Ein Drittel aller neuen Asthma-Erkrankungen bei Kindern in Europa durch Luftverschmutzung (Feinstaubbelastung)

Umwelt und Gesundheit

Medizin Doc Redaktion, aktualisiert am 6. Februar 2020, Lesezeit: 5 Minuten

Chronische Atemwegserkrankungen: Asthma bei Kindern: Asthma ist die häufigste chronische Krankheit bei Kindern und wird mit erhöhter Morbidität und Mortalität in Verbindung gebracht. Neue Erkenntnisse haben ergeben, dass die Belastung durch Luftverschmutzung das Risiko, in Kindesalter an Asthma zu erkranken, erhöhen kann.

Wenn die europäischen Länder die WHO-Richtlinien für die Luftqualität (Feinstaubbelastung, PM2,5) einhalten würden, könnten jedes Jahr bis zu 11 Prozent der neuen Asthmafälle bei Kindern verhindert werden.

Zudem könnten in den europäischen Ländern jährlich bis zu 33 Prozent der neuen Asthmaerkrankungen verhindert werden, wenn es ihnen gelänge, die Luftverschmutzung auf die niedrigsten in der einschlägigen Fachliteratur verzeichneten Werte zu reduzieren.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie unter der Leitung des Barcelona Institute for Global Health (ISGlobal), die im European Respiratory Journal veröffentlicht wurde.

Die vorliegende Studie hat die Belastung durch Asthma bei Kindern in 18 europäischen Ländern und mehr als 63,4 Millionen Kindern berechnet und kam zu dem Schluss, dass eine große Anzahl von Krankheitsfällen auf die Belastung durch Luftverschmutzung zurückzuführen sein könnte.

Der zurechenbare Prozentsatz neuer jährlicher Fälle variiert dabei je nach den drei untersuchten Schadstoffen: 33 Prozent für die Feinstaubbelastung (PM2,5), 23 Prozent für die Stickstoffoxidbelastung (NO2) und 15 Prozent für die Rußbelastung (BC).

Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung wurden Volkszählungsdaten aus 18 europäischen Ländern verwendet und die Inzidenzraten von Asthma bei Kindern aus der Datenbank der Global Burden of Disease (GBD)-Studie ermittelt.

Die Belastungen durch die verschiedenen Schadstoffe wurden anhand eines harmonisierten europäischen statistischen Modells (Landnutzungsregression) berechnet, das auf mehreren Messungen in Europa basiert.

Um die Belastung durch Asthma bei Kindern abzuschätzen, stellten die Forscher zwei verschiedene Szenarien auf: Das erste basierte auf den von den Luftqualitätsrichtlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Höchstwerten der Luftverschmutzung. Das zweite Szenario nahm die niedrigsten Luftverschmutzungswerte aus 41 früheren Studien als Referenz.

Die Analyse für das erste Szenario ergab, dass 66.600 der neuen Fälle von Asthma bei Kindern (11Prozent der gesamten Vorfälle) pro Jahr verhindert werden könnten, wenn die 18 untersuchten Länder die WHO-Luftqualitätsrichtlinie für Feinstaub (PM2.5) einhalten würden. Die Einhaltung der NO2-Richtlinie (Stickstoffoxidbelastung) wurde auf 2.400 Asthmafälle bei Kindern pro Jahr (0,4 Prozent der gesamten Vorfälle) geschätzt.

Die Analyse zeigte, dass die Einhaltung der WHO-Empfehlungen für Feinstaub zwar eine signifikante Verringerung des Prozentsatzes der jährlichen Asthmafälle bei Kindern bedeuten würde, dass dies aber bei der Stickstoffoxidbelastung nicht der Fall ist, wo 0,4 Prozent der Fälle verhindert würden, so die Wissenschaftler.

Daher zeigen die Schätzungen, dass der aktuelle NO2-Richtwert der WHO für die Luftqualität einen wesentlich geringeren Schutz zu bieten scheint als der Richtwert für Feinstaub.

„Wir schlagen vor, dass diese Werte aktualisiert und gesenkt werden müssen, um die Gesundheit von Kindern besser schützen zu können“, sagt David Rojas-Rueda, einer der Wissenschaftler, die diese Studie am Barcelona Institute for Global Health (ISGlobal) geleitet hat.

Nach den Ergebnissen des zweiten Szenarios zu Folge könnten, wenn die 18 Länder die niedrigsten, in früheren Studien festgestellten Feinstaub-Werte einhalten würden, jährlich mehr als 190.000 Fälle von neuen Asthma-Erkrankungen (oder 33 Prozent der Krankheitsfälle) verhindert werden. Die Zahl der neuen Fälle, die pro Jahr vermieden werden könnten, wenn die niedrigsten NO2- und Rußwerte erreicht würden, läge bei 135.000 (oder 23 Prozent) bzw. 89.000 (oder 15 Prozent aller neuen Krankheitsfälle).

Insgesamt stehen diese Schätzungen im Einklang mit zwei früheren Studien aus Großbritannien, in denen festgestellt wurde, dass der Prozentsatz des jährlichen Asthmaanfalls bei Kindern, der auf Stickstoffoxidbelastung zurückzuführen ist, 22 Prozent beträgt. Eine andere Studie schätzte, dass 4 Millionen neue Kinderasthmafälle jährlich auf Stickstoffoxidbelastung zurückzuführen sein könnten, wobei 64 Prozent davon in städtischen Zentren auftreten.

Haneen Khreis, Hauptautorin der Studie und Forscherin am Texas A&M Transportation Institute, ist der Ansicht, dass diese Analyse „einen dringenden Handlungsbedarf“ aufzeigt. Erst in den vergangenen zwei Jahren sind mehrere Analysen zur Luftverschmutzung und zum Auftreten von Asthma bei Kindern erschienen, was die verschiedenen Forschungsteams darin bestärkt, dass die Luftverschmutzung wesentlich zur Belastung durch Kinderasthma beiträgt, so die Wissenschaftlerin.

Die 18 europäischen Länder, die in die Studie einbezogen wurden, waren Dänemark, Deutschland, Belgien, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Griechenland, Litauen, die Niederlande, Norwegen, Österreich, Schweden, Portugal, die Schweiz, Spanien, Ungarn sowie das Vereinigte Königreich. Länder aus Osteuropa wurden aufgrund fehlender Daten zur Luftverschmutzung nicht mit einbezogen.

Quelle: Haneen Khreis, Marta Cirach, Natalie Mueller, Kees de Hoogh, Gerard Hoek, Mark J. Nieuwenhuijsen und David Rojas-Rueda. Outdoor Air Pollution and the Burden of Childhood Asthma across Europe/European Respiratory Journal (ERJ)

Dieser Beitrag beschäftigt sich mit einem medizinischen Thema, einem Gesundheitsthema oder einem oder mehreren Krankheitsbildern. Dieser Artikel dient nicht der Selbst-Diagnose und ersetzt auch keine Diagnose durch einen Arzt oder Facharzt. Bitte lesen und beachten Sie hier auch den Hinweis zu Gesundheitsthemen!

 

 

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