Epilepsie: Symptome, Ursachen, Risikofaktoren und Behandlung

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M.A. Dirk de Pol, aktualisiert am 16. Februar 2024, Lesezeit: 9 Minuten

Die Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die durch wiederkehrende Anfälle gekennzeichnet ist. Sie betrifft Millionen von Menschen weltweit und kann das Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen.

Symptome von Epilepsie

Die Symptomatik der Epilepsie ist vielfältig und individuell verschieden, abhängig von der betroffenen Person und dem Anfallstyp. Ein häufig auftretendes Kennzeichen dieser neurologischen Erkrankung sind Krampfanfälle, welche durch unwillkürliche Muskelkontraktionen, plötzlichen Bewusstseinsverlust und modifiziertes Verhalten charakterisiert sind. Diese sind die prominentesten Indikatoren für Epilepsie.

Ein weiteres Symptom, das manche Personen vor dem eigentlichen Anfall wahrnehmen, ist die sogenannte Aura. Diese kann sich in ungewöhnlichen sensorischen Wahrnehmungen wie atypischen Gerüchen, Geschmäckern oder visuellen Phänomenen äußern.

Während eines Anfalls kann es zu einer Veränderung des Bewusstseinszustandes kommen, die bis zum Bewusstseinsverlust reicht. Zudem kann Epilepsie Veränderungen im Verhalten hervorrufen, die von Aggressivität über Verwirrtheit bis hin zu Desorientierung reichen können. Körperliche Manifestationen beschränken sich nicht nur auf Muskelzuckungen; es können auch Symptome wie Speichelfluss, unfreiwilliger Harnabgang oder andere unkontrollierte Bewegungen auftreten.

Ursachen und Risikofaktoren von Epilepsie

Die Ätiologie von Epilepsie ist komplex und häufig nicht eindeutig zu identifizieren. Es gibt jedoch verschiedene Faktoren, die das Risiko für die Entwicklung einer Epilepsie erhöhen können. Eine familiäre Prädisposition spielt eine Rolle, da genetische Faktoren das Risiko für Epilepsie steigern können. Ein erhöhtes Risiko besteht auch, wenn andere Familienmitglieder bereits betroffen sind.

Traumatische Hirnverletzungen, die infolge von Unfällen, Schlaganfällen oder Infektionen auftreten, können ebenfalls zu den Auslösern von Epilepsie zählen. Darüber hinaus sind bestimmte Entwicklungsstörungen wie das Down-Syndrom oder das Angelman-Syndrom mit einem gesteigerten Risiko für Epilepsie assoziiert. Infektionen des zentralen Nervensystems wie Meningitis oder Enzephalitis stellen ebenfalls Risikofaktoren dar. Schließlich können Komplikationen während der Schwangerschaft, die beispielsweise zu Sauerstoffmangel beim Fötus führen, die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Epilepsie beim Kind erhöhen.

Häufigkeit von Epilepsie

Epilepsie ist eine häufige Erkrankung, die Menschen jeden Alters und Geschlechts betreffen kann. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leiden weltweit etwa 50 Millionen Menschen an Epilepsie. Dies entspricht etwa 0,7% der Weltbevölkerung. In einigen Ländern ist die Prävalenz von Epilepsie höher als in anderen, was auf unterschiedliche Umwelt- und genetische Faktoren zurückzuführen sein kann.

Verlauf und Folgen von Epilepsie

Epilepsie ist eine Erkrankung des zentralen Nervensystems, die sich auf vielfältige Weise manifestieren kann und deren Verlauf stark individuell geprägt ist. Während manche Betroffene nur selten Anfälle erleiden, leiden andere unter häufigen epileptischen Ereignissen. Diese Unvorhersehbarkeit trägt zu einer Reihe von schwerwiegenden Konsequenzen bei, die weitreichende Auswirkungen auf das Leben der Menschen mit Epilepsie haben.

Die Krankheit kann alltägliche Aktivitäten einschränken, da die Betroffenen gezwungen sein können, bestimmte Handlungen zu vermeiden, um das Risiko eines Anfalls zu minimieren. Diese Einschränkungen können von der Aufgabe bestimmter Hobbys bis hin zur Vermeidung von Autofahren oder Schwimmen reichen, was die Lebensqualität deutlich beeinträchtigen kann.

Darüber hinaus hat Epilepsie oft soziale Konsequenzen. Die Stigmatisierung, die mit der Erkrankung einhergehen kann, ist nicht ungewöhnlich. Missverständnisse und Vorurteile können dazu führen, dass Menschen mit Epilepsie soziale Isolation erleben oder Schwierigkeiten in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen haben. Die Angst vor einem Anfall in der Öffentlichkeit kann auch dazu führen, dass Betroffene sich aus dem sozialen Leben zurückziehen.

Die psychologischen Auswirkungen von Epilepsie sind ebenso bedeutsam. Angstzustände und Depressionen können eine direkte Folge der ständigen Sorge um einen weiteren Anfall oder der sozialen und beruflichen Einschränkungen sein. Die Unvorhersehbarkeit der Anfälle und die damit verbundenen Lebensveränderungen können eine starke psychische Belastung darstellen.

Ein weiteres Risiko, das mit Epilepsie einhergeht, ist das erhöhte Verletzungsrisiko während eines Anfalls. Menschen können während eines Anfalls die Kontrolle über ihren Körper verlieren, was zu Stürzen oder anderen Unfällen führen kann, die wiederum ernsthafte Verletzungen nach sich ziehen können.

Nicht zuletzt kann die Krankheit auch das Berufsleben beeinträchtigen. In Berufen, die eine konstante Aufmerksamkeit oder das Bedienen von Maschinen erfordern, kann Epilepsie ein Sicherheitsrisiko darstellen. Dies kann dazu führen, dass Betroffene bestimmte Arbeitsfelder meiden müssen oder im Extremfall nicht mehr arbeiten können, was finanzielle Schwierigkeiten und berufliche Einschränkungen mit sich bringt.

Insgesamt ist die Epilepsie eine Erkrankung, die das Leben der Betroffenen in vielerlei Hinsicht beeinflussen und verändern kann, und deren Auswirkungen weit über die medizinischen Aspekte hinausgehen.

Diagnose von Epilepsie

Die Diagnose von Epilepsie beinhaltet in der Regel eine gründliche Anamnese, eine körperliche Untersuchung und verschiedene diagnostische Tests. Die Elektroenzephalographie (EEG) misst die elektrische Aktivität des Gehirns und kann Anomalien aufdecken, die auf Epilepsie hinweisen.

Eine Magnetresonanztomographie (MRT) des Gehirns kann helfen, strukturelle Veränderungen oder Anomalien zu identifizieren, die mit Epilepsie in Verbindung gebracht werden können.

Bluttests können durchgeführt werden, um nach Anzeichen von Infektionen oder anderen Erkrankungen zu suchen, die Anfälle verursachen könnten. Ein Video-EEG-Monitoring kombiniert die Aufzeichnung von Gehirnaktivität mit Videoaufnahmen, um Anfälle zu erfassen und genauer zu analysieren.

Wie sieht die Behandlung von Epilepsie aus?

Die Behandlung von Epilepsie zielt darauf ab, Anfälle zu kontrollieren und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Medikamentöse Therapie

Die meisten Menschen mit Epilepsie werden mit Antiepileptika behandelt, die dazu beitragen, Anfälle zu reduzieren oder zu verhindern. Die Auswahl des richtigen Medikaments hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie z.B. dem Typ der Epilepsie und den individuellen Bedürfnissen des Patienten.

Chirurgische Eingriffe

In einigen Fällen kann eine Operation erwogen werden, um den Bereich im Gehirn zu entfernen oder zu modifizieren, der die Anfälle verursacht. Dies wird jedoch nur bei bestimmten Arten von Epilepsie in Betracht gezogen, die nicht auf Medikamente ansprechen.

Ketogene Diät

Eine ketogene Diät, die arm an Kohlenhydraten und reich an gesunden Fetten ist, kann bei einigen Menschen mit schwer kontrollierbarer Epilepsie helfen. Diese Diät kann den Stoffwechsel des Gehirns beeinflussen und die Anfallshäufigkeit reduzieren.

Vagusnervstimulation (VNS)

Bei der VNS wird ein Gerät unter die Haut implantiert, das elektrische Impulse an den Vagusnerv sendet. Dies kann dazu beitragen, Anfälle zu reduzieren.

Weitere Aspekte

Wenn Kinder mit Epilepsie behandelt werden müssen, kümmern sich speziell ausgebildete Kinderneurologen um sie. Viele Untersuchungen und Behandlungen finden im Krankenhaus statt. Es gibt aber auch spezielle Einrichtungen, wie Epilepsie-Zentren, Ambulanzen und Praxen, die sich auf die Behandlung von Epilepsie spezialisiert haben. Diese sind besonders für schwierige Fälle da, zum Beispiel wenn die genaue Krankheit noch nicht feststeht oder wenn trotz Behandlung immer noch Anfälle auftreten.

Wenn jemand einen epileptischen Anfall bekommt, ist es wichtig, dass diejenigen, die zuerst helfen, für eine ruhige Umgebung sorgen und darauf achten, dass sich die Person nicht verletzt. Wenn der Anfall länger als fünf Minuten dauert oder wenn mehrere Anfälle hintereinander passieren, sollte man sofort den Notruf 112 wählen. Bei sehr schweren Anfällen kann es nötig sein, dass die Person ins Krankenhaus muss.

Zusätzlich zur medizinischen Behandlung kann auch eine Psychotherapie helfen. Sie kann den Betroffenen unterstützen, besser mit der Krankheit umzugehen und ihre Lebensqualität zu verbessern. Auch wenn es noch nicht wissenschaftlich bewiesen ist, dass eine Psychotherapie die Anzahl der Anfälle verringern kann, wird sie oft in der Praxis empfohlen, weil sie vielen Menschen helfen kann.

 

FAQ (Häufig gestellte Fragen)

Wie häufig ist Epilepsie?

Epilepsie betrifft weltweit etwa 50 Millionen Menschen, was etwa 0,7% der Weltbevölkerung entspricht. Es ist eine relativ häufige Erkrankung, die Menschen jeden Alters und Geschlechts betreffen kann.

Welche sind die häufigsten Symptome von Epilepsie?

Die häufigsten Symptome von Epilepsie sind Krampfanfälle, Aura, Veränderungen im Bewusstsein, Verhaltensänderungen und körperliche Symptome. Krampfanfälle sind das bekannteste Symptom und können zu unkontrollierten Muskelzuckungen, Bewusstseinsverlust und Veränderungen im Verhalten führen.

Welche sind die Ursachen und Risikofaktoren von Epilepsie?

Die genauen Ursachen von Epilepsie sind oft schwer zu bestimmen. Es gibt jedoch bestimmte Faktoren, die das Risiko einer Person erhöhen können, an Epilepsie zu erkranken. Dazu gehören genetische Veranlagung, Hirnverletzungen, Entwicklungsstörungen, Infektionen und Schwangerschaftskomplikationen.

Welche Folgen kann Epilepsie haben?

Epilepsie kann erhebliche Auswirkungen auf das tägliche Leben der Betroffenen haben. Einschränkungen im Alltag, soziale Auswirkungen, psychische Auswirkungen, Verletzungsrisiko und Einschränkungen im Berufsleben sind einige mögliche Folgen von Epilepsie.

Wie wird Epilepsie diagnostiziert und behandelt?

Die Diagnose von Epilepsie beinhaltet in der Regel eine gründliche Anamnese, eine körperliche Untersuchung und verschiedene diagnostische Tests wie EEG und MRT. Die Behandlung von Epilepsie zielt darauf ab, Anfälle zu kontrollieren und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Dies kann durch medikamentöse Therapie, chirurgische Eingriffe, ketogene Diät und Vagusnervstimulation erreicht werden.

Quellen und weiterführende Informationen

  1. Deutsche Gesellschaft für Epileptologie (DGfE). Infopool Epilepsie. 2023.
  2. Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN). Erster epileptischer Anfall und Epilepsien im Erwachsenenalter(S1-Leitlinie, in Überarbeitung). AWMF-Registernr.: 030-041. 2017.
  3. Leone MA, Giussani G, Nevitt SJ et al. Immediate antiepileptic drug treatment, versus placebo, deferred, or no treatment for first unprovoked seizure. Cochrane Database Syst Rev 2021; (5): CD007144.
  4. Lim MJ, Fong KY, Zheng Y et al. Vagus nerve stimulation for treatment of drug-resistant epilepsy: a systematic review and meta-analysis. Neurosurg Rev 2022; 45(3): 2361-2373.
  5. Maguire MJ, Jackson CF, Marson AG et al. Treatments for the prevention of Sudden Unexpected Death in Epilepsy (SUDEP). Cochrane Database Syst Rev 2020; (4): CD011792.
  6. Michaelis R, Tang V, Wagner JL et al. Psychological treatments for people with epilepsy. Cochrane Database Syst Rev 2017; (10): CD012081.
  7. National Institute for Health and Care Excellence (NICE). Epilepsies in children, young people and adults(NICE Guidelines; No. NG217). 2022.
  8. West S, Nevitt SJ, Cotton J et al. Surgery for epilepsy. Cochrane Database Syst Rev 2019; (6): CD010541.

ddp


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