Binge-Eating-Störung: Symptome, Ursachen und Behandlung

Krankheiten und Krankheitsbilder, Psychische Gesundheit

Medizin Doc Redaktion, aktualisiert am 7. Oktober 2021, Lesezeit: 9 Minuten

Was sind Anzeichen für Binge Eating und wie stoppt man es? Die Binge-Eating-Störung löst regelmäßige richtige Fressattacken aus. Es werden riesige Mengen an Essen regelrecht verschlungen und am Ende treten dann Gefühle wie Schuld und Ärger über sich selbst auf. Sogenannte „Binges“ werden von Betroffenen oftmals im Voraus geplant.

Es gibt sogar spezielle „Binge-Foods“. Diese Art von Essstörung trifft Frauen und Männer jeglichen Alters. Besonders häufig betroffen sind allerdings junge Menschen um die 20 Jahre (Essstörungen bei Kindern).

Symptome einer Essstörung

Das Hauptsymptom einer Essstörung ist das Essen sehr großer Mengen von Lebensmitteln in kurzer Zeit, oft außer Kontrolle. Zu den Symptomen können aber auch gehören:

  • sehr schnelles Essen
  • Essen, bis Sie sich unwohl fühlen
  • Essen, wenn Sie keinen Hunger haben
  • allein oder heimlich essen
  • sich nach Essattacken deprimiert, schuldig, beschämt oder angewidert fühlen

Menschen, die regelmäßig auf diese Weise essen, können an Essstörungen leiden.

Warnsignale für Essstörungen bei jemand anderem

Die folgenden Warnzeichen können darauf hinweisen, dass ein Person, die Sie kennen, an einer Essstörung leidet:

  • viel essen, sehr schnell
  • versucht zu verbergen, wie viel sie isst
  • hortet auffällig viele Vorräte an Lebensmitteln
  • Gewichtszunahme beziehungsweise Gewichtsabnahme – obwohl dies bei allen Essstörungen passiert

Hilfe bei Essstörungen suchen

Wenn Sie glauben, dass Sie an einer Essstörung leiden, wenden Sie sich so bald wie möglich an Ihren Hausarzt. Er wird Ihnen Fragen zu Ihren Essgewohnheiten und Ihrem Seelenleben stellen und Ihr Gewicht und Ihre allgemeine Gesundheit überprüfen.

Wenn Ihr Hausarzt zu dem Schluss kommt, dass Sie an einer Essstörung oder etwas anderen leiden, sollte der Arzt Sie an einen Spezialisten für Essstörungen verweisen. Da es sehr schwierig sein kann, sich ein solches Problem einzugestehen und um Hilfe zu bitten, ist es eventuell ratsam, wenn Sie einen Freund oder einen geliebten Menschen zu Ihrem Termin mitbringen.

Hilfe für jemand anderen bekommen

Wenn Sie befürchten, dass ein Familienmitglied oder ein Freund an einer Essstörung leidet, teilen Sie der Person mit, dass Sie sich Sorgen um sie machen, und ermutigen Sie sie, ihren Hausarzt aufzusuchen. Sie könnten anbieten, mitzukommen.

Ursachen von Essattacken

Wir wissen nicht genau, was Essstörungen und andere Essstörungen verursacht. Sie haben allerdings ein höheres Risiko, eine Essstörung zu bekommen, wenn folgende Faktoren zutreffen:

  • Sie oder ein Mitglied Ihrer Familie litten in der Vergangenheit an Essstörungen, Depressionen oder Alkohol- oder Drogenabhängigkeit
  • Sie wurden für Ihre Essgewohnheiten, Ihre Figur oder Gewicht kritisiert
  • Sie sind übermäßig besorgt, schlank zu sein, insbesondere wenn Sie auch unter dem Druck der Gesellschaft oder ihres Jobs stehen – zum Beispiel Balletttänzer, Models oder Sportler
  • Sie haben Angst, ein geringes Selbstwertgefühl, eine obsessive Persönlichkeit oder sind ein Perfektionist
  • Sie wurden sexuell missbraucht

Behandlung für Essattacken

Mit der richtigen Behandlung und Unterstützung erholen sich die meisten Menschen von Essstörungen, aber es kann einige Zeit dauern. Die Binge-Eating-Störung verursacht häufig Gewichtszunahme (wenn auch nicht immer), was zu anderen Gesundheitsproblemen führen kann. Sie sollten nicht versuchen, während der Behandlung eine Diät zu machen, da dies die Essattacken verschlimmern kann.

Die Behandlung einer Binge-Eating-Störung kann am besten durch eine multidimensionale Herangehensweise erfolgen. Hier sind einige bewährte Methoden:

  1. Psychotherapie: Die kognitive Verhaltenstherapie (CBT) hat sich als wirksame Methode zur Behandlung von einer Binge-Eating-Störung erwiesen. In der CBT lernen Sie, dysfunktionale Gedanken und Verhaltensweisen zu identifizieren und zu ändern, die zu den Essanfällen führen. Der Fokus liegt auf der Entwicklung gesunder Bewältigungsstrategien für negative Emotionen und Stress. Eine andere wirksame psychotherapeutische Methode ist die interpersonelle Psychotherapie (IPT), die sich auf die Verbesserung der zwischenmenschlichen Beziehungen und die Bewältigung von Konflikten konzentriert.
  2. Pharmakotherapie: Obwohl keine spezifischen Medikamente zur Behandlung einer Binge-Eating-Störung zugelassen sind, können bestimmte Medikamente in einigen Fällen hilfreich sein. Antidepressiva wie selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) können die Stimmung stabilisieren und das Verlangen nach Essen verringern. Die Verwendung von Medikamenten sollte jedoch in Absprache mit einem Facharzt erfolgen.
  3. Ernährungsberatung: Eine individuelle Ernährungsberatung kann dazu beitragen, gesunde Essgewohnheiten zu entwickeln und einen ausgewogenen Ernährungsplan zu erstellen. Der Schwerpunkt liegt auf der Förderung eines normalen Essverhaltens, der Vermeidung von Restriktionen und der Erhöhung des Bewusstseins für Hunger- und Sättigungssignale.
  4. Unterstützungsgruppen: Die Teilnahme an Selbsthilfegruppen oder therapeutischen Gruppen kann eine wertvolle Ergänzung zur individuellen Therapie sein. Durch den Austausch mit anderen Menschen, die ähnliche Erfahrungen machen, können Sie Unterstützung, Verständnis und praktische Ratschläge erhalten.
  5. Stressmanagement-Techniken: Da Stress ein möglicher Auslöser für Essanfälle sein kann, ist es wichtig, effektive Stressbewältigungstechniken zu erlernen. Entspannungsübungen wie Meditation, Atemtechniken und progressive Muskelentspannung können helfen, Stress abzubauen und die Wahrscheinlichkeit von Essanfällen zu reduzieren.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Wirksamkeit der Behandlung von Binge-Eating von individuellen Faktoren abhängt. Eine umfassende Bewertung und eine maßgeschneiderte Behandlungsplanung sind daher von großer Bedeutung. Konsultieren Sie einen qualifizierten Gesundheitsdienstleister, um eine genaue Diagnose zu erhalten und die geeignetsten Behandlungsoptionen zu besprechen.

Wie lange dauert in der Regel eine Behandlung mit psychotherapeutischen Methoden?

Die Dauer der Behandlung einer Binge-Eating-Störung mit psychotherapeutischen Methoden kann variieren und hängt von mehreren Faktoren ab. Diese umfassen die Schwere der Essstörung, individuelle Bedürfnisse und Fortschritte während der Behandlung sowie die Art der psychotherapeutischen Methode, die angewendet wird.

In der Regel umfasst die psychotherapeutische Behandlung von Binge-Eating eine bestimmte Anzahl von Sitzungen, die regelmäßig stattfinden. Eine häufig verwendete Methode ist die kognitive Verhaltenstherapie (CBT), die normalerweise zwischen 16 und 20 Sitzungen umfasst. Die Behandlung kann wöchentlich oder in einem anderen festgelegten Intervall stattfinden.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Behandlungsdauer individuell angepasst werden sollte und von verschiedenen Faktoren abhängt. Einige Menschen können von einer kürzeren therapeutischen Intervention profitieren, während andere eine längere Behandlung benötigen. Zusätzlich zur eigentlichen Behandlungssitzung kann es auch erforderlich sein, Zeit für die Umsetzung der erlernten Fähigkeiten im Alltag einzuplanen.

Es ist ratsam, mit einem qualifizierten Therapeuten zusammenzuarbeiten, der auf die Behandlung von Essstörungen spezialisiert ist, um eine genaue Einschätzung Ihrer individuellen Situation vorzunehmen und eine angemessene Behandlungsplanung vorzunehmen. Der Therapeut kann Ihnen auch eine bessere Vorstellung von der erwarteten Dauer der Behandlung geben, basierend auf Ihren spezifischen Bedürfnissen und Fortschritten.

Neben der kognitiven Verhaltenstherapie (CBT) gibt es auch andere psychotherapeutische Methoden, die häufig zur Behandlung von Binge-Eating-Störungen eingesetzt werden. Zu den wichtigsten gehören:

  1. Dialektisch-behaviorale Therapie (DBT): DBT ist eine Form der Psychotherapie, die ursprünglich zur Behandlung von Borderline-Persönlichkeitsstörung entwickelt wurde, aber auch bei Binge-Eating Anwendung findet. Sie kombiniert Elemente der kognitiven Verhaltenstherapie mit Achtsamkeitspraktiken. DBT zielt darauf ab, dysfunktionales Verhalten zu reduzieren, Emotionsregulation zu fördern und zwischenmenschliche Fähigkeiten zu verbessern.
  2. Psychodynamische Therapie: Diese Form der Psychotherapie zielt darauf ab, unbewusste psychische Konflikte und Muster, die zu den Essanfällen führen, aufzudecken und zu bearbeiten. Durch die Erforschung der Vergangenheit und der emotionalen Zusammenhänge sollen tiefer liegende psychologische Ursachen der Essstörung aufgedeckt und verstanden werden.
  3. Gruppentherapie: Gruppentherapie kann eine wertvolle Ergänzung zur individuellen Psychotherapie sein. In einer Gruppe haben Sie die Möglichkeit, sich mit anderen Menschen auszutauschen, die ähnliche Erfahrungen machen. Der Austausch von Geschichten, das Teilen von Bewältigungsstrategien und das Erhalten von Unterstützung und Verständnis können eine positive therapeutische Wirkung haben.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Wirksamkeit der verschiedenen psychotherapeutischen Methoden individuell variieren kann. Die Wahl der Methode hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der spezifischen Bedürfnisse und der Vorlieben des Einzelnen. Eine gründliche Diagnose und eine individuelle Behandlungsplanung durch einen qualifizierten Therapeuten, der auf Essstörungen spezialisiert ist, sind daher entscheidend, um die bestmögliche Behandlung für Binge-Eating zu gewährleisten.

Welche Rolle spielt die Ernährungsberatung bei der Behandlung von Binge-Eating?

Die Ernährungsberatung spielt eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Binge-Eating-Störungen. Sie zielt darauf ab, gesunde Essgewohnheiten zu fördern, das Verständnis für eine ausgewogene Ernährung zu verbessern und eine positive Beziehung zum Essen aufzubauen. Hier sind einige Aspekte, die die Ernährungsberatung bei der Behandlung von Binge-Eating berücksichtigt:

  1. Aufklärung über eine ausgewogene Ernährung: Die Ernährungsberatung vermittelt Informationen über die Bedeutung einer ausgewogenen Ernährung und hilft, verlässliche Informationen über Nahrungsmittel und Ernährungsgewohnheiten zu vermitteln. Dies umfasst die Förderung einer ausgewogenen Aufnahme von Makronährstoffen (Kohlenhydrate, Proteine, Fette), Mikronährstoffen (Vitamine, Mineralstoffe) und Ballaststoffen.
  2. Normalisierung des Essverhaltens: Menschen mit Binge-Eating neigen dazu, in Essanfälle zu verfallen und oft ein gestörtes Essverhalten zu haben. Die Ernährungsberatung unterstützt dabei, ein normales Essverhalten zu entwickeln, das auf Hunger- und Sättigungssignalen basiert. Dies kann beinhalten, regelmäßige Mahlzeiten und Snacks einzuplanen, bewusst zu essen und auf Hunger- und Sättigungsgefühle zu achten.
  3. Identifizierung von Essauslösern: Die Ernährungsberatung hilft dabei, spezifische Essauslöser zu identifizieren, die zu Essanfällen führen können, wie zum Beispiel bestimmte Lebensmittel, emotionale Stressoren oder Umgebungsfaktoren. Durch das Erkennen und Verstehen dieser Auslöser können Strategien entwickelt werden, um ihnen besser zu begegnen.
  4. Entwicklung von Bewältigungsstrategien: Die Ernährungsberatung unterstützt bei der Entwicklung gesunder Bewältigungsstrategien für Stress und negative Emotionen, die nicht mit dem Essen in Verbindung stehen. Dies kann die Förderung von alternativen Bewältigungstechniken wie körperlicher Aktivität, Entspannungsübungen oder sozialer Unterstützung umfassen.
  5. Individuelle Bedürfnisse und Ziele: Die Ernährungsberatung berücksichtigt die individuellen Bedürfnisse, Vorlieben und Ziele jeder Person. Es geht nicht darum, strenge Diäten oder Restriktionen zu empfehlen, sondern vielmehr darum, eine gesunde und nachhaltige Ernährung anzustreben, die zu einem positiven Verhältnis zum Essen und langfristigen Wohlbefinden führt.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Ernährungsberatung in der Behandlung von Binge-Eating in der Regel als Teil eines multidisziplinären Behandlungsansatzes erfolgt, der auch psychotherapeutische Interventionen umfasst. Die Zusammenarbeit mit einem qualifizierten Ernährungsberater oder Diätassistenten, der Erfahrung in der Arbeit mit Essstörungen hat, kann dabei helfen, eine individuelle Behandlungsstrategie zu entwickeln und die besten Ergebnisse zu erzielen.

Quellen

ddp


⊕ Dieser Beitrag wurde auf der Grundlage wissenschaftlicher Fachliteratur und fundierter empirischer Studien und Quellen erstellt und in einem mehrstufigen Prozess überprüft.

Wichtiger Hinweis: Der Beitrag beschäftigt sich mit einem medizinischen Thema, einem Gesundheitsthema oder einem oder mehreren Krankheitsbildern. Dieser Artikel dient nicht der Selbst-Diagnose und ersetzt auch keine Diagnose durch einen Arzt oder Facharzt. Bitte lesen und beachten Sie hier auch den Hinweis zu Gesundheitsthemen!

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