Eine in PLOS Medicine veröffentlichte Studie, die den Gesundheitszustand werdender Mütter untersuchte, ergab, dass 90 Prozent der schwangeren Frauen wichtige Vitamine fehlen, die sie für ihr ungeborenes Kind benötigen.
Die moderne Ernährung liefert schwangeren Frauen nicht die essentiellen Nährstoffe, die sie und ihre Babys brauchen, sagen Wissenschaftler und warnen davor, dass sich die Situation verschlechtern könnte, wenn mehr Menschen auf pflanzliche Lebensmittel umsteigen.
ÜBERSICHT
- 1 Um was geht es in der Ernährungsstudie?
- 2 Ergebnisse der Studie
- 3 Was sollten Frauen, die sich vegan ernähren, während der Schwangerschaft berücksichtigen?
- 4 Welche pflanzlichen Lebensmittel sind gute Quellen für Eisen?
- 5 Wie kann eine vegane Schwangere sicherstellen, dass sie genügend Omega-3-Fettsäuren bekommt?
Um was geht es in der Ernährungsstudie?
Eine Studie, die den Gesundheitszustand werdender Mütter in Ländern mit hohem Einkommen, darunter Großbritannien, Neuseeland und Singapur, untersuchte, ergab, dass 90 Prozent von ihnen wichtige Vitamine fehlten, die für eine gesunde Schwangerschaft und das Wohlergehen des ungeborenen Kindes notwendig sind. Wissenschaftler der Universität Southampton haben in Zusammenarbeit mit Experten aus aller Welt mehr als 1.700 Frauen befragt und festgestellt, dass den meisten wichtige Nährstoffe fehlen, die in Fleisch und Milchprodukten reichlich enthalten sind. Dazu gehören die Vitamine B12, B6 und D sowie Folsäure und Riboflavin, die für die Entwicklung des Fötus im Mutterleib wichtig sind.
Hauptautor Keith Godfrey, Professor für Epidemiologie an der Universität Southampton, erklärte, dass die Häufigkeit von Vitaminmangel bei Frauen, die in wohlhabenden Ländern schwanger werden wollen, ein ernstes Problem darstellt. Er vermutet, dass das Bestreben, unsere Abhängigkeit von Fleisch und Milchprodukten zu verringern, um Netto-Null-Emissionen zu erreichen, wahrscheinlich dazu führen wird, dass werdenden Müttern noch mehr lebenswichtige Nährstoffe entzogen werden, was nachhaltige Auswirkungen auf die ungeborenen Kinder haben könnte.
Die Studie zeigt, dass fast jede Frau, die versucht, schwanger zu werden, einen Mangel an einem oder mehreren Vitaminen hat, und diese Zahl wird sich noch erhöhen, wenn immer mehr Menschen zu einer rein pflanzlichen Ernährung übergehen. Nährstoffmangel betrifft nicht nur Menschen in unterentwickelten Ländern, sondern auch die Mehrheit der Frauen in Ländern mit hohem Einkommen.
Ergebnisse der Studie
Die Studie, die in PLOS Medicine veröffentlicht wurde, umfasste 1 729 Frauen, die zum Zeitpunkt der Empfängnis zwischen 18 und 38 Jahre alt waren, und viele von ihnen wurden während ihrer späteren Schwangerschaften begleitet. Sie wurde von Forschern des National Institute for Health and Care Research (NIHR) Biomedical Research Centre in Southampton, der Universität Auckland, der Nationalen Universität Singapur und der Agentur für Wissenschaft, Forschung und Technologie in Singapur durchgeführt.
Die Ergebnisse zeigten, dass neun von zehn Frauen zum Zeitpunkt der Empfängnis nur geringe oder gar keine Mengen an Folsäure, Riboflavin, Vitamin B12 und Vitamin D aufwiesen und dass viele von ihnen in der Spätschwangerschaft einen Mangel an Vitamin B6 entwickelten.
Wayne Cutfield, Professor für pädiatrische Endokrinologie an der Universität Auckland, sagte, dass Folsäure zwar für Frauen, die eine Schwangerschaft planen, und während der Schwangerschaft empfohlen wird, dass werdende Mütter aber auch rezeptfreie Multivitamine einnehmen sollten, um Nährstoffmängel zu vermeiden.
Das Wohlbefinden der Mutter vor der Empfängnis und während der Schwangerschaft hat einen direkten Einfluss auf die Gesundheit des Kindes, seine lebenslange körperliche Entwicklung und seine Lernfähigkeit.
Die PLOS Medicine-Studie ist die erste, die zeigt, dass rezeptfreie Nahrungsergänzungsmittel Vitaminmangel vor der Empfängnis, während der Schwangerschaft und in der Stillzeit verringern können. Associate Professor Shiao-Yng Chan von der National University of Singapore sagte: „Wenn wir uns weiter in Richtung einer Ernährung mit weniger Fleisch und Milchprodukten bewegen und damit die Aufnahme von Mikronährstoffen, die für die Entwicklung eines Kindes wichtig sind, reduzieren, wird der Vitaminmangel weiter zunehmen, es sei denn, Frauen beginnen, mehr Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen, oder sie werden gezielt über nährstoffreiche Lebensmittel beraten.“
Quelle der Studie
Maternal B-vitamin and vitamin D status before, during, and after pregnancy and the influence of supplementation preconception and during pregnancy: Prespecified secondary analysis of the NiPPeR double-blind randomized controlled trial. Keith M. Godfrey, Philip Titcombe, Sarah El-Heis, Benjamin B. Albert, Elizabeth Huiwen Tham, Sheila J. Barton, Timothy Kenealy, Mary Foong-Fong Chong, Heidi Nield, Yap Seng Chong, Shiao-Yng Chan, Wayne S. Cutfield, NiPPeR Study Group. PLOS. December 5, 2023. https://doi.org/10.1371/journal.pmed.1004260
Was sollten Frauen, die sich vegan ernähren, während der Schwangerschaft berücksichtigen?
Frauen, die sich vegan ernähren und schwanger sind, sollten einige wichtige Aspekte berücksichtigen, um sicherzustellen, dass sie und ihr Baby alle notwendigen Nährstoffe erhalten.
Vitamin B12
Veganerinnen sollten besonders auf eine ausreichende Zufuhr von Vitamin B12 achten, da dieses Vitamin hauptsächlich in tierischen Produkten vorkommt. Ein Mangel an Vitamin B12 kann zu neurologischen Problemen führen. Es wird empfohlen, vor der Schwangerschaft einen Bluttest durchzuführen, um den B12-Status zu überprüfen und gegebenenfalls Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen [1].
DHA (Docosahexaensäure)
DHA ist eine Omega-3-Fettsäure, die wichtig für die Entwicklung des Gehirns und der Augen des Babys ist. Da Fisch eine wichtige Quelle für DHA ist, sollten vegane Frauen alternative Quellen wie Mikroalgenöl oder damit angereicherte Lebensmittel in Betracht ziehen, um ihren DHA-Bedarf zu decken [2].
Eisen
Der Eisenbedarf steigt während der Schwangerschaft an, und Veganerinnen sollten darauf achten, ausreichend eisenreiche pflanzliche Lebensmittel zu sich zu nehmen. Vollkornprodukte, Bohnen, Linsen und dunkelgrünes Gemüse sind gute Eisenquellen. Die Aufnahme von Eisen kann durch die Kombination mit vitamin-C-reichen Lebensmitteln wie Orangen oder Paprika verbessert werden [2].
Kalzium, Zink und andere Nährstoffe
Veganerinnen sollten auch auf eine ausreichende Zufuhr von Kalzium, Zink und anderen wichtigen Nährstoffen achten. Pflanzliche Quellen für Kalzium sind zum Beispiel grünes Blattgemüse, Sesamsamen und Mandeln. Zink findet sich in Hülsenfrüchten, Nüssen und Samen. Bei Bedarf können Nahrungsergänzungsmittel in Absprache mit einem Arzt eingenommen werden [2].
Regelmäßige Blutuntersuchungen
Es ist wichtig, regelmäßig die Blutwerte überprüfen zu lassen, um sicherzustellen, dass alle Nährstoffe ausreichend aufgenommen werden. Insbesondere der Vitamin B12-Status sollte überwacht werden [2].
Ernährungsberatung
Eine Ernährungsberatung kann hilfreich sein, um sicherzustellen, dass alle Nährstoffe in ausreichender Menge aufgenommen werden. Eine qualifizierte Ernährungsfachkraft kann einen individuellen Ernährungsplan erstellen und bei Bedarf Nahrungsergänzungsmittel empfehlen [2].
Es ist wichtig zu beachten, dass jede Schwangerschaft individuell ist und dass es ratsam ist, sich mit einem Arzt oder einer Ernährungsfachkraft zu beraten, um die spezifischen Bedürfnisse und Anforderungen während der Schwangerschaft zu besprechen.
Weitere Informationen
- Vegane & vegetarische Ernährung bei Schwangerschaft – HiPP
- Vegane Ernährung während der Schwangerschaft? | Apotheken Umschau
- Vegan: Was ist für Schwangere wichtig?- Gesund ins Leben
Welche pflanzlichen Lebensmittel sind gute Quellen für Eisen?
Pflanzliche Lebensmittel können eine gute Quelle für Eisen sein. Nüsse und Kerne: Nüsse wie Pistazien, Mandeln und Haselnüsse sowie Kerne wie Kürbiskerne, Sesam, Hanfsamen und Leinsamen enthalten eine beachtliche Menge an Eisen [1][3]. Hülsenfrüchte: Linsen, Bohnen, Mungobohnen und Kichererbsen sind ebenfalls reich an Eisen [1][3]. Trockenobst: Getrocknete Aprikosen und Pflaumen enthalten vergleichsweise viel Eisen [2]. Getreide: Haferflocken, Amaranth, Quinoa und Hirse sind gute Eisenlieferanten unter den Getreidesorten [2]. Grünes Blattgemüse: Grünkohl, Rucola, Spinat und einige Kräuter wie Basilikum und Petersilie sind eisenreich [2].
Es ist wichtig zu beachten, dass die Bioverfügbarkeit von Eisen in pflanzlichen Lebensmitteln im Vergleich zu tierischen Produkten geringer ist. Um die Aufnahme von Eisen zu optimieren, kann die Kombination mit Vitamin C-reichen Lebensmitteln wie Paprika, Rosenkohl, Grünkohl, Brokkoli, Erdbeeren, Zitrone, Orange, Kiwi und Limette hilfreich sein [3]. Einweichen, Erhitzen, Keimen oder Fermentieren von Lebensmitteln wie Vollkorngetreide, Hülsenfrüchten und Saaten kann den Gehalt an Phytinsäure reduzieren, die die Eisenaufnahme hemmt [3].
Es ist wichtig, eine ausgewogene Ernährung zu haben und verschiedene eisenreiche pflanzliche Lebensmittel in den Speiseplan einzubeziehen, um den Eisenbedarf zu decken. Bei einem nachgewiesenen Mangel kann eine Rücksprache mit einem Arzt sinnvoll sein, um die Notwendigkeit von Nahrungsergänzungsmitteln zu klären [2].
Weitere Informationen
- Pflanzliche Lebensmittel mit viel Eisen | Eisen+Wissen – Floradix
- Vegane Eisenquellen – so klappt die Versorgung rein pflanzlich
- Vegane Eisenquellen – 8 eisenhaltige Lebensmittel!
Wie kann eine vegane Schwangere sicherstellen, dass sie genügend Omega-3-Fettsäuren bekommt?
Eine vegane Schwangere kann sicherstellen, dass sie genügend Omega-3-Fettsäuren bekommt, indem sie bestimmte Lebensmittel isst und Nahrungsergänzungsmittel einnimmt.
Algenbasierte DHA-Ergänzungsmittel
Algen sind eine großartige pflanzliche Quelle für Omega-3-Fettsäuren. Es gibt spezielle Ergänzungsmittel, die aus Algen gewonnen werden und DHA enthalten, das für die Entwicklung des Gehirns und der Zellen wichtig ist [1].
Lebensmittel mit Omega-3-Fettsäuren
Es gibt auch einige pflanzliche Lebensmittel, die Omega-3-Fettsäuren enthalten. Dazu gehören grünes Blattgemüse, Erbsen, Tomatenmark, Tofu, Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen wie Leinsamen, Chiasamen, Hanfsamen und Walnüsse. Es wird empfohlen, täglich Nüsse und Samen zu essen, die reich an Omega-3-Fettsäuren sind [2].
ALA in DHA umwandeln
Pflanzliche Lebensmittel enthalten eine Omega-3-Fettsäure namens Alpha-Linolensäure (ALA), die vom Körper in DHA und EPA umgewandelt werden kann. Allerdings ist die Umwandlungseffizienz bei veganen Schwangeren oft gering (zwischen 2-10%). Daher kann es sinnvoll sein, zusätzlich eine DHA-Ergänzung einzunehmen [2].
Tägliche empfohlene Dosierung
Die International Society for the Study of Fatty Acids and Lipids (ISSFAL) empfiehlt für Schwangere eine tägliche Aufnahme von mindestens 300 mg DHA [2].
Es ist wichtig, dass sich eine schwangere Frau vor der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit ihrem Arzt oder ihrer Hebamme abspricht, um sicherzustellen, dass sie die richtige Dosierung erhält und keine unerwünschten Nebenwirkungen auftreten.
Quellen
ddp
⊕ Dieser Beitrag wurde auf der Grundlage wissenschaftlicher Fachliteratur und fundierter empirischer Studien und Quellen erstellt und in einem mehrstufigen Prozess überprüft.
⊕ Wichtiger Hinweis: Der Beitrag beschäftigt sich mit einem medizinischen Thema, einem Gesundheitsthema oder einem oder mehreren Krankheitsbildern. Dieser Artikel dient nicht der Selbst-Diagnose und ersetzt auch keine Diagnose durch einen Arzt oder Facharzt. Bitte lesen und beachten Sie hier auch den Hinweis zu Gesundheitsthemen!