Protein identifiziert, das Frauen vor einer Fettleber schützt

Ernährung und Gesundheit, Frauengesundheit, Gesundheitsnews, Medizin und Forschung

M.A. Dirk de Pol, Veröffentlicht am: 14.03.2024, Lesezeit: 9 Minuten

In den letzten Jahren hat die Prävalenz von Fettlebererkrankungen aufgrund der weltweiten Adipositas-Epidemie zugenommen. Eine Fettlebererkrankung entsteht, wenn sich überschüssiges Fett in den Leberzellen ansammelt, was zu verschiedenen gesundheitlichen Komplikationen führt. In einer aktuellen Studie, die von Forschern des Karolinska Institutet in Schweden durchgeführt wurde, konnte jedoch ein Schlüsselprotein identifiziert werden, das eine entscheidende Rolle beim Schutz von Frauen vor der Entwicklung einer Fettlebererkrankung spielt. Diese bahnbrechende Forschungsarbeit wirft ein Licht auf die Mechanismen, die der geschlechtsspezifischen Ungleichheit bei dieser Krankheit zugrunde liegen, und eröffnet neue Möglichkeiten für potenzielle Behandlungen.

Die Auswirkungen der Fettleberkrankheit

Die Fettlebererkrankung, auch bekannt als metabolische Funktionsstörung-assoziierte steatotische Lebererkrankung, ist eine Erkrankung, bei der sich überschüssiges Fett in den Leberzellen ansammelt. Sie wird in erster Linie mit Fettleibigkeit in Verbindung gebracht und kann zu schwerwiegenden gesundheitlichen Komplikationen wie Zirrhose und führen. Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass jeder dritte Erwachsene in irgendeiner Form von Fettlebererkrankungen betroffen ist. Die Krankheit ist jedoch nicht gleichmäßig zwischen den Geschlechtern verteilt, wobei die Prävalenz bei Männern höher ist.

Natürlicher Schutz der Frauen

Interessanterweise zeigt die vom Karolinska Institutet durchgeführte Studie, dass Frauen bis zur Menopause einen natürlichen Schutz gegen Fettlebererkrankungen haben. Dieser Schutz wird auf das weibliche Sexualhormon Östrogen zurückgeführt. Östrogen spielt eine entscheidende Rolle bei der Regulierung verschiedener physiologischer Prozesse im Körper, einschließlich der Leberfunktion. Ziel der Forscher war es, den Mechanismus hinter dieser Schutzwirkung aufzudecken.

Identifizierung des Schlüsselproteins

Durch genetische Analysen von Mäusen, die mit einer fettreichen Diät gefüttert wurden, identifizierten die Forscher ein Schlüsselprotein namens TEAD1, das eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Fettlebererkrankungen spielt. Es stellte sich heraus, dass TEAD1 reguliert, wie Leberzellen Fett aufnehmen, und dass die Blockierung seiner Aktivität die Leberzellen vor der schädlichen Ansammlung von Fett schützt. Interessanterweise ergab die Studie auch, dass Mäuse, die eine Östrogenbehandlung erhielten, eine geringere TEAD1-Aktivität und weniger Fettansammlungen in der Leber aufwiesen.

Potenzielle Behandlung von Fettleberkrankheiten

Die Entdeckung der Rolle von TEAD1 bei der Fettlebererkrankung eröffnet neue Möglichkeiten für potenzielle Behandlungen. Die Forscher fanden heraus, dass ein Pharmaunternehmen derzeit ein Krebsmedikament entwickelt, das TEAD1 blockiert. Dieses Medikament könnte möglicherweise für die Behandlung von Fettleberkrankheiten eingesetzt werden. Neben dem potenziellen therapeutischen Nutzen könnte eine frühzeitige Blockierung von TEAD1 auch positive Auswirkungen auf die Verhinderung der Entwicklung von Leberkrebs haben, da TEAD-Proteine bei Krebs bekanntermaßen erhöht sind.

Klinische Studien und zukünftige Forschung

Das Pharmaunternehmen wird in Kürze mit klinischen Studien beginnen, um die Wirksamkeit des TEAD1-blockierenden Medikaments zum Schutz vor Fettlebererkrankungen zu testen. Gleichzeitig wird das Forschungsteam von Claudia Kutter am Karolinska Institutet seine Untersuchungen fortsetzen, um neue Wege zur Früherkennung und Behandlung der Krankheit zu finden. Sie sind sich darüber im Klaren, dass je nach Geschlecht und hormonellem Status der Patienten unterschiedliche Ansätze erforderlich sein können.

FAQ

Was ist eine Fettlebererkrankung?

Eine Fettlebererkrankung, auch als nichtalkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) bezeichnet, ist eine Erkrankung, bei der sich Fett in den Leberzellen ansammelt. Dieser Zustand tritt auf, wenn die Leber mehr Fett speichert, als sie abbauen kann. Die nichtalkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) ist die häufigste Form der Fettlebererkrankung und tritt bei Menschen auf, die wenig oder keinen Alkohol konsumieren. NAFLD kann in zwei Stadien auftreten: die Fettleber (Steatose), bei der sich Fett in der Leber ansammelt, und die nichtalkoholische Steatohepatitis (NASH), bei der zusätzlich zu Fettentwicklung auch Entzündungen und Leberschäden auftreten können. Die alkoholische Fettlebererkrankung tritt bei Menschen auf, die übermäßige Mengen an Alkohol konsumieren. Der regelmäßige Alkoholkonsum führt dazu, dass sich Fett in der Leber ansammelt und Entzündungen verursacht.

Eine Fettlebererkrankung verläuft oft asymptomatisch und wird häufig zufällig bei Routineuntersuchungen entdeckt. Bei fortgeschrittener Fettlebererkrankung können jedoch Symptome wie Müdigkeit, Bauchschmerzen, Gelbsucht und Gewichtsverlust auftreten. Die Behandlung einer Fettlebererkrankung zielt darauf ab, die zugrunde liegenden Ursachen zu behandeln und die Lebergesundheit zu verbessern. Dies kann eine Kombination aus Gewichtsverlust, gesunder Ernährung, regelmäßiger körperlicher Aktivität, Vermeidung von Alkohol und Kontrolle von Begleiterkrankungen wie Diabetes und hoher Cholesterinspiegel umfassen.

Es ist wichtig, bei Verdacht auf eine Fettlebererkrankung einen Arzt aufzusuchen, der eine genaue Diagnose stellen und eine angemessene Behandlung empfehlen kann.

Was verursacht eine Fettlebererkrankung?

Eine Fettlebererkrankung, auch als Leberverfettung bezeichnet, kann verschiedene Ursachen haben. Es existieren verschiedene häufigsten Ursachen für eine Fettlebererkrankung. Menschen mit Übergewicht oder Adipositas haben ein erhöhtes Risiko für eine Fettlebererkrankung. Das überschüssige Fett im Körper wird in die Leber transportiert und kann sich dort ansammeln. Menschen mit Typ-2-Diabetes haben ebenfalls ein erhöhtes Risiko für eine Fettlebererkrankung. Der hohe Blutzuckerspiegel kann dazu führen, dass die Leber mehr Fett produziert und speichert. Eine falsche Ernährung, die reich an gesättigten Fettsäuren, Zucker und raffinierten Kohlenhydraten ist, kann zu einer Fettlebererkrankung führen. Der übermäßige Konsum dieser Nahrungsmittel kann die Leber überlasten und zu einer Ansammlung von Fett führen. Übermäßiger Alkoholkonsum kann zu einer alkoholischen Fettlebererkrankung führen. Der Alkohol wird von der Leber abgebaut, wodurch Fett in der Leber eingelagert wird. Dies kann zu einer Entzündung und Vernarbung der Leber führen.

Auch genetische Faktoren können eine Rolle spielen. Es gibt bestimmte genetische Veranlagungen, die das Risiko für eine Fettlebererkrankung erhöhen können. Diese genetischen Faktoren können dazu führen, dass die Leber Fett weniger effizient abbaut oder mehr Fett produziert. Auch einige Medikamente, wie beispielsweise Kortikosteroide, antivirale Medikamente und bestimmte Antidepressiva, können zu einer Fettlebererkrankung führen. Diese Medikamente können den Fettstoffwechsel in der Leber beeinflussen und zu einer Ansammlung von Fett führen. Es ist wichtig zu beachten, dass eine Fettlebererkrankung oft mehrere Ursachen haben kann und dass nicht alle Menschen mit den oben genannten Risikofaktoren eine Fettleber entwickeln. Eine gesunde Ernährung, regelmäßige körperliche Aktivität und der Verzicht auf übermäßigen Alkoholkonsum können dazu beitragen, das Risiko für eine Fettlebererkrankung zu reduzieren.

Warum sind Frauen bis zur Menopause vor einer Fettlebererkrankung geschützt?

Frauen sind bis zur Menopause in der Regel vor einer Fettlebererkrankung geschützt. Dieser Schutzmechanismus ist auf das Hormon Östrogen zurückzuführen, das während der fruchtbaren Jahre in höheren Mengen im weiblichen Körper produziert wird. Östrogen hat verschiedene Auswirkungen auf den Stoffwechsel und die Leberfunktion, die dazu beitragen, das Risiko einer Fettlebererkrankung zu verringern. Östrogen beeinflusst den Fettstoffwechsel. Es fördert den Abbau von Fettsäuren und verhindert die Bildung von Triglyceriden, einer Form von Fett, das in der Leber gespeichert wird. Durch diese Regulation des Fettstoffwechsels wird die Ansammlung von Fett in der Leber reduziert. Östrogen hat zudem entzündungshemmende Eigenschaften und kann die Entzündungsreaktion in der Leber reduzieren. Entzündungen spielen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung einer Fettlebererkrankung, und die entzündungshemmende Wirkung von Östrogen kann dazu beitragen, das Risiko zu verringern. Östrogen verbessert auch die Insulinsensitivität und fördert die Aufnahme von Glukose aus dem Blut in die Körperzellen. Eine gestörte Insulinsensitivität kann zu einer Insulinresistenz führen, bei der die Leber mehr Fett produziert und speichert. Durch die Verbesserung der Insulinsensitivität kann Östrogen dazu beitragen, die Fettansammlung in der Leber zu reduzieren. Östrogen schützt darüber hinaus vor oxidativem Stress. Es hat antioxidative Eigenschaften und kann die Leberzellen vor Schäden durch oxidativen Stress schützen. Oxidativer Stress ist ein Zustand, bei dem ein Ungleichgewicht zwischen schädlichen freien Radikalen und antioxidativen Abwehrmechanismen besteht. Durch den Schutz vor oxidativem Stress kann Östrogen die Lebergesundheit unterstützen. Es ist wichtig anzumerken, dass der Schutz vor einer Fettlebererkrankung während der Menopause nachlässt, da der Östrogenspiegel abnimmt. Nach der Menopause steigt das Risiko einer Fettlebererkrankung bei Frauen an und kann ähnlich hoch sein wie bei Männern.

Welches ist das Schlüsselprotein, das Frauen vor einer Fettlebererkrankung schützt?

Das Schlüsselprotein, das Frauen vor einer Fettlebererkrankung schützt, heißt TEAD1. Dieses Protein reguliert, wie Leberzellen Fett aufnehmen, und die Blockierung seiner Aktivität kann vor den Schäden schützen, die eine Fettleber verursachen kann.

Gibt es eine mögliche Behandlung für die Fettlebererkrankung?

Ja, ein pharmazeutisches Unternehmen entwickelt derzeit ein Medikament zur Krebsbekämpfung, das TEAD1 blockiert. Dieses Medikament könnte möglicherweise zur Behandlung von Fettlebererkrankungen eingesetzt werden und könnte auch positive Auswirkungen auf die Verhinderung der Entwicklung von Leberkrebs haben.

Fazit

Die Identifizierung des Schlüsselproteins TEAD1 und seiner Rolle beim Schutz von Frauen vor Fettlebererkrankungen ist ein bedeutender Durchbruch auf dem Gebiet der Leberforschung. Diese Entdeckung eröffnet neue Möglichkeiten für potenzielle Behandlungen und Präventivmaßnahmen. Mit dem Beginn klinischer Studien und weiterer Forschungsarbeiten können wir auf eine bessere Erkennung, ein früheres Eingreifen und wirksamere Behandlungen von Fettlebererkrankungen hoffen. Es ist eine aufregende Zeit für die Leberforschung, und diese Erkenntnisse bringen uns der Bekämpfung dieser weit verbreiteten und potenziell lebensbedrohlichen Erkrankung einen Schritt näher.

Quellen und weiterführende Informationen

  1. Sommerauer, C., et al. (2024) Estrogen receptor activation remodels TEAD1 gene expression to alleviate hepatic steatosis. Molecular Systems Biology. doi.org/10.1038/s44320-024-00024-x.
  2. Fettleber: Ursachen, Symptome und richtige Ernährung | NDR.de – Ratgeber – Gesundheit, 2023.
  3. Fatty_liver_disease, Wikipedia 2024.
  4. Wechseljahre: Ernährung kann Beschwerden lindern | NDR.de – Ratgeber – Gesundheit, 2023.

ddp


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Wichtiger Hinweis: Der Beitrag beschäftigt sich mit einem medizinischen Thema, einem Gesundheitsthema oder einem oder mehreren Krankheitsbildern. Dieser Artikel dient nicht der Selbst-Diagnose und ersetzt auch keine Diagnose durch einen Arzt oder Facharzt. Bitte lesen und beachten Sie hier auch den Hinweis zu Gesundheitsthemen!

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