Einfaches Mittel gegen Muskelschmerzen: Belastungs- oder Kraftsport schützt laut Forschern der University of Iowa vor der Entwicklung von Muskelschmerzen bei Mäusen – und zwar durch die Aktivierung von Androgenrezeptoren.
Zu diesem Ergebnis kommt eine grundlagenwissenschaftliche Studie in der Fachzeitschrift Pain, dem offiziellen Organ der International Association for the Study of Pain (IASP).
ÜBERSICHT
Linderung von Muskelschmerzen
Die Ergebnisse der Studie belegen die Rolle von männlichen Sexualhormonen (Androgenrezeptoren) bei der Verhinderung oder Linderung von Muskelschmerzen als Reaktion auf Krafttraining (Widerstandstraining), heißt es in dem Bericht von Dr. Kathleen A. Sluka und Kollegen von der University of Iowa.
Die Erkenntnisse der vorliegenden Forschungsarbeit bilden eine wissenschaftliche Grundlage für den klinischen Einsatz von Krafttraining (Widerstandstraining) als therapeutisches Mittel bei Personen mit chronischen Schmerzen des Bewegungsapparats, so die Forscher.
Hodenhorm, Bewegung und Muskelschmerzen
Für Patienten mit chronischen Schmerzen wie Rückenschmerzen, Osteoarthritis und Fibromyalgie wird häufig ein Training verschrieben. Viele Studien haben die schmerzlindernde Wirkung von körperlicher Betätigung untersucht, es ist jedoch weniger darüber bekannt, wie sich Kraftsport auf Schmerzen des Bewegungsapparats auswirkt.
Aus früheren Studien derselben Forschungsgruppe geht hervor, dass Hodenhormon vor der Entwicklung von verstärkten Schmerzen (Hyperalgesie) schützt.
Die Forscher an der University of Iowa entwickelten ein neues Modell, um die Auswirkungen von Krafttraining (Widerstandstraining) auf Muskelschmerzen bei Mäusen zu untersuchen. Krafttraining wird von Physiotherapeuten häufig zur Behandlung von Schmerzen eingesetzt.
Bei den Tests bestätigte sich, dass das Erklimmen von Leitern eine wirksame Form des Widerstandstrainings ist, die zu einer erhöhten Kraft der Vorderpfoten führt.
Bei einigen Gruppen von Mäusen wurden durch Injektion einer leicht sauren Lösung aktivitätsbedingte Muskelschmerzen ausgelöst. Damit sollte untersucht werden, wie sich das Krafttraining auf die Entwicklung von Muskelschmerzen auswirkt, einschließlich der Auswirkungen des Spiegels des Hodenhormons und der Androgenrezeptoren.
Acht Wochen Krafttraining vor der Auslösung des Schmerzmodells blockierten die Entwicklung von Muskelschmerzen sowohl bei männlichen als auch bei weiblichen Mäusen, berichten Dr. Sluka und Co-Autoren.
Nachdem der Muskelschmerz jedoch einmal vorhanden war, linderte das Klettern auf der Leiter den Schmerz nur bei männlichen Mäusen. Die Übung führte auch zu einem kurzfristigen Anstieg des Hodenhormons bei männlichen Mäusen, aber nicht bei weiblichen.
Um die Auswirkungen des Hodenhormons auf Muskelschmerzen zu bestätigen, führten die Forscher weitere Experimente mit einem Androgenrezeptor-blockierenden Medikament durch. Tiere, die den Androgenblocker während des Krafttrainings erhielten, entwickelten keine schützende Wirkung gegen Muskelschmerzen.
Behandlung von chronischen Schmerzen
Sobald der durch das Training ausgelöste Schutzeffekt vorhanden war, wurde er durch den Androgenblocker nicht mehr beeinträchtigt.
Laut den Forschern deuten diese Daten darauf hin, dass die Aktivierung von Androgenrezeptoren für den Schutz vor aktivitätsinduzierten Muskelschmerzen erforderlich ist, der durch das Krafttrainingsprogramm hervorgerufen wird.
Die Ergebnisse des Tiermodells könnten nützliche Einblicke in die Verwendung von Bewegung als Behandlung für chronische Schmerzen liefern.
Dr. Sluka und Kollegen weisen darauf hin, dass sowohl aerobes als auch auf Kraftsport basierendes Training eine schmerzlindernde Wirkung hat und dass Ärzte bei der Verschreibung von Trainingsmethoden die Präferenzen ihrer Patienten berücksichtigen sollten.
Die schmerzlindernde Wirkung scheint systemisch zu sein, was darauf hindeutet, dass das Krafttraining nicht auf die schmerzhaften Muskeln ausgerichtet sein muss, um therapeutische Vorteile zu erzielen.
Vorbeugung von Muskelschmerzen
Die Ergebnisse deuten auch darauf hin, dass Krafttraining eher zur Vorbeugung als zur Linderung von Muskelschmerzen geeignet ist. Dies deutet darauf hin, dass das Training auch bei Abwesenheit von Symptomen fortgesetzt werden sollte, um der künftigen Entwicklung von Bewegungsschmerzen vorzubeugen, so die Forscher abschließend.
Quellen: University of Iowa / Pain / Wolters Kluwer Health / Joseph B. Lesnak et al, Resistance training protects against muscle pain through activation of androgen receptors in male and female mice, PAIN (2022). DOI: 10.1097/j.pain.0000000000002638
vgt
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