Studie: Vorbeugung von Alzheimer mit der hyperbaren Sauerstofftherapie

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Torsten Lorenz, aktualisiert am 3. November 2021, Lesezeit: 4 Minuten

Hyperbare Sauerstofftherapie: Die biologischen Merkmale, die für die Entwicklung von Alzheimer und Demenz verantwortlich sind, lassen sich einer Studie zufolge, durch ein spezielles Protokoll der hyperbaren Sauerstofftherapie umkehren.

Studienergebnisse zeigen einen erhöhten Blutfluss und eine verbesserte Sauerstoffversorgung im Gehirn von Patienten mit kognitiver Beeinträchtigung

Hyperbare Sauerstofftherapie als Mittel gegen Alzheimer-Demenz

Einer Gruppe von Forschern der Universität Tel Aviv in Israel ist es erstmals gelungen, ein Hirntrauma durch eine hyperbare Sauerstofftherapie zu heilen.

Damit wurde zum ersten Mal in der wissenschaftlichen Welt nachgewiesen, dass eine nichtmedikamentöse Therapie die für die Entwicklung von Alzheimer verantwortlichen biologischen Kernprozesse wirksam verhindern kann.

Durch die Anwendung eines spezifischen Protokolls der hyperbaren Sauerstofftherapie verbesserte/erhöhte sich der zerebrale Blutfluss bei älteren Patienten um 16 bis 23 Prozent, wodurch sich die vaskuläre Dysfunktion und die Amyloidbelastung verringerten.

Die Studie, die Teil eines umfassenden Forschungsprogramms ist, das sich mit dem Altern (den Alterungsprozess umkehren) und den damit einhergehenden Beschwerden als reversibler Krankheit befasst, verspricht einen neuen therapeutischen Ansatz zur Vorbeugung von Alzheimer, der sich nicht nur auf die Symptome oder die Biomarker konzentriert, sondern auf die Pathologie und die Biologie, die für die Entstehung der Krankheit verantwortlich sind.

Bei der hyperbaren Medizin handelt es sich um eine Therapieform, bei der die Patienten in speziellen Kammern untergebracht werden, in denen der atmosphärische Druck wesentlich höher ist als auf Meereshöhe. Zudem atmet der Patient Luft, die zu 100 Prozent aus Sauerstoff besteht. Die Hyperbarmedizin gilt als sicher und dient bereits zur Behandlung einer Vielzahl von Erkrankungen.

In den letzten Jahren wurde wissenschaftlich nachgewiesen, dass spezielle Protokolle der hyperbaren Sauerstofftherapie in der Lage sind, die Reparatur von geschädigtem Hirngewebe und ein erneutes Wachstum von Blutgefäßen und Nervenzellen im Gehirn zu bewirken.

Die erste Phase der Studie wurde an einem Tiermodell durchgeführt, bei dem durch die Untersuchung von Hirngewebe schlüssig nachgewiesen werden konnte, dass ein bestimmtes Therapieprotokoll eine Verbesserung der Gefäßfunktion und die Neubildung von Blutgefäßen bewirkt.

Es verhindert auch die Ablagerung neuer Amyloid-Plaques auf den Gehirnzellen und führt sogar zur Beseitigung bestehender Amyloid-Plaque-Ablagerungen. Amyloide sind nicht lösliche Proteine. Ablagerungen solcher Proteine im Gehirn werden mit schweren degenerativen Erkrankungen wie beispielsweise Alzheimer in Verbindung gebracht.

In der nächsten Phase wurden die Auswirkungen der Behandlung bei Menschen über 65 Jahren mit kognitivem Abbau untersucht, wobei der Schwerpunkt auf dem Gedächtnisverlust lag – einem Vorstadium von Alzheimer und Demenz. Die Therapie umfasste eine Reihe von 60 hyperbaren Sauerstofftherapie-Sitzungen in Druckkammern über einen Zeitraum von 90 Tagen.

Die Auswirkungen auf das Gehirn wurden mittels hochauflösender Perfusions-MRT untersucht. Das Behandlungsprotokoll dieser speziellen hyperbaren Sauerstofftherapie führte zu folgenden Ergebnissen: erhöhter Blutfluss im Bereich von 16 bis 23 Prozent; signifikante Verbesserung der Gedächtnisleistung um durchschnittlich 16,5 Prozent, signifikante Verbesserung der Aufmerksamkeit und der Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung.

Indem die Wissenschaftler an der Tel-Aviv University in Israel Alzheimer im Tiermodell untersuchen und behandeln, können sie die Erkenntnisse auch auf den Menschen übertragen.

Nach einer Reihe von hyperbaren Behandlungen zeigten ältere Patienten, die bereits unter Gedächtnisverlust litten, eine Verbesserung der Durchblutung des Gehirns – und auch eine echte Verbesserung der kognitiven Leistung.

Es ist also gelungen, das latente Potenzial der Hyperbarmedizin für die Behandlung neurologischer Erkrankungen zu demonstrieren, die auf Hypoxie, das heisst einen Sauerstoffmangel in den Zellen, zurückzuführen sind, so Prof. Uri Ashery von der Tel-Aviv University in Israel.

Indem die Forscher das Grundproblem behandeln, das die kognitive Verschlechterung mit zunehmendem Alter verursacht, weisen sie tatsächlich den Weg zur Prävention. Nach Ansicht von Prof. Shai Efrati von der Tel-Aviv University ist es wahrscheinlich, dass die hyperbare Medizin die Möglichkeit bietet, mit einer intakten Gehirnfunktion zu leben, ohne sich auf das chronologische Alter zu beziehen.

Der Grundgedanke dabei ist demnach, mit der Therapie zu beginnen, bevor die klinischen Symptome der Demenz auftreten und bevor es zu einer Verschlechterung und zum Verlust von umfangreichem Hirngewebe kommt.

Dies ist das Stadium, in dem die Blutgefäße verschlossen werden und der Blutfluss und die Sauerstoffversorgung des Gehirns abnehmen – ein Phänomen, das bereits in einem relativ frühen Alter auftreten kann, erklärt Efrati.

Die Forschungsarbeit wurde unter der Leitung eines Teams von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen der Universität Tel Aviv in Israel durchgeführt: Prof. Shai Efrati, Prof. Uri Ashery, Dr. Ronit Shapira, Dr. Pablo Blinder und Dr. Amir Hadanny. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift Aging veröffentlicht.

Quellen: Tel-Aviv University / Aging

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