Lange Gene beschleunigen biologische Alterung

Anti-Aging und Alternsforschung, Gesundheitsnews, Medizin und Forschung

M.A. Dirk de Pol, Veröffentlicht am: 27.03.2024, Lesezeit: 8 Minuten

Altern ist ein unvermeidlicher Prozess, der alle lebenden Organismen betrifft. Es handelt sich dabei um ein komplexes Phänomen, das von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird, darunter Genetik, Lebensstil und Umweltfaktoren. Wissenschaftler erforschen seit langem die Mechanismen des Alterns, um die zugrunde liegenden Ursachen zu verstehen und möglicherweise Wege zu finden, den Alterungsprozess zu verlangsamen. Jüngste Forschungen der Northwestern University haben einen faszinierenden Zusammenhang zwischen langen Genen und schnellerer biologischer Alterung aufgedeckt.

Die Studie

An der von der Northwestern University durchgeführten Studie waren vier internationale Forschergruppen beteiligt, die alle zu demselben Ergebnis kamen: Lange Gene stehen in Zusammenhang mit einer schnelleren biologischen Alterung. Die Forscher veröffentlichten ihre Ergebnisse in der renommierten Fachzeitschrift Trends in Genetics und beleuchteten damit einen bisher unerforschten Aspekt des Alterns.

Der Studie zufolge könnten lange Gene, die mit zunehmendem Alter weniger aktiv werden, die Hauptursache für die Alterung unseres Körpers sein. Diese Entdeckung ist insofern von Bedeutung, als sie verschiedene bestehende Erkenntnisse über das Altern miteinander verbindet und ein messbares Phänomen zur Untersuchung bereitstellt. Die Forscher fanden heraus, dass die meisten Aspekte des biologischen Alterns mit der Genlänge zusammenhängen, was die Bedeutung des Verständnisses der Rolle langer Gene im Alterungsprozess unterstreicht.

Die Rolle von langen Genen im Alterungsprozess

Es wurde festgestellt, dass lange Gene, d. h. Gene mit einer größeren Anzahl von Basenpaaren, mehr potenzielle Stellen aufweisen, die beschädigt werden können. Dies kann mit einer Autofahrt verglichen werden – je länger die Fahrt, desto wahrscheinlicher ist es, dass etwas schief geht. Je länger ein Gen ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass mindestens eine DNA-Schadstelle vorhanden ist, die die Aktivierung des Gens verhindern kann.

Die Regulierung von Genen ist einer der zentralsten Prozesse des Lebens, und die Aktivität von langen Genen verändert sich speziell mit dem Alter. Die Forscher fanden heraus, dass Bedingungen, von denen bekannt ist, dass sie das Altern beschleunigen, wie Rauchen, Alkoholkonsum, oxidativer Stress und UV-Bestrahlung, die Aktivität langer Gene verringern. Andererseits erhöhen Bedingungen, die bekanntermaßen den Alterungsprozess verlangsamen, wie z. B. Kalorienrestriktion, die Aktivität langer Gene.

Darüber hinaus kodieren sehr kurze oder sehr lange Gene für zelluläre Prozesse, von denen bekannt ist, dass sie sich während des Alterns verändern, wie z. B. die Bildung von Zellenergie, die Proteinsynthese und die Übertragung neuronaler Signale. Dies deutet darauf hin, dass die Aktivität langer Gene eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung der Zellfunktionen und der allgemeinen Gesundheit im Alter spielt.

Implikationen für die Altersforschung

Die Entdeckung des Zusammenhangs zwischen langen Genen und schnellerer biologischer Alterung hat erhebliche Auswirkungen auf die Alternsforschung. Sie stellt die vorherrschenden biologischen Ansätze in Frage, die sich auf die Untersuchung der Auswirkungen einzelner Gene konzentrieren, und unterstreicht stattdessen die Bedeutung der Genlänge als ein Faktor, der zum Altern beiträgt.

Die Forscher fanden auch heraus, dass dasselbe Phänomen bei Patienten mit der Alzheimer-Krankheit auftritt, einer altersbedingten neurodegenerativen Erkrankung. Gene mit neuronaler Funktion sind ungewöhnlich lang, und die verringerte Aktivität langer Gene könnte zu dem bei der Alzheimer-Krankheit beobachteten Verlust der neuronalen Funktion beitragen. Diese Erkenntnis eröffnet neue Wege für die Erforschung der Ursachen neurodegenerativer Erkrankungen und möglicher therapeutischer Interventionen.

FAQ

Welcher Zusammenhang besteht zwischen langen Genen und schnellerer biologischer Alterung?

Es wurde festgestellt, dass lange Gene, die eine größere Anzahl von Basenpaaren aufweisen, mit einer schnelleren biologischen Alterung in Zusammenhang stehen. Bedingungen, von denen bekannt ist, dass sie die Alterung beschleunigen, verringern die Aktivität langer Gene, während Bedingungen, von denen bekannt ist, dass sie die Alterung verlangsamen, ihre Aktivität erhöhen.

Wie tragen lange Gene zum Alterungsprozess bei?

Lange Gene haben mehr potenzielle Stellen, die geschädigt werden können, ähnlich wie bei einer Autofahrt: Je länger die Fahrt, desto wahrscheinlicher ist es, dass etwas schief geht. Wenn Gene während des Alterungsprozesses Schaden nehmen, brechen die DNA-Stränge, die die Gene enthalten, und verhindern, dass die Zellen die im Gen enthaltenen Informationen ablesen und aktivieren. Je länger das Gen ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass mindestens eine DNA-Schadstelle vorhanden ist, die die Aktivierung des Gens stoppen kann.

Welche Auswirkungen hat diese Forschung auf die Alterung?

Diese Forschungsarbeit stellt den vorherrschenden Ansatz, die Auswirkungen einzelner Gene auf das Altern zu untersuchen, in Frage und unterstreicht die Bedeutung der Genlänge als mitwirkenden Faktor. Das Verständnis der Rolle langer Gene bei der Alterung kann zu neuen Erkenntnissen über die Mechanismen der Alterung und zu potenziellen Maßnahmen zur Verlangsamung des Alterungsprozesses führen.

Was hat diese Forschung mit der Alzheimer-Krankheit zu tun?

Die Studie ergab, dass die verminderte Aktivität langer Gene bei Patienten mit Alzheimer-Krankheit auftritt, was auf einen Zusammenhang zwischen langen Genen und neurodegenerativen Erkrankungen hindeutet. Gene mit neuronaler Funktion, die ungewöhnlich lang sind, sind möglicherweise besonders anfällig für dieses Phänomen und tragen zu dem bei der Alzheimer-Krankheit beobachteten Verlust der neuronalen Funktion bei.

Was sind die nächsten Schritte in der Forschung nach dieser Entdeckung?

Die Entdeckung des Zusammenhangs zwischen langen Genen und schnellerer biologischer Alterung eröffnet neue Wege für die Erforschung der Ursachen von Alterung und neurodegenerativen Erkrankungen. Weitere Studien werden darauf abzielen, die spezifischen Mechanismen zu erforschen, die hinter der verminderten Aktivität langer Gene und ihren Auswirkungen auf das Altern stehen. Die Forscher werden auch potenzielle Interventionen oder Therapien untersuchen, die auf lange Gene abzielen, um den Alterungsprozess zu verlangsamen und möglicherweise die Auswirkungen neurodegenerativer Krankheiten zu mildern.

Welche Rolle spielen die Gene für die biologische Alterung?

Die Rolle der Gene bei der biologischen Alterung ist ein komplexes Thema, das von der Forschung intensiv untersucht wird. Es ist bekannt, dass die genetische Veranlagung eines Menschen einen Einfluss auf den Alterungsprozess und die persönliche Lebenserwartung hat. Genetische Variationen können eine Rolle spielen. Jeder Mensch trägt eine einzigartige Kombination von Genen, die seine biologische Alterung beeinflussen können. Unterschiedliche genetische Variationen können dazu führen, dass Menschen unterschiedlich schnell altern und unterschiedliche Risiken für altersbedingte Krankheiten haben. Studien an eineiigen Zwillingen haben zudem gezeigt, dass die genetische Veranlagung einen Einfluss auf die Lebensspanne haben kann. Wenn man die Lebensspanne eineiiger Zwillinge vergleicht, kann der Einfluss der Gene auf etwa 10-15 Prozent geschätzt werden. Genetische Faktoren können sich zusammen mit altersbedingten Krankheiten eine Rolle spielen. Es gibt bestimmte genetische Varianten, die mit einem erhöhten Risiko für altersbedingte Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und neurodegenerativen Erkrankungen in Verbindung gebracht werden. Diese genetischen Faktoren können die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten dieser Krankheiten im Laufe des Lebens erhöhen. Auch die sogenannte Genexpression, also die Aktivität der Gene, kann sich im Laufe des Lebens verändern. Es wurde festgestellt, dass bestimmte Gene im Alter anders reguliert werden als in jungen Jahren. Diese Veränderungen in der Genexpression können zu altersbedingten Veränderungen in Zellen und Geweben beitragen. Nicht zuletzt können auch Umweltfaktoren eine Rolle spielen. Es ist wichtig zu beachten, dass die Wirkung der Gene auf die biologische Alterung nicht isoliert betrachtet werden kann. Die Interaktion zwischen genetischen Faktoren und Umweltfaktoren spielt eine entscheidende Rolle. Lebensstilfaktoren wie Ernährung, Bewegung, Rauchen und Stress können die Auswirkungen der Gene auf die Alterung beeinflussen. Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass die genetische Veranlagung nicht das alleinige Schicksal bestimmt. Ein gesunder Lebensstil und präventive Maßnahmen können dazu beitragen, den Alterungsprozess zu verlangsamen und das Risiko für altersbedingte Krankheiten zu verringern, unabhängig von der genetischen Veranlagung.

Fazit

Die von der Northwestern University durchgeführte Studie hat den Zusammenhang zwischen langen Genen und schnellerer biologischer Alterung erhellt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Länge von Genen eine entscheidende Rolle im Alterungsprozess spielt, wobei lange Gene mit zunehmendem Alter weniger aktiv werden. Diese Entdeckung stellt die traditionellen Ansätze zur Erforschung des Alterns in Frage und eröffnet neue Wege zur Erforschung der Mechanismen des Alterns und möglicher Interventionen zur Verlangsamung des Alterungsprozesses.

Das Verständnis der Rolle langer Gene bei der Alterung und bei neurodegenerativen Krankheiten wie der Alzheimer-Krankheit ist ein bedeutender Fortschritt auf dem Gebiet der Alternsforschung. Durch die Entschlüsselung der Mechanismen, die hinter der verminderten Aktivität langer Gene stehen, können Wissenschaftler möglicherweise gezielte Interventionen entwickeln, um den Alterungsprozess zu verlangsamen und die Lebensqualität der von altersbedingten Krankheiten betroffenen Personen zu verbessern.

Da sich die Forschung auf diesem Gebiet ständig weiterentwickelt, ist es wichtig, sich über die neuesten Erkenntnisse und Fortschritte auf dem Laufenden zu halten. Durch ein tieferes Verständnis der komplizierten Prozesse, die beim Altern eine Rolle spielen, können wir auf die Förderung eines gesunden Alterns und eine mögliche Verlängerung der menschlichen Lebensspanne hinarbeiten.

Quellen und weiterführende Informationen

    1. Soheili-Nezhad, S., et al. (2024) Time is ticking faster for long genes in aging. Trends in Genetics. doi.org/10.1016/j.tig.2024.01.009.
    2. Schosserer, M., Grubeck-Loebenstein, B. & Grillari, J. Grundlagen der biologischen Alterung. Z Gerontol Geriat 48, 285–294 (2015). https://doi.org/10.1007/s00391-015-0857-4
    3. Ageing, Wikipedia 2024.

ddp


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Wichtiger Hinweis: Der Beitrag beschäftigt sich mit einem medizinischen Thema, einem Gesundheitsthema oder einem oder mehreren Krankheitsbildern. Dieser Artikel dient nicht der Selbst-Diagnose und ersetzt auch keine Diagnose durch einen Arzt oder Facharzt. Bitte lesen und beachten Sie hier auch den Hinweis zu Gesundheitsthemen!

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