Herzmuskelentzündung: Symptome, Ursachen und Behandlung

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Medizin Doc Redaktion, Veröffentlicht am: 18.01.2024, Lesezeit: 7 Minuten

Myokarditis, häufig als Herzmuskelentzündung bezeichnet, ist eine ernst zu nehmende Erkrankung des Herzens. Sie kann plötzlich auftreten und ohne angemessene Behandlung schwerwiegende Folgen haben. In diesem Blogbeitrag werden wir uns eingehend mit den Symptomen, Ursachen und Behandlungsmethoden der Myokarditis auseinandersetzen.

Was ist eine Herzmuskelentzündung?

Die Myokarditis ist eine entzündliche Erkrankung des Herzmuskels, die durch verschiedene Faktoren verursacht werden kann. Sie beeinträchtigt die Fähigkeit des Herzens, Blut effizient zu pumpen und kann zu einer Reihe von Komplikationen führen.

Obwohl sie Menschen jeden Alters betreffen kann, wird sie häufig bei jüngeren Erwachsenen zwischen 20 und 40 Jahren diagnostiziert. Männer sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Frauen. Die Myokarditis kann in leichten Fällen folgenlos ausheilen, sie kann aber auch zu bleibenden Schäden am Herzen oder sogar zum Tod führen.

Etwa 10 bis 20 von 100.000 Menschen pro Jahr entwickeln eine akute Myokarditis. Bei 5% der Patienten mit ungeklärten Herzbeschwerden liegt eine Myokarditis vor. Aufgrund unspezifischer Symptome wird die Erkrankung allerdings häufig nicht oder zu spät erkannt, sodass die tatsächlichen Zahlen vermutlich höher liegen.

Symptome einer Herzmuskelentzündung erkennen

Die Symptome einer Myokarditis können vielfältig und oft unspezifisch sein. Nicht selten treten grippeähnliche Beschwerden wie Fieber, Gliederschmerzen oder Husten auf, bevor es zu den eigentlichen Herzsymptomen kommt.

Typische Anzeichen sind:

  • Brustschmerzen oder Druckgefühl hinter dem Brustbein, die in Ruhe oder bei Belastung auftreten können
  • Schnelle oder unregelmäßige Herzschläge (Herzrasen oder -stolpern)
  • Kurzatmigkeit bereits bei leichter Belastung oder sogar in Ruhe
  • Müdigkeit und Erschöpfung
  • Schwellungen an Beinen oder Füßen aufgrund von Flüssigkeitsansammlungen (Ödeme)

Bei manchen Betroffenen treten allerdings keine oder nur sehr milde Symptome auf, sodass die Erkrankung leicht übersehen werden kann. Wiederum andere erleiden einen fulminanten Beginn mit akutem Herzversagen oder Herzrhythmusstörungen.

Sollten die genannten Beschwerden auftreten, ist daher dringend ärztlicher Rat einzuholen. Nur durch eine genaue Diagnostik lässt sich ausschließen oder bestätigen, ob eine Myokarditis vorliegt.

Mögliche Ursachen für eine Myokarditis

Eine Vielzahl von Auslösern kann hinter einer Myokarditis stecken. Am häufigsten wird sie durch Virusinfektionen verursacht. Aber auch andere Faktoren können eine Rolle spielen:

Viren

Virale Infektionen sind die Hauptauslöser für eine Myokarditis. Insbesondere Enteroviren, Adenoviren und Herpesviren, aber auch HIV, Hepatitis C oder Grippeviren (Influenzaviren) wurden als Verursacher identifiziert.

Sie setzen Entzündungsprozesse im Herzmuskelgewebe in Gang und schädigen Muskelzellen. Außerdem können sie Autoimmunreaktionen anstoßen, bei denen körpereigene Abwehrzellen gesundes Herzgewebe angreifen.

Bakterien

Auch bakterielle Infektionen können eine Myokarditis hervorrufen oder begünstigen. Zu den nachgewiesenen Erregern zählen etwa Streptokokken, Staphylokokken oder Borrelien (Auslöser der Lyme-Borreliose).

Bakterien setzen Giftstoffe frei, die Herzmuskelzellen schädigen können. Zusätzlich aktivieren sie Entzündungsmechanismen und Autoimmunprozesse.

Pilze und Parasiten

Pilze wie Aspergillus-Arten oder Candida albicans und Parasiten wie Toxoplasmen wurden seltener als Auslöser einer Myokarditis identifiziert.

Ihr Anteil liegt bei weniger als 5% der Fälle. Sie können aber gerade bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem gefährliche Herzentzündungen triggern.

Autoimmunerkrankungen

Bei Autoimmunprozessen richtet sich die körpereigene Abwehr fälschlicherweise gegen das Herzgewebe.

Viren oder Bakterien fungieren oft als Auslöser dieser Fehlsteuerung des Immunsystems. Aber auch andere Grunderkrankungen wie Rheuma, Lupus erythematodes oder Morbus Crohn erhöhen das Risiko für eine autoimmune Myokarditis.

Sonstige Ursachen

Weitere, seltenere Auslöser sind:

  • Chemikalien: Z.B. Alkohol, Drogen oder Chemotherapeutika
  • Strahlen: Radioaktive Strahlentherapie bei Krebserkrankungen
  • Allergien: Allergische Reaktionen auf Medikamente oder Insektengifte

Diagnoseverfahren der Herzmuskelentzündung

Da die Symptome einer Myokarditis oft unspezifisch sind, ist eine genaue Diagnostik entscheidend. Es kommen mehrere Verfahren zum Einsatz, um die Erkrankung nachzuweisen:

Elektrokardiogramm (EKG)

Das EKG zeichnet die elektrische Aktivität des Herzens auf. Typische Veränderungen bei einer Myokarditis sind ST-Strecken-Veränderungen und Rhythmusstörungen. Allerdings kann das EKG auch völlig unauffällig sein.

Echokardiographie

Die Echokardiographie (Herzultraschall) ermöglicht die Darstellung von Struktur und Funktion des Herzmuskels. Sie kann Entzündungszeichen wie eine Pumpschwäche, Wandbewegungsstörungen oder Flüssigkeitsansammlungen sichtbar machen.

Magnetresonanztomographie (MRT)

Die Magnetresonanztomographie ist die aussagekräftigste Methode zum Nachweis und zur Überwachung einer Myokarditis. Sie kann bereits geringste Entzündungsherde und Narbengewebe im Herzmuskel darstellen.

Endomyokardbiopsie

Die Entnahme einer Gewebeprobe aus dem Herzinneren gilt als Referenzmethode zur Diagnosesicherung. Allerdings ist die Biopsie aufwendig und birgt Komplikationsrisiken, weshalb sie nur in Zweifelsfällen zum Einsatz kommt.

Blutuntersuchung

Im Blut lassen sich Entzündungsmarker (CRP, Leukozyten) und Herzenzyme (Troponin) bestimmen. Sie geben Hinweise auf das Vorliegen und den Schweregrad einer Myokarditis, können sie aber nicht eindeutig beweisen.

Behandlungsmethoden und Therapieansätze

Die Behandlung der Myokarditis richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung:

Schonung bei leichten Verläufen

Bei milden Verläufen kann eine Schonung des Herzens durch körperliche Ruhe und Vermeidung von Belastungen ausreichen. Begleitend kommen Medikamente zum Einsatz.

Medikamentöse Therapie

  • Entzündungshemmende Mittel (NSAR) lindern Beschwerden und bremsen die Entzündungsprozesse.
  • ACE-Hemmer und Betablocker unterstützen das Herz bei seiner Pumparbeit.
  • Diuretika entlasten durch die Ausscheidung überschüssiger Flüssigkeit.

Immunsuppressiva bei Autoimmunprozessen

Lässt sich eine autoimmune Genese nachweisen, können zusätzlich Immunsuppressiva wie Kortison zum Einsatz kommen. Sie unterdrücken die fehlgeleitete Immunantwort.

Antivirale Medikamente

Antivirale Mittel greifen direkt die auslösenden Viren an und stoppen deren Vermehrung. Sie werden derzeit meist noch experimentell eingesetzt.

Intravenöse Immunglobuline

Immunglobuline sind Eiweiße des Immunsystems. Intravenös verabreicht können sie überschießende Entzündungsreaktionen dämpfen.

Herzunterstützende Maßnahmen

Bei schweren Verläufen mit Herzschwäche oder Rhythmusstörungen kommen unterstützende Verfahren wie ein Schrittmacher oder die Membran-Oxygenierung zum Einsatz. Sie überbrücken kritische Phasen.

Prävention: Wie lässt sich eine Myokarditis verhindern?

Eine Myokarditis lässt sich nicht mit absoluter Sicherheit verhindern. Das Risiko lässt sich aber durch einige präventive Maßnahmen reduzieren:

Impfungen

Impfungen schützen vor vielen viralen Erregern wie Masern, Mumps, Grippe oder Hepatitis. Sie beugen damit Infektionen vor, die zu einer Herzmuskelentzündung führen können.

Hygienemaßnahmen

Gute Hygiene wie Händewaschen, Desinfizieren oder Isolation bei Infekten verringert die Gefahr einer Ansteckung mit Viren oder Bakterien.

Gesunder Lebensstil

Ausgewogene Ernährung, Sport, Verzicht auf Rauchen und wenig Alkohol stärken die Abwehrkräfte und Widerstandsfähigkeit des Körpers gegen Infektionen.

Dennoch bleibt immer ein Restrisiko. Bei typischen Beschwerden sollte man daher stets hellhörig werden und zeitnah einen Arzt aufsuchen.

Langzeitfolgen und Prognose bei Herzmuskelentzündungen

Viele Patienten erholen sich vollständig von einer Myokarditis, vor allem wenn sie frühzeitig behandelt wird. Dennoch sind Komplikationen möglich:

Herzinsuffizienz

Bei etwa 5 bis 30% der Betroffenen kommt es zu einer chronischen Herzschwäche (Herzinsuffizienz). Sie führt zu fortschreitenden Pumpstörungen mit Leistungseinbußen und Luftnot.

Herzrhythmusstörungen

Gelegentlich persistieren Rhythmusstörungen, die das Risiko für Ohnmachtsanfälle oder plötzlichen Herztod erhöhen. Eine dauerhafte Kontrolle mittels EKG ist dann notwendig.

Plötzlicher Herztod

Infolge von Narbenbildung kann die Erregungsleitung im Herzen gestört sein, sodass lebensgefährliche Kammerflimmern ausgelöst werden. Die Gefahr plötzlichen Herztodes ist erhöht.

Herztransplantation

In Einzelfällen versagt die Herzfunktion völlig, sodass als letzte Option eine Herztransplantation infrage kommen kann.

Um Spätfolgen rechtzeitig zu erkennen, sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen auch nach Abklingen der akuten Symptomatik sehr wichtig. Bei Verdachtsfällen sollte stets ein Kardiologe hinzugezogen werden.

Quellen

  1. Myokarditis, Wikipedia, 2024. 
  2. Viral Myocarditis-Incidence, Diagnosis and Management. Olejniczak M, Schwartz M, Webber E, Shaffer A, Perry TE.J Cardiothorac Vasc Anesth. 2020 Jun;34(6):1591-1601. doi: 10.1053/j.jvca.2019.12.052. Epub 2020 Jan 7.PMID: 32127272 Review.
  3. MyocarditisSagar S, Liu PP, Cooper LT Jr.Lancet. 2012 Feb 25;379(9817):738-47. doi: 10.1016/S0140-6736(11)60648-X. Epub 2011 Dec 18.PMID: 22185868 Free PMC article. Review.

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