Die unterschiedlichen Auswirkungen von gefährlichen Schadstoffen auf die Gesundheit

Umwelt und Gesundheit

Torsten Lorenz, aktualisiert am 18.01.2023, Lesezeit: 6 Minuten

Jahrestagung Experimental Biology (EB): Neue Forschungsergebnisse zeigen überraschende gesundheitliche Auswirkungen von unsichtbaren und oft ungewollten Schadstoffbelastungen.

Während der vergangenen Jahre wurde verstärkt auf die dauerhaften Auswirkungen von Chemikalien aufmerksam gemacht, die der Mensch im Alltag unwissentlich einatmet, berührt oder zu sich nimmt. Auf der Tagung Experimental Biology (EB) 2021 wurden die neusten Forschungsergebnisse zu den Auswirkungen von Umwelteinflüssen auf die Gesundheit vorgestellt.

Das waren die fünf bedeutendsten Themen:

Triclosan: Häufig verwendeter Inhaltsstoff in antimikrobieller Seife und Zahnpasta wird mit Entzündungen in Verbindung gebracht

Entzündungen sind ein natürlicher Prozess, den unser Körper nutzt, um zu heilen und Infektionen zu bekämpfen, aber chronische oder grundlose Entzündungen können zu Krankheiten wie Arthritis und Krebs führen.

Forscher der Tennessee State University haben neue wissenschaftliche Belege dafür gefunden, dass Triclosan, eine antimikrobielle Verbindung, die in Körperpflegeprodukten wie Seife, Zahnpasta und Mundwasser verwendet wird, Entzündungen hervorrufen und möglicherweise das Risiko für damit verbundene gesundheitliche Probleme erhöhen kann.

Die Forscher setzten Zellkulturen Triclosan aus und maßen Interleukin-6 (IL-6), einen Biomarker, der zur Beurteilung von Entzündungen verwendet wird. Dabei stellten die Forscher fest, dass die Exposition mit Triclosan einen erheblichen Anstieg der IL-6-Produktion über einen Zeitraum von 24 Stunden verursacht, wobei die Werte sechs Stunden nach der Exposition ihren Höhepunkt erreichen.

Die Ergebnisse der Studie fügen sich in eine wachsende Zahl von Hinweisen auf mögliche schädliche Auswirkungen von Triclosan ein, das entweder durch Einnahme oder über die Haut bei der Verwendung von Produkten, die es enthalten, aufgenommen werden kann, so die Forscher.

Erkrankungen der Atemwege und des Magen-Darm-Trakts: Studie zu Gesundheitsgefahren von Schweinezuchtbetrieben

Menschen, die in Massentierhaltungsbetrieben, insbesondere in Schweinezuchtbetrieben, arbeiten oder in deren Nähe leben, haben ein erhöhtes Risiko für Erkrankungen der Atemwege und des Magen-Darm-Trakts.

Neue Forschungsarbeiten der University of California, Riverside, haben untersucht, durch welche Mechanismen die Exposition gegenüber Schweinezuchtbetrieben der Gesundheit schaden kann.

In Studien mit Mäusen und Zellkulturen fanden die Wissenschaftler Anhaltspunkte dafür, dass das Einatmen von Staub aus Schweinemastbetrieben zu Entzündungen im Bereich der Atemwege führt.

Die Forschungsergebnisse deuten auch darauf hin, dass Verbindungen aus Staub in Schweinezuchtbetrieben die Durchlässigkeit des Darms erhöhen, möglicherweise durch Schädigung der Darmschleimhaut.

Dies könnte erklären, warum Beschäftigte in der Landwirtschaft anfälliger für gastrointestinale Erkrankungen sind. Die Forschungsergebnisse könnten dazu beitragen, Maßnahmen zum besseren Schutz der Gesundheit von Mitarbeitern in der Landwirtschaft und von Menschen, die in der Nähe großer landwirtschaftlicher Betriebe leben, zu ergreifen.

Zigaretten können auch noch ein Risiko darstellen, nachdem sie ausgemacht wurden

Gesundheitliche Probleme, die mit dem Rauchen und dem Aufenthalt in der Nähe von rauchenden Personen (Passivrauchen) verbunden sind, sind hinlänglich bekannt.

Eine neue Studie der Texas A&M University legt nahe, dass der Restrauch, der auch nach dem Ausmachen einer Zigarette zurückbleibt – der sogenannte Passivrauch – die Gesundheit von Föten beeinträchtigen könnte.

Die Forscher setzten schwangere Mäuse den Rauchverunreinigungen von ausgedrückten Zigaretten aus und verfolgten Gesundheitsmarker bei ihren Nachkommen.

Dabei zeigte sich, dass Mäuse, die im Mutterleib dem Passivrauchen ausgesetzt waren, einen signifikanten Anstieg der Aggregation von Blutplättchen aufwiesen, einer Komponente des Blutes, die an der Blutgerinnung beteiligt ist.

In weiteren Tests zeigten diese Mäuse Marker, die auf eine Veranlagung zu kardiovaskulären Problemen im Zusammenhang mit Blutgerinnseln hinweisen. Die Forscher zufolge lenkt die Studie die Aufmerksamkeit auf die Notwendigkeit, die potenziellen Folgen der Belastung durch Passivrauchen weiter zu untersuchen.

Veränderungen in der Genexpression: Neue Erkenntnisse deuten auf die Rolle epigenetischer Faktoren bei der Bestimmung der Anatomie hin

Eineiige Zwillinge haben die gleiche genetische Ausstattung und viele Gemeinsamkeiten. Neue Forschungsergebnisse legen jedoch nahe, dass Zwillinge subtile Unterschiede aufweisen, die möglicherweise auf epigenetische Faktoren (Veränderungen in der Genexpression) oder Umweltfaktoren wie Ernährung und chemische Belastungen zurückzuführen sind.

Wissenschaftler der University of Colorado Anschutz Medical Campus untersuchten Leichen, die von einem Paar eineiiger Zwillinge gespendet wurden.

Sie verglichen die Strukturen von Nerven, Venen und Arterien in Hals, Rumpf, Becken und Gliedmaßen und fanden signifikante Unterschiede in diesen Strukturen zwischen den Zwillingen.

Darüber hinaus zeigten einige gepaarte Strukturen asymmetrische Unterschiede innerhalb eines Individuums.

Obwohl die Forscher nicht in der Lage waren, die Unterschiede auf spezifische Ursachen zurückzuführen, deutet die Studie, die die erste ist, die einzigartige anatomische Variationen bei eineiigen Zwillingen nachweist, darauf hin, dass weitere Forschungen dazu beitragen könnten, zu klären, wie epigenetische Faktoren unseren Körper im Laufe des Lebens verändern können.

Golfkriegsveteranen sind möglicherweise anfälliger für alkoholinduzierte Leberschäden

Einige Veteranen des Persischen Golfkriegs leiden an der sogenannten Golfkriegskrankheit, einem Syndrom mit einer breiten Palette von Symptomen, von denen man annimmt, dass sie durch chemische Belastungen während des Kampfes verursacht werden.

Eine neu durchgeführte Studie des Central Texas Veterans Health Care System legt den Schluss nahe, dass diese Kriegsveteranen möglicherweise anfälliger für Leberschäden durch starken Alkoholkonsum sind.

Die Forscher setzten Mäuse Chemikalien aus, die denen ähneln, von denen angenommen wird, dass sie die Golfkriegskrankheit verursachen, und untersuchten die Auswirkungen von Ethanol auf die Gesundheit der Leber dieser Mäuse, indem sie sie mit Mäusen verglichen, die den Chemikalien nicht ausgesetzt worden waren.

Dabei stellte sich heraus, dass die Exposition gegenüber den Chemikalien langfristige Veränderungen an der Leber verursachte, einschließlich einer Entzündung auf niedrigem Niveau, was auf eine größere Anfälligkeit für eine alkoholbedingte Lebererkrankung hindeutet.

Diese Art von Lebererkrankung wird mit starkem Alkoholkonsum in Verbindung gebracht, aber die Forscher konnten bisher nicht erklären, warum einige Menschen, die stark trinken, Leberprobleme entwickeln, während andere dies nicht tun. Die Studie untermauert die Hinweise, dass Umwelteinflüsse eine Rolle spielen könnten.

Quellen

Experimental Biology 2021 (EB)

Der Beitrag beschäftigt sich mit einem medizinischen Thema, einem Gesundheitsthema oder einem oder mehreren Krankheitsbildern. Dieser Artikel dient nicht der Selbst-Diagnose und ersetzt auch keine Diagnose durch einen Arzt oder Facharzt. Bitte lesen und beachten Sie hier auch den Hinweis zu Gesundheitsthemen!

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