Studie: Blutdruck senken ohne Medikamente, Pillen oder Tabletten

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Medizin Doc Redaktion, aktualisiert am 25. September 2022, Lesezeit: 4 Minuten

Was hilft gegen Bluthochdruck?

Ein einfaches Atem-Widerstandstraining von 5 Minuten pro Tag senkt den Blutdruck (Hypertonie) genauso stark wie beispielsweise bestimmte Medikamente oder Sport.

  • Eine wissenschaftliche Studie von Forschern in den USA hat gezeigt, dass ein tägliches fünfminütiges Atem-Widerstandstraining für das Zwerchfell und andere Atemmuskeln einen positiven Einfluss auf die Herzgesundheit hat und den Blutdruck senkt.

Atem-Widerstandstraining bei Hypertonie so wirksam wie Sport oder Medikamente

Forscherinnen und Forscher der University of Colorado, der University of Arizona und des Alma College fanden heraus, dass Atem-Widerstandstraining den Blutdruck genauso stark senken kann wie beispielsweise bestimmte Medikamente oder körperliche Fitnessübungen.

Die Wissenschaftler untersuchten in dieser Studie eine neue Art von Therapie zur Senkung des Blutdrucks – das sogenannte Atem-Widerstandstraining.

Beim Atem-Widerstandstraining atmet man jeden Tag circa fünf Minuten lang in ein kleines Atemgerät ein. In der Studie wurde zum training der Atemmuskeln das Gerät Powerbreathe verwendet. Das Gerät ist eines von mehreren auf dem Markt, sieht aus wie ein Inhalator und ist unter anderem in Apotheken erhältlich.

Durch das Atem-Wiederstands-Gerät wird man gezwungen, seine Atemmuskeln zu benutzen, um Luft durch das Gerät zu pressen und einzuatmen, wodurch die Atemmuskeln leistungsfähiger werden. 

Wie die Forscher herausfanden, wird so auch der Blutdruck gesenkt. Dieses Gerät wird bereits seit einigen Jahren zur Unterstützung von Sportlern, Sängern und Menschen mit schwacher Lungenmuskulatur eingesetzt.

Die Forscherinnen und Forscher untersuchten mehrere Gruppen gesunder Probanden, im Alter von 18 bis 82 Jahren, die sechs Wochen lang jeden Tag ein paar Minuten lang mit dem Atemgerät trainierten. 

  • Dabei atmeten sie 30 Mal pro Sitzung mit dem Gerät ein und aus. Bei jedem der Freiwilligen wurde der Blutdruck vor und nach dem Training gemessen.

Die Forschenden beobachteten, dass der systolische Blutdruck (die oberste Zahl der Blutdruckmessung) im Durchschnitt um 9 mmHg sank – der normale Blutdruck ist definiert als 120/80. 

Die Wissenschaftler beschreiben die Veränderung als signifikant, genauso stark wie bei manchen Patienten mit Medikamenten. 

Außerdem stellten sie fest, dass die Wirkung der Blutdrucksenkung bei vielen Patienten ähnlich ausfällt, die mit einem Ausdauertraining beginnen, wie zum Beispiel Gehen, Radfahren oder Laufen. 

Das Training könnte von Betroffenen jeden Alters genutzt werden, die nicht in der Lage sind, ihren Blutdruck durch Sport zu senken.

Wie senkt das Atemtraining den Blutdruck? 

Die Forscher verweisen auf die Rolle der Endothelzellen, die die Blutgefäße dem Menschen auskleiden und die Produktion von Stickstoffmonoxid fördern. 

Stickstoffmonoxid erweitert die Blutgefäße und fördert so den Blutfluss, was die Bildung von Plaque in den Arterien verhindert. 

Die Wissenschaftler fanden heraus, dass ein sechswöchiges Krafttraining der Einatemmuskulatur (IMST, Inspiratory Muscle Strength Training) die Endothelfunktion um etwa 45 Prozent steigern kann. Es ist ferner für alle Altersgruppen geeignet und könnte die Ausdauer von Sportlern verbessern.

Schon seit langem ist bekannt, dass eine tiefe Zwerchfellatmung – die oft bei Meditation oder Achtsamkeitsübungen praktiziert wird – auch den Blutdruck senken kann. 

Das Atem-Muskeltraining mit dem PowerBreathe-Gerät funktioniert auf ähnliche Weise, indem es die Atemmuskeln anspricht und die Produktion von Stickstoffmonoxid fördert. 

  • Die Methode ist kein Ersatz für sportliche Betätigung oder für die Einnahme von Medikamenten für Menschen, deren Blutdruck so hoch ist, dass sie ein hohes Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall haben, warnt Daniel Craighead von der University of Colorado Boulder.

Chronischer Bluthochdruck: Hypertonie (chronischer Bluthochdruck) kann zu einer Vielzahl von gesundheitlichen Problemen führen, von Sehkraftverlust bis hin zu Schlaganfällen und Herzinfarkten.

Die Ergebnisse der Studie wurden im Journal of Applied Physiology veröffentlicht.

Quellen

  • University of Colorado Boulder
  • European Journal of Preventive Cardiology
  • Daniel H. Craighead et al, A multi-trial, retrospective analysis of the antihypertensive effects of high-resistance, low-volume inspiratory muscle strength training, Journal of Applied Physiology (2022). DOI: 10.1152/japplphysiol.00425.2022

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Richtige Ernährung bei Bluthochdruck

Quelle: Youtube/SWR Landesschau Rheinland-Pfalz

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