Studie: Flammschutzmittel im Wohnzimmern können Diabetes verursachen

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Medizin Doc Redaktion, aktualisiert am 10. November 2020, Lesezeit: 4 Minuten

Was ist die Ursache für Diabetes? Laut einer neuen Untersuchung der University of California, Riverside führen Flammschutzmittel, die in fast jedem Haushalt zu finden sind, dazu, dass Mäuse Nachkommen gebären, die an Diabetes erkranken. Die meisten Flammschutzmittel sind gesundheitlich bedenklich. Seit Jahren finden sich von einigen Flammschutzmitteln steigende Konzentrationen im Hausstaub, im Blut und in der Muttermilch.

Diabetes durch Chemikalien in der Wohnung

Diese Flammschutzmittel (Polybromierte Diphenylether, PBDE), werden mit Diabetes bei erwachsenen Menschen in Verbindung gebracht. Die vorliegende Studie zeigt, dass Flammschutzmittel (Polybromierte Diphenylether, PBDE) bei Mäusen, die der Chemikalie nur durch ihre Mütter ausgesetzt sind, Diabetes verursachen.

Die Mäuse bekamen das Flammschutzmittel (Polybromierte Diphenylether, PBDE) von ihren Müttern im Mutterleib und als Säuglinge über die Muttermilch. Bemerkenswerterweise erkrankten die weiblichen Nachkommen im Erwachsenenalter, lange nachdem sie den Chemikalien ausgesetzt waren, an Diabetes, erklärt erklärt Elena Kozlova, leitende Studienautorin und Doktorandin der Neurowissenschaften an der UC Riverside.

Flammschutzmittel und Diabetes

Flammschutzmittel (Polybromierte Diphenylether, PBDE) sind übliche Chemikalien, die beispielsweise Möbeln und Elektronik zur Vermeidung von Bränden zugesetzt werden. Da die Chemikalien nicht chemisch gebunden werden, können sie beispielsweise durch Verdunsten oder Abrieb aus Produkten weitläufig in die Umwelt (Umgebungsluft) getragen werden. Die Chemikalien finden sich in der Innenluft Wohnungen, Autos und Flugzeugen.

Flammschutzmittel (Polybromierte Diphenylether, PBDE) sind überall im Haus. Es ist unmöglich, sie vollständig zu vermeiden, erklärt die Neurowissenschaftlerin und korrespondierende Autorin der Studie, Dr. Margarita Curras-Collazo.

Vor dem Hintergrund ihres früheren Zusammenhangs mit Diabetes bei erwachsenen Männern und Frauen sowie bei schwangeren Frauen wollten Curras-Collazo und ihr Team verstehen, ob diese Chemikalien schädliche Auswirkungen auf Kinder von PBDE-exponierten Müttern haben könnten. Aber solche Experimente können nur an Mäusen durchgeführt werden.

Diabetes führt zu erhöhten Blutzuckerwerten. Nach einer Mahlzeit setzt die Bauchspeicheldrüse das Insυlinhormon frei, das den Zellen hilft, den Glukosezucker aus der Nahrung zu verwerten. Wenn Zellen gegen das Insυlinhormon resistent sind, funktioniert es nicht wie vorgesehen und der Blutzuckerspiegel bleibt auch dann hoch, wenn keine weiter Nahrung aufgenommen wurde.

Chronisch hohe Glukosespiegel können beispielsweise zu Schäden an Augen, Nieren, Herz und Nerven führen. Er kann zudem auch zu lebensbedrohlichen Erkrankungen führen.

Diese Studie ist den Forschern zufolge bislang einzigartig, weil sowohl die Mütter als auch ihre Nachkommen auf alle Merkmale von Diabetes getestet wurden, die beim Menschen auftreten. Diese Art von Tests wurde noch nie zuvor durchgeführt.

Die Forscher verabreichten den Mäusemüttern ein Flammschutzmittel (Polybromierte Diphenylether, PBDE) in niedrigen Konzentrationen, die mit der durchschnittlichen Umweltbelastung von Frauen sowohl während der Schwangerschaft als auch während der Stillzeit vergleichbar sind.

Alle Babys entwickelten eine Glukoseintoleranz

Alle Babys entwickelten eine Glukoseintoleranz, hohe Nüchternglukosespiegel, Insυlinhormon-Unempfindlichkeit und niedrige Blut-Inselhormonspiegel, die allesamt Kennzeichen von Diabetes sind. Darüber hinaus stellten die Forscher fest, dass die Säuglinge hohe Spiegel von Endocannabinoiden in der Leber aufwiesen, Moleküle, die mit Appetit, Stoffwechsel und Fettleibigkeit assoziiert sind.

Obwohl die Mütter eine gewisse Glukoseintoleranz entwickelten, waren sie nicht so betroffen wie ihre Nachkommen.

Chemikalien in der Umwelt können auf die Nachkommen übertragen werden

Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass Chemikalien in der Umwelt, wie Flammschutzmittel (Polybromierte Diphenylether, PBDE), von der Mutter auf die Nachkommen übertragen werden können, und die Exposition gegenüber ihnen während der frühen Entwicklungsphase ist gesundheitsschädlich, so die Autoren der Studie.

Das Forschungsteam ist der Ansicht, dass künftige Längsschnittstudien am Menschen erforderlich sind, um die Langzeitfolgen einer frühzeitigen PBDE-Exposition zu bestimmen.

Es ist wichtig zu wissen, ob menschliche Babys, die sowohl vor als auch nach der Geburt Flammschutzmittel (Polybromierte Diphenylether, PBDE) ausgesetzt sind, später zu zuckerkranken Kindern und Erwachsenen werden, so die Wissenschaftler.

Die Forscher glauben, dass die Vorteile, die Babys aus der Muttermilch ziehen, bei weitem die Risiken überwiegen, die mit der Weitergabe der Flammschutzmittel (Polybromierte Diphenylether, PBDE) an Kinder verbunden sind. Sie raten davon ab, das Stillen einzuschränken. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden in der Fachzeitschrift Scientific Reports (nature.com) veröffentlicht (Titel: Maternal transfer of environmentally relevant polybrominated diphenyl ethers (PBDEs) produces a diabetic phenotype and disrupts glucoregulatory hormones and hepatic endocannabinoids in adult mouse female offspring)

Polybromierte Diphenylether (PBDE) werden laut dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) bereits seit circa 40 Jahren in beträchtlichem Umfang als Flammschutzmittel in Kunststoffen, in Elektrogeräten wie beispielsweise Computern, Laptops, TV-Geräten oder Baumaterialien verwendet. Ein großer Teil der Flammschutzmittel ist gesundheitsschädlich. Seit mehreren Jahren finden sich von einigen Flammschutz-Mitteln steigende Konzentrationen im Hausstaub, im Blut und in der Muttermilch.

(Quellen: University of California, Riverside / Scientific Reports / Nature.com)

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