Insemination: Verfahren, Chancen und Risiken

Schwangerschaft und Kinderwunsch

M.A. Dirk de Pol, aktualisiert am 27. Juni 2023, Lesezeit: 10 Minuten

Kinderwunsch und künstliche Befruchtung:

Was ist eine Insemination (Samenübertragung) per Definition?

Insemination, auch künstliche Befruchtung genannt, ist eine Methode der Fruchtbarkeitsbehandlung, bei der Spermien direkt in den Gebärmutterhals oder die Gebärmutter eingeführt werden, um eine Schwangerschaft zu erreichen.

Manchmal werden die Spermien vorab „aufbereitet“ oder „gewaschen“, um die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft zu erhöhen.

Es gibt zwei Hauptarten der Insemination (Samenübertragung):

  • die intrauterine Insemination (IUI) und
  • die intrazervikale Insemination (ICI) [1].

Grundsätzlich handelt es sich bei der künstlichen Insemination um eine assistierte Befruchtungsart.

Mit diesem Verfahren wird eine Schwangerschaft herbeigeführt, indem der Samen des Mannes mit Hilfe bestimmter Techniken in die Gebärmutter eingebracht wird. Dieses Verfahren wird auch als künstliche Besamung oder Samenübertragung bezeichnet.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die künstliche Befruchtung durchzuführen. Eine davon ist die intrauterine Insemination (IUI), bei der der Samen direkt in die Gebärmutter übertragen wird.

Wird das Sperma des eigenen Partners verwendet wird, spricht man von einer homologen Insemination.

Wenn hingegen Spendersamen zum Einsatz kommt, beispielsweise bei Erbkrankheiten, mangelhaftem Spermiogramm oder lesbischen Paaren, wird von einer heterologen oder donogenen Insemination gesprochen.

Wie funktioniert die Insemination?

Das Ziel der Insemination ist es, die Eizelle zum richtigen Zeitpunkt zu befruchten und dabei potente Spermien zu gewinnen.

Zur Überwachung des Zyklus und des Eisprungs der Frau werden in einer Klinik oder in einer Arztpraxis Ultraschalluntersuchungen und Hormonanalysen durchgeführt.

  • So kann der optimale Zeitpunkt für die Samenübertragung (Insemination) genau bestimmt werden.

Bei der so genannten Selbstinsemination zu Hause liegt es in der Verantwortung des Mannes, den richtigen Zeitpunkt selbst zu bestimmen. Dies kann mit Hilfe von Ovulationstests oder Zykluscomputern geschehen. Im Allgemeinen gilt der Zeitraum von zwei bis fünf Tagen vor dem Eisprung als der beste Zeitpunkt für die Insemination. Der Samen für die Insemination wird in der Regel durch Masturbation gewonnen.

Bei der Insemination werden die gewaschenen Spermien direkt in die Gebärmutter eingeführt, bei der intrazervikalen Inseminationen (ICI) werden die Spermien in den Gebärmutterhals injiziert.

Der Zweck besteht darin, den Spermien den Weg zur Befruchtung der Eizelle zu erleichtern. Die Spermien müssen ihren Weg durch den Scheidenkanal, den Gebärmutterhals und die Gebärmutter bis in den Eileiter finden, wo sie die Eizelle befruchten können [1].

ICD-Codes für dieses Behandlungsspektrum fruchtbarkeitsfördernder Maßnahmen:

  • Z31: Behandlungen, die die Fruchtbarkeit (Fertilität) unterstützen
  • Z31.0 Tuben- oder Vasoplastie nach vorausgegangener Sterilisation
  • Z31.1 Künstliche Befruchtung
  • Z31.2 Befruchtung im Reagenzglas (In-vitro-Fertilisation, IVF)
  • Z31.3 Andere Methoden zur Unterstützung der Fertilität (Fruchtbarkeit)
  • Z31.4 Untersuchungen und Tests im Zusammenhang mit der Befruchtung
  • Z31.5 Genetische Beratung
  • Z31.6 Allgemeine Beratung im Zusammenhang mit der Befruchtung
  • Z31.8 Sonstige Maßnahmen zur Unterstützung der Fertilität (Fruchtbarkeit)
  • Z31.9 Maßnahme zur Unterstützung der Fertilität (Fruchtbarkeit), nicht näher bezeichnet

Für wen ist die Insemination geeignet?

Die Insemination kann in verschiedenen Situationen in Betracht gezogen werden. Paare mit Kinderwunsch und ungeklärter Unfruchtbarkeit, leichten Störungen der Spermienmotilität oder unzureichendem Zervixschleim können von einer Insemination profitieren. Auch für lesbische Paare oder alleinstehende Frauen mit Kinderwunsch kann die Insemination eine Option sein.

Unabhängig davon, ob Sie sich für eine IUI (Intrauterine Insemination) oder eine Heiminsemination entscheiden, gibt es bestimmte körperliche Voraussetzungen, die sowohl die Frau als auch der Samenspender erfüllen müssen.

Dazu gehören unter anderem:

  1. Durchgängige und funktionstüchtige Eileiter: Die Eileiter sollten frei von Blockaden oder Verklebungen sein, damit die befruchtete Eizelle zur Gebärmutter gelangen kann.
  2. Gut aufgebaute Gebärmutterschleimhaut für die Einnistung: Die Gebärmutterschleimhaut sollte eine ausreichende Dicke und Qualität haben, um die befruchtete Eizelle aufnehmen und sich darin einnisten zu können.
  3. Eisprung: Ein regelmäßiger Eisprung ist erforderlich, um eine befruchtungsfähige Eizelle zu produzieren.
  4. Befruchtungsfähige und bewegliche Spermien: Der Samenspender sollte über eine ausreichende Anzahl an gesunden und beweglichen Spermien verfügen, um die Befruchtung der Eizelle zu ermöglichen.
  5. Ausreichende Spermienzahl: Es sollten genügend Spermien vorhanden sein, um die Chancen auf eine erfolgreiche Befruchtung zu erhöhen.

Eine Samenübertragung wird meist dann empfohlen, wenn bei Paaren keine schwerwiegenden Ursachen für die Unfruchtbarkeit vorliegen (idiopathische Sterilität) oder wenn direkter Geschlechtsverkehr nicht möglich ist oder vermieden werden soll, etwa aufgrund einer HIV-Infektion.

Die Möglichkeit der Heiminsemination ermöglicht insbesondere alleinstehenden Frauen, die in Deutschland keinen Zugang zur künstlichen Befruchtung haben, ihren Kinderwunsch auch ohne festen Partner zu erfüllen, sofern sie einen privaten Samenspender finden.

  • Dies gilt auch für lesbische Paare, die sich zu Hause inseminieren lassen möchten. Für homosexuelle Paare, die die Kosten einer künstlichen Befruchtung weitgehend selbst tragen müssen, kann dies eine kostengünstigere Alternative sein.

Auch für heterosexuelle Paare, die Schwierigkeiten haben, auf natürlichem Weg schwanger zu werden, kann die Selbstinsemination eine Hilfe sein. Wenn die Frau HIV-positiv ist, kann die Heiminsemination die Übertragung des Virus auf den Partner einschränken. Ist jedoch der Mann betroffen, muss das Sperma genau untersucht werden. In jedem Fall sollten Paare mit einer HIV-Infektion vor der Insemination ärztlichen Rat einholen. [1][6].

Welche Erfolgschancen hat eine Samenübertragung (Insemination)?

Die Erfolgsraten der Insemination hängen von den individuellen Umständen und Faktoren wie dem Alter der Frau und der Ursache der Unfruchtbarkeit ab.

Die Erfolgschancen für eine Schwangerschaft liegen bei der ärztlich unterstützten Insemination (IUI) je nach Anzahl der durchgeführten Zyklen zwischen 15 und 40 Prozent. Auch das Alter der Mutter und die hormonelle Stimulation spielen bei der Insemination eine Rolle.

Im Vergleich zur Insemination zu Hause ist die Erfolgsrate bei der Samenübertragung (Insemination) grundsätzlich höher. Dies liegt daran, dass die Samenprobe direkt in die Gebärmutter eingebracht wird. Bei der Selbstinsemination gelangen die Spermien nur bis zum Scheideneingang und müssen den Weg in die Gebärmutter und weiter zur Eizelle selbstständig bewältigen.

Dadurch besteht ein höheres Risiko für mögliche Probleme. Zusätzlich wird bei der ärztlich kontrollierten intrauterinen Insemination das Ejakulat aufbereitet und die Anzahl der Spermien optimiert, was die Erfolgschancen weiter erhöht. [2].

Vor- und Nachteile der Insemination

Zu den Vorteilen der Insemination gehören die relativ einfache Durchführung, die geringen Risiken und die Möglichkeit, natürliche Befruchtungsprozesse zu unterstützen. Ferner ist die Insemination weniger invasiv und kostengünstiger als andere Fertilitätsbehandlungen wie die In-vitro-Fertilisation (IVF).

Nachteilig sind die im Vergleich zur In-vitro-Fertilisation geringeren Erfolgsaussichten und die Notwendigkeit mehrerer Behandlungszyklen. Es besteht auch ein geringes Risiko für Mehrlingsschwangerschaften und Infektionen.

Belastend kann es sein, wenn sich eine Frau einer Hormontherapie unterzieht, um die Eizellreifung zu fördern. In diesen Fällen besteht das Risiko einer Überstimulation bis hin zum ovariellen Hyperstimulationssyndrom oder einer Mehrlingsschwangerschaft, die zu Komplikationen führen kann.

  • Grundsätzlich ist die Insemination im spontanen Menstruationszyklus die risikoärmste Methode der assistierten Reproduktion [2][6].

Intrauterine Insemination (IUI)

Die intrauterine Insemination ist eine spezifische Form der Insemination, bei der zuvor „gewaschen und aufbereitete“ Spermien direkt in die Gebärmutter eingebracht werden. Dies geschieht meist in Verbindung mit einer Stimulation der Eierstöcke, um die Wahrscheinlichkeit des Eisprungs zu erhöhen und die Chancen einer erfolgreichen Befruchtung zu verbessern.

  • Die intrauterine Insemination (IUI) ist weniger invasiv als die IVF und kann für Paare mit leichten Fruchtbarkeitsproblemen eine gute Option sein [4].

Wer ist für die IUI geeignet?

Die intrauterine Insemination (IUI) kann für Paare mit Kinderwunsch und leichten Fruchtbarkeitsproblemen, unerklärter Unfruchtbarkeit oder bestimmten anatomischen Gegebenheiten wie einem blockierten oder unpassierbaren Gebärmutterhals in Betracht gezogen werden. Auch lesbische Paare oder alleinstehende Frauen können von der IUI profitieren [4].

Welche Erfolgschancen hat die IUI?

Die Erfolgsaussichten einer intrauterinen Insemination (IUI), eine Schwangerschaft herbeizuführen und ein Kind zu zeugen, hängen von den individuellen Umständen und Faktoren wie dem Alter der Frau, der Spermienqualität und der Ursache der Unfruchtbarkeit ab.

  • Die Erfolgsrate einer einmaligen hormonellen Stimulationsbehandlung bei der intrauterinen Insemination, schwanger zu werden, liegt bei etwa sieben bis 15 Prozent.

Nach mehreren Behandlungszyklen kann die Erfolgsrate sogar bis zu 40 Prozent betragen. Dies gilt allerdings nur für Frauen bis etwa 35 Jahre. Bei älteren Frauen sinkt die Aussicht auf eine Schwangerschaft durch Intrauterine Insemination auf etwa vier Prozent pro Zyklus.

Die Erfolgswahrscheinlichkeit wird auch durch das zur hormonellen Stimulation verwendete Medikament und die Anzahl der stimulierten Eibläschen (Follikel) beeinflusst. Für eine erfolgreiche intrauterine Insemination müssen stimulierte Follikel vorhanden sein. Wenn jedoch mehr als zwei Eibläschen reifen, steigt das Risiko einer Mehrlingsschwangerschaft, weshalb Ärzte in solchen Fällen von einer Insemination abraten.

Mehrfache Inseminationen innerhalb eines Zyklus bringen keinen zusätzlichen Nutzen, wie Studien zur intrauterinen Insemination gezeigt haben. Aus diesem Grund wird heute auf wiederholte Inseminationen innerhalb eines Zyklus verzichtet.

Wie oft ein Paar grundsätzlich versuchen sollte, durch Intrauterine Insemination schwanger zu werden, hängt auch vom Alter der Frau ab. Bei etwa 80 Prozent der Paare tritt nach drei bis vier Zyklen eine Schwangerschaft ein. Ist die Frau noch jünger, können sie und ihr Partner es eine Zeit lang versuchen. Ärztinnen und Ärzte empfehlen in der Regel maximal sechs Versuche.

Frauen über 35 sollten nach den ersten erfolglosen Zyklen jedoch nicht zu viel Zeit verstreichen lassen und rechtzeitig über andere Methoden der künstlichen Befruchtung nachdenken. Möglicherweise bieten die In-vitro-Fertilisation (IVF) oder die Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) größere Erfolgschancen [7].

Was sind Vor- und Nachteile der intrauterinen Insemination?

Die Vorteile der intrauterinen Insemination (IUI) liegen in der relativ einfachen Durchführung, den geringen Risiken und der Möglichkeit, den natürlichen Befruchtungsvorgang zu unterstützen. Im Vergleich zur In-vitro-Fertilisation ist die IUI weniger invasiv und kostengünstiger.

Zu den Nachteilen dieser Kinderwunsch-Behandlung zählen vor allem die geringere Erfolgsrate im Vergleich zur In-vitro-Fertilisation (IVF) und die Notwendigkeit mehrerer Behandlungszyklen. Auch hier besteht ein geringes Risiko für Mehrlingsschwangerschaften und Infektionen [4][7].

Kinderwunsch, Kinderwunsch-Behandlung und Schwangerschaft

Welche Kosten übernimmt die Krankenkasse und können Paare mit unerfülltem Kinderwunsch staatliche Unterstützung für eine Kinderwunschbehandlung beantragen?

Quellen

  1. Healthline: „Artificial Insemination: Process, Success Rates, at Home“, March 2023
  2. Medical News Today: „Artificial insemination: Uses, procedure, and risks“, Sept. 2018
  3. Mayo Clinic: „Intrauterine insemination (IUI)“, Sept. 2021
  4. Parents: „Artificial Insemination: Procedure, Costs, and Success Rates“, Dec. 2022
  5. Indira IVF: „Is Intrauterine Insemination (IUI) safe?“, April 2022
  6. Fertility Research and Practice: „Predictive factors for intrauterine insemination outcomes: a review“, Dec. 2020
  7. Cochrane Database of Systematic Reviews: „Semen preparation techniques for intrauterine insemination“, Oct. 2019

Dieser Beitrag wurde auf der Grundlage wissenschaftlicher Fachliteratur und fundierter empirischer Studien und Quellen erstellt und in einem mehrstufigen Prozess überprüft.

Wichtiger Hinweis: Der Beitrag beschäftigt sich mit einem medizinischen Thema, einem Gesundheitsthema oder einem oder mehreren Krankheitsbildern. Dieser Artikel dient nicht der Selbst-Diagnose und ersetzt auch keine Diagnose durch einen Arzt oder Facharzt. Bitte lesen und beachten Sie hier auch den Hinweis zu Gesundheitsthemen!

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