teil eines psychotherapeutischen Prozesses nutzt. Der Begriff wurde erstmals von dem britischen Künstler Adrian Hill verwendet.

  • Welche psychischen Störungen und Probleme können mit Kunst behandelt werden? Ist Kunsttherapie mehr als Kunstunterricht?

Was ist Kunsttherapie?

Die British Association of Art Therapists (BAAT) definiert Kunsttherapie als eine Form der Psychotherapie, bei der künstlerische Elemente als primäres Kommunikationsmittel verwendet werden.

  • Die Kunsttherapie besteht darin, dass der Teilnehmenden mit Hilfe des Therapeuten beispielsweise künstlerische Objekte wie Bilder, Skulpturen oder literarische Werke schafft.

Anschließend werden die darin enthaltenen Bedeutungen sowie die Erfahrungen während des Schaffensprozesses im Dialog mit dem Therapeuten besprochen und versucht, mögliche Lösungsansätze zu festigen.

  • Die Kunsttherapie verbessert die Fähigkeit eines Menschen zur Wahrnehmung und zum Verständnis seiner Umwelt direkt über die Sinne.

Besondere Fähigkeiten oder künstlerische Begabungen des Teilnehmers an der Kunsttherapie sind nicht erforderlich. Wichtig sind der Schaffensprozess, der Ausdruck von Emotionen und das gemeinsame Besprechen der Arbeit.

Kunsttherapie ist an einen streng psychotherapeutischen Kontext von Aktivitäten gebunden. Das unterscheidet die Kunsttherapie von der Ergotherapie. Ziel ist es, den Patienten zu ermutigen, neue Bedeutungen zu schaffen und diese zu interpretieren.

Was macht man in Kunsttherapie und welche Arten gibt es?

Der Patient ist ein Künstler, der seine eigenen Assoziationen, Interpretationen und Gefühle mitteilt. Die Kunsttherapie gibt dem Patienten die Möglichkeit, sich selbst und die Art seiner Probleme besser zu verstehen. Kunsttherapie kann den Blick auf sich selbst verändern.

Die Kunsttherapie ist weit verbreitet. Dabei kommen verschiedene Formen der Kreativität zum Einsatz. Dazu gehören Malerei, Fotografie, Film, Märchentherapie oder Poesie- und Bibliotherapie.

Im Rahmen der Kunsttherapie können auch Klangtherapie, Musiktherapie, Choreotherapie oder Therapie mit Naturgeräuschen eingesetzt werden. Bei der Kunsttherapie für Kinder wird häufig Musik eingesetzt. Auch Pantomime ist eine kunsttherapeutische Technik.

Therapieziele

Das Hauptziel der Kunsttherapie ist es, dem Patienten zu ermöglichen, seine Persönlichkeit durch künstlerische Aktivitäten zu entwickeln und zu sich selbst zu finden.

Der Selbstausdruck, der kreative Prozesse begleitet, soll Menschen helfen, psychische Probleme zu lösen und ihr Verhalten zu beeinflussen. Ziele der Kunsttherapie sind unter anderem:

Stress reduzieren,

• Abbau der Spannung,
Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl steigern,
• zwischenmenschliche Fähigkeiten entwickeln,
• Verstehen der Motive des eigenen Verhaltens, Selbstbeobachtung, Selbstbetrachtung
• Entwicklung von Spontanität.

Kunsttherapie wird oft bei der Behandlung von psychischen Störungen eingesetzt, inklusive bei der Behandlung von Depressionen, Angstzuständen, Sucht, bei der Behandlung von Persönlichkeitsstörungen, Autismus.

Kunsttherapie wird auch zur Therapie von Problemen in familiären Beziehungen, bei sexuellem Missbrauch, aber auch bei körperlichen oder neurologischen Störungen eingesetzt.

Für wen ist eine Kunsttherapie geeignet?

  • Es kann bei Patienten fast jeden Alters angewendet werden – von kleinen Kindern bis zu älteren Menschen.
  • Kunsttherapie kann in einer Vielzahl von therapeutischen Bereichen eingesetzt werden. Die Behandlung von psychischen Störungen ist ebenso möglich wie die unterstützende Behandlung von körperlichen Erkrankungen.

Welche Krankenkassen übernehmen Kunsttherapie?

Kunsttherapie gehört nicht zum Pflichtleistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen, ist also immer eine IGeL.

Allerdings finden sich einige handwerkliche oder gestalterische Methoden als Bestandteil der Ergotherapie oder der medizinischen Rehabilitation im Leistungskatalog der GKV.

Gruppentherapien mit darstellenden Künsten reduzieren Angst- und Depressionssymptome

Gruppentherapien mit darstellenden Künsten scheinen Angstzustände und Depressionen zu lindern, so das Ergebnis einer systematischen Überprüfung (Review) der verfügbaren Forschungsdaten.

Wissenschaftler der Universität Exeter untersuchten die Auswirkungen von Gruppentherapien mit darstellenden Künsten auf die Schwere der Symptome, das Wohlbefinden, die Lebensqualität, die funktionale Kommunikation und die soziale Teilhabe.

  • In einer Studie, die in der Fachzeitschrift BMJ Open veröffentlicht wurde, überprüften die Forschenden 171 Studien und schlossen 12 Studien ein, die die Auswahlkriterien erfüllten.

Die zwischen 2004 und 2021 veröffentlichten Studien umfassten insgesamt 669 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Angst und/oder Depression aus neun Ländern und deckten fünf verschiedene Formen der darstellenden Kunst ab: Tanz, Musiktherapie, Kunsttherapie, kampfkunstbasierte Therapien und Theater.

  • Tanz war die am häufigsten untersuchte Kunstform, zu der fünf Studien in die Auswertung eingingen.

Laut dem leitenden Wissenschaftler Dr. Max Barnish von der University of Exeter Medical School sind Angstzustände und Depressionen Gesundheitsprobleme, für die dringend nichtmedikamentöse Behandlungen zur Linderung der Symptome benötigt werden. Die Wissenschaftler fanden in einer Reihe von Studien vielversprechende Ergebnisse, doch die Forschung auf diesem Gebiet stagniert.

Angstzustände und der Schweregrad von Depressionen waren die Ergebnisse, die bei den Forschern auf das größte Interesse stießen. Ein Viertel der Studien untersuchte auch das Wohlbefinden, beispielsweise die Lebenszufriedenheit, oder wie Kunst die Fähigkeit zur sozialen Interaktion verbessert.

Nur zwei Studien befassten sich mit der Lebensqualität und keine untersuchte den Nutzen für die Alltagskommunikation. Der Review zeigte, dass das Feld zwar vielversprechend ist, die Evidenzbasis aber noch viel Raum für Entwicklung lässt.

Quellen

  • National Health Service (NHS)
  • National Institutes of Health (NIH)
  • British Association of Art Therapists (BAAT)
  • Maxwell S Barnish et al, Group-based active artistic interventions for adults with primary anxiety and depression: a systematic review, BMJ Open (2023). DOI: 10.1136/bmjopen-2022-069310

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