Forscher der Washington University School of Medicine in St. Louis haben bei der Überprüfung von Medikamenten, festgestellt, dass viele in den USA häufig verschriebene ältere und einige neuere antipsychotische Medikamente mit einem deutlich erhöhten Brustkrebsrisiko verbunden sind.
ÜBERSICHT
Antipsychotika und Brustkrebsrisiko
Antipsychotika werden für ein breites Spektrum von Erkrankungen verschrieben, darunter Depressionen, bipolare Störungen, Schizophrenie, Demenz und Autismus-Spektrum-Störungen.
Während bereits in früheren Studien Zusammenhänge zwischen der Einnahme von Antipsychotika und dem Brustkrebsrisiko aufgedeckt wurden, ist dies die erste Studie, die neuere Antipsychotika mit älteren Medikamenten vergleicht und untersucht, wie sich die Medikamente auf den Hormonspiegel von Prolaktin auswirken. Erhöhte Prolaktinwerte werden mit Brustkrebs in Verbindung gebracht.
Erhöhter Prolaktinspiegel
Prolaktin ist ein wichtiges Hormon, das in der Pubertät, in der Schwangerschaft und beim Stillen eine Rolle spielt. Viele Antipsychotika erhöhen jedoch den Prolaktinspiegel und können Nebenwirkungen wie Unregelmäßigkeiten des Menstruationszyklus, eine abnorme Produktion von Muttermilch und ein abnormales Wachstum des Brustgewebes hervorrufen.
Viele Frauen mit psychiatrischen Erkrankungen wie Schizophrenie und bipolaren Störungen nehmen jahrzehntelang Antipsychotika ein, die für die Kontrolle der Symptome unerlässlich sind.
Die Ergebnisse der Studie zeigen laut Dr. Tahir Rahman, Associate Professor für Psychiatrie, der Erstautor der Studie, dass sowohl ältere Antipsychotika als auch einige neuere Medikamente den Prolaktinspiegel und damit das Brustkrebsrisiko erhöhen.
Die Ergebnisse der vorliegenden Studie bestätigen die Ergebnisse einer kleineren europäischen Studie, in der Frauen und ihren Ärzten geraten wurde, zunächst Medikamente zu versuchen, die den Prolaktinspiegel nicht beeinflussen.
Die Autoren dieser Studie schließen sich diesem Rat an und sind der Meinung, dass Psychiater damit beginnen sollten, den Prolaktinspiegel bei ihren Patienten, die Antipsychotika einnehmen, zu überwachen.
Die Forscher teilten die Antipsychotika in drei Kategorien ein, basierend auf ihren nachgewiesenen Auswirkungen auf den Prolaktinspiegel.
Zur Kategorie 1 gehörten Medikamente, die mit hohen Prolaktinwerten in Verbindung gebracht werden. Zur Kategorie 2, die mittlere Auswirkungen auf den Prolaktinspiegel haben. Zur Kategorie 3 gehörten Medikamente mit geringerer Wirkung auf den Prolaktinspiegel.
Wahrscheinlichkeit von Brustkrebs
Die Forscher verglichen die Wirkungen aller drei Kategorien von Antipsychotika mit denen von Antikonvulsiva und Lithium, die ebenfalls häufig zur Behandlung psychiatrischer Störungen verschrieben werden.
Im Vergleich zu diesen Medikamenten war das relative Brustkrebsrisiko bei Frauen, die Medikamente der Kategorie 1 einnahmen, um 62 Prozent und bei Frauen, die Medikamente der Kategorie 2 einnahmen, um 54 Prozent erhöht, während Antipsychotika der Kategorie 3 nicht mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko verbunden waren.
Bestimmte Medikamente sind dafür bekannt, dass sie das Prolaktin erhöhen, erklärt Dr. Tahir Rahman von der Washington University School of Medicine, und bei Frauen, die diese Medikamente einnahmen, war die Wahrscheinlichkeit, an Brustkrebs zu erkranken, höher.
Die Forscher konnten jedoch kein erhöhtes Risiko bei Frauen feststellen, die Antipsychotika einnahmen, die den Prolaktinspiegel nicht erhöhen.
In Tierversuchen mit Mäusen kann Prolaktin zu einer Schwächung der zellulären Systeme beitragen, die verhindern, dass sich präkanzeröse Läsionen zu Brustkrebs entwickeln. Bei Menschen ist der Prolaktinspiegel bei Frauen, die in jüngeren Jahren mehrere Kinder bekommen haben, tendenziell niedriger als bei Frauen, die weniger Kinder haben oder damit warten, bis sie älter sind.
In der vorliegenden Studie, für die Daten aus den Jahren 2012 bis 2016 verwendet wurden, führte das Forscherteam eine retrospektive Beobachtungsstudie zum Brustkrebsrisiko bei Frauen im Alter von 18 bis 64 Jahren durch, die Antipsychotika einnahmen.
Die Daten stammten aus den Datenbanken IBM MarketScan und Multi-State Medicaid, die anonymisierte medizinische Informationen über mehr als 170 Millionen Menschen enthalten.
Die Ergebnisse der Studie wurden in dem Fachblatt Journal of Clinical Psychopharmacology veröffentlicht.
Quellen
vgt
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