Störung der Knochenmarksfunktion: Mit welchen Tests diagnostizieren Mediziner eine aplastische Anämie und das Myelodysplastische Syndrom (MDS)?
ÜBERSICHT
Diagnose
Blutuntersuchungen
Ärzte können einen oder mehrere Bluttests durchführen, um Anzeichen für eine aplastische Anämie oder das Myelodysplastische Syndrom (MDS) festzustellen.
Ein vollständiges Blutbild ist in der Regel die erste Blutuntersuchung, die zur Feststellung einer aplastischen Anämie oder des myelodysplastischen Syndroms (MDS) durchgeführt wird. Bei diesem Test wird der Hämatokrit gemessen, d. h. der Anteil der roten Blutkörperchen in der Blutprobe. Ein vollständiges Blutbild zeigt auch:
- die Menge an Hämoglobin, einem Protein in Ihren roten Blutkörperchen, das den Sauerstoff im Körper transportiert
- die Anzahl der roten Blutkörperchen und Blutplättchen
- die Anzahl und Art der weißen Blutkörperchen
Bei einem Blutausstrich werden Größe, Form und Anzahl der Blutzellen in Ihrem Blut untersucht.
Mediziner verwenden manchmal Bluttests, um ungewöhnliche Mengen an Folsäure, Vitamin B12 und Erythropoietin – einem Hormon, das von den Nieren gebildet wird, um die Produktion roter Blutkörperchen zu unterstützen – festzustellen.
Ein komplettes Blutbild ist in der Regel der erste Test, den Ärzte durchführen, um zu prüfen, ob eine aplastische Anämie oder das Myelodysplastische Syndrom (MDS) vorliegt.
Knochenmarktests
Eine Knochenmarkspunktion, eine Knochenmarksbiopsie oder beide Untersuchungen können helfen, die Diagnose einer aplastischen Anämie oder eines MDS zu bestätigen. Knochenmarkstests können Folgendes zeigen:
- abnorme Zellen
- die Anzahl und Art der Blutzellen
- die Größe und Form der Blutzellen
- abnorme Veränderungen von Genen in Blutzellen
Andere Tests
Ärzte können weitere spezialisierte Tests anordnen, um die Ursache einer aplastischen Anämie oder von MDS herauszufinden oder um andere Erkrankungen zu identifizieren.. Zu den weiteren Tests können beispielsweise gehören:
- Durchflusszytometrie, die die Anzahl der Zellen, den Prozentsatz der lebenden Zellen und bestimmte Merkmale der Zellen wie Größe und Form misst
- molekulare Tests, bei denen auf abnorme Veränderungen in bestimmten Genen geprüft wird
- zytogenetische Untersuchungen, bei denen abnorme Veränderungen der Chromosomen festgestellt werden
Behandlung von aplastischer Anämie
Bei der Behandlung der aplastischen Anämie behandelt das medizinische Fachpersonal zunächst die Grunderkrankung, die die aplastische Anämie auslösen könnte, sofern eine Grunderkrankung vermutet wird. Dazu kann es gehören, die Exposition gegenüber einer Chemikalie zu beseitigen, ein bestimmtes Medikament abzusetzen oder eine Virusinfektion zu behandeln.
Ärzte könnten in einem solchen Fall eine oder mehrere der folgenden Behandlungsmöglichkeiten empfehlen:
- Bluttransfusion
- Knochenmark-Stammzellentransplantationen
- immunosuppressive Therapie
- Arzneimittel
Behandlungen für aplastische Anämie können die Symptome lindern, die Lebensqualität verbessern und in einigen Fällen eine Heilung der Erkrankung ermöglichen. Die Behandlung hängt von Alter, dem allgemeinen Gesundheitszustand, der Ursache und dem Schweregrad der Erkrankung sowie der Verfügbarkeit eines Stammzellenspenders ab.
Bei einer leichten oder mittelschweren aplastischen Anämie ist möglicherweise keine sofortige Behandlung erforderlich.
Bluttransfusionen
Bluttransfusionen können vorübergehend Symptome wie Anämie, Müdigkeit und Blutungen lindern, indem sie die Menge an roten Blutkörperchen oder Blutplättchen oder beides im Blut des betroffenen Patienten erhöhen.
Wiederholte Transfusionen sind üblich, können aber zu anderen gesundheitlichen Problemen führen.
Eisen aus transfundierten roten Blutkörperchen kann sich im Körper ansammeln und Organe schädigen, was als Eisenüberladung oder Hämochromatose bezeichnet wird. Ärzte köönen in solchen Fällen Behandlungen verschreiben, die das überschüssige Eisen entfernen.
Im Laufe der Zeit kann der Körper Antikörper entwickeln, die die Spenderblutzellen schädigen oder zerstören. Ärzte können Medikamente verschreiben, um diese Reaktion zu verhindern oder zu kontrollieren.
Blut- und Knochenmarkstammzelltransplantationen
Bei der Blut- und Knochenmarktransplantation, auch Stammzelltransplantation genannt, werden die gesunden Stammzellen eines Spenders verwendet, um die körpereigenen geschädigten Stammzellen zu ersetzen.
Um ein optimales Ergebnis zu erzielen, müssen die Zellen des Spenders genau mit den eigenen übereinstimmen. Bei nahen Verwandten, wie z. B. Geschwistern, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass sie gut zueinander passen, aber auch nicht verwandte Spender können gut passen.
Eine Stammzelltransplantation ist die einzig mögliche Heilung für aplastische Anämie.
Immunsuppressive Therapie
Eine immunsuppressive Therapie kann bei Menschen eingesetzt werden, die keine Stammzelltransplantation erhalten können, oder um eine aplastische Anämie bei Menschen zu kontrollieren, die auf eine Stammzelltransplantation warten.
Immunsuppressiva, wie Antithymozytenglobulin (ATG) und Cyclosporin, unterdrücken das körpereigene Immunsystem und verlangsamen oder stoppen die Schädigung des Knochenmarks. Dies ist jedoch keine Heilung.
Medikamente
Eine niedrige Anzahl weißer Blutkörperchen kann es dem Körper erschweren, Infektionen abzuwehren. Ärzte können Medikamente verschreiben, die Bakterien, Pilze oder Viren abtöten, die Infektionen verursachen.
Behandlung des myelodysplastischen Syndroms
Die Behandlung des myelodysplastischen Syndroms (MDS) ist ähnlich wie die Behandlung der aplastischen Anämie. Da die meisten Menschen mit MDS jedoch ältere Erwachsene sind und möglicherweise noch andere Gesundheitsprobleme haben, konzentriert sich die Behandlung von MDS auf die unterstützende Pflege, um die Symptome zu lindern, die Lebensqualität zu verbessern und Blutungen und Infektionen vorzubeugen, anstatt die Krankheit zu heilen. Manche Menschen leben viele Jahre lang mit der unterstützenden Behandlung allein.
Menschen, die nur wenige oder gar keine Symptome haben, brauchen möglicherweise keine Behandlung. Wenn Betroffene Symptome entwickeln, sich die Symptome verschlimmern oder die Anzahl der Blutzellen sehr niedrig ist, wird die Behandlung auf das Alter, den allgemeinen Gesundheitszustand, die Symptome sowie die Ursache und den Schweregrad der Krankheit abgestimmt. Eine Stammzelltransplantation kann für bestimmte Menschen eine Chance auf Heilung bieten.
Bluttransfusionen
Bluttransfusionen erhöhen die Anzahl der gesunden roten Blutkörperchen oder Blutplättchen im Körper. Es kann gelegentlich oder sogar alle ein bis zwei Wochen eine Transfusion notwendig sein.
Medikamente
Medikamente zur Stimulierung des Knochenmarks: Medikamente, die Wachstumsfaktoren genannt werden, können die Symptome lindern, indem sie dem Knochenmark helfen, mehr Blutzellen zu bilden. Diese Medikamente sind Kopien von körpereigenen Substanzen wie Erythropoietin und Granulozyten-Kolonie-stimulierender Faktor.
Medikamente zur Behandlung oder Vorbeugung von Infektionen: Eine geringere Anzahl weißer Blutkörperchen erschwert es dem Körper, Infektionen zu bekämpfen. Antibiotika können eingesetzt werden, um Bakterien abzutöten, die Infektionen verursachen.
Hypomethylierungsmittel: Medikamente, die das Wachstum abnormaler Stammzellen im Knochenmark verhindern und die Anzahl gesunder Blutzellen im Körper erhöhen, können die Lebensqualität verbessern und das Risiko, an Leukämie zu erkranken, verringern.
Immunmodulatoren: Ärzte können den Immunmodulator Lenalidomid verschreiben, um das Wachstum abnormaler Blutzellen zu verlangsamen und den Bedarf an Bluttransfusionen zu verringern.
Immunsuppressive Therapie
Bei einigen Menschen mit MDS, die eher einer aplastischen Anämie ähneln, können Medikamente, die das Immunsystem des Körpers beruhigen, die Schädigung des Knochenmarks verlangsamen oder stoppen. Diese immunsuppressiven Medikamente können die Symptome lindern und dabei helfen, Bluttransfusionen zu vermeiden.
Blut- und Knochenmarkstammzelltransplantation und Chemotherapie
Stammzelltransplantation und Chemotherapie können einzeln oder zusammen zur Behandlung des myelodysplastischen Syndroms (MDS) eingesetzt werden. Diese Behandlungen sind aggressiver und können die Blutwerte schneller verbessern als weniger intensive Behandlungen, das Risiko, an MDS zu sterben, verringern und möglicherweise eine Heilung ermöglichen.
Diese Behandlungen bergen jedoch ein höheres Risiko für Komplikationen, weshalb sie nur bei Patienten eingesetzt werden, bei denen Risiko und Nutzen klar abgewogen wurden.
Bei Menschen mit fortgeschrittenem myelodysplastischen Syndrom (MDS) oder bei denen, die ein höheres Risiko haben, eine akute myeloische Leukämie zu entwickeln, kann eine herkömmliche Chemotherapie verschreiben werden, um dem Körper zu helfen, die abnormen Zellen loszuwerden.
Quelle
- Medizindoc mit Material von NIH / NHS / The National Library of Medicine
ddp
Der Beitrag beschäftigt sich mit einem medizinischen Thema, einem Gesundheitsthema oder einem oder mehreren Krankheitsbildern. Dieser Artikel dient nicht der Selbst-Diagnose und ersetzt auch keine Diagnose durch einen Arzt oder Facharzt. Bitte lesen und beachten Sie hier auch den Hinweis zu Gesundheitsthemen!